Der chinesische E-Autobauer XPeng hat mit dem Iron die zweite Generation seines humonoiden Roboters vorgestellt. Er hat weibliche Formen und scheint in seinen Bewegungen so grazil und menschlich zu sein, dass selbst die eigenen Mitarbeiter glaubten, es handle sich um einen Menschen im Kostüm. Eine kommentierende Analyse.
Hintergrund
- Xpeng wurde 2014 gegründet. Das Unternehmen entwickelt und produziert intelligente E-Autos. Im Fokus stehen vor allem Fahrassistenzsysteme, Konnektivität und: Künstliche Intelligenz. Seit 2024 sind erste Fahrzeuge in Deutschland verfügbar. Ähnlich wie Tesla konzentriert sich XPeng seit einigen Jahren auf die Entwicklung humanoider Roboter.
- Laut XPeng-Chef He Xiaopeng müssen Roboter möglichst vertraut aussehen und menschlich wirken, um von echten Menschen akzeptiert zu werden. Der Aufbau der Iron orientiere sich deshalb am menschlichen Bewegungsapparat und Knochenbau. Das ermögliche natürliche und präzise Bewegungen.
- Isaac Asimov formulierte bereits vor über 70 Jahren die sogenannten Robotergesetze. Die Asimov’schen Gesetze lauten in Kürze: 1. Ein Roboter darf keine Menschen verletzen. 2. Ein Roboter muss Befehlen gehorchen. 3. Ein Roboter muss seine Existenz beschützen. XPeng will noch ein viertes Gesetz: Der Iron-Roboter darf keine privaten Daten echter Menschen preisgeben.
Unsere Einordnung
Der XPeng Iron ist zweifellos ein Statement. Die täuschend echten Bewegungen des Roboters sind aber kein Zufall, sondern Ergebnis einer radikalen Priorisierung. Denn statt auf robuste Greifarme oder industrielle Präzision, setzt XPeng auf biomechanische Eleganz.
Die Funktionalität bleibt für die Faszination und den Showeffekt aber auf der Strecke. Andere Hersteller haben eher den umgekehrten Weg gewählt: Ihre Roboter wirken zwar steifer und mechanischer, scheinen aber bereits körperliche Aufgaben im Alltag übernehmen zu können.
Dass der Roboter in den digitalen Medien wahlweise als Fake oder Wunder gefeiert wird, könnte Teil einer cleveren Inszenierung sein. Denn: Zweifel und Kritik verschaffen dem Unternehmen Aufmerksamkeit.
Der XPeng Iron zeigt, wie weit sich das Verhältnis von Mensch und Maschine verschoben hat. Er wirkt vor allem deshalb menschlich, weil er menschliche Schwächen in seinen Bewegungen simuliert. XPeng perfektioniert damit nicht unbedingt den Roboter, sondern die Illusion. Und vielleicht ist genau das das Beunruhigende.
Stimmen
- He Xiaopeng, Chef von Xpeng Motors, in einem Statement: „Um die Anwendung und Implementierung humanoider Roboter zu beschleunigen, wird XPENG IRON sein SDK (Anm. d. Red: Software Development Kit) öffnen und gemeinsam mit Entwicklern weltweit ein Anwendungsökosystem für humanoide Roboter aufbauen.“
- Viele zeigten sich zu einem Video des XPeng Iron skeptisch. Ein Reddit-Nutzer dazu: „Es ist eine Person. Es sei denn, der Roboter trägt Unterwäsche und hat aus irgendeinem unbekannten Grund einen Hintern.“ Auch ein etwas älteres Video ließ viele Nutzer im Unglauben zurück: „Nur ein weiterer PR-Gag, dessen Vorbereitung Wochen gedauert hat, um ein zweiminütiges ‚simuliertes‘ Video zu produzieren.“
- Branchenanalyst Liu Dingding zum Erfolg des XPeng Iron: „Der Roboter zeigt ein Maß an dynamischer Koordination und verkörperter Intelligenz, das weit über dem aktuellen Branchendurchschnitt liegt. Von der Bewegungskontinuität bis zur Haltungskontrolle ähneln seine Stabilität und biomechanische Fluidität stark denen eines Menschen, was eine tiefe Integration von Wahrnehmung, Kontrolle und algorithmischer Modellierung widerspiegelt.“
Ausblick
Ob der Iron ein Erfolg wird, dürfte maßgeblich davon abhängen, ob XPeng die Balance zwischen Faszination und tatsächlichem Nutzen gelingt. Denn aktuell ist der Roboter eher ein Showobjekt, das zeigt, was alles möglich sein könnte.
Preis, Produktionskosten und die Komplexität der Bewegungssteuerung lassen eine breite Markteinführung aktuell eher unrealistisch erscheinen. Das Unternehmen hat dennoch die Produktion für 2026 angekündigt. XPeng betont aber, dass ein Einsatz in Haushalten oder Fabriken aktuell noch Zukunftsmusik ist.
Der Iron soll vielmehr in Bereichen zum Einsatz kommen, in denen er durch menschliche Interaktion und wenige ausgereifte Bewegungen bestechen kann – etwa als Tour Guide, Helfer bei Einkäufen oder an der Rezeption.
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