Wie stark belastet Künstliche Intelligenz die Umwelt? Das französische Unternehmen Mistral hat erstmals eine detaillierte Umweltbilanz seiner KI-Modelle vorgelegt. Der Bericht wirft damit ein neues Licht auf den CO2-Ausstoß und Wasserverbrauch von Chatbots.
Künstliche Intelligenz verspricht Produktivität und Innovation – hat aber einen hohen Stromverbrauch. Was viele bereits geahnt haben, belegt nun ein Umweltbericht des französischen KI-Start-ups Mistral AI: Die Entwicklung und Nutzung großer Sprachmodelle sind ein echter Klimakiller.
Der Hintergrund: Bislang war unklar, wie groß die Umweltbelastung durch KI wirklich ist. Laut Mistrals erstem Umwelt-Audit verursacht ein einzelner Chat mit der hauseigenen KI „Le Chat“ (bei rund 400 generierten Wörtern) 1,14 Gramm CO2 und gebraucht 45 Milliliter Wasser. Zum Vergleich: Das entspricht etwa zehn Sekunden Netflix in den USA oder einem vier bis 27 Sekunden langen Zoom-Call.
Wie sehr schadet KI der Umwelt?
Doch was harmlos klingen mag, ist auf die Masse der Anlagen gerechnet ein wirkliches Problem. In den ersten 18 Monaten nach dem Launch des Modells „Large 2“ hat Mistral durch das KI-Training und die millionenfache Nutzung des Chatbots insgesamt 20.400 Tonnen CO2 emittiert. Das entspricht in etwa dem Ausstoß von 4.500 Verbrennerautos im Jahr. Zusätzlich verdampften etwa 281.000 Kubikmeter Wasser, das 112 olympische Schwimmbecken füllen könnte.
Der größte Teil der Emissionen (über 85 Prozent) fällt laut Studie nicht beim Chatten selbst an, sondern beim KI-Training. Dabei werden monatelang riesige Datenmengen durch Prozessoren geleitet – meist in Rechenzentren, die nicht mit Ökostrom betrieben werden. Auch der Bau der Hardware schlägt ökologisch negativ zu Buche.
Mistral hat deshalb eine neue Metrik vorgeschlagen: ein Verhältnis von Gesamt-Inferenz zur gesamten Lebenszyklus-Bilanz eines Modells. Oder einfacher gesagt: „Lohnt“ sich das Training ökologisch gesehen im Vergleich zur späteren Nutzung? Entsprechende Zahlen soll künftig dabei helfen, die Effizienz von KI-Modellen besser vergleichen zu können.
Ein kleiner Schritt in Richtung Transparenz
Mistrals Umweltbericht ist einerseits zwar ein Meilenstein, doch andererseits offenbart er auch Schwächen. Experten kritisieren, dass wichtige Details, etwa zur genauen Methodik oder zum Energieverbrauch über den gesamten Lebenszyklus hinweg fehlen.
Die Offenlegung und Vergleichbarkeit könnten in Zukunft dennoch zu einem echten „Öko-Score für KI“ führen – ähnlich dem Energieverbrauch von Elektrogeräten.
Die Forderung scheint dabei klar: Wenn Verbraucher KI nutzen, sollten sie künftig die Umweltbilanz nachvollziehen können. Mistral geht dabei einen Schritt in die richtige Richtung und lädt die Konkurrenz ein, es dem Unternehmen gleichzutun.
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