Bei den Kollegen von Slashdot habe ich eben folgenden Kommentar des Facebook-Users „roseability“ aufgeschnappt: „Facebook hat still und heimlich die Möglichkeit eingeführt, seinen User-Account zu löschen. In den Konto-Einstellungen wurde aus „Konto deaktivieren“ nun „Konto deaktivieren oder löschen“. Und wenn man die Option auswählt, wird vorgegeben, dass das Konto und alle mit anderen Usern geteilten Informationen endgültig gelöscht werden.“ Und dann folgt die etwas süffisante Bemerkung: „Facebook ist tatsächlich willens, die Daten permanent zu löschen. Die zählen wohl darauf, dass nur wenige User davon Gebrauch machen“.
Was ist denn da los? Warum sollten Mark Zuckerberg und seine Datenjäger denn plötzlich freiwillig auf die Daten von abwanderungswilligen Usern verzichten? Bislang hat Facebook – aus unternehmerischer Sicht betrachtet nachvollziehbaren Gründen – doch eher das Gegenteil gemacht. Ähnlich den früheren Privacy-Einstellungen, an denen Änderungen von ungeübten Usern kaum zu bewerkstelligen waren, wurde der Weg zum Löschen eines Accounts doch recht beschwerlich gestaltet. Wenn ich mich nicht irre, verlief er über die Datenschutzrichtlinien und / oder die Hilfeseite. Sollte sich das Gerücht daher Bewahrheiten – was ich bislang noch nicht bestätigen kann (siehe Screenshot meines Accounts) -, dann wäre das eine echte Überraschung. Oder vielleicht doch nur Augenwischerei?
Wie Brad McCarty von The Next Web nämlich richtig aufzeigt, bedeutet das Löschen eines Accounts im Grunde genommen gar nichts. Zumindest keine Veränderung für Facebook. Während nämlich dem User suggeriert wird, dass seine Daten nach dem Löschen auf Nimmerwiedersehen weg seien, verhält es sich tatsächlich eher so wie bei einem Löschvorgang auf dem PC. Die Daten sind zwar aus den Augen (und damit bei vielen auch aus dem Sinn), de facto aber sehr wohl noch auf der Festplatte vorhanden. Und von einem Fachmann oder mit der richtigen Software durchaus wieder herstellbar.
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So weit braucht bei Facebook aber gar nicht gedacht zu werden. In den oben verlinkten Richtlinien zum Datenschutz weißt Facebook seine User nämlich in dem Passus „Beschränkungen hinsichtlich der Entfernung von Informationen“ darauf hin, dass unter bestimmten Bedingungen auch gelöschte Daten weiterhin von dem Netzwerk und Dritten verwendet werden dürfen – und somit auch nach dem Löschen eines Accounts. Es bleibt also alles beim Alten und Facebook verwendet hier einen Taschenspieler-Trick, um möglicherweise User und Datenschützer ruhig zu stellen. Oder gibt es dafür einen anderen Grund, der sich mir gerade nicht offenbaren will?
(Marek Hoffmann)
Natürlich ist das ein Taschenspielertrick. Man muß sich aber auf Kundenseite damit abfinden, daß in Zeiten der sozialen Netzwerke die Privatheit hinter der Informationsdichte zurücksteht. Und die meisten Menschen stellen freiwillig soviel ins Netz, daß wirklich negative Auswirkungen nicht zu erwarten sind. Es wird ja immer das Beispiel angeführt, daß ein Arbeitgeber z.B. Paryfotos finden könnte. Inzwischen haben aber die meisten jüngeren Leute solche Fotos von sich eingestellt. Da fällt jemand eher auf, wenn er nichts Privates von sich veröffentlicht hat. Will heißen: es wandelt sich gerade auch die gesellschaftliche Wertung der aus Sicht früherer Generationen negativer Privatenthüllungen.
Hier geht das: http://www.facebook.com/help/?search=how%20do%20i%20delete%20my%20account
Dritte Auswahl und unten im Text auf „hier“ klicken.
Mal sehen wie lang das anhält 😀
Ob das bei anderen Netzwerken auch so ist weiß halt keiner. Ich tippe mal drauf ist so gut wie überall so. Kein Ding, Who Cares…
Ich hab mehrere Internet Portale realisiert. Wir haben dort das Löschen meist so implementiert, das entweder ein Flag bei dem zu löschenden Datensatz gesetzt wurde, um von aussen nicht mehr auf die Daten zugreifen zu können (die Daten waren also weiterhin vorhanden). oder aber die Daten wurden einfach in eine Backupdatenbank verschoben. Physikalisch gelöscht, wurden die Daten eigentlich nie, weil viele relationale Abhändigkeiten existieren, die man durch Löschen nicht einfach auflösen kann.
Bei Facebook dürfte es beim physikalisch Löschen aber weniger Probleme geben, da intern der Datenzugriff direkt mit MemCache erfolgt, und die Daten selbst nicht in relationaler Form in MySQL Datenbanken gespeichert werden.
Der Unterschied zwischen „gelöschten“ oder nicht mehr genutzten Daten ist für mich nicht verständlich. Facebook wird alle verwertbaren Daten entsprechend verwertet haben – verkauft an Werbekunden in erster Linie, meiner Meinung nach tut es diesem Datenkonglomerat deutlich mehr weh wenn von einem User keine neuen Daten nachkommen, als wenn vorhandene Daten nicht mehr öffentlich zugänglich sind.
Das stellt sich die Frage: Wenn die Daten bei Facebook direkt an Werbekunden weitergegeben werden, sind die Daten natürlich auch noch bei den Werbekunden vorhanden, auch wenn diese phyikalisch bei Facebook längst gelöscht wurden. Was passiert nun mit diesen Daten bei den Werbekunden. Einmal online gestellt, hat man über seine Daten eigentlich keinerlei Kontrolle mehr. Viele Facebook Nutzer denken wohl, jetzt hab ich alle mein Daten gelöscht, wissen aber nicht, wo noch „Kopien“ herumliegen, und was im Endeffekt mit diesen Daten passiert.
Ja darauf wollte ich hinaus: Egal ob Google, Facebook, oder lustige Gewinnspiele: Daten die man ins Netz hineingibt, sind praktisch garantiert auf ewig dort unterwegs, von Datenhändler zu Datenhändler.
Werbung am Rande: Datenbrief des CCC
@Hendrik
Ein Grund mehr, keine neuen Daten mehr hinzu zu fügen.
Zumindest nicht auf Seiten wie Facebook. In 10 Jahren „handeln“ die
dann wohlmöglich immer noch damit. Das sind dann aber nur noch
Fossilien (m)einer Vergangenheit:
War nie besonders „aktiv“ auf Facebook und habe das Konto auch,
aber nicht nur deswegen gelöscht – nicht deaktiviert.
Nach zwei Tagen waren meine Daten – zumindest offiziell
nicht mehr zugänglich. Was jetzt noch damit passieren könnte,
ist in meinem Fall nicht so relevant, viel ist da nicht zu „holen“.
Hier ist der direkte Link, um sein Konto dauerhaft zu löschen:
https://ssl.facebook.com/help/contact.php?show_form=delete_account
jeder der etwas mit software entwicklung zu tun hat lernt heutzutage:
http://www.udidahan.com/2009/09/01/dont-delete-just-dont/
Is auch ein Unding das man nicht selbst bestimmen kann was mit seinen persönlichen Daten passiert. Ob die dann tatsächlich gelöscht sind oder es noch eine sicherheitskopie auf irgendwelchen Facebook Servern gibt , lassen wir mal dahingestellt.
Am besten ist man immer noch dran, wenn man vorher alles gründlich löscht (Fotos, Freunde, Nachrichten, Profilinformationen) und dann erst den Account.
Und deshalb- FB Nein Danke.
Ja, es gibt einen Grund, warum das eingebaut wird. Sollte Zuckerberg wirklich 84% an diesen Paul Ceglia abgeben müssen – zwar nur eine kleine Möglichkeit, aber vorhanden, so kann dan jeder seinen Account – ohne rechtliche Folgen für Zuck – unwiederbringlich löschen.
Gibt es schon ein „alles exportieren“ – Feature? Wenn nicht, wird das noch kommen, und dann baut er er facebook2.0 auf und alles wird gut. ;o)
Jedes Mal wenn ich sowas lese frage ich mich, ob irgendeiner der Autoren schon einmal einen Administrator befragt hat wie denn das so ist mit dem Löschen von Daten beispielsweise in Backups, am Besten noch offsite.
Das drücken des „löschen“-Buttons im Mailclient, auf Netzwerkfreigaben, im Intranet, etc. etc. hat auch nur die Löschung dieser einen Instanz einer Datei zur Folge. In allen alten Sicherungen bleiben die Daten bis zur Löschung der Sicherung erhalten.
Allein der Gedanke man könne so einen Löschvorgang durch die gesamte IT-Infrastruktur ziehen ist absurd.
„Es wird ja immer das Beispiel angeführt, daß ein Arbeitgeber z.B. Paryfotos finden könnte. Inzwischen haben aber die meisten jüngeren Leute solche Fotos von sich eingestellt. Da fällt jemand eher auf, wenn er nichts Privates von sich veröffentlicht hat. Will heißen: es wandelt sich gerade auch die gesellschaftliche Wertung der aus Sicht früherer Generationen negativer Privatenthüllungen.“
Mit solchen Äußerungen reden sich FB & Co-User ihre Aktivitäten gerne schön.
Fakt ist aber, wir (und die meisten anderen Unternehmen) holen schon seit Jahren routinemäßig im Netz Daten über Bewerber ein, bzw. lassen Dienstleister das machen. Und es ist nicht nur in der Theorie so, dass einige wegen ihrer Onlineaktivitäten einen Job nicht bekommen haben.
Das jemand nicht eingeladen wurde, nur weil im Netz nichts zu finden war, ist dagegen (bei uns) noch nicht vorgekommen.
Geschönte Profile fallen übrigens meistens auf, da viele nicht konsequent genug sind und durch übersehene Verknüpfungen auffliegen. Schon ein irgendwo beiläufig erwähnter Nick eines Computerspiels kann „dank“ des gläsernen Spielers schon reichen.
@StylePolice: Ich muss gestehen, ich verstehe deinen Kommentar nicht ganz. In meinem Artikel steht nichts anderes, als das, was du sagst. Nur in anderen Worten…
[…] wie gestern im Falle von Facebook, haben einige aufmerksame Twitter-User auch bei dem Microblogging-Dienst eine neue Funktion […]
@Marek Hoffmann:
„Die Daten sind zwar aus den Augen (und damit bei vielen auch aus dem Sinn), de facto aber sehr wohl noch auf der Festplatte vorhanden. Und von einem Fachmann oder mit der richtigen Software durchaus wieder herstellbar.“
Ich störe mich daran, dass dieser Umstand nicht als das hingestellt wird was er ist: völlig normal und selbstverständlich. Bei der E-Post, De-Mail (und allen anderen Mailprovidern die kein reines forwarding betreiben) übrigens auch, genauso in der Firma, auf der Online-Festplatte, beim Webhoster, beim Blogbetreiber – eben bei jedem Anbieter der eine Backup-Lösung für seine Systeme hat.
Die Formulierung mit dem Fachmann und der richtigen Software suggeriert meiner Ansicht nach (fälschlich) man bräuchte für den Zugriff auf diese Daten einen Forensik-Experten. Klar, auch der Admin ist „ein Fachmann“ und die Backup-Control-Software eine „richtige Software“.
Im letzten Absatz werden dann Facebook (bzw. dem jeweiligen IT-Betreiber) böse Absichten unterstellt, dabei ist dieser Passus in den Geschäftsbedingungen zwangsläufig notwendig, weil eben keine durchgängige Löschung erfolgen kann. Es ist genau umgekehrt: Jeder Anbieter der einen solchen Passus nicht hat und nicht darauf hinweist, dass auch nach dem drücken des „Löschen“-Buttons noch Daten gespeichert sind, der belügt seine Kunden. (von ein paar an einer Hand abzählbaren Einzelfällen wie dem Anonymisierungsdienst der Piratebay vielleicht mal abgesehen)
Diese technische (und rechtliche) Notwendigkeit ist es, die sich Dir laut Deinem letzten Satz im Artikel nicht offenbaren will.
Es ist eben einfacher, wie so viele Autoren von mehr oder weniger empörten Artikeln über Datenspeicherung und -schutz, eine Verschwörung und Taschenspielertricks zu vermuten und böse Datennutzungsabsichten zu unterstellen (was nicht heißt das es die nicht auch gibt), als sich vorher mal über die technische Realität zu informieren. Und _das_ ist meine Kritik aus dem vorherigen Kommentar.
Nachtrag:
Ich möchte noch klarstellen, dass diese Kritik sich gar nicht persönlich gegen Dich oder den Artikel richtet – das von mir bemängelte Verhalten findet man allerorts sobald es um Datenspeicherung/-schutz/-löschung geht.
Im Gegensatz zu einer faz.net oder sonstigen publizierenden Websites findet in diesem Blog eine echte Auseinandersetzung über den Inhalt statt, dass muss dann bei aller Kritik auch lobend erwähnt werden. 🙂
@StylePolice: Fangen wir mal mit dem Lob an, das ich natürlich gerne stellvertretend für die Redaktion entgegen nehme. 🙂 Zu deiner Kritik: Viele kennen die Horror-Geschichten aus dem Fernsehen, in denen sich schlaue Füchse beispielsweise Gebrauchtkameras samt Sepicherkarte kaufen, nur um dann die „gelöschten“ Fotos wiederherzustellen und damit Unfug zu treiben. Dies gilt aber eben nicht für alle User. Daher der vorletzte Absatz, in dem auf ein solches Szenario angespielt wird. Im letzten Absatz versuche ich dann klarzumachen, dass bei Facebook so weit gar nicht gedacht werden muss, da ja in den Geschäftsbedingungen explizit darauf hingewiesen wird, dass unter bestimmten Bedingungen die Daten weitergenutzt werden können, auch wenn der Account längst gelöscht ist. Somit erscheint es mir wie ein Taschenspielertrick gegenüber eben diesen unbedarften Usern, die sich mit so etwas nicht auskennen, denen zu suggerieren, ihr Account sei gelöscht – und damit auch ihre Daten. Und dass es von denen jede Menge gibt, darüber müssen wir wohl nicht diskutieren. 🙂
[…] wie gestern im Falle von Facebook, haben einige aufmerksame Twitter-User auch bei dem Microblogging-Dienst eine neue Funktion […]
“Es wird ja immer das Beispiel angeführt, daß ein Arbeitgeber z.B. Paryfotos finden könnte. Inzwischen haben aber die meisten jüngeren Leute solche Fotos von sich eingestellt. Da fällt jemand eher auf, wenn er nichts Privates von sich veröffentlicht hat. Will heißen: es wandelt sich gerade auch die gesellschaftliche Wertung der aus Sicht früherer Generationen negativer Privatenthüllungen.”
So ein Blödsinn. Was heißt das genau?
Nur weil die anderen Dummes tun, ist Dummheit im generellen akzeptabel oder was? Ich schließe mich dem Vorredner an. In vielen Unternehmen prüft man sehr wohl was über den ein oder anderen im Netz verfügbar ist. Naiv wer glaubt das diese Informationen nicht verwendet werden – auch mal gern von Konkurrenten in Unternehmen – mit denen man über Facebook „befreundet“ ist.
Dumm wer seine Daten leichtfertig im Netz verschenkt und sich auf dem silbernen Tablett nackt präsentieren lässt.