Trotz ambitionierter Klimaziele fördert Deutschland CO2-intensive SUV durch steuerliche Anreize. Das Dienstwagenprivileg sorgt außerdem für hohe Einbußen bei den Staatseinnahmen.
SUV sind in Deutschland äußerst beliebt. Im März 2025 machten sie einen Anteil von 33,4 Prozent aller Neuzulassungen aus. Eines der beliebtesten Modelle ist der VW T-Roc: Bis März 2025 wurde er über 19.200 Mal neu zugelassen. SUV versprechen Komfort, Alltagstauglichkeit und haben Statussymbolcharakter.
Sie sind vor allem in wohlhabenden Gegenden wie Mülheim an der Ruhr zu finden. In der Region liegt der SUV-Anteil laut Fachmagazinen bei 18,6 Prozent. Doch so praktisch die Fahrzeuge auch sind – wenn es um ihren CO2-Fußabdruck geht, haben sie keinen besonders guten Ruf.
Deutschland begünstigt klimaschädliche SUV
Wie eine Studie der International Energy Agency (IEA) zeigt, verbrauchen SUV etwa 20 Prozent mehr Treibstoff als normale Pkw. „Wären SUV ein Land, so wären sie der fünftgrößte CO2-Emittent der Welt“, heißt es in dem Bericht. Dabei gibt es die beliebten Autos eigentlich sogar immer häufiger – auch in der elektrischen Version.
Allerdings scheint vor allem die Bundesregierung den Kauf von klimaschädlicheren Verbrenner-SUVs zu begünstigen. Das zeigen Untersuchungen von Transport und Environment (T&E). Das Problem sei Experten zufolge die aktuelle Steuerpolitik. Sie subventioniert spritfressende SUV auf mehreren Ebenen.
Dienstwagenprivileg
Vor allem geht es um das Dienstwagenprivileg. Unternehmen zahlen demnach für SUV als Dienstwagen deutlich weniger Steuern als in anderen EU-Ländern. Hierzulande spart ein Elektroauto als Dienstwagen etwa 9.000 Euro Steuern gegenüber einem Verbrenner ein. In Frankreich sind es 24.000 Euro. Außerdem können Betriebe in Deutschland bei großen SUV Steuergutschriften erzielen, die den Kauf subventionieren.
Gleichzeitig plant die Bundesregierung eine Ausweitung des Dienstwagenprivilegs. So soll der Steuersatz für Elektroautos mit Bruttolistenpreisen von 60.000 bis 80.000 Euro auf 0,25 Prozent pro Monat halbiert werden.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierte diesen Plan. Das sogenannte Wachstumschancengesetz setze massive zusätzliche Anreize für die Anschaffung großer, schwerer und übermotorisierter Elektro-Dienstwagen – darunter stromfressende E-SUV.
Bundesregierung verliert 13,7 Milliarden Euro
„Deutschland subventioniert spritfressende SUV – zulasten von Klima, Staatshaushalt und Automobilstandort“, kritisiert Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E. Jürgen Resch von der DUH fordert die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs: „Die Bundesregierung macht das genaue Gegenteil dessen, was sozial gerecht und klimapolitisch notwendig wäre.“ Und weiter:
Einmal mehr zeigt sich eindrucksvoll, wer in Deutschland Koch und wer Kellner ist, wenn es um die Automobilpolitik geht. Mit diesem Schritt unterstützt die Bundesregierung die deutschen Autokonzerne in ihrem weitgehenden Ausstieg aus bezahlbaren Elektro-Klein- und Kompaktwagen und belohnt sie stattdessen mit zusätzlichen Steuervorteilen für ihre übermotorisierten E-SUV. Derweil bleiben dringend notwendige Investitionen in die Mobilitätswende wie die Weiterführung des Deutschlandtickets auf der Strecke. Wir fordern die Mitglieder des Bundestags auf, diesen Irrsinn nicht hinzunehmen!
In keinem anderen EU-Land hätten Unternehmen beim Kauf großer, klimaschädlicher SUV-Dienstwagen mehr steuerliche Vorteile als in Deutschland, berichtet T&E – während dem Land ein großer Batzen Geld entgeht.
Die Analyse zeigt, dass der Staat bei einem besonders schweren SUV der Oberen Mittelklasse über vier Jahre hinweg mehr als 31.000 Euro an Einnahmen verliert. Damit verzichtet die Bundesregierung jährlich auf rund 13,7 Milliarden Euro aufgrund von steuerlichen Vergünstigungen für fossil betriebene Dienstwagen.
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