Technologie

Morgen ist SOPA Blackout Day: Wikipedia, Reddit und Cheezburger bleiben schwarz


Mindestens drei Websites werden morgen eine Zeitlang schwarz bleiben: die Social-Bookmarking-Seite Reddit, das Cheezburger Network und die englischsprachige Wikipedia. Denn morgen ist SOPA Blackout Day. Die Websites protestieren damit gegen die höchst fragwürdigen Gesetzesentwürfe PIPA/SOPA des US-Kongresses, der sich nach außen hin gegen Online-Piraterie wendet, die Meinungsfreiheit im Netz aber extrem einschränken würde.

Während man bei einem Ausfall von Reddit getrost mit den Achseln zucken kann, wird der geplante 24-stündige Ausfall der englischsprachigen Wikipedia erhebliche Auswirkungen haben. Von anderen prominenten Websites wie Facebook, Google und Zynga sind ebenfalls Aktionen zu erwarten. In Deutschland schwärzt das Blog Spreeblick seine Website. Doch auch der Protest gegen das umstrittene Gesetz ist umstritten. Twitter-Chef Dick Costolo kritisiert Wikipedia für dessen geplanten Blackout.

Costolo nennt es „töricht“, ein globales Geschäft für den Protest gegen ein nationales Gesetz abzuschalten und erntet dafür von einer Seite Lob. Allerdings irrt Costolo, wenn er denkt, dass SOPA nur Auswirkungen auf die USA hätte. Die Folgen wären global, wie das Video oben der Initiative „Stop American Censorship“ erklärt.


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Ein Vielzahl an Unternehmen von AOL bis Yahoo hat sich deswegen frühzeitig gegen SOPA ausgesprochen. Hunderte Websites sind in Aktionen gegen SOPA involviert. Allerdings beschränkt sich der Protest oft auf eine Stellungnahme oder einen Hinweis-Button. Ein Blackout, wie von Wikipedia geplant, sorgt deswegen für erheblich mehr Aufmerksamkeit und klingt als Warnung angebracht. Wobei natürlich auch ein etwas moderaterer Protest fruchten könnte: Google könnte ein entsprechendes Doodle schalten oder in einer Demo vorführen, wie YouTube aussähe, würde SOPA verabschiedet. Websites könnten ihren Hintergrund in einer gemeinsamen Aktion einen Tag lang schwärzen.

Obwohl selbst das Weiße Haus sich gegen SOPA ausspricht und die Mehrheit der konversativen US-Republikaner bröckeln könnte, ist das Gesetzesvorhaben noch nicht vom Tisch. Es erlaubt den US-Behörden unter anderem Websites sperren zu lassen, die ihrer Meinung nach zu wenig gegen Online-Piraterie getan haben.

Was haltet ihr von Wikipedias Blackout Day?

(Jürgen Vielmeier)

Über den Autor

Jürgen Vielmeier

Jürgen Vielmeier ist Journalist und Blogger seit 2001. Er lebt in Bonn, liebt das Rheinland und hat von 2010 bis 2012 über 1.500 Artikel auf BASIC thinking geschrieben.

20 Kommentare

  • Ich finde, eine Firma, ein Verein oder jede andere Vereinigung hat das Recht, die eigene Position deutlich zu machen. Wenn sie der Meinung ist, dass dies mit einer Abschaltung am effektivsten zu erreichen ist, dann spricht da nichts dagegen.
    Das Argument, es würde sich um ein nationales Gesetz handeln, zieht schon aufgrund der starken Präsenz von amerikanischen Firmen im Netz nicht.

  • Respekt an Wikipedia! Hoffentlich rüttelt das so manche unbedarfte Leutchen wach, ich denke das ist ein sehr gangbarer Weg um auf einen Misstand aufmerksam zu machen der bald Realitaet werden koennte. Das Internet ist doch schon lange nicht mehr national und schon laengst international…

  • „Während man bei einem Ausfall von Reddit getrost mit den Achseln zucken kann“

    Mooooooooooment – eine Mittagspause ohne Reddit ist schon fast Folter. Startseitenpflicht. Und 2 Milliarden Paveviews in Dez. 2011 ist auch schonmal nicht schlecht …

    Aber zurück zum Thema – als bereits erwähnter Redditor beobachte ich das Geschehen rund um SOPA / PIPA schon seit einiger Zeit mit großer Besorgnis – und diese deutliche Warnung seitens der Wikipedia ist mehr als überfällig. So ein Gesetzesentwurf ist nur ein Lobbybreite von unseren internet-affinen Politikern entfernt.

    btw… off-topic: Dürfte übrigens in die Prüfungszeit vieler Unis fallen 😉
    http://imgur.com/y4aJ7

  • Ich finde das Verhalten richtig, denn nur so kann man zeigen, dass es ernst ist und das Gesetz auf jeden Fall verhindert werden muss.

  • Anständiger Protest wäre doch einmal , das „Alle“ Warez Seiten , Fileshoster , Torrent Portale , Downloadportale , Crackseiten … ect. ect. für 1-2 Monate Schließen würden. Dann wäre wohl das Internet nur noch halb so Atraktiv und wohl auch viel weniger in Benutzung 😉
    Denn wer verursacht wohl die meiste Traffic?
    Im Prinzp lebt das Internet , Provider und Serveranbieter viel mehr von Illegalen , Halblegalem, Cracks und den Porno Sachen als vom den ganzen wirtschaftlich gesetzlich Korrekten und moralisch Anständigen.
    Selbst wenn SOPA kommen würde , wäre die Auswirkung für das Internet und deren Wirtschaft wohl sehr viel größer als Gedacht , ganze Serverfarmen könnten Schließen und mit ihnen sogar der Hardware Verkauf einbrechen.

    Und für die Freiheit! mal ein Tag ohne Internet 🙂
    Dann ist man wirklich Freier.

  • Absolut dafür! Es wird Zeit, dass das Gesetz gekippt wird!

    Dass man Reddit verkraften kann halte ich auch für eine gewagte Aussage, und das obwohl ich es nicht benutze 😉 Da finde ich den Cheezburger Network-Ausfall deutlich verkraftbarer.

  • Cosolo redet von einem nationalen Gesetz. Wikipedia nennt er ein globales Geschäft. Leider erklärt er nicht, wie er sich die „nationalen Bereiche“ des Internets vorstellt.

    Die Amis betrachten JEDE .com-Adresse als US-Eigentum und damit im Zuständigkeitsbereich der amerikanischen Legislative/Exekutive .

    Somit soll mir mal Hr. Cosolo erklären, was mit meiner in Deutschland bestellten, bezahlten, gehosteten und betriebenen .com Domain ist.

    Da fällt er mit seiner Ansicht vom „nationalen Gesetz“ durch… denn die Auswirkungen sind zwangsläufig international.

  • Die Vorgehensweise von Wikipedia ist sicherlich als Protest gut gemeint, wird aber wenig Effekt haben. Denn einen Tag auf die Infos zu verzichten, dürfte nun mal wenigen Leuten wehtun. Die SOPA-Gesetzesentwürfe sind natürlich nicht zu befürworten, aber nur weil Wikipedia schwarz bleibt, dürfte auf Seiten der Befürworter keine Panik entstehen.

  • Ich denke auch das sie langsam merken welche Auswirkungen das hätte und nur deshalb Gestoppt haben?

    Ist doch eine Dumme Idee den „Kampf“ gegen Urheberechtsverletzungen und Raubkopien von der Nutzerebene auf die Provider und Server Industrie zu Verlagern, ganze Horden von Abmahnanwälten würden ja Arbeitslos, Serverfarmen und Cloudanbieter nicht mehr Ausgelastet und Hardware Hersteller fürchten Umsatzverluste.
    Wem sollten zukünftig die Rechteinhaber verantwortlich machen wenn ihr Geschäft nicht wie gewünscht funktioniert und es keine illegalen Sachen im Internet mehr gibt? Zudem würden ja die horrenden Einnahmen aus den Strafen verloren gehen!
    Das wäre ja fast wie elektronisch geführte Autos die keine Geschwindigkeitsübertretungen mehr Zulassen oder verhindern könnten und ganze Städte und Gemeinden, Hersteller, Wartungsfirmen von „Starenkästen“, Anwälten und der Polizei hierzulande ihrer Einahmen berauben würden.

    Nein solch dumme Ideen müssen Gestopt werden , dafür aber die Überwachung und Strafen für den Nutzer und Bürger erhöht werden, so funktioniert „gute“ Wirtschafts Politik.

  • Ich bin der Meinung, es ist das gute Recht der Regierung etwas gegen die Raubkopien zu unternehmen, die im Netz kursieren. Aber so?
    Hier geht es meiner Meinung nach um eine ganz grundsätzlich demokratische Frage: Wie weit darf man die Freiheit der Bürger einschränken, um eine Minderheit zu verfolgen, die wirklich böswillig Geld durch Raubkopien verdient.
    Aber diese Frage sollte man wohl nicht in einem Land wie Amerika stellen, in dem die älteste noch gültige und am stärksten veraltete Verfassung aller demokratisch regierten Nationen gilt. Nicht in dem Land, in dem man nur in Freespeach-Zonen seine Meinung wirklich frei äußern darf.

    Ich finde es gut, dass eine Organisation wie Wikimedia hier seinen Einfluss nutzt um für demokratische Grundrechte einzutreten.

  • @11 Bl0nki schrieb:
    …Wie weit darf man die Freiheit der Bürger einschränken, um eine Minderheit zu verfolgen, die wirklich böswillig Geld durch Raubkopien verdient…

    In USA zu Fragen was „böswillig Geld zu verdienen“ Bedeutet ?
    Im Land von Söldnertruppen , Foot-Gen, Monsanto , Gen – und Softwarepatente oder MS und Apple welche chinesische Arbeiter in den Selbstmord treiben? Nein die Formulierung ist falsch, denn „böswillig Geld zu verdienen“ ist OK, aber den Profit von diesen Firmen schmälern zu wollen sei es durch Urheberechts oder Patentverletzungen , Sozialabgaben oder gar Steuern , ist dort ganz „Böse“!

  • @Tobias: Es geht nicht darum jemanden „weh zu tun“, sondern um Aufmerksamkeit. Denn bei vielen Leuten scheint da noch Informationsbedarf zu sein. Sieht man ja auch an den Kommentaren hier.

  • Über lang oder kurz werden wir unser jetziges freies Internet verlieren. Ich behaupte, dass zu viele Regierungen andere Vorstellungen vom Netz haben.

  • Es wird leider nichts bringen, selbst wenn Google sich abgeschaltet hätte.

    So lange die Lobby bei der Regierung derart dick… nennen wir es mal „im Geschäft ist“, wird das durchgezogen.

  • Wer trotzdem was gaaaanz dringend aus der englischen Wikipedia braucht, schaltet einfach JavaScript ab 😉