Nach Erdbeben, Feuerbrunst und Autoren-Streik schwebt über Hollywood nun wieder ein Schreckgespenst und kündigt großes Unheil an. Sein Name lautet Rob Iger, seines Zeichens Vorstandschef der Walt Disney Company, und die Botschaft in Richtung Traumfabrik ist so richtig wie geldorientiert: Das Film-Business und das damit zusammenhängende Geschäftsmodell ändern sich genau vor den Nasen der Verantwortlichen, und wenn man nicht auf diese Veränderungen reagiert, verpennt man die Zukunft – und dann wird es bald kein Business mehr geben. Rumms, das saß!
Auslöser für diesen Weckruf sind die rückläufigen Verkaufszahlen im Bereich DVD, der eierlegenden Wollmilchsau der Filmindustrie in den vergangenen zehn Jahren. Und während diese Zahlen schrumpfen, bleiben die Zahlen aus anderen Vertriebszweigen – zum Beispiel der Distribution über Online-Plattformen – weiterhin klein. Selbst wer nicht BWL studiert hat, wie ich beispielsweise, weiß, dass eine solche Mischkalkulation früher oder später den Exitus eines Unternehmen bedeutet. Da man sich bei Disney aber noch zu jung fühlt, um diese Welt zu verlassen und zudem keinen Bock hat, sich in den Sarg zu legen, in dem bereits die weltlichen Überreste der Musikindustrie liegen, hat man sich etwas überlegt.
Dieses Etwas hört auf den Namen „Keychest“ und soll, wenn es nach Iger geht, die Disneys im Moses-Stil in das gelobte Land führen – und dieses heißt Internet. Ähm, Internet? Das hatten wir doch schon, Vertrieb über Online-Plattformen und so, oder nicht? Richtig. Aber doch nicht ganz. Mit Keychest will man nämlich einen großen Schritt weiter gehen und die hauseigenen Filmchen zukünftig nicht nur über eine Set-Top-Box zugänglich machen, sondern auch über – wer hätte das wohl gedacht – das iPhone. Damit hätte der User die Möglichkeit, überall und jederzeit auf die Angebote von Disney zuzugreifen, ohne sie auf seinen Rechner runtersaugen zu müssen
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Die Technologie, die man sich hierfür zunutze machen will, ist die der Cloud, die man zum Beispiel bereits von Anwendungen wie Google Docs kennt. Tja. Jetzt bleibt abzuwarten, was passiert. Natürlich setzt Disney damit einen neuen Trend und ist seiner Konkurrenz einen Schritt voraus. Die Frage ist nur, ob man die User auf seine Seite ziehen und sie durch dieses Angebot dazu bringen kann, ihre Kohle dafür locker zu machen. Zumal es ja, wie gesagt, nur Disney-Filme sind. Wie sieht’s aus, würdet ihr dafür zahlen?
Via: Financial Times / Internetnews
(Marek Hoffmann)
Ich wäre ja schon mehr als zufrieden, wenn es das LTB als iPhone-App geben würde 😉
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Basic Thinking, TransAlchemy erwähnt. TransAlchemy sagte: Keychest: Mickey Mouse & Co. bald auf dem iPhone: Nach Erdbeben, Feuerbrunst und Autoren-Streik schwebt üb.. http://bit.ly/6Ce50 […]
Ja, würde dafür zahlen. Schon allein, um die neuen Verbreitungswege zu unterstützen und alle anderen Filmstudios aus dem Tiefschlaf zu reißen.
@ Marc: Wie viel denn? Pro Film.
Warum auch nicht zahlen?
Wenn die Bedienung einfach und die Qualität der Videodatei hoch ist, wäre ich bereit 2.- für Pay-Per-View und 5.- für eine zeitlich unlimitierte Version zu bezahlen.
@ Markus: Das ist doch mal ne Aussage! Bin mal gespannt, ob sich Disney damit nicht vielleicht doch früher durchsetzen kann, als von „Fachleuten“ prognostiziert.
@Marek:
Man kann doch auch nicht auf Dauer davon ausgehen, dass man ALLES gratis zur Verfügung gestellt bekommen soll … schliesslich wird man für die eigene Arbeit ja auch bezahlt, oder?
Nur dürfen Wucherpreise nicht toleriert werden. In solchen Fällen ist es dann ok sich nach Alternativen umzuschauen …
ich würde dafür keinen cent zahlen, denn eigentlich sollte Mickey Maus schon lange umsonst sein:
http://de.wikipedia.org/wiki/Copyright_Term_Extension_Act
und wer sich fragt was daran so schlimm ist, dem empfehle ich die erstaunlich kurzweilige lektüre von „free culture“ von lawrence lessig. da stellen sich einem die nackenhaare auf.
@ n: Worum geht’s denn da? Gib doch mal eine kurze Inhaltsangabe.
Wo bleibt das Spotify der Filmindustrie? Meiner Meinung nach die Zukunft, im Moment ist es einfacher torrents runterzuladen als legal an Filme zu kommen (wenn man nicht in nem Land wohnt wo Itunes Movies funktioniert).
Filme streamen mit nem freemium model wie Spotify, das waer genial.
@n:
Dass die ALTEN Filme copyright-frei sein sollen: ja.
Dass NEUE Filme copyright-frei sein sollen: nein. oder arbeitest du auch umsonst?
@Marek: Schließe mich @Markus den Preisvorstellungen an. Da würde ich nicht lange überlegen.
@n: Schrecklich diese Mentalität, alles umsonst haben zu wollen, nur weil irgendwelche Werke, ob Filme, Literatur etc. schon älter sind.
@Marek Hoffmann:
Es geht darum, dass mickey mouse eigentlich schon seit ca. 2000 in der public domain wäre, wenn nicht disney durch gezielte und intensive lobbyarbeit erreicht hätte, dass die copyright zeitspanne erheblich erhöht wurde – eben wegen mickey.
dass ältere werke nach einer gewissen zeit in die public domain übergehen hat durchaus seinen sinn für die kulturelle entwicklung einer gesellschaft. natürlich sollte der erschaffer eines werkes anrecht auf die vermarktung des werkes haben. ob das jedoch noch für seine enkel gilt wage ich zu bezweifeln, jetzt gilt in den USA zumindest aber wegen disney tod des autors + 70 jahre. das hat verheerende konsequenzen für das kulturelle schaffen einer gesellschaft – man stelle sich nur vor, du müsstest für jede schulaufführung von „die zauberflöte“ entgelt zahlen. jedes zitat in der kunst der mona lisa wäre kostenpflichtig. das zumindest wünscht sich die witwe von sonny bono (deswegen auch sonny bono act), die mit disney das gesetz unterstützt hat – copyright für die ewigkeit.
btw., ich habe nichts darüber gesagt, dass neue filme copyright frei sein sollen oder ich alles umsonst haben will.
ich kann nur wiederholen, „free culture“, lawrence lessig.
@n:
Wo ist dein Problem?
Andere Leute können doch andere Comicfiguren erfinden? Warum muss jeder Micky Maus kopieren? Disney hat die Figuren erfunden, also soll auch Disney diese exklusiv benutzen dürfen.
Du darfst nicht einfach mit einer Micky Maus für dein eigenes Produkt werben ohne Lizenzbegühren zu zahlen: finde ich ok. Schliesslich hast DU die Micky Maus ja nicht erfunden und willst nur von deren Image profitieren. Natürlich ohne was zu zahlen … Erfinde doch selber eine Comicfigur?
Und wird das ‚kulturelle Schaffen‘ einer Gesellschaft nicht dadurch erhäht, dass die neuen Künstler auch was Neuen erschaffen müssen? Anstatt nur schon Dagewesenes zu recyclen und zu kopieren?
@Markus: ^^
?