Airbnb, Booking, die Expedia-Gruppe und Tripadvisor haben sich jetzt mit der EU auf einen Datenaustausch geeinigt. Könnten dadurch die Mieten wieder sinken?
Endlich! Die vier großen Online-Plattformen für Ferienunterkünfte – Airbnb, Booking.com, Tripadvisor und die Expedia-Gruppe – haben sich mit der EU auf eine Datenoffenlegung geeinigt. Das ist eigentlich ein historischer Moment. Darauf würde man aber nicht unbedingt kommen, wenn man sich die Verkündung der EU-Komission anschaut.
Denn hier klingt das sehr bürokratisch. „Kommission vereinbart mit Plattformen der kollaborativen Wirtschaft die Veröffentlichung von Schlüsseldaten zur privaten Beherbergung von Reisenden.“
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Was bedeutet das also genau?
Privatsphäre der Gäste und Gastgeber gewahrt
Der Daten-Deal sorgt dafür, dass die Unterkunfs-Plattformen zum allerersten Mal zuverlässige Informationen über Buchungen auf ihren Seiten öffentlich zugänglich machen – und das für ihren globalen Markt. Einzusehen sind die Daten auf der EU-Statistik-Seite Eurostat.
Die Vereinbarung sieht Folgendes vor:
- Die EU-Länder bekommen regelmäßige und verlässliche Daten von den Plattformen.
- Angegegen werden die Zahl der Gäste sowie die die Zahl der Übernachtungen. Diese Daten werden bei Städten und Gemeinden zusammengeführt.
- Weder die Privatsphäre von Gästen noch von Gastgebern soll dabei verletzt werden.
- Eurostat übernimmt die Veröffentlichung der Informationen.
Erste Statistiken können wir im zweiten Halbjahr 2020 erwarten, sagt die EU-Komission.
Daten liefern besseres Verständnis zu Reise-Plattformen
Diese Zahlen dürften für Hotels, Städte, Immobilienunternehmen sowie für Politiker Gold wert sein. Denn bislang gibt es zwar viele Theorien und Vermutungen rund um die Effekte der Plattformen. Doch zuverlässige Daten hatte man bislang nicht.
Städte haben trotzdem zum Teil sehr rigorose Maßnahmen gegen die Kurzmiet-Portale erhoben. In Berlin etwa müssen Gastgeber seit 2018 spezifische Genehmigungen einholen, wenn sie mehr als 50 Prozent ihres Hauptwohnsitzes an Touristen vermieten. London hat eine 90-Tage-Regel eingeführt, mit der Gastgeber Zimmer nicht mehr als 90 Tage pro Kalenderjahr an Touristen vermieten dürfen.
Der Grund für diese Regulierungen: Anstatt die Unterkünfte im Gedanken der Sharing Economy zu vermieten – eine Privatperson stellt Reisenden ein freies Zimmer in seiner Wohnung zur Verfügung – kaufen beispielsweise pfiffige Geschäftsleute ganze Häuserblöcke in attraktiver Lage und bauten die Wohnungen zu reinen Kurzunterkünften aus.
Das ist nämlich viel lukrativer als langfristige Mieteinnahmen. Das Problem: Dadurch wird plötzlich der Wohnraum in Städten knapp. Die Mieten steigen und die Bewohner der Städte können es sich plötzlich nicht mehr leisten in ihrer eigenen Stadt zu wohnen.
Mit der Datentransparenz kann man in Zukunft diese Zusammenhänge viel besser verstehen und nachvollziehen und angemessenere politische Maßnahmen treffen. Das erhofft sich jedenfalls die EU.
„Dies trägt dazu bei, dass umfassendere Statistiken über Beherbergungsbetriebe in ganz Europa vorliegen und die Behörden zu einem besseren Verständnis der Entwicklung der kollaborativen Wirtschaft gelangen. Zudem lassen sich auf diese Weise etwaige politische Maßnahmen durch entsprechende Fakten unterlegen.“
Wenn man konkrete Daten hat, so die Hoffnung, kann man Gesetze besser anpassen und das könnte tatsächlich dazu führen, dass Städte, Kurzzeit-Mieten und Mietpreise sich wieder einpendeln.
Reise-Plattformen hoffen auf freundlichere Regulierungen
Auch der Reise-Lobby-Verband EU Traveltech begrüßt das Abkommen. Hier erhofft man sichbessere und nachhaltigere Wachstumsperspektiven durch den Datenaustausch.
„Der Sektor ruft Entscheidungsträger innerhalb der EU dazu auf, die Besonderheiten des Sektors besser zu verstehen und aktiv dazu beizutragen eine ausgeglichene Entwicklung der Kurz-Miet-Plattformen zu ermöglichen, von dem alle Beteiligten, wie etwa Gastgeber, Reisende, die Industrie sowie die Gesellschaft profitieren können.“
Tatsächlich stehen Portale wie Airbnb, Booking & Co. auch unter Kooperationsdruck. Da immer mehr Städte in Europa die Dienste stark einschränken, hoffen sie natürlich auch, dass ihre Bereitschaft zur Datenoffenlegung ihnen langfristig freundlichere Regelungen bringt.
Es wird also spannend zu sehen, wie Städte und Politiker mit den Daten in Zukunft umgehen werden und wie das sowohl das Reisen als auch die Mieten in Städten beeinflussen wird.
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