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Archiv

Kampf der Streaming-Helden: kurzer Vergleich von kostenlosen Musik-Diensten

Nils Baer
Aktualisiert: 11. September 2010
von Nils Baer
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Heutzutage sind für die Musikbegleitung einer zünftige Party keine CDs mehr nötig. Sogar auf den Download von MP3-Dateien kann man verzichten, da der viel zu lange dauert, suggeriert uns jedenfalls die Fernsehwerbung des deutschen Streaming-Anbieters simfy. Lassen wir das Argument mit der Geschwindigkeit mal beiseite. Wichtig ist ja viel mehr, welche Titel überhaupt zur Verfügung stehen. Das habe ich mir bei vier Streamingdiensten mal genauer angeschaut: Mit dabei beim Kampf der Heroen sind neben simfy:  last.fm, Deezer und Grooveshark.

Um für unseren kurzen Test der kostenlosen Musikanbieter eine einigermaßen objektive Auswahl an Titeln zu treffen, haben wir uns an der Übersicht von YouTube Music orientiert. Die dortigen Erstplatzierten in den Genres Pop, Country, Hiphop, Rock und der Kategorie „Sonstiges“ haben wir am Wettbewerbstag um drei deutsche Titel ergänzt. Das internationale Testfeld bestand damit aus Justin Bieber („Baby“), Miley Cyrus („The Climb”), Taylor Swift („You belong with me”), Young Money („Bedrock”) und OneRepublic („All the Right Moves”). Als heimische Kandidaten wurden Nina Hagen mit ihrem DDR-Hit „Du hast den Farbfilm vergessen“, der Ballermann-Sänger Peter Wackel mit dem Bierhit „Kenn nicht deinen Namen“ ausgewählt. Als Vertreter der Neuen Deutschen Härte gesellten sich auch Rammstein mit „Rosenrot“ hinzu. Diesem Testfeld müssen sich die einzelnen Musikdienste stellen.

last.fm

Den Anfang macht einer der Pioniere der Streamingdienste: last.fm. Bonus-Feature dieses Anbieters war es, neben einer großen Auswahl an streambaren Titeln jeweils ähnliche Musiktitel vorzuschlagen. Leider bietet der Dienst mittlerweile kaum noch eigene Stücke an. Zu manchen Liedern kann der Nutzer immerhin eine kurze Hörprobe abspielen. Im besten Fall hat die Seite ein YouTube-Video eingebunden, das den gewünschten Titel enthält. Von den insgesamt acht Teststücken ist eines über ein eingebettetes Flashvideo zugänglich, vier gibt es immerhin als Ausschnitt, drei sind gar nicht vertreten. Nicht unbedingt ein ermutigender Anfang.

Deezer

Allerdings geht es durchaus noch schlechter: die Plattform Deezer kann kein einziges der gewünschten Lieder vorweisen. Hier und da sind die gewünschten Titel zwar vorrätig, aber nicht von dem gesuchten Künstler. Die Stücke fanden sich dann beispielsweise unter der Bezeichnung „You belong with me (Made famous by Taylor Swift)“. Wer also nach Coverversionen bekannter Hits von unbekannten Sängern sucht, für den mag Deezer der richtige Ort sein. Originalversionen aus dem Testfeld habe ich dort keine entdeckt.

simfy

Als nächstes steht der deutsche Kandidat simfy auf der Liste. Der Dienst mit der erwähnten Fernsehwerbung ist auf Anhieb benutzbar. Ohne Anmeldung kann ich hier nach den gewünschten Liedern suchen und sie direkt anhören oder in meiner Playlist speichern. Dort befinden sich zwar bereits einige voreingestellte Stücke, die simfy offensichtlich pushen will, aber die sind relativ einfach herausgelöscht. Überraschenderweise muss der heimatliche Dienst ausgerechnet bei dem Rammstein-Stück passen. Alle anderen Titel sind vorhanden und können sofort abgespielt werden. Nach dem Ende der sieben Stücke aber ist es vorbei mit der Gemütlichkeit: simfy fordert zur Registrierung auf, wenn ich denn Dienst weiter nutzen möchte. Danach aber steht mir das umfangreiche Repertoire der Seite wieder zur Verfügung. Insgesamt also ein gutes Angebot. Ohne Anmeldung währt die Freude an der Musik zwar nur kurz, aber kostenlos bleibt der Dienst auch danach.

Grooveshark

Kommen wir zuletzt zu meinem Favoriten in diesem Test, den amerikanischen Anbieter Grooveshark. In einem übersichtlichen Layout befindet sich das wichtigste Feature in der Mitte: die Suchfunktion. Klar zu erkennen ist auch das Geschäftsmodell der Seite. Denn sowohl die Werbung am Rand des Fensters als auch die Wallpaper-Anzeige im Hintergrund sind nicht zu übersehen, ohne allerdings irgendwie zu stören. Über einfache Eingabe des Künstlers und des Songtitels findet das Programm alle gewünschten Titel und ordnet sie in der Aufruf-Reihenfolge übersichtlich am unteren Browserrand an. Besonders überrascht hat mich, dass der amerikanische Dienst sogar mit der Mallorca-Hymne keinerlei Probleme hatte. Sowohl Soundqualität als auch Geschwindigkeit ließen bei mir keine Wünsche offen. Bei erneutem Aufruf nach ein paar Tagen schlägt mir das Programm sogar vor, meine Playlist vom letzten Mal automatisch wiederherzustellen. Und das alles ohne Anmeldung. Grooveshark ist damit klarer Sieger dieses Musik-Turniers.

Hier zum Abschluss noch einmal die Übersicht über die teilnehmenden Dienste:

Deezer last.fm Simfy Grooveshark
Pop:
Justin Bieber
(„Baby“)
– – (Ausschnitt) X X
Sonstiges:
Miley Cyrus
(„The Climb“)
– – (Ausschnitt) X X
Country:
Taylor Swift
(„You belong with me“)
– X (YouTube) X X
Rap & Hiphop:
Young Money
(„Bedrock“)
– – (Ausschnitt) X X
Rock:
OneRepublic
(„All the Right Moves“)
– – (Ausschnitt) X X
Deutsch:
Ninal Hagen
(„Du hast den Farbfilm vergessen“)
– – X X
NDH:
Rammstein
(„Rosenrot“)
– – – X
Ballermann:
Peter Wackel
(„Kenn nicht deinen Namen“)
– – X X

Beschwerden über mangelnde Fairness bei der Auswahl der Wettbewerbstitel, übersehene wichtige Funktionen und noch bessere Dienste, die alle hier vorgestellten Seiten in den Schatten stellen, ab sofort in die Kommentare…

(Nils Baer)

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