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Abmahnwahn und Existenzgefahr: Ex-Blogger Oliver Stör im Interview mit Basic Thinking über seinen plötzlichen Abschied vom Bloggen

Als Nerdcore im Januar nach Abmahnung durch Euroweb plötzlich nicht mehr erreichbar war, folgte im Netz ein Aufschrei der Entrüstung. Zahlreiche Online-Medien und Blogs nahmen das Thema auf und berichteten über den Schlagabtausch zwischen Nerdcore-Betreiber René Walter und der Düsseldorfer Firma. Auch Jürgen schrieb damals hier auf Basic Thinking darüber. Doch dieser Grad an Aufmerksamkeit ist eher die Ausnahme. Die meisten Blogs können sich kaum auf die Unterstützung einer breiten Netzöffentlichkeit berufen, wenn wieder einmal ein Anwalt mit scharf formulierten Abmahnforderungen auf den Plan tritt. Schnell kommen dabei vierstellige Summen zusammen, die sogar die persönliche Existenz gefährden können. Gleichzeitig wird es für Betreiber kleiner wie großer Blogs immer schwieriger, die unzähligen Fallstricke im Minenfeld von Urheberrecht, Persönlichkeitsrechten, Meinungsfreiheit und korrekter Zitierweise zu überblicken. Bloggen, so scheint es, ist mittlerweile juristisches Minesweeper.

Was im Zuge dessen oft als erstes auf der Strecke bleibt, sind Spaß, Schreibfreude und Unbeschwertheit – Motive, die für viele private Autoren aber weiterhin der Hauptantrieb für das regelmäßige Publizieren im Netz sind. Vor wenigen Tagen warf daher wieder einer von ihnen das Handtuch – allerdings nicht ohne seinem Ärger über die offenbar immer mehr um sich greifende „Abmahneritis“ in einem letzten Blog-Beitrag zuvor gehörig Luft zu machen.

So schrieb Oliver Stör auf Stör-Signale:


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Ich verfüge nicht über die Zeit, die Mittel und die Ausdauer ständig mit Rechtsanwälten zu korrespondieren, die absurde Forderungen für geringste Verstöße erheben. Solange die Rechtslage in Deutschland einen Privatmann in Existenzgefahr bringt, sobald er eine anwaltliche Abmahnung mit einer nicht ganz perfekten Formulierung beantwortet, sehe ich keine Möglichkeit diese Seiten weiter im Netz zu belassen.

Zugleich gab er seinen Abschied vom Bloggen bekannt. So schnell wollten wir Oliver aber dann doch nicht ziehen lassen und haben ihn gebeten, in einem Interview etwas mehr über seine Beweggründe zu erzählen.

Basic Thinking: Oliver, erst einmal vielen Dank, dass Du dir Zeit für uns genommen hast. Dein erstes Blog-Posting stammt von 2002. Du gehörst also durchaus noch zu den Early Adoptern des späteren Web-2.0-Booms. Wie bist Du zum Bloggen gekommen?

Oliver Stör: Ich hatte damals bereits seit zwei Jahren eine eigene Webseite. Die habe ich noch mit der „Hand am Arm“, also mit Notepad auf Windows editiert. Damals entstanden die ersten Software-Werkzeuge, die das Bloggen möglich machten. Mich hat die Möglichkeit fasziniert, mit diesen Werkzeugen, eine Webseite sehr einfach und schnell auf dem aktuellen Stand zu bringen. Ich war überzeugt, dass ist der richtige Weg, da die herkömmlichen Webseiteneditoren für „normale“ Menschen zu technisch waren.

Ob ich wirklich zum Urgestein zähle, na ich weiß nicht. Inspiriert haben mich damals hauptsächlich Jörg Kantel (Der Schockwellenreiter), Dave Winer (Scripting News), Ralf Zeigermann (The Cartoonist)  und majo (Industrial Technology and Witchcraft). Bis auf majo, der letztes Jahr leider verstorben ist, sind alle noch aktiv.

Worüber hast du geschrieben? Gab es spezielle Themen, die dir besonders am Herzen lagen?

Am Anfang habe ich über alles und nichts geschrieben. Die Stör-Signale waren ein buntes Sammelsurium von Netzfundstücken, Witzen, Verweisen auf interessante Artikel und Meldungen aus Wissenschaft, Technik und EDV.

Im Laufe der Zeit haben sich dann drei Ableger der Stör-Signale entwickelt, die schärfer fokussiert waren. Die Apfel-Signale, in denen ich mich fast ausschließlich mit dem iPhone befasst habe, dann Christians Bücherkiste, in dem mein Bruder hauptsächlich über klassische Literatur schreibt und die Sport-Signale, die mein Vater – Sportjournalist im Unruhestand – betreut hat.

Und nun hörst du nach 9 Jahren schlagartig auf. Du hast, wenn ich das richtig gesehen habe, alle alten Beiträge bis auf dein allererstes Posting entfernt. Dein letzter Beitrag schwankt zwischen Wehmut und einer Menge Wut im Bauch. Du schreibst, du hättest in weniger als einem Jahr drei Abmahnungen bekommen. Worum ging es da und was hat das Fass am Ende für dich persönlich zum Überlaufen gebracht?

Genau genommen waren es nur zwei Abmahnungen. Dazu kam noch eine Schadenersatzforderung. Die Schadenersatzforderung und die zweite Abmahnung sind innerhalb einer Woche bei mir eingetroffen. Besonders die letzte Abmahnung hat mich veranlasst, die Weblogs aufzugeben. Erstens hatte mir der Gegner nur eine Frist von einem Tag zur Antwort gegeben. Zweitens war sie unbegründet. Und obwohl diese Forderung nach Auskunft meines Anwalts jetzt vom Tisch ist, bleibe ich zumindest auf meinen eigenen Anwaltskosten sitzen.

Wie hoch war dein gesamter finanzieller Schaden – Stichwort Anwalts- und Abmahngebühren?

Bisher hat mich das Ganze etwa 1800 Euro gekostet. Die Forderung nach Schadenersatz ist aber noch offen. Da können nochmal über 1000 Euro dazukommen.

Waren Abmahnungen für dich früher tatsächlich weniger ein Thema als heute? Hat das Problem deiner Ansicht nach zugenommen? Wie sieht es in deinem Umfeld aus?

Von 2002 bis 2010 hatte ich überhaupt kein Problem mit Abmahnungen. Inzwischen scheint das aber ein sehr lukratives Betätigungsfeld – besonders für Anwälte – zu sein. Wenn man im Netz nach einem Anwalt sucht, der einen im Fall einer Abmahnung vertritt, ist es relativ leicht jemanden zu finden. Also scheint die Nachfrage sehr groß zu sein.

Was sagst du Bloggern, die Abmahnungen vermeiden wollen. Gibt es ein paar goldene Regeln oder ist man den Forderungen der Anwälte eigentlich schutzlos ausgeliefert?

Eine goldene Regel Abmahnungen zu vermeiden gibt es meines Erachtens nicht. Dazu sind die „Verfehlungen“ für die man abgemahnt werden kann, zu zahlreich und für den juristischen Laien nicht zu durchschauen. Was für Tipps kann ich geben? Also: 1. Keine Bilder aus dem Netz verwenden. Es ist praktisch unmöglich, nachzuvollziehen, wer welche Rechte an welchem Bild hält. 2. Keine Zitate. Hier gilt das gleich wie für Bilder. Selbst wenn ich eine Tageszeitung zitiere, kann es passieren, dass der Autor trotzdem abmahnen lässt. 3. Vorsicht bei Linksetzungen. Es gibt Seiten, bei denen in den Nutzungsbedingungen steht, dass ein Link nur nach ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung erlaubt ist. Das war eine Zeitlang z.B. beim ADAC der Fall, obwohl dessen Bedingungen etwas entschärft wurden.

Am besten verwendet man nur eigene Texte und eigene Bilder. Von Blogs mit Schwerpunkt auf Zitaten und Links wie z.B. beim Schockwellenreiter würde ich Neulingen zumindest abraten.

Und eines noch: Das Blog bei einem Webhoster und mit einer Software betreiben, bei der man immer Zugriff auf alle Dateien hat. Als ich die erste Abmahnung bekommen habe, liefen die Blogs auf Typepad. Ich konnte dort an die – von mir hochgeladenen – Bilddateien nicht mehr herankommen. Das ist von Bedeutung, weil bei einer Abmahnung immer eine Unterlassungserklärung dabei ist, in der man sich verpflichtet, die beanstandeten Bilder oder Texte gegen Zahlung einer Vertragsstrafe nicht mehr zu nutzen. Ich hatte jedoch große Schwierigkeiten, die Fotos vom Server zu löschen. Schließlich musste der Support von Typepad alle Bilddateien löschen, was dort drei Tage gedauert hat.

Was würdest du raten, wenn die erste Abmahnung trotz aller Vorsicht im Briefkasten liegt? Wie sollte man sich verhalten? Welche Strategien haben dir geholfen beziehungsweise nicht geholfen?

Das wichtigste ist hier: Keine Panik. Die Schreiben sind relativ scharf formuliert, die Fristen, die einem zur Reaktion gesetzt werden, extrem kurz. Also erstens tief durchatmen. Zweitens, die beanstandeten Bilder und/oder Texte unverzüglich entfernen. Drittens einen Anwalt besorgen. Inzwischen gibt es schon Notdienste für Abmahnungen, wobei die sich meist auf Filesharing-Abmahnungen beziehen. Dieser Anwalt übernimmt dann die Korrespondenz mit der gegnerischen Seite.

Man kann sich auch bei den Verbraucherzentralen beraten lassen. Da kommt es dann drauf an, wann die einen Termin freihaben und welche Frist man selbst gesetzt bekam. Auf keinen Fall sollte man dem gegnerischen Anwalt selbst antworten oder eine vorgefertigte Unterlassungserklärung unterschreiben. Das hat mir auch die Verbraucherzentrale geraten.

Wenn wir uns mit deinem heutigen Wissen wieder im Jahr 2002 befänden – würdest du angesichts dessen, was du erlebt hast, noch einmal mit dem Bloggen beginnen?

Schwer zu sagen. Hinterher ist man immer schlauer. Im Moment, nein.

Was entgegnest du jemandem, der heute sein eigenes Blog starten will? Machen oder doch lieber lassen?

Wenn es ein rein persönliches Blog ist, rate ich jedem dazu. Aber ich denke die Zeit der Blogs läuft über kurz oder lang ohnehin ab. Heute sind Twitter, Facebook und Google+ die Werkzeuge der Wahl. In fünf Jahren – wer weiß.

Wie geht’s nun bei dir weiter? Wirst du dem Netz als Autor erhalten bleiben oder hast du die Nase für immer voll?

Wahrscheinlich kann ich meine Klappe nicht so lange halten. Das Schreiben liegt bei mir gewissermaßen in der Familie. Als nächstes werde ich wohl meine alte Webseite wiederbeleben und mit meinen Fotos füllen. Ob ich nochmal ein Blog betreibe, das weiß ich nicht.

(Christian Wolf; Karikatur: Oliver Stör)

Über den Autor

Christian Wolf

Christian Wolf wird am Telefon oft mit "Wulff" angesprochen, obwohl er niemals Bundespräsident war und rast gerne mit seinem Fahrrad durch Köln. Er hat von 2011 bis 2014 für BASIC thinking geschrieben.

89 Kommentare

  • Ist mir bekannt. Schade, dass er aufhört. Es gibt sogar ominöse Fälle, bei welchen man quasi dreist zu solchen Rechtsverstößen provoziert wird – so wie es mir passiert ist (und ich darf auch mit mindestens 2000,-€ rechnen): http://dotwired.de/2011/07/28/reingefallen
    Das ganze wirkt wie ein schlechter Scherz. Dabei leben wir doch im Rechtsstaat Deutschland, order nicht… ?

  • Obwohl ich ebenfalls schlechte Erfahrungen mit Anwälten bezüglich, Bilder- und Zitat-Rechte gemacht haben, kann ich nur eins sagen.

    Es gibt ein Web 2.0 aber kein Recht 2.0. Wir alle im Internet müssen verstehen, dass es Spielregeln gibt und dass, das Internet nur ein anderes Medium ist.

  • Mit der Regel „Inhalte, die nicht meinem Geist entstammen, nur verwenden, wenn ich mir sicher bin, dass ich es darf“ umgeht man doch so ziemlich jede Problematik in diesem Zusammenhang.
    Klar, der Nebel um Meinungsäußerung bleibt noch, aber hier siehts doch für die Blogger gar nicht soo schlecht aus…

  • Zu Pkt. 1 von Olivers Tips: Natürlich übernimmt man nicht einfach irgendwelche Bilder aus dem Netz. Das ist kein Fallstrick, das ist ganz normal. Nur weil man nicht weiß, wer die Rechte daran hält, heißt das ja wohl nicht, dass die Bilder gemeinfrei sind. Das sollte sich doch mitlerweile rumgesprochen haben.

  • Ich verstehe die armen Abgemahnten einfach nicht. Okay, zu unrecht abgemahnt kommt leider auch vor aber die sind hier auch nicht gemeint.
    Wenn ich aber die ersten beiden „Regeln“ lese, muss ich echt mit dem Kopf schütteln. 1. Keine Bilder aus dem Netz und 2. keine Zitate.
    Das sind für mich keine Regeln sondern das Selbstverständlichste, was es gibt. Was mir offensichtlich nicht gehört „Bilder aus dem Netz“ und „Zitate“ kann ich auch nicht als mein Erguss, wie auch immer ohne zu fragen verwenden oder vielleicht auch noch auf einen fremden Webserver unter Pseudonym hochladen. Wie kommt man auf so eine Idee? Was ist daran so schwer zu verstehen? Man ich muss doch wissen, was von mir kommt und was von jemand anderen! Wer sich das „Recht“ raus nimmt für seine kommerzielle Seite (Das ist so gut wie jeder Blog den ich kenne) andere fremde Inhalte zu nutzen, soll sich auch nicht wundern, falls der Urheber etwas dagegen hat und auch er auf sein wirkliches Recht pocht. Der Anwalt ist nun mal dafür da und der hat auch seinen Recht auf Kostenerstattung.
    Wenn ich schon Zitat“recht“ hier lesen muss kommt mir das große Ko….. Darauf gibt es kein Recht und es wird immer das geistige Eigentum des Urhebers bleiben. Und diesen Urheber sollte man gefälligst fragen.
    Wenn ich es nicht schaffe eigene Inhalte zu produzieren, sollte ich das bloggen einfach sein lassen. Wenn ich keine Ahnung von Urheberrecht habe, sollte ich das Veröffentlichen von Artikeln mit fremden Inhalten mir auch nochmal gut überlegen.

  • >>>Aber ich denke die Zeit der Blogs läuft über kurz oder lang ohnehin ab. Heute sind Twitter, Facebook und Google+ die Werkzeuge der Wahl.

    Nur so – im Prinzip sind auch alle Facebook-Seiten, alle G+Profile und jeder Twitter-Account abmahnfähig. Wenn ich auf Facebook wild über jemanden herziehe und die Privatsphäre-Einstellungen öffentlich sind, dann kann mir auch eine Abmahnung ins Haus flattern. Das dürfte auch für auf G+ gepostete Heinz Erhard-Zitate gelten oder für Links auf Twitter.
    Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf OpenBook nach Lyrics sucht oder jemand die Twitter-Suche nach irgendwas befragt. Die meisten User sind nur leidlich anonym und sind mit wenig Recherche wohl auch abmahnbar.
    Das große Problem: Der Erste, der das macht, wird sehr unbeliebt, dafür aber auch extrem reich. Und dann kommt die Parasitenhorde hinterher. Wir brauchen daher eine wirkliche Lösung des Abmahnwesens, die einfach nur darin bestehen kann, dass die erste Abmahnung kostenlos sein muss und es Fristen von mind. 14 Tagen geben muss. Dann lohnt sich diese Masche nicht mehr und das Internet ist einen großen Schritt besser geworden.

  • @geheim
    „Das große Problem: Der Erste, der das macht, wird sehr unbeliebt, dafür aber auch extrem reich. Und dann kommt die Parasitenhorde hinterher.“

    Ich finde nicht, daß ein Urheber eines Werkes, Textes, Bildes etc. mit einem Parasiten gleich zusetzen ist.
    Oder hab ich da was falsch verstanden?

  • PS: rhustox, ich empfehle mal, „everything is a remix“ anzusehen. Pauschalbehauptungen, dass jedes Zitat dumm und ein Kapitalverbrechen ist, sind nicht zielführend. Es gibt genug sinnvolle und uneigennützige Anwendungen für Zitate, auch Links (die Kernkompetenz des Netzes) stellen in gewisser Weise eine Verknüpfung (andere sprechen von Zueigenmachung) zu konkreten Inhalten dar. Jede bekannte Kulturtechnik basiert unter anderem auf dem Konzept der Wiederverwendung. Die wichtige Frage ist doch, wie selbsternannte Hilfssherrifs sich erdreisten, andere Leute im Namen aber ohne Auftrag Dritter abmahnen und das auch noch zum eigenen finanziellen Vorteil. Ich bin ja der Meinung, dass heutzutage Dinge politisch überreguliert werden, aber im Abmahnwesen mache ich gerne mal eine Ausnahme. Das ist einfach eine Schweinerei. Hierbei würde ich auch über den Bereich des Privaten hinausgehen, denn auch für die sonst so hochgejubelten Gründer und Gewerbetreibenden kann sowas finanziell tödlich sein.

  • Ich finde das Abmahnwesen im Internet ebenfalls überflüssig, da es letzlich die freie Nutzung des Webs und die Vielfalt einschränkt.

    In Bezug auf Bilder war ich bis jetzt der Auffassung, dass man mit Medien diverser creative-commons-Lizenzen auf der sicheren Seite ist, sofern man diese entsprechend der Lizenz verwendet und den Urheber ausdrücklich und wahrnehmbar benennt.
    Muss man sich selbst hierbei Gedanken machen, z.B. für den Fall, dass der Veröffentlicher des Bildes (den ich dann als Urheber im Rahmen der CC-Lizenz erwähnen würde) nicht der Urheber ist?

  • @fancyPT
    „everything is a remix“ kenne ich.
    „Pauschalbehauptungen, dass jedes Zitat dumm und ein Kapitalverbrechen ist, sind nicht zielführend.“ Ein korrektes Zitat ist völlig in Ordnung. Wie man zitiert lernt man in der Schule.
    „Es gibt genug sinnvolle und uneigennützige Anwendungen für Zitate“ Die werden in der Regel auch nicht abgemahnt.
    „Jede bekannte Kulturtechnik basiert unter anderem auf dem Konzept der Wiederverwendung.“ leider gibt es Diebe schon immer und Erfinder die arm gestorben sind.
    „Die wichtige Frage ist doch, wie selbsternannte Hilfssherrifs sich erdreisten, andere Leute im Namen aber ohne Auftrag Dritter abmahnen und das auch noch zum eigenen finanziellen Vorteil.“ Stimmt. Ich habe allerdings nur von Abgemahnten gesprochen die sich erdreisten fremdes Eigentum zu Ihren Gunsten zu nutzen.

  • “ 2. Keine Zitate. Hier gilt das gleich wie für Bilder. Selbst wenn ich eine Tageszeitung zitiere, kann es passieren, dass der Autor trotzdem abmahnen lässt.“

    Im Rahmen des Urheberrechts sind Zitate (bei korrekter Zitierweise) erlaubt – auch ohne Einverständnis des Urhebers. http://de.wikipedia.org/wiki/Zitat#Zitate_und_Urheberrecht

    „3. Vorsicht bei Linksetzungen. Es gibt Seiten, bei denen in den Nutzungsbedingungen steht, dass ein Link nur nach ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung erlaubt ist. “

    Hier würde mich ein konkreter Fall oder eine konkrete Rechtsvorschrift interessieren. Ich glaube, das ist Unfug. Sonst könnte ich ja auch in meine AGB schreiben: „Es ist verboten, über diese Site zu sprechen“.

    Grüße,
    stephan@spamschlucker.org

  • Bloggen: „juristisches Minesweeper“…

    Sweete Formulierung über die Fallstricke des Urheberrechts: QUOTE:Gleichzeitig wird es für Betreiber kleiner wie großer Blogs immer schwieriger, die unzähligen Fallstricke im Minenfeld von Urheberrecht, Persönlichkeitsrechten, Meinungsfreiheit und korr…

  • Also, als einer der im Beitrag erwähnten muß ich mich jetzt auch mal dazu äußern:

    1. Es gibt natürlich ein Zitat»recht«. Sonst gäbe es weder Wissenschaft noch Sachbuch (und auch nicht mein Blog — das lebt im Großen und Ganzen von Zitaten). Ich habe diesbezüglich in 11 Jahren auch nie ein Problem mit Anwälten bekommen (mir droht man eher wegen Schmähkritik, Beschimpfung von Religionsgemeinschaften etc.)

    2. Schwieriger ist die Sache mit den Bildern. Hier greift das Zitatrecht nur in Ausnahmefällen. Und die Regeln, wann man welche Photos (selbst die eigenen!) veröffentlichen darf, sind extrem kompliziert. Als Faustregel gilt: Nur eigene Photos *ohne* irgendwelche darauf abgebildeten Personen (wg. Recht am eigenen Bild), dann kann einem nichts passieren. (Es gibt übrigens kein Recht am eigenen Haus oder am eigenen Auto, solange hier die Panoramafreiheit greift, kann man diese Photos bedenkenlos veröffentlichen.)

    Bilder die vor mehr als 50 Jahren zum ersten Mal veröffentlicht wurden und deren Urheber mindestens siebzig Jahre tot ist, sind gemeinfrei. Auch wenn einige Musen einem etwas anderes erzählen wollen. Allerdings kann es für einen Wissenschaftler schwierig werden, denn die Museen oder Archive können natürlich meist ohne Angabe von Gründen ein Hausverbot aussprechen. Und dann kommt man nicht mehr an seine Quellen (man ist zwar im Recht, aber man kann nicht mehr weiterarbeiten). Daran ist ein Projekt über eine virtuelle Ausstelllung orientalischer und europäischer Landkarten der frühen Neuzeit gescheitert. Die (europäischen, nicht die orientalischen) Museen drohten der beteiligten Wissenschaftlerin mit Hausverboten, wenn wir Karten aus dem Bestand der Museen veröffentlichen würden (wohlgemerkt: Es ging um schon längst publizierte Karten aus dem 17. und 18. Jahrhundert).

    3. Das Verbot von Deep Links ist Unsinn (und zwar in Deutschland gerichtlich bestätigter Unsinn). Selbstverständlich kann jeder auf jede öffentlich zugängliche Seite verlinken (so lange, wie sie keine strafrechtlich relevanten Inhalte enthält — doch das ist eine andere Baustelle). Solche anwaltlichen Schreiben, die auf die AGBs verweisen, kann man getrost ebenso scharf zurückweisen.

    Ich selber bekomme im Schnitt einmal im Monat ein Schreiben irgendeiner beleidigten Leberwurst — mal mit, mal ohne Einschaltung eines Anwalts. Bis auf wenige Ausnahmen reichte ein Schreiben mit Hinweis auf die im GG festgeschriebene Pressefreiheit, um die Kläger mundtot zu machen. Allerdings … man braucht ein dickes Fell und ein wenig Chuzpe, um die unverschämten Forderungen locker zurückzuweisen.

    Antworten sollte man allerdings immer. Bei Fristverzug drohen sonst empfindliche Konsequenzen. Wobei allerdings die meisten Fristen gesetzlich geregelt sind — Anwälte können sie nicht nach Belieben festsetzen. Eine Antwort kann aber auch nur beinhalten, daß man das Schreiben zur Kenntnis genommen und (s)einen Anwalt eingeschaltet hat.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Bloggen ist nicht so gefährlich, wie es nach dem Beitrag klingt. Ein wenig Vorsicht bei Zitieren, sehr viel Vorsicht bei Bildern (vor allem, wenn man sich nicht so gut damit auskennt) und bedenkenloses Setzen von Links. Und auf unberechtigte Schreiben von Anwälten ruhig in scharfem Ton reagieren. Im Zweifelsfalle sogar mit hohen Gegenforderungen und der Drohung nach Öffentlichkeit. Das hält einem die Blase fern.

  • Die Situation ist recht speziell, kann aber durchaus vorkommen. Ich fühl mich leider nicht in der Lage das BGH Urteil an dieser Stelle zusammenzufassen. Suchst du aber nach dem Aktenzeichen (siehe oben bei #16) findest du vernünftige Inhalte.

  • Ah ja, da geht’s aber um Deeplinking in vermeintlich passwortgeschützte Bereiche und so:
    „Bedient sich ein Berechtigter einer technischen Schutzmaßnahme, um den öffentlichen Zugang zu einem geschützten Werk nur auf dem Weg über die Startseite seiner Website zu eröffnen, greift das Setzen eines Hyperlink, der unter Umgehung dieser Schutzmaßnahme einen unmittelbaren Zugriff auf das geschützte Werk ermöglicht, in das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung des Werkes aus § 19a UrhG ein.“

    Also ein sehr spezieller Fall …

    Grüße, stephan@spamschlucker.org

  • Ich finde es schade deswegen aufzugeben, nein ich finde es eigentlich fast feige. Erst bloggen und dann nach 2 Abmahnungen aufgeben? Schau Dir mal Rolf Schälike an der Kämpft wenigstens für die Meinungsfreiheit und kassiert über 50 Einstweilige Verfügungen, geht sogar 5 Tage in den Knast weil er Markus Frick einen Betrüger nannte, oder Jörg Reinholz, der wegen Lügen von Gravenreuth in den Knast ging! Die machen weiter! Du gibst auf?

  • Na ja, was sollen denn die Shopbetreiber dazu sagen. Wenn alle Shops nach der ersten Abmahnung zumachen würden, dann gäb es kaum noch welche

  • Joa, habe mir mit Textberater.com auch schon den einen oder anderen Brief vom Anwalt eingehandelt und dazu auch frühzeitig berichtet. Siehe hier:
    http://www.textberater.com/news/trend-zur-verrechtlichung-der-kommunikation/

    Aber deswegen hört man nicht auf. Man hört auf, wenn die Lust weg ist. Und das kann ich gut verstehen. Ich frag mich auch, ob man in Zeiten von Facebook noch bloggen muss?

    Aber diese sinnlosen Anwalts-Schreiben sind in der Regel in wenigen Handgriffen konsequenzlos gemacht.

    UND: Ich finde, dass die gute alte Zitier- und Bildrechte-Regel nicht so wahnsinnig kompliziert ist. Muss man halt überlegen, auf welche Seiten man guten Gewissens verlinken kann. Und ich verstehe auch nicht, wie man als Blogger auf die Idee kommt, irgendwelche Bilder einfach mal so einzubauen.

    Habe allein durch gesunden Menschenverstand bislang keine finanziellen Forderungen begleichen müssen. Also: Ball flach halten. Anwälte verdienen ihr Geld ja mit den dummen Fehlern Anderer – Betonung auf „dumme Fehler“.

  • Und bei der Gelegenheit fällt mir außerdem auf, dass mein Kommentar von eben auch sofort nach „Speichern“ erschienen ist. Das ist so ein bisschen riskant. Es gehört einfach zur redaktionellen Arbeit, die Kommentare vorher zu prüfen. Machen alle Medienseiten so. Sollte auch jeder Blogger so machen. Versteht auch jeder, der einen Kommentar schreibt.

    Grüße

    T

  • Sehr traurig, dass unser aller Alltagsleben immer mehr von Anwaltsdenken beeinflusst wird. Weltfremde Urteile, die angeblich „im Namen des Volkes“ gefällt werden (Kindermörder erhalten Entschädigung).
    Selbstverständlich sollte jedem klar sein, dass er die Urheberrechte beachten sollte aber dann bitte nur die Rechte dessen, der das Werk tatsächlich erschaffen hat. Heinz Erhardt ist vor Jahrzehnten von uns gegangen – was bitte hat die Verlagsgesellschaft für ein Recht, seine geistigen Ergüsse als ihr Eigentum zu deklarieren? (und kommt mir bitte nicht mit dem Urheberrecht – genau dieses müsste dringend zu Gunsten des Verbrauchers geändert werden). Ähnliches gilt für unsinnige, schwammige Patente.
    Volksdenken und Regierung (Gerichte) entfernen sich immer weiter voneinander. Dem Volk ist dies bewusst … den Staatsdienern wohl weniger.
    Im Artikel wird sehr deutlich beschrieben, dass die Gesetze (z.B. Teledienstgesetz) mittlerweile so undurchschaubar sind, dass wir (das Volk) dies entweder überhaupt nicht verstehen oder komplett anders auslegt, als z.B. ein Gericht. Für Staatsanwälte sind wir alle Verbrecher… ist ja auch einfacher ein ganzes Volk vorab zu kriminalisieren damit es Angst vor jedem Schritt hat, des es macht. Das Ganze hatten wir schon mal: zu Zeiten der Inquisition, im Dritten Reich, in der DDR… und eben heute.
    Diejenigen, die hier in den Kommentaren schreiben, dass der Blogbetreiber selbst schuld hätte, sollten vielleicht noch mal im Artikel lesen, dass früher (2002-2010) keine Abmahnungen kamen. Dieses (in meinen Augen kriminelle) Geschäft scheint immer lukrativer zu werden und wird von eben jenen schwammigen Gesetzen, die scheinbar mal so und mal so ausgelegt werden können noch massiv unterstützt… ist ja auch kein Wunder: Lobbyverbände und Anwälte lassen Gesetzesentwürfe so lange modifizieren, bis es ihnen passt.
    Bleibt nur eines noch zu sagen: wählt die Piraten!

  • wurde mein Kommentar hier verschluckt? Meldung vorhin war beim Absenden „doppelter Kommentar“…. fälschlicherweise vielleicht als Spam geflaggt?

  • Ich kann de Frust durchaus verstehen. Feigheit vorzuwerfen, finde ich unpassend. Denn 1800 Euro können einem einfach den Spaß an einem Spaß-Projekt verderben. Ich würde ähnlich reagieren.

    Gleichzeitig hoffe ich, dass etwas für den Schutz von Privatpersonen im Bereich Abmahnen getan wird. Eine Art Bagatell-Klausel vielleicht, oder ein geregelter Ablauf ohne Anwalt. So ist das Ganze ja ein Perpetuum Mobile für Juristen: Die einen Mahnen ab, die Abgemahnten suchen wiederum Hilfe bei einem anderen Anwalt. Die Kosten liegen nur bei der abgemahnten Person. Produktiv entstanden ist dabei nix. Das ist ein reines Hemniss des Webs. Klar muss auch das Recht durchgesetzt werden, aber beim ersten Mal darf es nichts kosten.

    Stephan

  • Ich blogge jetzt seit 5 Jahren und hatte bisher noch nie ein Problem. Nichts desto trotz bin ich auf eine Abmahnung vorbereitet. Ich blogge quasi kommerziell und muss dann mit sowas auch rechnen.

    Bei Fotos verwende ich nur CC-Bilder oder halt selbstgemachte Fotos.

    Ich denke hier wird der Brei etwas heißer gekocht als er gegessen wird.

  • Die abmahnerei sollte eine Ende haben, da dies zu einer Sportart für Anwälte wird, Ich hatte mal eine Abmahnung erhalten weil mir ein Freund der aus beruflichen gründen in Istandbul tätig war eine Uhr auf dem Postweg zukommen lies, der Zoll hat es abgefangen und kurz darauf war die Abmahnung da. ich wusste von dem Versand nichts, mein freund meinte es nur Gut. Ich empfinde es auch als Frechheit das blogger abgemahnt werden die im Grunde nur ihre Meinung vertreten!

  • Man muss echt höllisch aufpassen gerade mit Bildern. Das mit den Zitaten war mir aber neu.
    Wie bescheuert ist es eigentlich das verlinken auf die Webseite unterbinden zu wollen? Ich glaube ja nich das der ADAC so viel von Viagra und Pornoseiten verlinkt wurde ^^
    @Gilly CC Bilder sind immer eine gute Wahl. Ich verwende auch gerne Bilder aus der Wikipedia 🙂

  • Schlimm finde ich, dass so viele Leute den „ist doch schon immer so gewesen – akzeptiere es und halte dich dran oder bist du zu doof das zu kapieren?“-Weg gehen und das anderen schnoddrig vor die Füße werfen. Angesichts dieser Haltung wird mir schlecht. Wenn etwas falsch läuft, schwierig oder gefährlich ist, dann muss man es sebstverständlich kritisieren und gucken, ob und wie man es verbessern kann. „Ist so, da kann man nichts machen“ bringt uns nicht weiter.

    Es sind zu wenig freie Bilder verfügbar? Es ist so extrem schwierig, herauszufinden, ob ein bestimmtes Bild, auf dem möglicherweise sogar der Artikel beruht, verwendet werden darf? Wäre es nicht für alle besser, wenn es mehr freie Bilder gäbe? Wenn es einfacher zu erkennen wäre, ob ein Bild verwendet werden darf oder nicht?

    Ich denke dabei noch gar nicht an berechtigte die Forderung nach einem moderneren Urheberrecht. Ich denke zunächst nur an die Creative Commons und deren Verbreitung. Daran sollte nicht nur jedem Blogger, sondern jedem, der irgendwie irgendwo Texte, Bilder (Video, Musik…) veröffentlicht oder verarbeitet, gelegen sein.

  • Die beste Lösung ist sein Blog über das Ausland zu betreiben. Dann können die Anwälte mahnen bis sie schwarz werden 😉

  • Wie wäre es, eine Art Opfer-Hilfe-Fond zu gründen für die Opfer solcher Abmahnungen. Der Rechtsanwalt wird dann aus diesem Fond übernohmmen (sagen wir mal zu 80%). Jeder Blogger kann nach Prüfung in die Fond-Community aufgenommen werden. Die Aufnahme kostet eine einmalige Gebühr plus einen Jahresbeitrag. Ein Jurist der Community überprüft Neuaufnahmen auf kritische Inhalte.
    So eine Art Rechtschutzversicherung für Blogger/Websitebetreiber. Einmal gewerbliche, einmal private, je nach Ausrichtung.

  • Ich kann solche Aussagen, wie „die Abmahnerei sollte endlich aufhören“ oder dieses Opfer-Getue der Abgemahnten einfach nicht mehr hören. Wer z.B. Bildmaterial ohne die entsprechenden Lizenzen verwendet, der darf sich nicht wundern, wenn ein Brief vom Anwalt kommt.

    Dies ist kein Kavaliersdelikt! Ich bin selber hauptberuflich freier Fotograf und beauftrage meinen Anwalt im Durchschnitt 2-3 im Monat mit solchen Fällen. Unsereins MUSS vom Bildverkauf leben und ich habe ÜBERHAUPT kein Verständnis, wenn ich Bilder von mir irgendwo im Netz finde. Was soll man denn als Fotograf noch machen: Wasserzeichen (werden regelmäßig raus geschnitten), das Impressum wird sowieso ignoriert und auch diverse Hinweise auf ein Copyright wird geflissentlich überlesen oder missachtet. Nur eines ist gewiss: Das Geschrei ist immer groß „Ich wusste nicht“ und „ich wollte doch gar nicht“ – ich sage nur: selbst Schuld, wenn man eine (gerechtfertigte) Abmahnung klassiert! Bei allen Arbeiten (egal ob Bild und/oder Text) stecken viel Arbeit, Aufwand und Kosten dahinter. Mit welchem Recht werden diese dann einfach mal so genutzt? Ist das Internet ein Selbstbedienungsladen? Ich gehe ja auch nicht durch die Straße und nehme mir irgendein Auto, das mir gerade so gefällt mit! Das ist Diebstahl und nichts anderes!

    BTW: wenn man eine nicht gerechtfertigte Abmahnung kassiert, dann hat man zwar jede Menge Ärger, ABER bei einem guten Anwalt auch keine Kosten, da der „falsch Abmahnende“ die Kosten zu tragen hat. Nur mal so als Tipp am Rande…

  • Das Problem ist eben, dass keine Rechtssicherheit besteht. Unstrittig ist, dass es momentan nicht erlaubt ist, Inhalte fremder Urheberschaft zu verwenden, deren Nutzungsrechte nicht bei einem selbst liegen.

    Soweit. Wie eine Verletzung dieses Rechts vergolten wird, ist unsicher. Aus zwei Gründen: Erstens vermeiden es Rechteinhaber und deren Anwälte, hier Urteile zu erwirken. Es ist wahrscheinlich, dass ein abgedruckter Vierzeiler von Erhard in den Augen des Gerichtes keine 500 oder 1000 Euro wert ist. Mit solchen Forderungen ging auch die Musikindustrie schon baden. Aber solange es da keine Präzedenzfällte gibt, kann man nicht sagen: okay, ich schlage euch 20 Euro vor und gut ist. Bei den Kompromissen kommen eher höhere Summen zustande, weil die Rechteinhaber von der Angst der Rechteverletzer leben, dass sich ein Gericht eher an die Forderung ersterer orientiert.

    Das zweite Problem ist: man müsste jedes Gedicht, jede Zeile bewerten. Was ist „Die Made“ heute noch wert, was ein Ritter Fips. Pauschal kann man das nicht feststellen. Jedes Gedicht, jede Zeile müsste theoretisch ein Verfahren nach sich ziehen, in dem das festgestellt wird. Das ist nicht zu leisten, und die momentane Regelung geht zulasten der Rechteverletzer.

    Insofern ist es zu einfach zu sagen: man weiß doch genau, was dann passiert, dann lässt man es halt einfach. Es gibt hier ein Problem der Verhältnismäßigkeit.

  • @fred: für Bild und Text ist das eigentlich alles andere als willkürlich und bedarf auch keiner Einzelfallregelung. Bei Bildern werden die fiktiven Honorartabellen der MFM (Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing) heran gezogen. Dort wird (jährlich aktualisiert) für so ziemlich jede Form der Veröffentlichung, Dauer, Form etc. ein „Preis“ angegeben, an dem sich die Gerichte i.d.R. orientieren. Wenn ein Streitfall wirklich vor Gericht landet und die Urheberschaft zweifelsfrei nachgewiesen werden kann (was i.d.R. der Fall ist), dann wird meiner Erfahrung nach diesen dort angegebenen Empfehlungen gefolgt.

    Für ein Bild auf einer kommerziellen Seite (Bannerwerbung reicht hierzu meist aus) wird dann ein Bild als „PR Nutzung“ deklariert und mit 320 EUR berechnet. Hinzukommen ein Aufschlag von 100% für die unerlaubte Nutzung und die Anwaltskosten. Das sind dann so ungefähr. 1340 EUR pro Bild. Hätte der Verletzer nett angefragt, wäre das Honorar irgendwo zwischen 20-50 EUR gewesen.

    Für Texte existiert Ähnlches.

  • Moin,
    ich kann Jörg Kantel (Beitrag 15) zustimmen: die Sichtweise von Oliver Stör ist etwas zu pessimistisch. Wenn man ein paar (einsichtige) Grundregeln beachtet und im Fall der Fälle auch bereit ist, für sein Recht einzustehen, dann verderben einem Anwaltsschreiben bzw. Abmahnungen auch nicht den Spaß am bloggen. stop-greenwashing.org beschäftigt sich primär mit dem Sezieren von Zeitungsmeldungen, und natürlich steht bildblog im Fokus von Anwälten der Verlage und der kritisierten Autoren. Bisher haben wir jedoch noch keine einzige Abmahnung erhalten, sicherlich auch deshalb, weil wir Zitate auch ausdrücklich als solche kennzeichnen und die Quelle nennen. Übrigens: ohne die Möglichkeit, ausdrücklich auf frei zugängliche Inhalte zu verweisen bzw. zu zitieren, wäre u.a. der bildblog wohl schon lange weg vom Fenster ….

    Gruß

  • Es ist nervig. Man kann ja echt nicht alles berücksichtigen. Zwar denke ich auch dass die Sichtweise von Oliver Stör pessimistisch ist, aber man geht schon mit einem seltsamen Gefühl ran, wenn man weiss jetzt darf ich bloss kein Fehler machen, sonst könnte es ja sein, dass auch ich einen Brief bekomme.

  • Es ist doch sooo einfach.
    Der normale Menschenverstand reicht aus um keine Fehler zu machen.
    Was mir nicht gehört, darf ich nicht (ohne Lizenz) verwenden.
    Was ich nicht beweisen kann, darf ich nicht behaupten.
    Da gibt es und da braucht es doch keine weiteren Regeln und Erklärungen.
    Was soll daran verdammt nochmal so kompliziert sein.

  • @Lars Siehst Du denn keinen Widerspruch, wenn Du schreibst, die Preise seien nicht willkürlich, weil sie sich auf fiktive Honorartabellen beziehen? Ich denke, der von Dir angesprochene Preisunterschied, der zum Teil das 75fache beträgt, ist da ein deutlicher Hinweis. Es sind Preise, die sich die MFM wünscht, aber sicher keine Marktpreise.

  • Das Problem ist eben, dass heute jeder x-beliebige Zeitgenosse in Bereiche vorstossen kann, die früher von „Profis“ bewirtschaftet wurden. Jeder kann heute fotografieren, jeder kann heute schreiben. Das mit dem Fotografieren ist wohl etwas weniger empfindlich. Ein paar Grundsätze was man wo wie fotografieren oder eben nicht fotografieren darf und gut ist.

    Beim Schreiben aber und dabei vor allem beim Veröffentlichen von Texten im Internet werden die selben Gesetze angewendet, die schon seit jeher für das Urheberrecht gelten. Der eine oder andere Journalist (manchmal auch ein Doktorant) haben von den zu einhaltenden Vorgaben (Zitate-Regeln etc.) gehört.

    Aber die armen, sind die Laien, denen das nicht bewusst ist. Zudem ist diese Geiz-ist-geil-Mentalität absolut zum Kotzen. Der Sinn für die Wertigkeit von Produkten (und hier natürlich im speziellen von Texten) geht komplett verloren.

    Einerseits muss das Urheberrecht unbedingt beibehalten werden. Sonst wird irgendwann niemand mehr etwas schreiben wollen 🙂 Andererseits muss aber für geringe Vergehen eine Lösung gesucht werden, die nicht gleich ein paar Anwälte zu beschäftigen vermag.

    Schwierig.

  • Was absolut ankotzt: die Anwälte, die abmahnen, nur um sich selbst zu bereichern. Also wegen kleiner Formfehler im Impressum (falsch verlinkt, Telefon/Mail fehlt, Impressum durch Linkfehler nicht erreichbar, etc.) oder dergleichen.
    Manche Kanzleien habe sich regelrecht darauf eingeschossen. Ich halte sowas für absolut unethisch.

  • Es ist doch offensichtlich, dass mittlerweile das geschriebene Recht und das Rechtsempfinden der Mehrheit der Menschen in Bezug auf Medienleistungen auseinanderdriften.

    Es wird von einer Mehrheit nicht verstanden, dass sie für kostenfrei vervielfältigte oder vervielfältigbare digitale Dateien reales Geld bezahlen sollen, ohne dass dort noch ein im Zusammenhang mit diesem Kauf zusätzlicher Aufwand auf Seiten des Anbieters entstanden ist. (Dieser Aufwand würde dann auch bezahlt werden)

    Beispiel Fotograf: oben weiter steht, dass ein Fotograf Kosten hat um ein Bild zu erstellen. Das sind First Copy Costs, also Kosten die bei der _erstmaligen_ Herstellung des Werks entstehen. Alle weiteren Kopien sind, solange sie das digitale Umfeld nicht verlassen, in der Erstellung kostenfrei.

    Die allgemeine Bevölkerung sieht diese First Copy Costs nicht, sondern nur das Ergebnis der Vervielfältigung. Die sagen sich: es kostet ja nichts extra, ob dieses Foto einmal im Web oder 100 mal im Web zu sehen ist. Und da haben sie recht. Dass der Fotograf über Lizenzen versucht seine First-Copy-Costs über einen Zeitraum verteilt reinzubekommen ist Menschen entweder nicht klar, oder sie ignorieren es.

    Oder sie sind konsequent dagegen, da es für sie auch nicht wirklich einsehbar ist, dass jemand ohne weitere Mühe ein Leben lang von einer einmaligen Leistung und seine Nachkommen sogar noch 70 weitere Jahre damit Geld einnehmen können. So einen Deal bekommt in der heutigen Gesellschaft sonst keiner für seine Arbeit.

    Ignoranz gegenüber geschriebenen Recht ist immer ein Zeichen, dass etwas an diesem Recht nicht stimmt.

    Musikkünstler sind mittlerweile dazu übergegangen das Geld über mehrfache „First-Copys“ einzunehmen und realisieren das über Konzerte. Ein Konzert ist immer einmalig und erstmalig, dafür wird sichtbarer Aufwand betrieben und das verstehen die Kunden auch.

    Auch verstehen Kunden, wenn ein gewisser Aufwand getrieben wird um einen Gegenstand herzustellen, der z.B. einen Wiederverkaufswert hat. Ein digitales Foto wird vielleicht kopiert, ein gerahmtes Bild mitzunehmen wird als Diebstahl verstanden. Warum? Weil dort neben den First-Copy-Costs auch noch Kosten wir jede weitere Kopie entstehen, was im Empfinden der Menschen einen Wert hat.

    Ich glaube, dass sämtliche Kreativen überlegen müssen, wie sie sicherstellen können, dass ihr Werk nicht nur First-Copy-Costs hat. Ansonsten wird es schwierig gegen die Entwicklung des Zeitgeists anzuschwimmen und zu -klagen.
    Wer heute geistigen „Diebstahl“ mit richtigem Diebstahl oder sogar „Raub“ gleichsetzt hat das mit dem Thema digital noch nicht verstanden.

  • in Zeiten von Web 2.0 (jeder darf und soll aktiv mitmachen) ist die Argumentation „früher haben das nur Profis gemacht, die was vom Zitieren und vom Copyright verstehen…“ nicht mehr ganz zeitgemäß. Wenn es danach geht, dürfte heute auch keiner selber mehr faxen oder telefonieren oder Briefe schreiben. Noch frühererer haben das auch „Profis“ gemacht wie Schreiber, Fräulein vom Amt, die Bundespost/Telegrafenämter etc.
    Ausserdem gibt es viele nichtkommerzielle Sites, die aber trotzdem auch abgemahnt werden.
    Was Fotos betrifft: wenn man kein Jurist ist, kann man die angegebenen Verwendungs-Ausschlüsse und Lizenzhinweise kaum durchblicken. Da werben Foto-Sites mit „lizenzfreie Bilder“ und dergleichen, im Detail aber kann der Fotograf dann im „Kleingedruckten“ nur für „redaktionelle Zwecke“ oder dergleichen reinschreiben.
    Deutschland macht sich hier mal wieder typischerweise durch Bürokratie-Overkill selber das Leben schwer. Wie bei der Steuererklärung und anderen Formalitäten.
    Z.B. bei Fotolia.de finde ich das klasse gelöst: Bild aussuchen, kaufen, einbinden, Hinweis auf Fotografen ins Impressum, fertig. Nicht mal so, mal anders.

  • Fotolia.de ist wirklich klasse. Ich bin da auch meist für Bilderrecherche.. Ist wirklich kein einfaches Thema. Andrerseits muss der Fotograf halt auch irgendwie von seiner Arbeit leben können..

  • „Bilder klauen“ ist böse. Aber 30% der Seminar-Teilnehmer sind halt Plagiatoren und 30% der Bevölkerung betrügen den Partner. Muss wohl an falschen Vorbildern und mangelnder Erziehung liegen um konservative Vorstellungen zu bestätigen… .
    Dagegen gäbe es Wasserzeichen. Bilder ohne Wasserzeichen werden in Blog-Software nicht mehr freigeschaltet weil kein ‚Owner‘ für sie bürgt. Man kann für seine eigenen Bilder kostenlose Wasserzeichen bei der Bilder-Zentral-Server der Fotografen besorgen. Da wird auch verglichen und nach geheimen Spezialwasserzeichen gesucht und günstig lizensiert. Aber Fotografen jammern lieber und bezahlen Anwälte statt das Problem trivialer zu lösen und Willis Blog die Benutzung gegen Werbe-Einnahmen zu erlauben.

    An Abmahnismus glaubte vor Jahren noch niemand. Wenn man jede Webseite für 10.000 Euro mit einer Jugendschutz-Testierung versehen muss, werden noch mehr Sites aufgeben. Die Großen freut es und die Meinungsfreiheit entspricht den Zielen der Parteien.

    Wenn Amazon nicht dafür sorgt, das bei Buchzustand „neu“ automatisch der offizielle Verkaufspreis eingetragen wird, muss man auch dicke Abmahn-Gebühren zahlen. Das Amazon-Marketplace-Forum ist voll davon. Amazon könnte es verhindern. „fast neu – Nichtraucher“ ist bei den überwiegend ultrabilligen Buchpreisen für mich auch keine Kaufhürde.

    Es gibt zig legale verbessernde Web-Projekte die man wegen zu erwartender Abmahnungen nicht machen kann. Openleaks+basicthinking (oder wer sonst gerne möchte) sollte die Ideen bitte mal sammeln und veröffentlichen.
    Ein Firefox-Plugin um Sites zu taggen („[Abo-Falle]“ „Achtung: 39 Euro pro Monat“ „Trojaner::Sasser1.23.45“ „[Evercookie]“,…) und Konkurrenz-Angebote zu verlinken, wären zwei solcher Projekte.

  • Logisch, keine Frage. Ich zahle ja auch gerne den einen Credit (ca. 1 Euro) für ein kleines Online-Bild bei Fotolia.de.
    Fatal ist halt der Dschungel aus Regelungen und AGBs und Kleingedrucktem und dubiosen Ausschlüssen und Disclaimern, die es einem Normal-Menschen sehr sehr schwer machen, sich trotz Bemühungen auf diesem schmalen Grat sicher zu bewegen.
    Schwarze Schafe hat und wird es immer geben. Abschreiber, Plagiatoren, Abkupferer. Teils aus Unwissenheit, teils Absicht (siehe unsere Politiker-Doktoren-Gilde).
    Z.B. hat einer meiner Website-Kunden ausser den 5 gekauften Fotolia-Bildern eines aus Pixelio verwendet in der Annahme, es sei frei verwendbar. Prompt kam dann die Abmahnung einer Kanzlei im Auftrag des Fotografen über knapp 1000 Euro. Keine Frage: klar hätte der Kunde die 1 oder 2 oder 3 Euro Lizenz für das Bild bezahlt vorher, wenn die Verwendbarkeit klar und deutlich erklärt wäre. Aber dieses Juristengebrabbel kapiert doch keiner. Und ich verstehe nicht, warum die Foto-Portale nicht in der Lage sind, das verständlich rüberzubringen. Wäre sicher ähnlich einfach wie eine verständliche Montageanleitung für einen Schrank. Aber das bekommen ja auch viele nicht hin. Schade.

  • „Aber dieses Juristengebrabbel kapiert doch keiner. Und ich verstehe nicht, warum die Foto-Portale nicht in der Lage sind, das verständlich rüberzubringen.“
    Aha, jetzt sind auch die Foto-Portale an den Urheberrechtsverletzungen schuld.
    Wenn ich schon fremdes Material kommerziell nutzen will und ich nicht mal selbst in der Lage bin, einfache Nutzungsbedingungen zu lesen und zu verstehen, sollte man einfach die Finger davon lassen.

  • Grundsätzlich muss es auch im Internet Recht und Regeln geben, andererseits scheinen mir diese z.Z. sehr einseitig die Blogger zu belasten, welche sich vor allem gegen große Konzerne mit eigener Rechtsabteilung kaum durchsetzen können. Nichts scheint einfacher, als einen kritischen Blogger mit Abmahnungen und Unterlassungsklagen mundtot zu machen.

    Leider verändert dieses Klima die Mentalität des Internets: Partizipation und Web 2.0 wird, wie hier auch mehrfach empfohlen, zurückgedrängt auf den privaten Bereich ausgegliedert, was ja auch in der Verschiebung der Webaktivität hin zu Facebook & Co ersichtlicht wird.

    Alles andere wird zum Risiko und führt tendenziell eher dazu, auf Blogs u.ä. Telemedienangebote zu verzichten (siehe auch: http://www.winnyswelt.de/2011/06/extremsport/)

  • Tja wenn der Herr Stör ’nen guten Anwalt hätte würde dieser ihm sagen: „Ignoriere unbegründete Geldforderungen und renne nicht jedes mal zu mir dann sparst du Geld “ aber der Herr Stör merkt wohl nicht das sein Anwalt auch zu dieser Sorte gehört

  • >> „Aha, jetzt sind auch die Foto-Portale an den Urheberrechtsverletzungen schuld.“

    Die Foto-Portale sind nicht schuld, aber sie könnten (im eigenen Interesse und dem der zahlungsbereiten Kunden) die Nutzung so transparent wie möglich machen.
    Ein Beispiel: habe vorhin nach „lizenzfreie bilder kostenlos“ gegoogelt. Was kommt als einer der ersten Treffer?

    „about*****.** – kostenlose lizenzfreie Bilder für alle!
    ======================================
    about*****.** ist eine umfangreiche lizenzfreie Bilddatenbank mit Fotografien jeder Art zur lizenzfreien Verwendung. Fotos können für kommerzielle und nicht kommerzielle Projekte benutzt werden.“

    Dann klickt man wahllos mal auf ein gesuchtes Bild und schon hat es sich mit kostenlos. Das ist nur mal ein triviales Beispiel, hier ist ja leicht zu erkennen, dass man das Bild bezahlen muss. Schwierig ist es dann schon eher, wie man es verwenden darf. Das Vertrauen in die Aussagen dieses Foto-Portals ist doch schon mal dahin. Erst heisst es kostenlos, dann muss bezahlt werden.

    Auf der Site gibt es gleich noch ein Formular „Anzeige von Rechtsverletzungen“ und einen Hinweis auf den Anwalt, der das dann dankend annimmt (?!).

    In den Nutzungs- und Lizenzbedingungen (winzig klein unten hellgrau auf weiss verlinkt) steht dann nach langem Scrollen irgendwo:

    „(8) Der Lizenznehmer ist verpflichtet, die Quelle als Bildnachweis zu nennen….. “ mit Angaben, wie und wo genau.

    Heisst für mich: User kauft Bild. User stellt Bild online. User übersieht das Kleingedruckte mit Hinweis auf Angabe des Urhebers. Lizenzverstoss wird gemeldet über Formular oder vom Anwalt gleich selbst recherchiert.
    Gutes Geschäft: Bild für 2 Euro verkauft und dann kommt die kostenpflichtige Abmahnung für 1000 Euro hinterher? Der Verdacht könnte sich da schon aufdrängen, finde ich.

  • “Ignoriere unbegründete Geldforderungen“ ist leicht gesagt. Man kann auch unberechtigte Knöllchen ignorieren und einfach nicht zahlen. Dadurch wird’s so richtig teuer.

    Reagieren muss man immer. Und nur ein Anwalt kann entscheiden, ob die Abmahnung unbergründet ist. Das ist ja grad der Witz. Als Laie hat man da keine Chance von wegen gesunder Menschenverstand oder so.

  • „Minenfeld von Urheberrecht“? Na, na.
    Die Grundregel ist doch kinderleicht: einfach nix verwenden, was Dir nicht gehört – oder den Besitzer um Erlaubnis fragen.
    Ist doch nicht schwer, oder?

  • Was die Sache mit den Bildrechten angeht: Ich arbeite in einer winzig kleinen Redaktion der Mitgliederzeitschrift eines winzig kleinen gemeinnützigen Vereins.
    Ich muss mich also dafür interessieren, wie die Rechte für die Bilder aussehen, die ich in mein Heft drucke.
    Wenn ich eine Bilddatenbank sehe, egal ob sie mit „kostenlos“ wirbt, dann suche ich nach der Angabe, wie und wo ich den Namen des Fotografen anbringen muss – weil ich weiß, dass das irgendwo steht. Selbst, wenn da dann stehen sollte, dass ich nichts hinschreiben brauche, eine Info zum Thema steht nunmal immer irgendwo.

    Meiner Meinung nach muss so etwas für Blogger auch gelten. Ich schreibe ein Blog, also informiere ich mich erst einmal darüber, auf was ich achten muss.
    Sei es nun, wie ich richtig zitiere (ja, das lernt man tatsächlich in der Schule, und wer es vergessen hat, kann es trotzdem noch googeln), was Panoramafreiheit bedeutet, falls ich eigene Bilder einsetze, welche Hintergründe es bei der Verwendung von Bildern zu beachten gibt, und auch, ob ich Mail/Telefon im Impressum angeben muss.
    Zu all dem gibt es vertrauenswürdige Quellen mit ausführlichen, für jeden, der sich ernsthaft dafür interessiert (!) verständlichen Texten.

    Warum sollte ich mich denn nur an diese Richtlinien halten, wenn ich an meiner kleinen Zeitschrift arbeite, und nicht auch, wenn ich abends am Computer sitze und einen privaten Beitrag ins Internet stelle? Nur, weil ich es im privaten Rahmen mache, ist es noch lange kein rechtsfreier Raum.

    Und nochwas aus dem reichen Schatz meiner Meinungen: Wer ehrlich behauptet, dass die existierenden Regeln so kompliziert sind, dass man da in eine Falle tappen MUSS, der hat sich, glaube ich, entweder nicht ernsthaft damit beschäftigt oder fühlt sich einfach nur gern als Opfer.

  • >> „Ich arbeite in einer winzig kleinen Redaktion der Mitgliederzeitschrift …“
    Schon klar. Dann ist man aber schon mal Profi und damit zwangsläufig sehr eng befasst.

    Heute kann/soll/will jeder privat und/oder kommerziell im Web mitmischen (Online-Werbung auf dem Blog oder bei ebay 10 Sachen verkaufen und schon bist du kommerziell). Und diese Zielgruppe der Blauäugigen und Gutgläubigen ist die Festtagstafel der Abmahner. Dazu gehören auch kleine Existenzgründer und Freiberufler, die sich eine eigene Website anschaffen. Und deren Kernkompetenz liegt eben nicht in Urheberrechten und Online-Recht. Eine teuere Agentur und rechtliche Beratung können/wollen diese Leute sich nicht leisten.

    Aber klar, das ist nur eine Facette der Sache. Dass es Rechte und Regeln gibt und geben muss, ist ja unumstritten. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, heisst es ja bekanntlich.
    Ich selber bin da in der Zwischenzeit sehr achtsam geworden. Habe alle meine Sites nochmal durchgefieselt und doch auch das eine oder andere Bild gefunden, bei dem nach dem Kauf dann doch die Angabe des Fotografen fehlte etc. Disziplin ist hier sehr angeraten.

  • @Giftsumach

    Juristerei hat mit Gehirn bemühen (leider) nichts zu tun. Das ist reines Auswendiglernen von Paragraphen und deren Anwendung und Auslegungen.

    Wer das als easy going hinstellt, hat Mut.

  • @jeeves
    Tja, wie findet man denn raus wer die Rechte am Bild hält? In den meisten Fällen hat man keine Agentur oder sonstiges welche die Rechte hält.

    Warum dürfen Abmahnungen von Personen gestellt werden die nicht Rechteinhaber sind? Warum müssen die das nicht vorher nachweisen?
    Klar kann man jetzt sagen das der gesunde Menschenverstand hier weiterhilft aber die meisten Casual-User des Internets werden sich erstmal eingeschüchtert fühlen.

    Apropos Bild: Der Bild sind die Rechte an den Bildern von anderen auch gerne mal egal. Warum gibts da nicht eigentlich eine Abmahnwelle nach der nächsten? 🙂

  • Habe grad mal recherchiert, was für Spielarten von Abmahngründen es geben kann. Im Prinzip kann man so ziemlich für alles fast nach Belieben abgemahnt werden, wie es scheint.

    Günter Freiherr von Gravenreuth:
    Ein sehr bekannter Fall eines abmahnwütigen Anwalts in München ist hier in Wikipedia dokumentiert. Kann mich aus der Anfangszeit meiner Internet-Aktivitäten noch an den Fall erinnern:
    http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Freiherr_von_Gravenreuth

  • @Bastl

    sehe ich auch so. An große wehrhafte Institutionen trauen sich die Abmahner nicht dran. Das Geschäft läuft nur über Einschüchterung so richtig. Und einschüchtern lassen sich meist nur die „kleinen Leute“.

    Interessante Site zum Thema: blog-it-recht.de

    Zitat daraus:
    „Geht es dem Abmahner nur um sachfremde Ziele wie der Geltendmachung der Rechtsverfolgungskosten, ist dies rechtsmissbräuchlich… “

    Das Urteil des OLG München 2009 gegen einen Abmahner ist auch interessant zu lesen.
    In 18 Jahren mehr als 4.000 Abmahnungen, Respekt. Fast jeden Tag eine.

  • @Bastl
    „Tja, wie findet man denn raus wer die Rechte am Bild hält? “
    Wenn es nicht da steht, dann natürlich durch fragen.
    Oder ist auch schon fragen zu viel? Womit habt Ihr eigentlich ein Problem?
    Ihr wollt fremdes Eigentum nutzen aber nix dafür tun und auch noch nix dafür bezahlen. Sorry, aber so interpretiere ich hier manche Argumentationen.
    Und wenn Ihr es nicht raus finden solltet dann verdammt nochmal könnt Ihr das Foto (was offensichtlich nicht von Euch ist) NICHT verwenden.
    Und niemand wird Euch abmahnen, versprochen.
    Ist das alles so schwer?

  • gejammer auf niedrigstem Niveau. Die Spielregeln im Internet sind klar. Entweder, diese Person hat Mist gebaut, ann soll er auch dazu stehen. Oder aber nicht, dann hindert ihm nichts daran, gegen falsche Beschuldigungen sich zur Wehr zu setzen. Da diese person sich beleidigt zurückzieht, sieht es so aus, als hätte diese Person Mist gebaut. Selber schuld.

  • Verstehe nicht wie man den Abmahnwahn mit Sätzen wie „da muß man halt aufpassen“ etc. relativiere kann. Ob der Höhe der Pönale in Relation zum eingebildeten Schaden ist es nichts anderes als Selbstjustiz.

    Vom korrupten sog. Gesetztgeber (dessen Protagonisten sich ja nur empören würden wenn man das gleiche Schweineprinzip auf Sie anwenden würde und ihnen mal die Visage polierte) ist da auch keine Änderung zu erwarten. Schließlich ist die Kaste der sog. Juristen in den Parlamenten bestens vertreten,

  • Kein Blogger wird gezwungen seinen Senf im Internet abzugeben.
    Erst recht nicht die, die denken, mal nen schnellen Euro mit einem Blog und dem posten von fremden Eigentum zu machen. Das Rumgeheule ist wirklich erbärmlich. Wenn Ihr vom Urheberrecht keine Ahnung habt, dann sucht Euch einen anderen Job.

  • Ich bin Urheber. Musik, Text, Bild.

    Es ist nun mal so, dass die digitale Revolution alles verändert/hat.
    Mir passt es auch wenig, dass es sich im Musik/Film/Text/Bildbereich in die Richtung entwickelt: kostenlos, bequem, billig, zahlen wofür. Es ist schlicht unerträglich, zB. in der heutigen Zeit eine komplette, arbeitsintensive Musikproduktion zu schultern, um dann Alles erstmal wie selbstverständlich verschenken oder verramschen zu sollen.
    Dumm ist, dass die Masse der Menschen nur das Endprodukt sieht, und wenig bis keine Ahnung des ganzes Arbeits/Zeit/Talentaufwandes hat.

    Die digitale Demokratisierung in kreativen Berufsbereichen stellt eine Revolution dar. Manchmal frage ich mich jedoch, warum sich nun Jeder irgendwie berufen fühlen müssen soll, als Künstler, Sänger, Musiker, Dichter, Fotograf, Filmregisseur etc. egobedürftig mit zu teilen. Der Zwang des Teilen wollen müssen sollens kriecht wie eine narzisstische
    Seuche in die Mitte der Gesellschaft.
    Vor dem Internet wars zwar total schwierig, überhaupt in kreativer Hinsicht irgend etwas umgesetzt zu bekommen, die Hürden gewaltig.
    Mittlerweile jedoch ertrinken wir in kreativem Massenmüll. Da es keine Hürde mehr gibt, und Jeder seinen Senf direkt egoverblasen veröffentlichen kann, könnte es wirklich sein, dass sich nur noch die „alten Kreativen“ wirklich ernsthaft übers Copyright und Urheberrecht Gedanken machen, die Jüngeren weniger bis gar nicht. Ähnluch verhält es sich auch mit der ganzen Privatspähere-Thematik. Ob gut oder nicht, zählt da nicht, es ist so, und fertig.
    Geh mit der Zeit, sonst gehst Du mit der Zeit. So denke ich zB, dass ZUERST sich der Urheber Gedanken machen muss, bevor er digitalisierte Musik, Texte, Fotos online stellt, NICHT der Nutzer.
    Ich habe es jahrelang umgekehrt gesehn und es führt zu NICHTS. Wir sprechen hier von einem world wide Web, von Millionen von Nutzern. Von Tempo, von technologischer Entwicklung. Es ist nahezu unmöglich, dagegen an zu gehen, und wieviel bringt das?
    Man muss sich einfach klar machen, alles was digitalisiert wird und online geht, kann tausendfach geklaut und kopiert werden.
    Dass der Wert der Produkte gegen Ramsch sinkt und wir zugeballert werden von allen Seiten, macht es mir als Urheber nicht eben leichter, das alles toll zu finden. Im Übrigen ist in Deutschland auch das gesamte Ruhrgebiet zunächst in eine technologische Industrie verwandelt worden, dann zig Jahre später ging Alles unter, heute entsteht daraus eine Kulturlandschaft ( Zwangsumorientierung )….
    Geklaut und Kopiert wurde auch schon zu anderen Zeiten. Allerdings nicht in diesem massenhaften Ausmass.
    Verdammt noch mal, wieso wird eigentlich immer wenns um Musik geht von Musikern gesprochen, die dann eben wieder Livemusik machen? Im Grunde geht das gesamte Bild des Musikproduzenten den Bach runter, was das produzierte Produkt angeht, und keine Sau kräht hinterher.

    Jammern bringt gar nix und neurotisch Leute verfolgen lassen, die meine Inhalte klaupieren, bringt auch fast nix. Dann darf ich Sie nicht online stellen. Glaubt hier Irgendjemand ernsthaft, wenn es die Möglichkeiten gibt, lassen die Leute die Finger davon, nur weils das Gesetz so vorgibt?
    Nein die Menschen werden doch auch noch promomäßig aufgerufen durch Magazine und Zeitschriften, zu kopieren was das Zeug hält…
    Es IST traurig, wenn wie es hier in einem Post geheissen hat, die Masse eben nicht ( aus NEID?) kapieren will, JA, es gibt Dinge, die macht man und dann verdient man aufgrund der Rechte da ein Leben lang dran…
    WAS zum Teufel ist daran bitte so schlimm? Zum Einen ist Musik produzieren AUCH Handwerk, genauso wie viele andere kreative Berufe.

    Ich habe als Musiker jahrelang miese Nebenjobs machen müssen. Da war alles mit dabei. Auch wenn es moralisch wehtut oder Gutmenschen das nicht hören wollen: Wenn man ernsthaft von kreativen Dingen leben können will, und davon seine Existenz bestreitet, hat man es in den meisten Fällen schwerer, härter und mieser bis es soweit ist davon leben zu können, als wenn ich sage. ok ich mach dann mal nen 8 Stunden-Job, bekomm meine 1200 Euro ( oder leider weniger ) und gut.
    Moralisch gesehn, ist es zwar brutal, dass geistige, kreative Arbeit und Produkte einen höheren Wert haben sollen, als zB. Fliessbandarbeit oder ein Reinigungsjob, aber es ist so. Zumal man auch nicht selbst entscheidet, ob das was wird, sondern da müssen viele Faktoren dazu kommen, wenn es nicht sofort klappt, trägt man bis dahin ein erhebliches existenzielles Risiko. Gesundheitlich, privat. Auch von der gesellschaftlichen Anerkennung her.Wenn ich höre, Jemand wird schon depressiv, wenn er mal 6 Monate kein Lob bekommt oder gucken muss wies weitergeht, hab ich irgendwie so richtig kein Mitgefühl.
    Ich möchte auch mal zum Bäcker gehen, Brötchen kaufen und nachdem ich sie gegessen habe, entscheiden ob sie gut genug waren, dass ich eine kleine Geldspende mache.
    ÜBERALL wird uns die Kohle aus der Tasche gezogen, für jeden Scheiss extra berechnet. NUR wenn ein Kreativschaffender sagt, dass er für seine Arbeit Geld möchte, dann kommt das grosse Staunen. Mit Verweisen auf bekannte Künstler …und dass die ja schon genug Geld bekommen, gehts dann mit idiotischen Egokommentaren schadenfreudiger Sauger im Netz weiter,…
    mit anderen Worten:
    Vor Kurzem noch hat mich das Alles so genervt, dass ich jederzeit die Copyrightseite vertreten hätte. Nun aber, wenn ich mir das Ganze so ansehe, meine ich dass es problematisch ist, die freie Gestaltungsmöglichkeit im Netz durch Blogs & Co, den Usern immer wieder fingerklopfenderweise einzuschränken.
    Ich frage mich als Urheber selber, WAS daran schlimm ist, wenn man zB alle möglichen Bilder und Texte verlinkt, verwürfelt etc…da würde mir höchstens dazu einfallen, dass es mies wäre, mit fremden Sachen Geld zu verdienen oder sie alls seine eigenen aus zu geben.
    Genauso ist es doch mit der Musik/Coverversion-Sache: Da fehlt es mir zB daran, dass einfach mal eine Referenz auf das Original zu geben hat, und es nicht aussehen darf als wär das ein eigener neuer Song.
    Nur, was rede ich ? Kann ich das beeinflussen? Nein.
    Ich achte darauf, meine digitalen Inhalte gezielt zu benutzen und zu gucken, in welcher Kombi wie da eben Geld zu verdienen ist.
    Neue Wege müssen gefunden, erforscht und gegangen werden, damit das mit digitalen Kreativ-Produkten in Zukunft meiner Meinung nach überhaupt noch möglich ist.
    Vielleicht sind die Älteren unter uns grad noch die Verfechter-Generation und wenn wir weggestorben sind juckts auch Niemanden mehr.
    Trotzdem hoffe ich noch auf digitalisierte Brötchen, Kaffe und Kuchen.
    Es wäre auch nett, wenn Menschen, die NICHT ihre Existenz mit kreativen Dingen bestreiten, ihre Entspanntheit bei dreisten Lästerkommentaren warum das alles Geld kosten soll, verlieren, weil ihnen selbst der Arsch mehr brennt….NUR….selbst das bringt nichts….
    WEIL wir Kreativen selbst geschädigt werden,
    wenn es den sogen. Zielgruppen finanziell oder rechtlich an den berühmten Kragen geht…

  • Nochwas:
    Wenn Oliver Stör nicht gleich heroisch seine Nerven und seine Kohle aufs Spiel setzen will, und gnadenlos weiterbloggt bis zum Knastaufenthalt, und weiter, egal…sondern die Schnauze erstmal voll hat, kann ich das nachvollziehen.
    Die Frage ist immer, wieviel Zeit und Kraft man im Leben in Dinge steckt. Vielleicht mag das feige klingen, ich denke es ist eine Ermessenssache.
    Verbissenheit kann manchmal dümmer sein als kluger Pragmatismus.

  • […] Ein Beispiel für die Folgen einer Gesetzgebung aus dem (mindestens) letzten Jahrhundert, und keine Aussicht auf Besserung: Oliver Stör hat sein Blog dichtgemacht, weil er weder Geld noch Zeit hat, sich mit Abmahnungen rumzuschlagen. Solange der Gesetzgeber bei Bloggern mindestens das erste juristische Staatsexamen voraussetzt, wird er nicht der Letzte gewesen sein. Christian Wolf hat ihn interviewt. […]

  • Es ist doch so – früher hat kein Privatmann Millionen von Lesern erreicht. Jetzt kann er es. Warum sollen sich die Regeln nun plötzlich ändern?

    Da hat ein Blogger was draufbekommen, für ein Pseudo-Zitat und ein geklautes Bild. Tja, dumm gelaufen. Wenn ich zu schnell fahre und erwischt werde – ja gut, dann sollte man auf das Auto verzichten, wenn man nicht die Straßenverkehrsregeln versteht oder verstehen will. Aber man kann wohl kaum meckern, weil man 3x im Jahr geblitzt wurde, wovon man einmal nur versehentlich zu schnell gefahren war, weil man abgelenkt war…

  • Stafan schreibt: Beitrag 46.

    Was absolut ankotzt: die Anwälte, die abmahnen, nur um sich selbst zu bereichern. Also wegen kleiner Formfehler im Impressum (falsch verlinkt, Telefon/Mail fehlt, Impressum durch Linkfehler nicht erreichbar, etc.) oder dergleichen.
    Manche Kanzleien habe sich regelrecht darauf eingeschossen. Ich halte sowas für absolut unethisch.
    __

    Sicher ist das nicht nur unethisch und laut meinem Rechtskenntnis auch nicht erlaubt. Denn ein Anwalt braucht um abmahnen zu können, einen Auftraggeber, der wiederum im Wettbewerb zu dem „Abgemahnten“ steht. Wie gesagt – IMHO.

    Und noch etwas zu den Bildern. Wer als Blogger keine eigenen Bilder zu dem Thema hat zu dem er „bloggt“ sollte es wirklich lassen. Eigene Bilder unterstreichen ja auch den Wahrheitsgehalt des Textes.

  • Diese Law and Order Mentalität einiger Kommentatoren hier ist fürmich schwer nachvollziehbar.

    Bei Verstössen würde es doch vollkommen reichen den User darauf hinzuweisen.

    Erst bei Missachtung sollte eine Abmahnung erfolgen.
    Wo ist das Problem ?

    Diese Bestrafungsmentalität in unserer Gesellschaft ist zum kotzen.

  • hab das hier gerade über google news gefunden.

    wäre es nicht eine lösung, wenn man sich bei einem .ru oder .to provider anmeldet? ich meine, ist ja kein geheimnis, dass das zig warez seiten teilsweise schon über jahre machen.

    würdet ihr sagen, dass das ein sicherer schutz ist?

  • Es lässt trefflich über Urheberrechtsverletzungen schwadronieren, wenn man selbst entweder noch nicht betroffen war oder überhaupt nicht bloggt.

    Mir ist in 2006 das mit dem Brötchen (Brötchengate – Finger.zeig.net) passiert. Ein Jahr später erhielt ich vom gleichen Urheber eine weitere Abmahnung, die sich zu einer Einstweiligen Verfügung auswuchs, weil ich die Unterlassungserklärung nicht unterzeichnet hatte. Gekostet hat mich die Sache insbesamt 3.500 Euro, schlaflose Nächte und Streit mit meiner Frau.

    Ich weiß heute, dass ich mich der Urheberrechtsverletzung schuldig gemacht hatte.

    Aber ich lege auch wert auf die Feststellung, dass ich naiv und unbedacht gehandelt habe und nie die Absicht hatte, von der Nutzung der Fotos kommerziell zu profitieren. Ohne ein Unrechtsbewusstsein zu haben ist mir passiert, was mich damals wirklich furchtbar geschockt hat.

    Meine Frau und ich waren aufgeregt wie nur was. Sie hat mich nach der 2. Abmahnung dazu gebracht, den Blog vorrübergehend einzustellen. Ich konnte nicht sicher sein, ob unter den tausenden von Einträgen nicht noch weitere abmahnwürdige Fotos waren. Ich machte nach langer Abwägung schließlich weiter, und so kam es dann zu der zweiten Abmahnung. Sie stammte vom gleichen Absender. Das war dann 2007.

    Danach habe ich den Blog komplett gelöscht.

    Etwas später habe ich einen neuen Blog eröffnet. Bisher ist noch alles gut gegangen. Gerecht finde ich die Handhabung solcher Vergehen durch Blogger bis heute nicht. Es hat sich durch das Internet viel geändert. Die Gesetzgebung bemüht sich aber nicht wirklich darum, diesen Veränderungen durch Gesetzesänderungen Rechnung zu tragen.

    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich bin für den Schutz von Urheberrechten. Mein Leichtsinn wurde bestraft. Mir geht es darum, andere für die Gefahren zu sensibilisieren.

    Schaut euch um in der Blogsphäre. Glaubt ihr wirklich, dass all die Blogs, in denen schöne aber nicht selbstgeschossene Fotos gezeigt werden, eine Erlaubnis dafür eingeholt haben? In vielen Fällen sind nicht einmal die Quellen genannt.

    Durch die technische Weiterentwicklung sind Urheberrechtsverletzungen in meinen Augen im Netz viel stärker vertreten als vor einigen Jahren (Stichwort: Weiterbloggen mit Tumblr, Posterous u.s.w.) Für Rechtsanwälte ist das im Grund (jedenfalls in Deutschland) ein gefundenes Fressen.

  • Die aufgebrummten Kosten sind natürlich eine Unverschämtheit, aber die genannten Tipps sind kompletter Schwachsinn.

    1. Keine Bilder ohne Erlaubnis des Urhebers aus dem Netz verwenden? Das sollte selbstveständlich sein. Am besten CC-Bilder verwenden und dann aber bitte an die Bedingungen halten.

    2. Kein Zitate? *lol* Natürlich gilt das Zitatrecht auch im Internet. Wäre ja schlimm, wenn nicht.

    3. Vorsicht bei Linksetzungen? Es versteht sich von selbst, dass man nicht auf strafbare Inhalte verlinkt oder man einen PW-Schutz umgeht (falls das überhaupt so einfach ist), aber die Nutzungsbedingungen von popeligen Seiten können hier kaum greifen. Wenn ich nicht will, dass auf mein Angebot verlinkt wird, dann stelle ich es nicht ins Internet. Käse.

  • Hi,

    im Grunde haben alle hier aufgeführten Meinungen eine Berechtigung. Meiner Meinung nach führt dies jedoch am Problem der „Abmahnung“ bezüglich Rechtsstreitigkeiten im Bereich des Urheberrechts etwas vorbei. Ziel sollte die Initiative aller Internet-Benutzer sein, dass eine Abmahnung, welche das Internet betrifft, grundsätzlich keinen Anspruch auf „Kostenerstattung“ für Anwälte oder deren Mandanten auslösen. Wer also „abmahnen“ will, kann dies gerne „tun“, jedoch ohne einen Anspruch auf „Geld-(Gier)“. Wer sich außergerichtlich als „Mensch“ nicht „einigen“ kann, geht dann eben vor Gericht. Spätestens dann kann der Anwalt oder Mandant sich überlegen ob das Prozessrisiko überhaupt den „angenommenen Schaden (Anspruch)“ rechtfertigt oder ob es vollkommen ausgereicht hätte auf einen Missstand (Recht) hinzuweisen.

    Aus diesem Grund lege ich hier allen Rechtsanwälten nochmals das Fach „Rechtssoziologie“ zu Herzen, sofern sie dieses aufgrund der freien Fachauswahl in ihrem Studium versäumt haben.

    Denn die Abmahnpraxis aus wirtschaftlichen Gründen einiger Kanzleien, auch wenn der Gesetzgeber bei „Geringfügigkeit des Anspruch“ bereits entschärft hat, kann kein Bürger mehr verstehen.

    Menschen die Ihre Meinungen gerne öffentlich mitteilen wollen und unwissentlich eine Tatsachenbehauptung aufstellten, ohne dies gewollt zu haben und lediglich den betroffenen Satz unglücklich formulierten, kann nicht das Schutzrecht der freien Meinungsäußerung, mit den bestehenden Schranken, in unserer Verfassung, durch eine Abmahnung entzogen werden.

    Dieses praktizierte Unrecht „Abmahnwahn“ schreit somit regelrecht nur nach einer Lösung: KEIN GELD FÜR ABMAHNUNGEN!

    Grüße Robin

  • @horst
    „Mir ist in 2006 das mit dem Brötchen (Brötchengate – Finger.zeig.net) passiert. “
    Was ist Dir armer Mensch denn da passiert?
    Kann es sein, das Du eventuell ein fremdes Foto nicht von Deinen eigenen Fotos unterscheiden konntest? Kann es sein, das Du fremdes Bildmaterial verwendet hattest ohne eine dafür notwendig Lizenz zu besitzen? Kann es sein, das Du den Urheber des Fotos nie kontaktiert hast?

  • Also ich blogge seit April 2011 bin also noch ein totaler Newcomer und wenn ich das hier so lese, geht mir echt ein Menge Motivation flöten. Da sind ja bei manchen abgemahnten Summen zusammen gekommen, die schon die Existenz gefährden.

  • @Benni
    Verwende einfach Deine eigenen Texte, Deine eigenen Fotos und beleidige oder diffamiere niemanden.
    Niemand wird Dich abmahnen.

  • @ Ragim
    das ist leichter gesagt als getan. Die Leser legen immer mehr Wert auf Qualität und Optik des Artikels. Soll man sich, um seinen Artikel aufzupeppen, jedesmal auf den teuren Portalen Bilder kaufen und den Blog mit Werbung zuballern nur um sich diese auch finanzieren zu können…

  • @81: Ich schrieb, dass ich eine Urheberrechtsverletzung begangen habe. Der süffisante Ton ist also völlig unangebracht!

    Übrigens habe ich persönlich mit dem Urheberrechtinhaber telefoniert und zusätzlich mit seinem Anwalt. Nur leider zu spät. Ich war dumm und hatte die Konsequenzen zu tragen.