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Menschen der Mobilität: Nikola Tesla, das Kind des Lichtes

Menschen der Mobilität Mensch Maschine Welt
geschrieben von Marinela Potor

Mobilität, vom Dampfschiff bis zur Weltraumstation, wäre nicht möglich, ohne die Menschen hinter diesen Ideen. Einige von ihnen sind Berühmtheiten, andere in Vergessenheit geraten. Doch ihre Erfindungen leben weiter und inspirieren die Welt der Mobilität bis heute. Genau deshalb möchten wir euch in loser Folge bedeutende „Menschen der Mobilät“ vorstellen. Den Anfang macht Nikola Tesla, dessen Leben genau so spannend war wie seine Entdeckungen.

Nikola Tesla wurde am 10. Juli 1856 während eines Gewitters in der ethnisch serbischen Gemeinde Smiljan (damals: Österreich-Ungarn; heute: Kroatien) geboren. Der Legende nach soll er just mit einem Blitz zur Welt gekommen sein, was seine Hebamme angeblich dazu veranlasst hat zu sagen: „Er wird ein Kind des Sturmes.“ Seine Mutter soll hingegen erwidert haben: „Nein, er wird ein Kind des Lichtes!“

Nikola Tesla

Bild: Napoleon Sarony [Public domain], via Wikimedia Commons

Ist die Natur eine gigantische Katze?

Ob dies nun ganz akkurat ist oder nicht, Nikola Tesla entdeckte tatsächlich als Kind seine Faszination für Elektrizität. Beim Streicheln seiner schwarzen Katze Macak fiel ihm plötzlich auf, wie die Haare der Katze abstanden und er hörte ein verdächtiges Knistern. In einem Brief schrieb er Jahrzehnte später dazu: Meine Mutter fand das charmant. „Hör auf mit der Katze zu spielen“, sagte sie, „er könnte glatt ein Feuer starten.“ Doch ich dachte abstrakter: „Ist die Natur eine gigantische Katze? Und falls das so ist: Wer streichelt ihr über den Rücken?“ Ich kann den Effekt, den diese wunderbare Nacht auf meine kindliche Fantasie hatte, nicht übertreiben. Jeden Tag habe ich mich seitdem gefragt: „Was ist Elektrizität?“


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Nikola Tesla konnte sich von der Mystik dieser für ihn geheimnisvollen Kraft der Natur ein Leben lang nicht mehr losreißen. Zum Gram seines Vaters, einem orthodoxen Priester. Dieser wollte, dass sein Sohn in seine Fußstapfen trat, musste sich aber irgendwann dem Willen der Natur geschlagen geben. Als Nikola Tesla als Jugendlicher sehr krank wurde und beinahe mehrmals gestorben wäre, versprach ihm sein Vater: „Von mir aus musst du kein Priester werden, sondern kannst Ingenieur werden – wenn du nur endlich wieder gesund wirst!“ Es ist nicht ganz klar, ob es dieses Versprechen oder einfach das hartnäckige Immunsystem war – aber Nikola Tesla wurde danach wirklich wieder gesund.

Musterstudent und Spielsucht

1875 begann er an der Kaiserlich-königlichen Technischen Hochschule in Graz zu studieren und glänzte im ersten Studienjahr durch Fleiß, Intelligenz und herausragende Leistungen. Das änderte sich aber drastisch im nächsten Semester. Er vernachlässigte sein Studium, vergeigte seine Prüfungen und konnte auch nicht mehr sein Schulgeld aufbringen. Einige sagen, ein Fachstreit mit seinem Physikprofessor sei der Anlass dafür gewesen. Andere glauben, dies sei vor allem seiner Spielsucht verschuldet. Eine Sucht, die er auch in seinem späteren Leben nie ganz besiegen konnte. Tesla wurde exmatrikuliert und hielt sich im Anschluss mit einfachen Jobs und mit Karten- und Billardspielen über Wasser.

Dieser Kreislauf aus Erfolg und (zum Teil selbst verschuldeter) Niederlage, gepaart mit einer exzentrischen Persönlichkeit, sollte fortan sein ganzes Leben bestimmen.

Der Stromkrieg

1884 wanderte er in die USA aus und wurde später auch US-Staatsbürger. Wenige Tage nach seiner Ankunft begann er in der Firma seines Erfinder-Kollegen Thomas Edison, der Edison Machine Works, als Elektroingenieur zu arbeiten. Angeblich hatte Edison ihm eine hübsche Summe von 50.000 US-Dollar (heute in etwa: 1 Millionen US-Dollar) versprochen, die Tesla aber nie bekam. Höchstwahrscheinlich waren die bestimmende Persönlichkeit von Edison und der leicht skurrile Eigenbrötler Tesla aber auch kein ideales Team. So hängte Tesla nach seinem ersten Projekt die Stelle bei Edison an den Nagel und begann seine Karriere als Gründer.

Gemeinsam mit dem Investor George Westinghouse begann Nikola Tesla 1888 schließlich seine Forschung am mehrphasigen Wechselstrom – die Entwicklung, die ihm bis heute einen Platz in den Physikbüchern dieser Welt garantiert. Denn während heute die ganze Welt Wechselstrom nutzt, gab es damals zwei konkurrierende Konzepte. Neben der Nutzung von Wechselstrom propagierte vor allem Edison den Gleichstrom. Doch schon recht früh war klar, dass Gleichstrom für eine Nutzung auf großen Distanzen das schlechtere System war. Dennoch begann Edison eine wahre Hetzkampagne gegen Tesla und Westinghouse. Edison ging sogar so weit, einen Elefanten öffentlich durch einen (Wechsel-)Stromschlag zu töten. Nur um zu zeigen, wie gefährlich Wechselstrom angeblich sei.

All das nutzte jedoch letzten Endes nicht viel: Westinghouse und Tesla sowie das Wechselstrom-System gewannen diesen Stromkrieg und Nikola Tesla schien ein gemachter Mann. Er verkehrte in New Yorks High Society und lebte auf großem Fuß. Unter anderem soll er angeblich die Angewohnheit gehabt haben, seine teuren Krawatten und Lederhandschuhe nur eine Woche lang zu tragen und diese danach wegzuschmeißen. Doch es steckte auch ein gewisser Gründergeist in Teslas teurem Lebensstil: Denn unter den Reichen und Wohlhabenden warb er um Investoren für seine vielen Ideen und Erfindungen.

Nikola Tesla und die „Weltenergie“

Viele davon drehten sich um Funkübertragungen, Laser, Röntgenstrahlung, Radar und – natürlich – der kabellosen Übertragung von Energie, seiner großen Leidenschaft. Tesla erfand auch die berühmte Teslaspule, ein Transformator zur Erzeugung von Hochspannung.

Insgesamt feilte Nikola Tesla 700 Patente und konnte mit seinen Ideen immer wieder Investoren überzeugen. Allerdings musste er auch stets neue Verluste einstecken. Viele seiner Projekte wurden – mitunter aufgrund seiner schwierigen Persönlichkeit – nie beendet. Investoren entzogen ihm das Geld und sein teurer Lebensstil und die immer wieder aufflammende Spielsucht taten ihr Übriges. Hinzu kamen auch einige Schicksalsschläge. Nachdem sein Labor in New York abgebrannt war, baute er 1899 ein Labor in Colorado Springs auf. Bei einem Experiment brannte der Generator der örtlichen El Paso Electric Company durch, sodass die gesamte Stadt tagelang ohne Strom auskommen musste.

In diesem Labor glaubte Tesla, ein Welt-Energie-System gefunden und sogar Signale aus dem All empfangen zu haben. Einige vermuten heute, dass Tesla möglicherweise die Signale seines Konkurrenten Guglielmo Marconi abgefangen hatte, der in seinem Amerika-Europa-Experiment das Funksignal Punkt/Punkt/Punkt (der Buchstabe „S“) über den Atlantik zu schicken versuchte. Doch Tesla hielt an seiner Idee der universellen Energie fest, und wollte dies in seinem nächsten Projekt, dem Wardenclyffe Tower, belegen. Dafür konnte er den Bankier J.P. Morgan als Investor gewinnen.

Dieser wusste allerdings nicht genau, was Tesla vorhatte. J.P. Morgan hatte Tesla nämlich eigentlich beauftragt, in Konkurrenz zu Marconi eine eigene Funkmethode zu entwickeln, um Börsennachrichten aus Europa schneller empfangen zu können. Als er herausfand, dass Nikola Tesla mit dem 57 Meter hohen Turm eigentlich weltweite Vibrationen empfangen wollte, stoppte er 1905 schließlich das Projekt. Nicht nur, weil Teslas Ideen exzentrisch klangen. Zu diesem Zeitpunkt war es Marconi endlich gelungen, sein „S“ über den Atlantik zu schicken und so konnte Marconi Investorengelder an Land ziehen, während sich die Öffentlichkeit über Tesla lustig machte und die Presse den Wardenclyffe Tower als „Betrug“ bezeichnete.

Der Taubenmann

Von diesem persönlichen und finanziellen Rückschlag konnte Tesla sich nie wieder so richtig erholen. Er zog sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück und wurde zunehmend exzentrischer. So war eine seiner Hauptbeschäftigungen in den letzten Jahren seines Lebens, die Tauben in den Parks von New York zu füttern und zu pflegen. Eine weiße Taube hatte es ihm dabei besonders angetan und er sagte: „Mein Leben hat so lange eine Bedeutung wie diese Taube existiert“. Er starb tatsächlich kurz nach dem Tod dieser besagten Taube.

Am 7. Januar 1943 verstarb Nikola Tesla allein in seinem Zimmer des New York Hotels. Die Urne mit seiner Asche wird seit 1952 im Nikola Tesla Museum in Belgrad aufbewahrt.

Nikola Tesla war bis an sein Lebensende davon überzeugt, dass es möglich sei, eine Art frei zugänglicher Übertragung von Energie auf der ganzen Welt zu schaffen. Leider brachte diese Fixierung auf die Weltenergie Nikola Tesla auch nach seinem Tod den Ruf eines verrückten Wissenschaftlers ein. Und obwohl er es war, der das noch heute weltweit genutzte Wechselstromsystem entwickelte, wurde sein Widersacher Thomas Edison als DER Erfinder seiner Zeit gefeiert. Tesla geriet in Vergessenheit.

Die Welt erinnert sich

Erst in den 1960er Jahren begann sich die Welt der Wissenschaft wieder an Nikola Tesla zu erinnern. Seit den 1990er Jahren ist er auch in der breiten Öffentlichkeit wieder bekannter geworden. Über ihn sind mehrere Filme gedreht worden und gleich zwei erfolgreiche Elektro-Startups, Nikola Motor Company und natürlich Tesla, sind nach dem exzentrischen Erfinder mit Gründergeist benannt worden.

Doch auch in der Popkultur fand Nikola Tesla zum Teil seltsamen Einklang. Auch das wollen wir euch nicht vorenthalten, weil weil wir solche zufälligen Fakten einfach lieben. So ist bei Star Trek ist ein Raumschiff nach Nikola Tesla benannt worden, das USS Tesla (Nebula-Klasse). Auch eine Heavy Metal Band aus den USA schöpfte Inspiration vom Erfindergeist Teslas und nannte sich selbst „Tesla, the Band“. Nach Nikola Tesla ist – wohl aufgrund der elektrifizierenden Beats – ein Subgenre des Steampunk benannt: Teslapunk.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

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