Ich würde ja sagen: „Da haben sich zwei gefunden.“ Dann würde ich aber kurz stocken, um noch einmal neu anzusetzen: „Da haben sich aber zwei gefunden!“ Hubert Burda steigt also ganz dick bei Xing ein, dem „führenden europäischen Online Business Netzwerk“. Der Digital-Ableger von Burda hat insgesamt 1.323.041 Aktien der Investment-Gruppe Cinco Capital übernommen, das sind etwa 25 Prozent der Anteile des Netzwerks. Burda lässt sich den Spaß 48 Millionen Euro kosten. Der Deal wurde nur vier Tage nach den Quartalszahlen bekannt, Xing ist zweifelsohne auf Kurs: mehr Mitglieder, mehr Umsatz – jedoch aufgrund einer kleinen Sättigungserscheinung am Markt mit weniger Gewinn. Heute sind 8,3 Millionen Nutzer bei dem Netzwerk angemeldet, darunter auch das ein oder andere Premium-Mitglied.
Der Deal kommt auf den ersten Blick ein wenig überraschend, denn noch im September kamen Gerüchte auf, der gigantische US-Konkurrent LinkedIn könnte den kleinen Europäer schlucken. Doch den muffelig-amüsierten Dementis der Pressestelle nach zu schließen, war dieser Deal wohl niemals wirklich ernst in Angriff genommen worden. Dann gab es auch noch die offizielle Absage und die Sache war vom Tisch. Und jetzt Burda? Sicher, das Verlagshaus ist mit eigenen Projekten oder Beteiligungen wie Chip, Abebooks.com, Cyberport, Elitepartner.de, Zooplus.de oder Gameduell im Netz unterwegs und hat erst im Sommer die LycosIQ-Community vor dem Absturz gerettet. Doch Xing ist ein völlig anderes Kaliber. Warum also der Einstieg?
Hubert Burda selbst sagt: „Die Beteiligung ist ein wichtiger Schritt im Zuge des Ausbaus der digitalen Aktivitäten des Unternehmens.“ Aha, und weiter: „Wir haben hohen Respekt vor der unternehmerischen Aufbauleistung der XING AG und freuen uns auf den gemeinsamen Ausbau der Online-Plattform.“ Wir erinnern uns, Hubert Burda war der Mann, der Ende Juni in einem FAZ-Gastbeitrag Google den Krieg erklärte. Er sprach von „schleichender Enteignung“ durch Suchmaschinen, an deren Einnahmen er „fair und zu überprüfbaren Konditionen“ beteiligt werden wollte. Die Geschichte ging natürlich nach hinten los, Branchenkenner lachten hinter vorgehaltener Hand. Vorige Tage dann Burdas neuer Vorstoß: Wenn man schon über Paid Content nachdenke, dann müssten auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Als erstes solle Frau Merkel im schwarz-gelben Koalitionsvertrag festhalten, dass Bezahlinhalte einen niedrigeren Steuersatz bräuchten – sonst käme am Ende nichts mehr beim Publisher an. Die Kanzlerin zeigte sich gar nicht mal abgeneigt und erwiderte: „Je klarer sie uns mit einer Abgrenzungsmöglichkeit von Online-Presseangeboten helfen, umso einfacher können wir uns der Frage nähern.“
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Burda hat also zumindest die Absicht, seine Leser künftig zur Kasse zu bitten. Der Einstieg bei Xing bietet ihm nicht nur eine Beteiligung an den Profiten der Plattform, sondern auch eine ganze Menge Know-how wie Paid Content (im weitesten Sinne) zu bewerkstelligen ist. Xing ist das „World of Warcraft“ unter den Netzwerken, der Einstieg in die bezahlten Premium-Accounts war der absolut richtige Schritt und wurde glänzend umgesetzt. „Zutritt nur gegen Bezahlung, wer aber nur hineinschnuppern möchte, ist ebenfalls willkommen.“ – das wäre doch ein Konzept für Burdas Netz-Imperium. Bei Xing kann er lernen, wie’s geht.
(André Vatter)