In den kommenden zehn Jahren wird die EU einen sechsmal höheren Bedarf an Antriebsbatterien haben. Das zeigt eine aktuelle Studie. Das Recycling von E-Autobatterien könnte entscheidend zur Rohstoffversorgung der europäischen Automobilindustrie beitragen.
Der Bedarf an E-Autos in Europa steigt stetig und damit auch die Nachfrage nach Rohstoffen zur Herstellung von Antriebsbatterien. Gleichzeitig erreichen immer mehr Elektroautos das Ende ihrer Nutzungsphase.
Damit nehmen in den kommenden Jahren auch die Mengen an Altbatterien signifikant zu. Genau das könnte allerdings zum Schlüssel für die Elektromobilität in Europa werden.
Recycling von E-Autobatterien: Unabhängigkeit für Europa
Aktuell liegt der Bedarf an Antriebsbatterien bei rund 200 Gigawattstunden für Neufahrzeuge. Experten gehen davon aus, dass er sich bis 2035 versechsfachen und auf rund 1.200 Gigawattstunden pro Jahr steigen wird. Das bedeutet: Es werden mehr Rohstoffe wir Lithium, Nickel, Kobalt und Graphit gebraucht.
Mit dem Ausbau des Recyclings von Antriebsbatterien könnte die EU einen erheblichen Teil ihrer Rohstoffversorgung selbst decken. Das zeigt eine aktuelle Studie des Öko-Instituts und der Agora Verkehrswende im Auftrag der Stiftung GRS Batterien.
„Mit Recycling könnten im Jahr 2040 knapp 25 Prozent des Bedarfs an Lithium im europäischen Automobilsektor aus Altbatterien stammen“, heißt es dazu in einer offiziellen Pressemitteilung der Agora Verkehrswende. Bei Nickel seien sogar bis zu 50 Prozent möglich, bei Kobalt über 60 Prozent.
„Die Antriebsbatterie ist das Herzstück der elektromobilen Wertschöpfung“, so Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende.
Das Recycling stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie, die Unabhängigkeit des europäischen Marktes und den Klimaschutz im Straßenverkehr. Bei Antriebsbatterien ist das Recycling daher nicht nur eine Aufgabe der Abfall- und Umweltpolitik, sondern dient auch der strategischen Rohstoffversorgung von Industrie und Wirtschaft.
Zusammensetzung von E-Autobatterien verändert sich
Die bestehenden Lücken in den Rohstoffkreisläufen für Lithium-Ionen-Batterien sind noch groß, heißt es in einem Bericht des Öko-Instituts zur Studie.
Handlungsbedarf bestehe demnach insbesondere bei der Rohstoffgewinnung, der Produktion von Kathoden- und Anodenmaterial, der Zellfertigung sowie beim Recycling von Schwarzmasse.
Hinzu komme die Herausforderung, dass sich die Zusammensetzung von Batterien verändert: Immer mehr Fahrzeughersteller setzen auf Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien, die ohne Nickel und Kobalt auskommen.
Das Kernziel des Recyclings ist es deshalb, wertvolle Rohstoffe aus ausgedienten E-Autobatterien zurückzugewinnen und wieder in den Produktionskreislauf innerhalb der EU einzubringen.
EU muss in Recycling von E-Autobattieren investieren
Laut EU-Batterieverordnung sind Fahrzeughersteller bereits seit 2023 verpflichtet, ihre Batterien zurückzunehmen und Recyclingquoten einzuhalten. Das Recycling können sie entweder selbst umsetzen oder eine externe Organisation für Herstellerverantwortung beauftragen.
Dafür braucht es allerdings auch die Unterstützung der EU, erklärt Edda Winter, wissenschaftliche Mitarbeiterin Ressourcen und Mobilität am Öko-Institut.
Nur wenn die EU konsequent in den Aufbau von Recyclingkapazitäten investiert und die Prozesse entlang der Wertschöpfungskette harmonisiert, können Skaleneffekte entstehen und ambitionierte Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden.
Europas Strategie für Batterie-Recycling und Rohstoffversorgung
Die EU verfolgt bereits wichtige Initiativen, um den Aufbau einer europäischen Batterie- und Recyclingindustrie zu stärken und die Lücken in der europäischen Rohstoffversorgung zu schließen.
Nach Einschätzungen von Agora Verkehrswende müssten allerdings weitere Schritte folgen. Dazu zählen die Förderung von Pilotprojekten, die Harmonisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen in allen EU-Ländern und ein besseres Monitoring der Rohstoffströme.
Zusätzlich zu den Potenzialen zur Wiederverwertung von Batterierohstoffen in der EU müssten auch die Wertschöpfungsketten der Primärproduktion erheblich ausgebaut werden.
„Die Kreislaufführung von Rohstoffen aus Antriebsbatterien ist eine Schlüsselfrage für die europäische Industriepolitik“, so Matthias Buchert, Bereichsleiter Ressourcen und Mobilität am Öko-Institut.“ Sie entscheidet mit darüber, wie unabhängig die Automobilwirtschaft künftig von Rohstoffimporten sein wird.“
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