Also, ich weiß nicht. Ich finde die Erkenntnis, dass Nutzer sozialer Netzwerke in ihren Profilen weniger faken als bislang angenommen, eher erschreckend als beruhigend. Denkt an all die abgefahrenen Mitgliederseiten bei VZ, Facebook, oder noch schlimmer MySpace. Sind die Leute wirklich so drauf? Spaß beiseite – bevor wir der Frage weiter nachgehen, erst mal die neue Studie in aller Kürze: Mehrere Psychologen der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität haben gemeinsam mit einigen amerikanischen Kollegen hunderte Profile bei StudiVZ und MeinVZ sowie Facebook untersucht. Dann sind sie mit Fragebögen an die jeweiligen Mitglieder herangetreten und haben die Probe aufs Exempel gemacht: Sind die Nutzer tatsächlich so drauf, wie sie sich online darstellen? Oder gaukeln sie in den Netzwerken eher idealisierte Selbstbilder vor? Das Fazit der Wissenschaftler: „Online-Profile vermitteln tatsächlich ein sehr genaues Bild der Profilinhaber.“
Überprüft wurde das anhand der „Big Five„, zu denen die befragten Mitglieder Stellung nehmen mussten: Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Offenheit für Erfahrungen. Fremde Beurteiler verglichen dann die Profile mit der jeweiligen Selbsteinschätzung. „Ob es nun unsere Sprache, unsere Kleidung, unser Verhalten, unsere E-Mail-Adresse, unser Büro oder Schlafzimmer, unser Musikgeschmack oder unser Online-Profil ist – überall spiegelt sich unsere Persönlichkeit wider“, so der Psychologe Mitja Back.
Doch so überraschend sind die Ergebnisse gar nicht. Facebook und die VZ-Netzwerke werden hauptsächlich dazu genutzt, um bestehende Freundschaften zu pflegen – wer gibt da schon „90-60-90“ an? Wer behauptet da, ein Six-Pack zu haben, Milliardärssohn oder Roadie von Aerosmith zu sein, wenn er morgen alle seine Kumpels zur ersten Schulstunde oder in der Vorlesung wiedersieht? „Online-Profile werden wahrscheinlich deshalb nicht zur Selbstidealisierung verwendet, da das Bedürfnis nach Ausdruck des wahren Selbst stärker ist, als das der Verstellung“, so Back. Ich hingegen glaube eher, das hat damit zu tun, dass der Panoptismus der sozialen Netzwerke langsam greift. „Danke für die Anmeldung, hier sind einige Vorschläge für Kontakte, die Sie kennen könnten“ – vom ersten Moment an sind neue Mitglieder in einem Kreis alter Bekannter eingebettet. Nennt es meinetwegen „Überwachung“. Facebook ist kein anonymer Chat aus den Neunzigern. Das gilt umso mehr für diejenigen, die sich nicht nur ein Profil halten, um das private Umfeld zu organisieren, sondern auch dazu nutzen, um im Berufsleben einen gescheiten Platz im Kontaktnetzwerk zu ergattern. Je akkurater hier gearbeitet wird, desto seltener passiert es, dass Freunde – oder der mitlesende Chef – sich vor Lachen den Bauch halten müssen.
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