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Das iPhone 4 im Schnell-Test: Schönes Gerät mit Makeln

Weil die Kollegen von Onlinekosten so nett sind, durfte ich heute Morgen ein Smartphone-Testgerät aus ihrem Redaktions-Fundus entwenden und testen – und zwar das iPhone 4. Nachfolgend präsentiere ich daher meine Eindrücke von dem Geister-Scheider, wobei ich zu Vergleichszwecken mit einem Auge auch immer auf das Vorgängermodell geschielt habe. Grund ist die Frage, ob sich ein „Upgrade“ für die Besitzer eines 3GS-Modells lohnt. Und der erste Unterschied zwischen den beiden Modellen zeigt sich schon in der Verpackung.

Die Box, in der das iPhone 4 geliefert wird, kommt nämlich nicht nur mit einem anderen Foto daher (siehe Teaser), sie ist auch deutlich abgespeckter als bei den vorherigen Modellen. Das bezieht sich allerdings nur auf ihre Ausmaße – der Karton ist in der Höhe gefühlt um die Hälfte geschrumpft -, der Inhalt (iPhone, Kopfhörer, USB-Datenkabel, Adapter, Betriebsanleitung) und das Gewicht sind fast unverändert geblieben. Das iPhone 4 wiegt nämlich mit 137 Gramm weiterhin so viel wie der Vorgänger. Das ist zum einen positiv, weil das Gerät dadurch sowohl einen sehr robusten/soliden Eindruck erweckt, als auch zum anderen gut in der Hand liegt. Allerdings, und das ist der größte Nachteil, kann bei längeren Telefonaten der Arm schon mal etwas schwer werden.

Zum Vergleich: Das Sony Ericsson Vivaz Pro wiegt gute 20 Gramm weniger, das HTC Touch pro aber mit satten 175 Gramm fast 40 Gramm mehr. Apple liegt mit dem iPhone 4 somit durchaus im Mittelfeld. Bei solchen Vergleichen muss aber natürlich immer die Gesamtgröße des Smartphones berücksichtigt werden. Die Ausmaße des iPhone 4 liegen bei 115,2H x 58,6B x 9,3T Millimeter, wobei etwa 2/3 des Geräts das Display ausmacht. Wie gewohnt, erhält der Besitzer des iPhone mit einer Diagonalen von 8,89 Zentimetern somit ein überdurchschnittlich großes Display. Und zwar eines, das es in sich hat.


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Ob es nun tatsächlich, wie von Steve Jobs behauptet, die Pixel-Unterscheidungsfähigkeit des menschlichen Auges übersteigt, sei mal dahingestellt. Fakt ist aber, dass die Auflösung von 960 x 640 Pixel bei 326 dpi schon sehr beeindruckende Ergebnisse liefert. Vor allem in direktem Vergleich mit dem Vorgängermodell, das nur über eine Auflösung von 480 x 320 Pixel und 163 dpi verfügt. Zunächst ein Screenshot mit dem 3GS:

Und nun das gleiche Motiv mit dem iPhone 4:

Ich denke, der Unterschied in der Darstellung der Farben, der Schärfe und im Kontrast dürften erkennbar sein, wenngleich sie als Screenshot nicht so deutlich in Erscheinung treten wie beim direkten Betrachten auf den Geräten. Deutlicher sollte die Leistung des Displays aber bei Fotos und Videos werden. Dies liegt natürlich auch an der gesteigerten Performance der beiden letztgenannten Features. Beim iPhone 4 haben wir es mit einer 5 Megapixel Kamera mit LED-Blitz zu tun. Nachfolgend drei Bilder zum Vergleich: eines ohne und eines mit Blitz und zudem eines mit der 3 Megapixel Kamera des 3GS:

und nun das Gleiche mit Blitz-Unterstützung:

Dazu im Vergleich eine Aufnahme unserer etwas vernachlässigten Zimmerpflanze mit dem Vorgängermodell:

Im Gegensatz zum iPhone 3GS verfügt das 4-Modell zudem über eine Frontkamera, die vor allem für „Face Time“ genutzt werden wird. Da die Onlinekosten-Kollegen leider nur ein Testgerät zur Verfügung gestellt bekommen haben, konnte ich diese Funktion nicht testen. Bezüglich der Qualität der Videoaufnahmen sei  noch zu sagen, dass sie ebenfalls wesentlich höher liegt als beim Vorgänger.

Ein Unterschied, der bereits auf dem ersten Blick zwischen dem neusten iPhone-Modell und den älteren erkennbar ist, ist das veränderte Design. Ich halte es für gelungen, wenngleich es in meinen Augen nicht so unique ist wie das alte (es erinnert mich dazu zu stark an das LG Mini GD880). Ein viel bedeutenderer Punkt im negativen Sinne ist aber, dass im Zuge der optischen Überarbeitung und der upgetunten Hardware die Antenne ihren angestammten Platz im Inneren des Geräts aufgegeben musste. Sie wurde nun elegant als Edelstahl-Rahmen um das Gerät montiert.

Hierdurch ergeben sich aber zwei Probleme. Zum einen liegt das Display nun offenbar so stark auf dem Alu-Rahmen auf, dass es bei einem Sturz schneller dazu neigt zu brechen, als es bei den Vorgängermodellen mit dem Plastikrahmen der Fall war. Dies gilt trotz des besonderen Aluminosilikat-Glases, das um 20 Mal steifer und 30 Mal härter als Plastik und damit haltbarer und Kratzer-resistenter ist als dieses sein soll. Und apropos Kratzer: Meine Kollegen aus der Online-Redaktion sind sicherlich nicht rabiat mit dem Gerät umgegangen, dennoch weist die Rückseite schon mehrere Kratzer auf. Wer also die strahlende (und leider auch sehr reflektierende) Oberfläche seines iPhone 4 schützen möchte, wird trotz Spezial-Glases nicht auf eine Schutzhülle verzichten können. Die könnte gleichzeitig noch ein ganz anderes Problem beheben.

Augenscheinlich sinkt nämlich die Empfangsstärke des Geräts teilweise massiv ab, wenn es „falsch“ gehalten wird. In meinem kurzen Test gab es zwar keinen hierdurch verursachten Gesprächsabbruch. Die Signalstärke sank aber dann, wenn ich das Gerät in der linken Hand hielt und damit offenbar den besonders betroffenen Bereich unten links zuhielt, nicht einmal innerhalb einer Minute von 3G zunächst auf Edge und dann sogar auf nur einen Statusbalken. Auch wenn ich in der Regel nicht mit links telefoniere, so halte ich es doch häufiger in dieser Hand, wenn ich das Gerät beziehungsweise bestimmte Apps bediene. Insofern kann ein solcher Signalstärkeabfall sich schon stark negativ auf die Nutzungsfreude auswirken. Und entgegen einer (Falsch-)Meldung der Daily Mail, wird es deswegen keine Rückrufaktion von Seiten Apples geben.

Wo aber Schatten ist, da ist auch Licht. Dieses Licht ist vor allem die erhöhte Prozessorleistung und die etwas verbesserte Akkulaufzeit. Ich konnte das Gerät zwar nur den Vormittag über testen, der Erfahrung nach wäre aber mein 3GS nach dem Test am Ende seiner Leistungsbereitschaft. Beim iPhone 4 ist noch etwa ein Drittel der Batterie verfügbar. Und die Power des A4-Prozessors macht sich in allen Anwendungen bemerkbar. Das fängt beim Aufbau von Webseiten an, reicht über das Öffnen und Nutzen von Apps bis hin zur deutlich schnelleren Nutzbarkeit der Foto- und Videokamera (Ablegen der geschossenen Fotos im Ordner etwa).

Eine letzte Sache noch zum Design. Es mag vielleicht etwas kleinkariert klingen, aber durch die abgeflachte Rückseite lässt sich das Smartphone nicht mehr so leicht von einer Oberfläche greifen wie bisher. Durch die abgerundeten Seiten glitten die Finger bisher unter das Gerät und es lag in der Hand. Durch die eckige Form muss der Nutzer das Gerät nun erst einmal anheben, bevor er es mit seinen Fingern umschließen kann. Kein großes Ding, aber schon etwas umständlich.

Kommen wir zum Fazit: Das iPhone 4 ist ein schönes Gerät mit einem sehr guten Display, mittlerweile durchaus akzeptablen Kamera-Eckdaten, guten Leistungsdaten und einer Akkulaufzeit, die okay ist. Diese Daten rechtfertigen aber nicht den hohen Preis (mit oder ohne Vertrag, der möglicherweise aber bald sinkt, wenn das Gerät auch über andere Provider zu beziehen sein wird). Besitzer eines 3GS sollten sich daher überlegen, wie viel ihnen eine verbesserte Kamera- und Prozessorleistung wert ist. Denn das OS des iPhone können sie sich ja auch als Upgrade auf ihre Phones holen. Und jene User, die sich ein neues Smartphone zulegen wollen, sollten schauen, welche Features ihnen wichtig sind und ob sie diese nicht bei einem anderen Hersteller zu einem günstigeren Preis und gegebenenfalls in gleicher oder besserer Qualität erhalten können. Ich jedenfalls bin ein Fan meines iPhones, das hatte ich schon häufiger ehrlich eingestanden. Ein Upgrade kommt für mich aber zu den derzeitigen Konditionen nicht in Frage.

Nachtrag: Habe „Facetime“ gerade mit @Michael mal testen können. Hat echt Spaß gemacht, weil erstens die Bild- und Tonqualität recht hoch und zweitens Bildtelefonie eine neue Erfahrung für mich ist (es ist interessant, mal die Gesichter hinter den Kommentatoren beziehungsweise deren Gravateren zu sehen). Allerdings hat der Verbindungsaufbau zu Michael erst beim dritten Anlauf funktioniert und es gab immer wieder kleine Ruckler im Bild beziehungsweise das Bild fror komplett ein. Wie an anderer Stelle schon berichtet, glaube ich aber an den Erfolg von Facetime, wenn sich ausreichend Freunde und Verwandte das iPhone 4 zulegen. Eine Sache noch am Rande, auf die mich Michael vorhin hingewiesen hat: Die Nutzung von Facetime könnte für die Nutzer ein kostspieliges Vergnügen werden, da zur Aktivierung des Funktion mindestens eine SMS an eine Mobilfunknummer in Großbritannien gesendet wird.  

(Marek Hoffmann)

Über den Autor

Marek Hoffmann

Marek Hoffmann hat von 2009 bis 2010 über 750 Artikel für BASIC thinking geschrieben und veröffentlicht.

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