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Hyperloop-Tunnel mit Model X
GREEN

Aus „Hyperloop“ wird Autotunnel: Will Elon Musk uns verarschen?

Marinela Potor
Aktualisiert: 28. Mai 2019
von Marinela Potor
Aus dem großen Hyperloop-Versprechen wurde DAS! (Foto: Screenshot / The Boring Company)
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Elon Musk sagt: „Weil es einfach ist und funktioniert.“ Andere sagen: Das Projekt „Loop“ in L.A. war ein Scam. Was stimmt?

Elon Musk hatte eine große Vision.

Zum einen wollte er einen Hyperloop zwischen US-amerikanischen Städten bauen. Der Hyperloop ist ein ultraschneller Vakuum-Zug, der den öffentlichen Transport komplett revolutionieren sollte.

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In dieses Konzept eingebunden sah Elon Musk auch die kalifornische Stadt Los Angeles. Hier sollte ein unterirdisches „personalisiertes Massen-Transportsystem“ entstehen, das zwar kein Hyperloop werden sollte, aber dennoch eng mit Elon Musks Hyperloop-Vision verbunden war.

Es sollten tausende von Kilometern an Tunnelsystemen mit noch nie dagewesenen Transportmitteln gebaut werden und langfristig sollten die Tunnel in Los Angeles mit den Hyperloop-Systemen verbunden werden.

Da man für ein solch unterirdisches System einen Tunnel braucht, sollte dies Elon Musks Bohr-Unternehmen, The Boring Company, übernehmen.

Das war 2017. Danach ging´s bergab.

Von Anfang an gab es Abstriche

Schon bei der ersten Testfahrt vor sechs Monaten kam der Verdacht auf, dass die große Vision, die Musk hatte, wohl so nicht umgesetzt werden würde. Denn die Testfahrt hatte nicht mehr viel mit der ursprünglichen Loop-Idee für L.A. zu tun.

Anstatt eines ultramodernen Transportsystems mit coolen unterirdischen Pods sah die Öffentlichkeit Fahrzeuge auf Schienen in einem halbfertigen Tunnel, der alles andere als Loop-tauglich aussah.

Musk sagte dazu, er wolle verschiedene neuartige Fahrzeuge für Frachten, Privattransport und ÖPNV auf elektrische „Kufen“ stellen und so – mit geringen Reibungsverlusten und damit sehr windschnittig – unterirdisch viele Menschen durch die Stadt transportieren.

Es gab aber weder ausgefallene Fahrzeuge noch besonders fortschrittliche Fahrbahnen. Stattdessen sah man, wenn man ganz ehrlich ist, einen Tesla Model X auf einer Art Rodelbahn.

Damit wollte Elon Musk 16.000 Personen pro Tag transportieren. Das klingt erstmal viel. Bis dann der Direktor des Transportmuseums in Budapest das Ganze erstmal in Relation brachte.

Dear @elonmusk! Metro line 3 in Budapest has a train per every 150 sec in peak hours, capacity is 28200 ppl per hour. To provide this capacity with 5-seat cars, you would need 3 Teslas in every 2 seconds (94 cars/min). How is this is an innovation and not a scam? https://t.co/GCF0yVBrsF

— Dávid Vitézy (@vitdavid) December 19, 2018

Eine einzige U-Bahn-Linie in Budapest kann 28.200 Fahrgäste transportieren – pro Stunde!

Nun gut, dachten sich hier viele. Vielleicht pimpt Elon Musk das Konzept mit dem Model X ja noch und bringt letztlich den versprochenen Bus für den Massentransport. Angesichts der Tatsache, dass der ÖPNV in L.A. katastrophal ist, ist selbst ein unterirdischer Bus auf Kufen ja vielleicht ganz interessant.

Konzepte können sich ja ändern und die Hoffnung war, dass Elon Musk doch noch irgendwie seine Zukunftsvision der unterirdischen Pods umsetzen würde. Bis wir dann vor einigen Tagen das nächste Ergebnis der Loop vorgeführt bekamen.

Was war das denn???

The Boring Company stellte es in einem Video vor.

Wanna race? pic.twitter.com/zDNpdsdHaM

— The Boring Company (@boringcompany) May 24, 2019

Jetzt ist klar: Was mal als großes Versprechen von innovativen Tunneln und Hyperloop-Verbindungen begonnen hat, ist jetzt zu einem einspurigen Autobahntunnel verkümmert.

Was ist daran innovativ? Wir wissen es ehrlich gesagt auch nicht.

Es ist ein Tunnel. Für Autos. Auf Rädern. Ah ja! Was The Boring Company da gemacht hat, ist schlicht und einfach booooring (zu deutsch: stinklangweilig)!

Es stimmt natürlich, dass Fahrzeuge schneller sind, wenn die Fahrbahn nur für sie gedacht ist. Das ist die Hauptbotschaft, die man aus dem Demo-Video mitnehmen kann.

Diese Erkenntnis ist aber uralt und wird in zahlreichen Städten dieser Welt mit speziellen Fahrbahnen für Busse oder Trams schon erfolgreich umgesetzt. Dafür braucht man sicherlich keinen Tunnel.

Auch wenn Elon Musk davon spricht, dass dieser Tunnel mehrere Ebenen haben soll und somit unterirdisch mehr Platz bietet als eine begrenzte Straßenfläche.

Ohne jetzt wieder auf den U-Bahnen herumreiten zu wollen, aber auch das ist nichts Neues!

Zumal: Besonders einfach, praktisch, nachhaltig oder kostengünstig ist es jetzt auch nicht für eine Stadt, hunderte neuer Tunnelsysteme zu bohren.

Es sei denn, das war von Anfang an Musks Plan, um so mehr Aufträge für The Boring Company hereinzuholen…

Große Klappe, nichts dahinter?

Weil sich sehr viele Menschen über den tiefen Fall der ursprünglichen Idee wunderten, erklärte Elon Musk sich auf Twitter:

This is simple and just works

— Elon Musk (@elonmusk) May 24, 2019

„Es ist einfach und funktioniert.“ Sorry, Elon, das kaufen wir dir nicht ab!

Ob es jetzt ein waschechter Betrug war – wie einige sagen – oder eher in die Kategorie „große Klappe, nichts dahinter“ fällt, ist schwer zu beurteilen. Aber ganz ehrlich: Das war ein Satz mit X.

Etwas Positives bleibt

Auch mit anderen Projekten von The Boring Company sieht es nicht gut aus. Im US-Bundesstaat Virginia wurden alle Hyperloop-Pläne erstmal begraben, nachdem man das Ergebnis in L.A. gesehen hatte.

Was immerhin als positiver Effekt bleibt: Elon Musk hat mit seiner Idee von unterirdischen Tunneln viele Menschen, Wissenschaftler und Ingenieure inspiriert, die nun weltweit an der Umsetzung des großen Hyperloop-Konzeptes arbeiten.

In Toulouse baut zum Beispiel das Unternehmen Hyperloop TT die erste Passagier-Kapsel für den Tunnel. Diese soll noch in diesem Jahr getestet werden.

Hinweis: Dieser Artikel wurde nachträglich angepasst, um die Trennung zwischen Hyperloop und dem „Loop“-Projekt in L.A. deutlicher zu machen. Hyperloop und The Loop nutzen verschiedene Technologien, sollten aber in einem Gesamtkonzept miteinander verbunden werden. 

Zum Weiterlesen

  • Hyperloop für Dummies (und Nicht-Ingenieure)
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