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Fürs Chillen bezahlt: Göteborg vergibt coolsten Mobilitäts-Job der Welt

Entspannen Füße aus dem Autofenster baumeln lassen
Entspannen und dafür Geld verdienen - diesen Traumjob kannst du gerade in Schweden abstauben. (Foto: Pixabay / Greyerbaby)
geschrieben von Marinela Potor

Stellenbeschreibung: „Keine Aufgaben oder Verantwortung. Was der Angestellte tun möchte, wird als Arbeit angesehen.“

„Ewige Anstellung“ – unter dieser Überschrift wird in der schwedischen Stadt Göteborg derzeit der wahrscheinlich coolste Mobilitäts-Job der Welt ausgeschrieben. Bewerbungen dürfen aus aller Welt kommen!

Volle Bezahlung fürs Chillen

Geboten: Eine gesicherte Vollzeitstelle auf Lebenszeit, Anspruch auf Urlaub, Rentenzuschuss und ein stabiles Einkommen. Gesucht: Eine Person, die nichts tun muss.


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In der Stellenausschreibung heißt dies „Anti-Leistung“ und wird als eine Art Arbeitsleben im Leerlauf beschrieben:

Eine einzige Person, ohne Skript, ohne Höhepunkt, ohne Steigerung. Für immer!

Egal, was du tust – es wird als Arbeit gewertet

Das ist wirklich kein Scherz.

Alles, was dieser Ewige Angestellte tun muss, ist pünktlich in der U-Bahn-Station Korsvägen in Göteborg erscheinen. Was diese Person dann dort tun möchte, bleibt völlig ihr überlassen.

Ewiger Angestellter Korsvägen Göteborg Skizze U-Bahn-Station

Das wäre der Arbeitsplatz des „Ewigen Angestellten“ (Foto: Screenshot / Public Art Agency Sweden)

Egal, ob du also mit Passanten sprichst, Zeitung liest oder acht Stunden lang deinen Instagram-Feed anschaust – all das wird automatisch als Arbeit gewertet und bezahlt!

Dafür wurde eine Art Fonds ins Leben gerufen. Derzeit befinden sich dort umgerechnet etwa 140.000 Euro, die aber über die Zeit aufgestockt werden sollen.

Möchte ein Angestellter vor dem Ablauf der Lebenszeit (die Stelle ist genau genommen für 120 Jahre ausgeschrieben) aufhören oder in Rente gehen, wird die Stelle neu besetzt.

Der Ewige Angestellte soll damit Teil der urbanen Zukunftsvision von Göteborg werden. Die Stadt macht sich nämlich gerade fit für die mobile Zukunft.

Aus Autostadt wird Spaßkultur

Eigentlich ist Göteborg – Schwedens zweitgrößte Stadt nach Stockholm – die Heimatstadt des Autobauers Volvo. Sie ist traditionell von der Schifffahrt und der Industrie geprägt. Die Bevölkerung wächst konstant und damit auch das Transportproblem.

Deshalb hat Göteborg in den vergangenen Jahrzehnten ganz bewusst den Wandel von einer Arbeitsstadt zu einer Freizeitstadt vollzogen.

Sie hat viel in Kultur, Kunst und Unterhaltung investiert. So sind hier neue Museen entstanden, Künstler werden zu Konzerten geladen und die Stadt bemüht sich insgesamt sehr darum, sich international einen Namen in Sachen Spaßkultur zu machen.

So ist Göteborg mittlerweile weltweit für solche kulturellen Meilensteine wie das örtliche „Super Size Shrimp Sandwich“ bekannt.

Zu so einer lebenswerten Stadt gehört für Göteborg aber neben kulinarischen Besonderheiten ganz dringend auch: weniger Autos und mehr ÖPNV. Einwohner sollen bequem und ohne eigenen PKW durch die Stadt kommen können. Dazu wird aktuell zum Beispiel auch das U-Bahn-Netz ausgebaut.

Die U-Bahn-Station Korsvägen aus der Stellenausschreibung ist mit ihrer zentralen Lage daher auch irgendwie auch der Kern dieser lebenswerten Stadt.

Denn genau hier, wo alle Wege in Göteborg zusammenlaufen, soll es eine Person geben, die diese neue urbane Vision einer glücklichen und tiefenentspannten Stadt repräsentieren soll: der Ewige Angestellte.

Ewiger Angestellter repräsentiert Lebensfreude der Stadt

So spricht die Stellenbeschreibung auch davon, dass Reporter aus aller Welt anreisen und diesen Angestellten als Vertreter dieser Vision interviewen sollen. Idealerweise soll der Ewige Angestellte also stellvertretend für den frohen Lebensstil der Stadt stehen.

Wenn jemand künftig von faulen Angestellten spricht, soll er zum Beispiel sagen: „Du arbeitest so, als wärst du in Korsvägen.“

Mit einer Prise Humor sollte man all dies auch wirklich nehmen. Selbst wenn die Stellenausschreibung echt ist, steckt dahinter auch ein künstlerisches Projekt der Public Art Agency Sweden.

Was die Agentur genau damit bezweckt, ist unklar. Doch, so viel lässt sich dem Stellen-Text schon entnehmen, es soll uns wahrscheinlich zum Nachenken anregen … über die Zukunft unserer Städte, über aktuelle Arbeitsmodelle, über das, was wir mit unserer Lebens- und Arbeitszeit anstellen wollen und über das, was die Leichtigkeit des Seins wirklich bedeuten könnte.

Wie man das konkret als Ewiger Angestellter umsetzen soll, werden wir aber wohl erst in ein paar Jahren sehen.

Da die Korsvägen-Station voraussichtlich erst 2026 fertiggestellt wird, ist das aktuelle Gesuch natürlich auch nicht die endgültige Ausschreibung. Diese soll erst einige Monate vor der Einweihung der Station veröffentlicht werden.

Den derzeit vorliegenden Text hat die Dichterin Lina Ekdahl verfasst. Da kann man nur hoffen, dass die endgültige Stellenausschreibung genauso gut klingen wird wie die aktuelle Version!

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

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