Elon Musk hat Apple und ChatGPT-Entwickler OpenAI verklagt. Der Vorwurf: Die beiden Unternehmen würden gemeinsame Sache machen, wodurch der KI-Chatbot Grok im App Store benachteiligt werde. Musk wittert eine Verschwörung, die dem Wettbewerb schaden würde.
Hintergrund:
- Apple gab im Juni 2024 eine Kooperation mit OpenAI bekannt. iPhone-Nutzer können seitdem direkte Anfragen an ChatGPT stellen, ohne die App aufzurufen – beispielsweise über Siri. Laut Apple handelt es sich nicht um eine exklusive Kooperation. Der iPhone-Konzern zieht es in Erwägung, auch andere Chatbots in seine Software zu integrieren. Die Kooperation soll zudem beidseitig unentgeltlich sein.
- Aus Sicht von Elon Musk hält Apple mit einem Marktanteil von 65 Prozent ein Smartphone-Monopol. OpenAI sei mit einem Anteil von 80 Prozent derweil Chatbot-Monopolist. Musk fordert in seiner Klage deshalb Schadenersatz und ein Verbot der aktuellen Kooperation. Mit OpenAI-Chef und Erzfeind Sam Altman befindet er sich bereits in einem langjährigen Rechtsstreit.
- Laut Musk sei es keinem anderen KI-Unternehmen außer OpenAI möglich, mit seiner App Platz eins im App Store zu ergattern. Die Realität: Im Januar 2025 belegte die China-KI DeepSeek den ersten Platz, im Juli 2025 die KI-Suchmaschine Perplexity und im Februar 2025 hatte Grok selbst ChatGPT überholt. Die Kooperation zwischen Apple und OpenAI startete bereits Monate zuvor.
Unsere Einordnung
Elon Musk schießt mit seiner Antikartell-Klage auf ein Luftschloss. Denn bereits ein Blick auf die Download-Charts entkräftet seine Argumentation. Apple reagierte deshalb relativ nüchtern – ganz im Gegensatz zu Sam Altman und OpenAI.
Denn: Im Umfeld von ChatGPT scheint man von Musks persönlichem Feldzug einfach nur noch genervt zu sein. Altman drehte den Spieß deshalb angriffslustig um, da Elon Musk mit seinen Unternehmensverstrickungen als ehemaliger Trump-Berater nicht unbedingt für Neutralität bekannt ist.
Stattdessen misst der Tesla-Chef abermals mit zweierlei Maß, verdreht Fakten – und führt seine Argumentation obendrein selbst ad absurdum. Die Download-Charts von Apple basieren nämlich nicht auf den meistgenutzten Apps, sondern, wie der Name es schon sagt: auf aktuellen Downloadzahlen.
Kleiner Fun Fact: Musks Behauptungen wurden sogar in den Community Notes auf seiner eigenen Plattform X von zahlreichen Nutzern widerlegt.
Stimmen
- Elon Musk in einem Beitrag auf X: „Hey Apple, warum weigert ihr euch, X oder Grok in eure „Must Have“-Sektion aufzunehmen, obwohl X die weltweit führende Nachrichten-App und Grok die fünftbeliebteste App überhaupt ist? Spielst du Politik?“ Zwei Stunden später legte der Ex-Trump-Berater nach: „Apple verhält sich so, dass es für kein anderes KI-Unternehmen außer OpenAI möglich ist, Platz 1 im App Store zu erreichen, was einen eindeutigen Verstoß gegen das Kartellrecht darstellt.“
- Apple äußerte nüchtern: „Der App Store ist fair und unvoreingenommen gestaltet. Wir präsentieren Tausende von Apps in Charts, algorithmischen Empfehlungen und kuratierten Listen, die von Experten anhand objektiver Kriterien ausgewählt wurden. Unser Ziel ist es, Nutzern eine sichere Entdeckung und Entwicklern wertvolle Möglichkeiten zu bieten.“
- OpenAI-Chef Sam Altman reagierte direkt auf den X-Post von Musk: „Das ist eine bemerkenswerte Behauptung, wenn man bedenkt, was ich darüber gehört habe, dass Elon angeblich X manipuliert, um sich selbst und seinen eigenen Unternehmen Vorteile zu verschaffen und seinen Konkurrenten und Menschen, die er nicht mag, zu schaden.“ OpenAI-Sprecherin Kayla Wood ergänzte nun: „Diese jüngste Klage steht im Einklang mit Herrn Musks fortwährendem Muster der Belästigung.“
Ausblick
Man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass Musk sich mit seiner Klage juristisch gesehen wohl eher auf dünnem Eis bewegt. Vermutlich geht er selbst nicht von einem Erfolg aus, sondern will OpenAI schlichtweg erneut das Leben schwer machen.
Beweise für seine Behauptungen bleibt er derweil schuldig. Vielmehr beruht seine Argumentation auf Mutmaßungen und Spekulationen statt auf belastbaren Inhalten. Ein PR-Schachzug wäre die einzige noch halbwegs nachvollziehbare Erklärung.
Dass Apple bereits angekündigt hat, womöglich weitere Chatbots wie Google Gemini in sein Ökosystem zu integrieren, schwächt Musks Ausführungen zusätzlich. Hinzu kommt: Klagen solcher Art beschäftigen Gerichte teilweise über Jahre.
Statt die Justiz unnötig zu belasten, täte Elon Musk gut daran, den Markt anhand von wahrhaftigen Effekten urteilen zu lassen – angefangen damit, nationalsozialistische Inhalte von seinen Plattformen zu verbannen.
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