Reisen ist schlecht fürs Klima? Nicht unbedingt. Vor allem, wenn das Hotel nachhaltig – und autark – aufgestellt ist. Wie das geht, zeigen zwei Off-Grid-Hotels aus Norddeutschland.
Mobilität ist überall. Zumindest in den Ballungszentren und Großstädten. Zu jeder Zeit könnt ihr euch ein Auto mieten, in die Bahn steigen, ein Taxi rufen oder habt vor Ort ein Carsharing-Angebot. Immer öfter auch elektrisch. Doch wie sieht es auf dem Land aus?
Oder gar im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern? Wie kommen Menschen dort von A nach B? Und vor allem: Wie kommen sie zu den Hotels und von dort zu weiteren Ausflugszielen? Und – geht das auch nachhaltig? Ich habe ja bereits das Konzept erläutert, wie Hotels mit E-Mobilität neue Gästesegmente erschließen können.
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Zwei, die das verstanden haben und richtig nachhaltig in der Praxis entwickeln, sind: Dirk Klein, CDO vom Hotel Haffhus im Seebad Ueckermünde am Stettiner Haff und Uta Janbeck, Inhaberin von Janbeck’s Fairhaus, einer klimaneutralen Pension an der Ostsee kurz vor Dänemark.
Strom? Solaranlage! Wärme? Holzschnitzel!
Dirk Klein hat sein Hotel vom Stromnetz genommen und bezahlt keine EEG-Umlage mehr. Den Strom erzeugt er mit einer Fotovoltaikanlage. Die leistet 150 Kilowatt Peak. Das ist die elektrische Leistung von Solarzellen. Mit Watt Peak bezeichnet man die von Solarmodulen abgegebene elektrische Leistung unter Standard-Testbedingungen.
Neben der Solaranlage hat Dirk Klein ein Blockheizkraftwerk, das mit Holzhackschnitzel betrieben wird und Holzgas erzeugt. Damit wird ein Motor angetrieben, der als Generator dient und wiederum Strom erzeugt. Die Abwärme des Motors wird als Wärme gewonnen. Das Blockheizkraftwerk macht ein Drittel Strom und zwei Drittel Wärme.
Mit einer Wärmepumpe, die eine Leistung von 50 Kilowatt hat, wird von Mai bis September Wärme durch Sonnenenergie erzeugt. Ein Batteriespeicher mit 500 Kilowatt Speicherkapazität sorgt dafür, dass auch nachts das Licht brennt.
Zum Nachhaltigkeitsplan im Hotel Haffhus gehört auch die Frage: Wie kommen die Gäste ins Hotel? Dafür stellt Dirk Klein eine E-Auto-Flotte bereit. Obwohl es zum Hotel eine gute Bahnanbindung gibt, schafft es der ÖPNV in den nächsten Jahren nicht, die Mobilität der Gäste auch nach der Ankunft zu regeln, erklärt Klein.
„Wir müssen selbst aktiv werden. Das heißt wir müssen dem Gast vor Ort die Möglichkeit geben mobil zu sein. Es soll in die Richtung gehen, dass wir sagen, lieber Gast, nutze die Mobilität, die zu dir passt, die zum Wetter passt und du brauchst zu uns nicht mit dem Auto anreisen. Der Gast kann entscheiden wie er sich fortbewegen will: normales Fahrrad, E-Bike, E-Roller, Spaß-Segway oder Elektroauto.“
Warum sollte wertvolles Trinkwasser ins Klo?
Auch Uta Janbeck, Inhaberin von Janbeck’s Fairhaus erzeugt Strom und Wärme selbst und völlig autark.
Sie und ihr Mann sind außerdem der Meinung, dass Trinkwasser nicht für die Toilettenspülung verwendet werden sollte. Deshalb betreiben sie eine eigene Kläranlage. In großen Schilfbeeten werden alle Abwässer geklärt und für die Toilettenspülung wieder verwendet.
Auf dem Dreiseithof steht auch ein Niedrigenergiehaus. Das heißt, das Haus ist besonders gut gedämmt und lässt keine Wärme nach außen. Es verfügt über eine gute Be- und Entlüftung. Das ist wichtig, damit kein Schimmel entsteht. Und darauf befindet sich eine Fotovoltaikanlage mit 13,8 Kilowatt Peak.
Tesla sponserte Ladestation
Zudem ist das Janbeck’s Fairhaus Tesla Destinationpartner. Die Firma Tesla hat irgendwann mal die Hotels aufgerufen sich zu bewerben. Man bekommt von Tesla eine Ladeinfrastruktur gesponsert und muss den Strom zur Verfügung stellen.
Uta und ihr Mann tanken ihren eigen-erzeugten Strom und stellen diesen über die Ladesäule auch anderen E-Auto-Fahrer zur Verfügung. Da ihre Anlagen mehr Strom erzeugen, als sie benötigen, speichern sie den produzierten Strom in einer Gabelstaplerbatterie.
Außerdem können die Mitarbeiter in Janbeck’s Fairhaus auf die E-Autos zugreifen und sie für den Arbeitsweg nutzen.
Nur wenn man es will, klappt es
Uta Janbeck und Dirk Klein zeigen sehr anschaulich und erprobt, wie Nachhaltigkeit im Hotel funktionieren kann. Gerade in ländlichen Regionen ist das Off-Grid-Konzept in Kombination mit E-Mobilität eine große Chance für Hotels, um neue Gästekreise zu erschließen. Die beiden haben das Thema durchdacht und umgesetzt. Das muss man auch wollen, sonst funktioniert es nicht.
Die vollständigen Interviews mit Dirk Klein und Uta Janbeck kannst du auf dem Podcast von Valerie nachhören.
„Zwei Hotels aus Mecklenburg-Vorpommern machen vor, wie das klappt. (Foto: Janbacks Fairhaus“
Schaut bitte mal auf eine Landkarte. Janbeck’s Fairhaus findet man im Kreis
Schleswig-Flensburg (Schleswig-Holstein).
Hallo Frank!
Das hast du aber mit Argusaugen gesichtet, danke für den netten Hinweis! Natürlich ist Janbecks Fairhaus nicht in Mecklenburg-Vorpommern, sondern in Schleswig-Holstein. DA ist das Hotel Haffhus 😀 Das Mecklenburg-Vorpommern ist uns da also eindeutig an die falsche Stelle gerutscht. Denn wie du aus dem eigentlichen Text auch erkennen kannst, haben wir schon auf die Landkarte geguckt, wo die Hotels sind 😉 Danke also für den Kommentar, das haben wir natürlich korrigiert!