Elektroautos gelten als Schlüssel für die Mobilitätswende. Allerdings sind viele Menschen immer noch skeptisch – nicht zuletzt, weil sich rund um Stromer viele Vorurteile und Halbwahrheiten ranken. Wir thematisieren die hartnäckigsten Elektroauto-Mythen und schauen uns die Fakten an.
Der Klimawandel gilt als eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Um ihm entgegenzuwirken, spielen Elektroautos eine zentrale Rolle. Sie sollen helfen, die steigenden CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu reduzieren, um die Klimaziele Deutschlands zu erfüllen.
Doch einige Autofahrer scheuen sich vor der Anschaffung eines E-Autos. Der Grund: Zahlreiche Mythen über Sicherheit, Umweltbilanz und Alltagstauglichkeit halten sich hartnäckig.
Elektroauto-Mythen: Was stimmt wirklich?
Weil nicht nur in Teilen der Öffentlichkeit, sondern auch in der Politik und Unternehmen die Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Praxistauglichkeit der Batterietechnologie infrage gestellt wird, haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI die wichtigsten Fragen rund um E-Autos wissenschaftlich aufgearbeitet.
Dafür haben sie mehr als 70 wissenschaftliche Untersuchungen ausgewertet und so einen umfassenden Faktencheck ausgearbeitet – den aktuellen Policy Brief 2025. Er bildet den aktuellen Forschungsstand ab und beantwortet die wichtigsten Fragen rund ums Thema. Außerdem räumt er mit einigen hartnäckigen Elektroauto-Mythen auf.
Mythos 1: Elektroautos sind teurer als Verbrenner
Eines der Hauptargumente gegen E-Autos sind häufig die Anschaffungskosten. Viele glauben, dass Stromer grundsätzlich teurer sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Tatsächlich liegen die Anschaffungskosten über denen von Benzin- oder Dieselmodellen.
Doch der Preisunterschied schrumpft stetig, weil Batterien günstiger werden und neue Modelle auf den Markt kommen. E-Autos schneiden laut Fraunhofer-Institut bei den Gesamtkosten teilweise sogar besser ab als vergleichbare Verbrenner.
Der Grund: geringere laufende Betriebskosten. „Aufgrund des Trends hin zum gesteuerten und bidirektionalen Laden sowie sinkender Verkaufspreise dürfte sich diese positive Tendenz in Zukunft fortsetzen“, so die Wissenschaftler.
Mythos 2: Elektroautos brennen häufiger
Bilder von brennenden E-Autos sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Die Faktenlage zeigt jedoch: Elektroautos sind nicht brandgefährlicher als Verbrenner – im Gegenteil. Internationale Studien gehen von einer deutlich niedrigeren Brandgefahr aus. Das gilt allen voran für die neuesten Batterietypen. Was allerdings stimmt: Der Löschaufwand ist bei Elektrofahrzeugen größer, wenn der Akku betroffen ist. Feststoffbatterien könnten dieses Risiko jedoch weiter reduzieren.
Mythos 3: Die Reichweite von Elektroautos ist zu gering
Das Bild vom Elektroauto, das ständig an die Ladesäule muss, hält sich hartnäckig. Doch moderne E-Autos versprechen Reichweiten von 400 Kilometern und mehr. Damit sind auch längere Fahrten problemlos möglich.
Die Ladezeiten sinken dank Schnelllade-Techniken und 800-Volt-Bordnetzen zudem stetig – ein Ladestopp dauert oft nur noch 20 bis 30 Minuten. Und: Wie beim Verbrenner empfiehlt sich nach zwei Stunden Fahrt ohnehin eine Pause.
Für alle, die von noch mehr Reichweite träumen, gibt das Fraunhofer-Institut zu bedenken: „Angesichts anvisierter Reichweiten von über 1.000 Kilometern ist zu beachten, dass mit zunehmender Reichweite sowohl Kosten als auch ökologische Folgen zunehmen.“
Mythos 4: E-Autos sind klimaschädlicher als Verbrenner
Kritiker führen oft die CO2-Bilanz der Batterieproduktion ins Feld. Tatsächlich fällt bei der Herstellung ein sogenannter „CO2-Rucksack“ an. Doch im Betrieb gleichen E-Autos diesen Nachteil schnell aus: Bereits nach wenigen Jahren sind die Gesamtemissionen niedriger als bei vergleichbaren Verbrennern.
Laut Fraunhofer-Institut spart ein Mittelklasse-Elektroauto bei durchschnittlicher Fahrleistung 40 bis 50 Prozent CO2 gegenüber einem Benziner oder Diesel ein. „Die höheren Emissionen bei der Herstellung der Fahrzeuge werden in der Nutzungsphase überkompensiert.“
Der Anteil erneuerbarer Energien im Strommix verbessert die Bilanz weiter. Allerdings räumen die Wissenschaftler ein: „Bei anderen Umweltthemen wie der Nutzung kritischer Rohstoffe bestehen bei E-Pkw noch Herausforderungen.“
Mythos 5: Die Akku-Produktion ist ein Umweltproblem
Der Punkt „kritische Rohstoffe“ führt direkt zum nächsten Mythos: Die Gewinnung von Lithium, Kobalt und anderen Rohstoffen für Akkus ist mit Umweltbelastungen verbunden. Doch technologische Fortschritte reduzieren den Bedarf an Primärrohstoffen. Neue Akku-Technologien wie Natrium-Ionen-Akkus könnten außerdem künftig ganz ohne kritische Rohstoffe auskommen.
Viele Akkus erhalten zudem ein „Second Life“ als stationäre Speicher, bevor sie recycelt werden. Prognosen gehen davon aus, dass langfristig ausreichend Recyclingkapazitäten für End-of-Life-Batterien sowie Produktionsausschuss zur Verfügung stehen. Die Wissenschaftler sagen: „Bis zum Jahr 2035 könnten bis zu 30 Prozent des Bedarfs an Lithium, Nickel und Kobalt für die Batteriezellenproduktion durch recycelte Materialien gedeckt werden.“
Wissenschaftler entkräften Elektroauto-Mythen
Es gibt natürlich noch mehr Vorurteile gegenüber Elektro-Autos, die den ein oder anderen vor der Anschaffung zurückschrecken lassen. In einer Umfrage zu den größten Bedenken gegenüber batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen gaben 41 Prozent der Teilnehmer an, dass sie sich Sorgen um die fehlende Infrastruktur zu Hause machen. Vor allem mit dem Ausbau des Ladenetzes sind viele unzufrieden.
Laut Bundesnetzagentur gibt es hierzulande bereits 166.867 Ladepunkte – Tendenz steigend. Zusätzlich zu den öffentlichen Stationen gibt es Studien zufolge außerdem noch eine große Anzahl privater und gewerblicher Ladestationen, die jedoch nicht öffentlich zugänglich sind. Schätzungen sprechen von über eine Million Ladepunkte.
Das Fazit: Die meisten Vorurteile gegen Elektroautos halten einer Überprüfung nicht stand. Moderne E-Autos sind sicher, alltagstauglich, klimafreundlich und wirtschaftlich oft konkurrenzfähig.
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