Die neuen Unternehmenszahlen der Deutschen Telekom sind da und man kann es nicht anders sagen: der Konzern ist auf Kurs. Das Geschäft entwickelt sich, sowohl Umsatz als auch das EBITDA konnten im Vergleich zum Vorquartal um 5,3 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro beziehungsweise um 5,2 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro gesteigert werden. Unterm Strich bleibt ein satter Überschuss in Höhe von rund einer Milliarde Euro. Prächtig, riesig, tolle Leistung – das gilt allerdings überhaupt nicht für das Geschäft in Deutschland.
Hierzulande musste die Telekom eine erneute Schlappe einstecken, der Umsatz sank um zwei Prozent auf 6,5 Milliarden Euro, das EBITDA sogar um 3,3 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Das deutsche Festnetzgeschäft schwächelt, 573.000 Kunden flohen in diesem Quartal vor dem großen T, in den ersten neun Monaten haben insgesamt 1,65 Millionen Leute ihre Telefonanschlüsse gekündigt. Auch im Breitband-Sektor verliert der Telekom-Tanker an Fahrt, der Netto-Neukundenmarktanteil ging im dritten Quartal auf 18,0 Prozent zurück, da nur 72.000 neue DSL-Anschlüsse geschaltet werden konnten. Obermann will aber an seinem Versprechen festhalten, dass auf das ganze Jahr gesehen 45 Prozent aller neuen DSL-Zugänge in Deutschland bei der Telekom in Auftrag gegeben werden. Das schwache Abschneiden wird damit erklärt, dass die Zwei-Jahres-Verträge der im Sommer 2007 stark beworbenen Komplettpakete nun ausgelaufen seien.
Die Entwicklung des IPTV-Angebots Entertain wird im Bericht als „Highlight“ beschrieben – allerdings tangieren 885.000 unterschriebene Verträge nur das selbst gesteckte Ziel. Bis zum Weihnachtsfest sollen nach den Wünschen der Telekom rund eine Million Deutsche über Entertain fernsehen. Das haben wir schon einmal gehört: nämlich im vergangenen Jahr. Wir werden sehen, ob das 2009 doch noch zu schaffen ist.
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Mobilfunk weiter auf Kurs
Erwartungsgemäß sieht es ein wenig besser bei T-Mobile aus, hier konnte der Gesamtkundenbestand um 1,3 Prozent auf 39,3 Millionen Teilnehmer gesteigert werden. Zugpferd ist hier vor allem das UMTS-Geschäft, bei dem die Nachfrage steigt (in den ersten drei Quartalen 2009 um 51,0 Prozent verglichen mit dem Vorjahreswert) und wo vor allem die Gewinnmargen höher sind. Außerdem scheint das iPhone dafür zu sorgen, dass sich wieder mehr Kunden bei der Telekom für Verträge mit 24-monatiger Laufzeit entscheiden, im Bericht ist von einer „starken Nachfrage“ nach dem Apple-Handy die Rede.
Über T-Systems möchte ich hier nicht viele Worte verlieren, sonst bekommen die Aktionäre und vor allem die Angestellten schlechte Laune. Nur soviel: Im Systemgeschäft schrumpfte der Umsatz gegenüber 2008 um 7,3 Prozent auf jetzt 2,1 Milliarden Euro. Das Auftragsbuch wird immer dünner, dieses Jahr waren es 11,7 Prozent weniger Bestellungen, die die Telekom erhielt. Vor allem die Krise am Automarkt sei dafür verantwortlich, so die Bonner.
Kriegsschauplätze überall
Bleibt also die Frage: Woher kommt das viele Geld, so dass am Ende der Rechnung für die Telekom doch ein Plus steht? Es ist beinahe allein dem Auslandsgeschäft und hier vor allem Griechenland zu verdanken, wo die Telekom im vergangen Jahr beim Telco OTE dick eingestiegen ist. Griechenland steuert so 1,5 Milliarden Euro Umsatz und 600 Millionen Euro beim EBITDA bei. Ohne diesen Deal würde im Telekom-Hauptquartier Katerstimmung herrschen. Darauf einen Ouzo! Auch das US-Geschäft ist – trotz des schwachen Dollars – zu erwähnen. Doch auch hier darf sich die Telekom nicht ausruhen, 77.000 Mobilfunkkunden sind im dritten Quartal abgesprungen und eilten zur Konkurrenz. Die Anbieter AT&T und Verizon – der eine mit dem iPhone, der andere mit dem Droid im Angebot – konnten hingegen drei Millionen neue Kunden hinzugewinnen. Auch an anderer Stelle des Globus konnten Gewinne gemacht werden,
Doch es bleibt dabei, die Telekom hat derzeit einen Haufen Kriegschauplätze gleichzeitig zu betreuen. In den USA muss das UMTS-Netz endlich weiter ausgebaut und ein anständiger Partner für Endgeräte an Land gezogen werden. Der Mobilfunk-Sektor ist in Europa noch stabil, doch Währungseffekte (in Polen und Großbritannien) knabbern am Geschäft, außerdem hat die Keule der EU-Kommissarin Viviane Reding mit ihrem Befehl zur Reduzierung der Terminierungsentgelte die Telekom schwer getroffen. Wer heute von einem Netz ins andere mit dem Handy telefonieren möchte, zahlt einfach weniger. Dann gibt es noch das Sorgenkind T-Mobile UK, das 2009 mehr als Probleme machte und praktisch erst in letzter Minuten gemeinsam mit der France Télécom wieder aufgefangen wurde. Bis Jahresende soll die Tinte unter dem Joint-Venture-Vertrag getrocknet sein. Und in Deutschland steht weiterhin ein mehr als strikter Sparkurs auf der Agenda. All diesen Herausforderungen wird René Obermann mit passenden Antworten begegnen müssen. Was genau er da vorhat, verrät er uns hoffentlich gleich. Für 11.30 Uhr ist eine Pressekonferenz angekündigt. Hier geht es zum Live-Stream.
(André Vatter)