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Interview mit dem "Ace of Mace"-Macher Max Brandl: Was bringen Spiele in der Werbung?

Max Brandl

Max Brandl

Anfang des Jahres ging „Ace of Mace“ online, ein Flash-Spiel, das sich mittlerweile zum Mittagspausentipp unter Büroangestellten gemausert hat. Auch einen Favourite Website Award (FWA) konnte das Game schon abräumen. Kurz gesagt geht es bei „Ace of Mace“ darum, eine kleine Muskatnuss mittels gezieltem Fingerschnipsen durch ein Labyrinth von Küchenutensilien zum Ziel zu bringen. Warum das Setting? Der Auftraggeber war der österreichische Gewürzhersteller Wiberg. Basicthinking hatte Gelegenheit, mit dem FH-Studenten Max Brandl (29) zu sprechen, der die Leitung und den Design-Part des Projektes übernahm.

Fangen wir am Anfang an, Max. Wie ist es zu „Ace of Mace“ gekommen?

Im Wintersemester 2007 fragte die Firma Wiberg bei uns an, ob es möglich wäre, im Rahmen des Faches GameDevelopment ein „echtes“ Spiel für das Unternehmen zu konzipieren und produzieren. Ich stellte ein Team von insgesamt vier Leuten zusammen – mit dabei waren unser jahrgangsbester Flasher und Coder Hannes Moser, Bernhard Kerschbaumer als CG-Artist und für die Musik Jürgen Brunner. Im ersten Meeting mit Wiberg wurde der zeitliche und inhaltliche Rahmen abgesteckt – die Projektverantwortlichen ließen uns, abgesehen von den folgenden Vorgaben, erdenklich viel Freiheit: Das Spiel sollte in irgendeiner Form zur Branche passen, technisch so simpel wie möglich, einfach bedienbar und schnell erlernbar sein. Und wenn irgend möglich, sollte es einen Suchtfaktor ähnlich „Tetris“ haben. Bei letzterer Ansage musste ich kurz schlucken.


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Wie ging es dann weiter?

Wir setzten einen Vertrag auf, ab dann begann die Konzeption. Wir arbeiteten verschiedene Ideen aus, präsentierten, verwarfen und überarbeiteten diese, bis nach einem guten Monat die Blaupause für „Ace of Mace“ auf dem Tisch lag. Ab dann folgte die Umsetzung, die zumindest Hannes und mich über ein Jahr hinweg beschäftigte. Das lag aber auch daran, dass wir beide nicht permanent an dem Projekt arbeiten konnten und es zu den für Studentenverhältnisse vielleicht nicht ganz unüblichen, naja, Latenzen kam.

Schauen wir uns das Ergebnis an. Ist „Ace of Mace“ ein Erfolg?

Kommt darauf an, wie man Erfolg definiert. Es gibt natürlich Online-Games, die mehr Besucher ziehen und „Ace of Mace“ vom Umfang her weit hinter sich lassen. Aber da stecken dann auch andere Kaliber in Sachen Aufstellung und Budget dahinter, denke ich mal. Wir waren Studenten, die sich in erster Linie dadurch motivierten, dass sie sich auf einem realen Briefing und Kunden austoben können. Dafür sind dann der erste Platz beim Europrix, eine Auszeichnung von Adobe und vom FWA-Komitee schon nicht so schlecht, denke ich. Abgesehen davon werte ich es als Erfolg, dass das Ding fertig und außerdem ganz ordentlich geworden ist. Also so gesehen: Ja.

Hast du auch Zahlen zu dem Projekt?

Okay, verstehe – Hosen runter. Also, seit dem Launch am 1. Januar 2009 hatten wir rund 53.000 Besuche, wovon 45.000 unique visitors sind und die anderen 8.000 in unterschiedlichem Maß immer wieder mal zurückkehren. High Noon war dabei ganz klar der FWA-Tag, sprich der 6. Februar mit gut 7.000 Gästen. Im März sind es nun durchschnittlich 450 Besuche am Tag. Mal sehen, was Basicthinking so bringt… 🙂

Spielszene aus Ace of Mace

Spielszene aus Ace of Mace

Welche Rolle spielen Online-Games heute in der Werbung?

Spiele beschäftigen den Menschen, seitdem es ihn gibt und haben erstmal nicht direkt etwas mit Werbung zu tun. Andersherum hatte Werbung nicht immer etwas mit guter Unterhaltung zu tun. Die besten Werbeformen sind aber die, die den Betrachter dazu einladen, sich mit ihr zu beschäftigen – ihn zumindest aber bei Laune halten. An dieser Stelle wird ein Schuh draus: Games sind eine interessante Form, sich mit einer Marke auseinanderzusetzen. Ein Möbelhersteller z.B. sollte versuchen zu beweisen, dass er nicht müde wird, darüber nachzudenken, wie er Menschen inspirieren kann. Wenn er dann mit einer passenden und kreativen Spielidee auftaucht, die mich vielleicht erstmal gar nicht ans Einrichten erinnert, mir aber Spaß macht, dann hat die Marke bei mir einen positiven Eindruck hinterlassen – und sei es nur unterbewusst. Das muss gar nicht mal zwangsläufig ein Spiel sein, das ist nur einer von vielen Wegen. Man kann auch die klassischen Medien mit kreativen Inhalten aufladen – gute Werbung eben. Man muß sich ja nur mal ansehen, was Skittles momentan treibt, sowohl on- als offline. Die sind auf dem besten Weg, der hipste Drops-Lieferant zu werden. Es geht nicht mehr um den Drops – es geht ums Image.

Wo siehst du die Vorzüge gegenüber dem klassischen Online-Marketing?

Das sehe ich ähnlich wie mit den klassischen Medien. Sei es nun das nervtötende Banner, das womöglich auch noch den Content abdeckt, den ich sehen will, eine Mail, die ich nicht bekommen möchte oder ein „optimiertes“ Suchmaschinenergebnis, das die demokratische Grundmechanik des Netzes aushebelt: Die Leute wehren sich mit Adblockern, Spamfiltern und einem geschulten Klickverhalten gegen solches Frontal-Marketing. Auch hier gilt: Ein Banner ist nicht per se schlecht – aber es soll mich bitte nicht grundlegend nerven. Denn das ist kontraproduktiv und gibt Minuspunkte. Eine Layer-Ad klicke ich weg, weil ich muss, ein Spiel beginne ich, weil ich will.

In welche Richtung wird es sich deiner Meinung nach weiterentwickeln?

Schwer zu sagen. Die Möglichkeiten, die man heute mit Bordmitteln auf einem Rechner hat, werden immer besser. Inzwischen sind Web-Games auf Playstation 1-Niveau keine Zukunftsvision mehr. Wenn mehr Energie in die Ideen gesteckt und nicht das ganze Budget verpulvert würde, um auf den Hi-End-Konsolen zigfach ausgelutschten Spielkonzepten den x-ten Aufguss verpassen, könnten durchaus auch Browser-Games attraktiver werden. Der Vorteil liegt auf der Hand: Auf einen Rechner mit Internetanschluss kann ich heutzutage bei Freunden, während der Arbeitszeit und unterwegs zugreifen – ähnlich wie bei einem Webmail-Account kann ich so relativ unabhängig von Zeit und Ort auch zwischendurch meinen aktuellen Spielfortschritt vorantreiben.

Und wie geht es jetzt bei dir weiter?

Momentan sitze ich in einer Hamburger Werbeagentur und arbeite dort an meiner Diplomarbeit. Ich gehe davon aus, dass ich im Herbst dieses Jahres das Studium erfolgreich hinter mich bringe. Wo es mich danach hinverschlägt, weiß ich ehrlich gesagt noch gar nicht so genau. Ich denke einerseits darüber nach, mich nach dem Studium wieder selbständig zu machen und auf Projektbasis als Freelancer durch die Jobwelt zu tingeln. Andererseits habe ich in den vergangenen Jahren auch die Vorteile einer Festanstellung schätzen gelernt… mal sehen.

(André Vatter)

Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

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