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Kumpan: Drei Brüder aus Remagen greifen mit E-Retro-Rollern Kultmarke Piaggio an

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Die drei "Kumpan-Brüder", Daniel, Philipp und Patrick Tykesson (v.l.n.r) nehmen es mit Piaggio auf. (Foto: E-Bility GmbH)
geschrieben von Marinela Potor

Ja, es gibt neben den umstrittenen E-Scootern auch noch andere E-Roller auf deutschen Straßen, die E-Motorroller, wie etwa von Kumpan Electric. Die Fahrzeuge des Unternehmens aus Remagen werden einzeln per Hand in Deutschland gefertigt – und können es sogar in einem David-gegen-Goliath-Streit mit der italienischen Kultmarke Piaggio aufnehmen.

Wenn man an innovative Orte in Deutschland denkt, fällt einem wahrscheinlich nicht direkt Remagen ein. Doch genau aus dieser Stadt aus der Nähe von Bonn kommt ein erfolgreiches E-Motorroller-Unternehmen, die E-Bility GmbH.

Unter der Marke Kumpan vertreibt das Start-up Elektroroller im Retro-Look. Genau das hat sogar zu einem dramatischen Showdown mit der italienischen Roller-Kultmarke Piaggio (Vespa) geführt. Doch der Reihe nach.

Drei Brüder mit einer Zukunftsvision

Die Geschichte beginnt genau genommen 2010, als die drei Brüder Philipp, Daniel und Patrik Tykesson die E-Bility GmbH in Remagen gründen. Damals war Elektromobilität eine absolute Randerscheinung. Doch schon damals war den Tykesson-Brüdern klar, „dass der E-Mobilität die Zukunft gehören würde“, wie Patrik Tykesson es in einem Interview mit Startupvalley erklärt.

Das Ziel der Gründer war es, einen schicken Roller zu entwickeln, der ein ansprechendes Design hatte, Fahrspaß bietet und die Umwelt nicht so sehr belastet.

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Die Kumpan-Roller sind im Retro-Look gehalten. (Foto: Ebility GmbH)

Zehn Jahre später kann man durchaus sagen, dass ihnen das mit den Kumpan-Rollern gelungen ist. Das Unternehmen beschäftigt derzeit etwa 60 Mitarbeiter und hat rund 10.000 Roller auf die Straße gebracht.

Vor wenigen Monaten konnte das Unternehmen sogar nach einer Finanzierungsrunde eine zweistellige Millionensumme sicherstellen und damit die Scrooser GmbH kaufen. Scrooser stellt Carving-E-Roller her und sei damit eine gute Ergänzung zu den eigenen Produkten, sagte Patrik Tykesson in einem Statement.

Zum Erfolg trägt sicherlich auch das etwas ungewöhnliche Geschäftsmodell bei.

Denn die E-Bility GmbH vertreibt seine Kumpan-Roller sowohl direkt an Endkunden als auch an Unternehmen als Fahrzeugflotte oder auch Stadtwerke oder Energieversorger, die in den E-Scooter-Verleih einsteigen möchten.

Darüber hinaus setzt E-Bility auch auf Rollerqualität aus Deutschland. Das war aber nicht immer so.

Roller sind deutsche Handarbeit

Anfangs probierten die Brüder es nämlich mit importierten Produkten aus China. Da sie aber mit der Qualität nicht zufrieden waren, bauten sie schlicht die komplette Produktion in Remagen auf.

Hier wird jeder Roller individuell zusammengesetzt. Wenn also ein Kunde spezifische Wünsche für seinen Kumpan-Roller hat, können diese einfacher erfüllt werden.

Und die Roller selbst? Die können sich durchaus sehen lassen.

Die E-Roller kommen mit dem neuen Akku etwa auf eine Reichweite von 180 Kilometer (bei 45 km/h) und haben einen digitalen Touchplay. Als Schlüssel benutzt man einfach sein Smartphone. Das heißt: Ein Haushalt kann sich ganz unkompliziert einen Roller teilen.

Den Akku kann man praktischerweise aus dem Roller herausnehmen, sodass man ihn einfach in der Wohnung aufladen kann.

Für alle, die gerne schneller unterwegs sind, gibt es übrigens auch ein sportliches Modell, den Kumpan 1954 Ri Sport. Er kommt auf eine Spitzengeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde und immerhin noch auf eine Reichweite von 120 Kilometern.

Beim Design wiederum gibt es bei Kumpan eine klare Linie: Retro. Genau das hat aber auf der Motorradmesse EICMA vor zwei Jahren für ein großes Drama gesorgt.

Kumpan vs. Piaggio: David gegen Goliath

Auf der Messe war nämlich ebenfalls der Motorroller-Platzhirsch und Kult-Rollermarke Piaggio. Diese ist vor allem für ihre Vespa-Roller bekannt. Doch offenbar fand Piaggio, dass der Elektroroller 1954 Ri von Kumpan electric dem eigenen Design zu ähnlich sei – und stellte eine Strafanzeige.

Daraufhin beschlagnahmte die italienische Polizei die E-Roller. Piaggio habe damit von seinem Markenrecht Gebrauch gemacht. Kumpan glaubt aber, dass es dem Marktführer vielmehr darum gegangen sei, den direkten Vergleich zwischen dem 1954 Ri und den Piaggio-Rollern zu verhindern.

Der David-gegen-Golitath-Rechtsstreit ist noch nicht ausgestanden, aber dem Erfolg von Kumpan electric scheint dies keinen Abbruch getan zu haben.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.