Eine Organisation hat angekündigt, die Vereinigten Staaten von Amerika am Dienstag, den 16. Februar einem landesweiten Cyber-Angriff auszusetzen. Nachdem im Januar 2003 der „Slammer„-Wurm unter anderem ein Atomkraftwerk in Ohio und das Notrufnetz in Seattle lahmgelegt hatte, im August 2008 die offizielle Website des Staates Georgia von russischen Hackern angegriffen wurde und es zu Beginn dieses Jahres chinesische Cyber-Gangster auf etwa 30 Unternehmen in den USA – unter anderem Google – abgesehen hatten, wird diese Drohung natürlich sehr ernst genommen. Zumindest vom Bipartisan Policy Center (BPC) und den Teilnehmern des Projekts Cyber.Shockwave.
Beim BPC handelt es sich um eine im Jahr 2007 von ehemaligen US-Senatsmitgliedern gegründete Non-Profit-Organisation, die durch spektakuläre Aktionen die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und Politik zu erregen versucht. Ihr erklärtes Ziel ist dabei, auf Probleme im Staat hinzuweisen und durch schichten- und parteiübergreifende Zusammenarbeit echten Fortschritt voranzutreiben. Bei ihrem neusten Streich, Cyber.Shockwave, handelt es sich somit auch um keinen echten, sondern um einen simulierten Angriff. Die Rahmenbedingungen grenzen aber schon an reale Verhältnisse.
Ehemalige Regierungs- und Sicherheitsbeamte (darunter Leiter von Geheimdiensten, Kommandeure des Militärs und Berater aus dem Ministerium für Heimatschutz) werden in einem (von einer Produktionsfirma in einem Hotel) nachgebauten „Situation Room“ des Weißen Hauses die Rollen von Kabinetsmitgliedern spielen, die sich mit einer Cyber-Attacke konfrontiert sehen. Ihre Aufgabe besteht nun darin, einen Notfall-Plan zu entwickeln, den sie dem Präsidenten vorlegen können.
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Allerdings weiß keiner der Teilnehmer, was auf ihn zukommt. Das gesamte Szenario, dem sie sich ausgesetzt sehen, wird im Vorfeld von einem Team aus Experten und professionellen Drehbuchautoren ausgearbeitet, um ein Maximum an „Real Life“ zu garantieren. Wie im richtigen Leben werden voneinander abweichende Lageberichte und weiterführende Informationen von verschiedenen Personen zu unterschiedlichen Zeiten an die Kabinetsmitglieder übergeben und diese müssen dementsprechend reagieren – und zwar so, als sei alles real!
Hierbei werden sie von Pressevertretern beobachtet, wie gemeldet wird, soll CNN das Spektakel sogar filmen und später im Fernsehen ausstrahlen. Im Anschluss müssen die Teilnehmer sich dann den Fragen von Journalisten und Fachleuten stellen und ihre Entscheidungen begründen. Letztlich soll dies dazu führen, Notfall-Pläne und -Entscheidungen zu hinterfragen, die in Ausnahmesituationen umgesetzt werden. Etwas Ähnliches hatte BPC bereits sehr erfolgreich im Jahr 2007 mit dem Projekt „Oil Shockwave“ durchgeführt. Damals wurde eine Öl-Krise simuliert, auf die neun ehemalige Politiker und Berater reagieren mussten.
Was haltet ihr von dem Projekt? Verrückte Idee, auf die nur jemand aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten kommen konnte? Und die auch nur dort ein Publikum findet? Oder eine sehr geile Art und Weise, die Menschen für eine reale Gefahr zu sensibilisieren und diese transparant und medienwirksam zu inszenieren? Ich tendiere zum letzteren.
(Marek Hoffmann)