Video killed the radio star… – doch Totgesagte leben länger! Was die Freunde des Rieplschen Gesetzes ohnehin schon wussten, scheint nun offiziell auch eine Studie aus Großbritannien zu belegen. Demnach lässt sich laut Radio Joint Audience Research (RAJAR) das Radio von anderen Medien nicht nur nicht zum Verstummen bringen, es erfreut sich sogar weiterhin einer großen (und sogar wachsenden!) Fan-Gemeinde. So liehen etwa 45,7 Millionen Briten im dritten Quartal 2009 mindestens einmal pro Woche einem Radiosender ihr Ohr. Das sind satte 600.000 Hörer mehr als im gleichen Quartel des vorangehenden Jahres – und sagenhafte 89 Prozent der Erwachsenen. Respectable!
Doch bevor die Hobby-Empfänger-Bauer unter euch ihre Werkzeugkoffer packen und die Fähre besteigen oder ihr auf die Idee kommt, eure angestaubten, von Großpapa geerbten Laierkästen nach UK zu verkaufen – durchatmen und inne halten. Denn die traditionellen Frequenzradios werden wohl früher oder später nur noch im Museum zu bestaunen sein. Für die vermeintliche Renaissance des Radios sind nämlich vor allem die digitalen Angebote verantwortlich. Hätte man vor ein paar Jahren als Fan noch befürchten können, dass das Radio vom Internet verdrängt wird, zeigt sich – gemäß Riepls Voraussage – dass das Radio eher Nutznießer als Opfer der zunehmenden Medienkonvergenz ist. So stieg die Zahl derjenigen, die Radio im Web konsumieren, in den vergangenen zwei Jahren von 14 auf 21,1 Prozent – also um mehr als die Hälfte! Um 14 Prozent (im Vergleich zum dritten Quartal 2007) wuchs die Zahl derjenigen, die DAB-Dienste nutzten. Und weil es ohnehin schon jeder ahnt, erwähne ich das auch noch: Auf Mobiltelefonen kann man ja auch Radio hören. Und dies taten 7,5 Prozent mehr Briten, als noch im letzten Jahr: nämlich 6,9 Millionen.
Auch in Deutschland ist der Radio-Star längst nicht tot. Leider gibt es dazu zwar keine aktuellen Zahlen (die wohl wohl erst im Frühjahr wieder veröffentlicht werden), aber laut Studie der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. vom Juli lauschten immerhin 54,97 Millionen Mitbürger täglich den Klängen ausgesuchter Radio-Stationen. Das waren 78,8 Prozent aller hierzulande lebender Zweibeiner ab zehn Jahren. Die Hördauer lag dabei durchschnittlich bei etwa 188 Minuten. Dabei wurde das Radio vor allem von 30-59jährigen (82,7 Prozent) und Berufstätigen (82,3 Prozent) genutzt. Überraschend ist (oder vielleicht auch nicht, wenn man sich die Zahl der Radio-Apps bei iTunes und gleichzeitig die der iPhone-Besitzer anguckt), dass die Zahl der jungen Hörer zwischen 10-19 Jahren um 3,6 prozent auf eine Tagesreichweite von 69,4 Prozent stieg. Gleichzeitig hörte diese Zielgruppe auch länger hin als die anderen Gruppen. Um neun Minuten und somit um 7,7 Prozent im Vergleich zu den Fruhjahreszahlen stieg die Verweildauer beim Radiosender-Angebot.
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Obwohl es sehr viele weitere interessante Zahlen und Statistiken zum Thema Radio-Hör-Gewohnheiten gibt, fehlen hierzulande leider verlässliche aktuelle Zahlen dazu, wie stark das Radio über das Web beziehungsweise Mobilfunkgeräte gehört wird. Bei Radiozentrale.de wies mich die Sprecherin netterweise auf eine im Jahr 2007 im Auftrag ihres Unternehmens durchgeführte TNS-Emnid-Studie. Demnach hören 17 Prozent der 14- bis 29-Jährigen Radio über ihr Handy, ebenso viele via Internet und 15 Prozent nutzen hierfür ihren MP3-Player. Die kompletten Ergebnisse der Studie gibt es hier: „Wege und Formen der Radionutzung im digitalen Zeitalter„.
Und nun die Frage an euch: Nutzt ihr die Radio-Webangebote? Gibt es Stationen, die ihr aus irgendeinem Grund empfehlen würdet. Welche Radio-Apps fürs Apfelphone taugen was?
(Marek Hoffmann)