Vor Kurzem habe ich euch hier über ein geheimes Treffen berichtet, an dem Steve Jobs und zahlreiche, hochrangige „New York Times“-Mitarbeiter teilnahmen. Dabei wurden ungenannten Quellen zufolge die Möglichkeiten für einen Deal erörtert, der das exklusive Erscheinen der Online-Ausgabe der Zeitung auf dem Apple-Tablet vorsieht. Eine von mir in diesem Zusammenhang geäußerte Sorge war, dass sich die Zeitungen möglicherweise aufgrund ihrer Zeit- und Ratlosigkeit vorschnell und unüberlegt zu einer Zusammenarbeit entschließen, damit aber ihre größtes Gut – den direkten Zugang zu ihren Lesern – verlieren beziehungsweise in die Hände von Apple legen würden. Sobald nämlich ihr Content über iTunes angeboten wird, haben sie keinen Zugriff mehr auf die demografischen Daten ihrer User, die sie bisher an Werbepartner verkauft haben. Offenbar ist es genau dieser Punkt, der nun die Verhandlungen zwischen Apple und Verlagen ins Stocken bringt.
„Ist es ein Dealbreaker? Es ist verdammt nah dran“, wird der Medienmanager einer größeren US-Tageszeitung in der „Financial Times“ zitiert. Und Sara Ohrvall, Vize-Präsidentin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Verlags Bonnier, warnt: „Wir müssen die Bindung zu unseren Lesern erhalten. Das ist der einzige Weg, ein gutes Magazin herauszubringen.“ Apple scheint aber momentan wenig geneigt, irgendwelche Zugeständnisse zu machen und den Verlagen mehr zu bieten, als die Verkaufszahlen.
Früher oder später wird sich Steve Jobs aber geschlagen geben müssen, denn es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass sich die Verlage jetzt – da das Thema einmal auf dem Tisch liegt und sie in diesem Punkt alle an einem Strang ziehen – von einem Monetarisierungsmodell verabschieden werden, das ihnen bisher gute Einkünfte beschert hat. Und es gegen eines tauschen, das sich erst noch als tragfähig erweisen muss. So viel Überzeugungskraft wird selbst der Apple-Guru nicht haben.
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Möglicherweise wird der Kampf aber an einer anderen Stelle entschieden. Manche der Verlage kritisieren nämlich zudem Apples Preispolitik, die für das Unternehmen eine 30-prozentige Beteiligung an allen über den App Store gemachten Umsätzen vorsieht. App-Programmierer sind mit dieser Aufteilung bisher sehr zufrieden gewesen und vor kurzem haben auch die Buchverleger dieses Modell noch gelobt. Die Verleger von Zeitungen und Zeitschriften sehen das aber anders. Sie verstehen nicht, warum sie für ihren sich ständig aktualisierenden Content genauso zur Kasse gebeten werden sollen, wie dies bei Anbietern von Apps und Büchern der Fall ist. Vorstellbar wäre, dass Jobs an dieser Stelle hart bleibt und dafür bei den demografischen Daten Zugeständnisse macht. Andersherum wird es sicherlich nicht funktionieren, auch wenn das die für Apple lukrativere Variante wäre.
Eines dürfte aber klar sein: eine Lösung muss her. Denn sie entscheidet nicht nur maßgeblich über die Zukunft der Verlage, sondern auch die des iPad. Ich bin daher sehr gespannt, wer um welchen Preis nachgeben wird.
(Marek Hoffmann)