Wirtschaft

Neuer Sharehoster: Kim Dotcom startet Megaupload-Nachfolger zum Razzia-Jahrestag

Mega kommt. Und das schon sehr bald. Am kommenden Wochenende geht es los – pünktlich und emotionsgeladen zum einjährigen Jubiläum der Megaupload-Razzia auf Kim „Dotcom“ Schmitz‘ Anwesen in Neuseeland. Das neue Projekt der Kieler Internetgröße schickt sich an, das Urheberrecht zu revolutionieren. Das Konzept hat jedenfalls das Zeug dazu, die rechtliche Grauzone hinter sich zu lassen.

„Wir versprechen, wir liefern“

Am kommenden Samstag europäischer Zeit ist es so weit. In Auckland, um genau zu sein im Eislädchen von Gianpaolo Grazioli, feiert Kim Schmitz mit all seinen Freunden und Unterstützern eine fette Eiscreme-Party zum Start seines neuesten Projektes Mega. Dass Schmitz nach der medienwirksamen Schließung seines Sharehosters Megaupload, den damit verbundenen Ermittlungen durch US-Behörden und der im Nachhinein offenbar nicht ganz korrekten Razzia in seinem Privatanwesen so schnell wieder als Unternehmer auftritt – das hätte wohl niemand erwartet. Zumal am zwölften August eine Anhörung ins Haus steht, die wegweisend dafür sein wird, ob Schmitz in die USA ausgeliefert wird oder eben nicht.

Es ist der Überraschungsmoment, der Schmitz zu liegen scheint. Die Selbstdarstellung. Frech. Aggressiv. Durch das Ungewisse, das Tag für Tag begleitet wird von provokativen und vorwurfsvollen Äußerungen in den Medien und über den eigenen Twitter-Kanal, sind alle Augen auf Mega gerichtet. Und die Erwartungen groß. Irgendwie. Wieso weiß keiner so recht, handelt es sich doch um einen ganz neuen Ansatz. Keinen Megaupload-Klon, etwas komplett Neues. Man fragt sich woher diese Neugierde kommt, man traut es „Kimble“ einfach zu. Vielleicht ist es die aufregende, nebulöse Aura, die den Hacker umgibt. So ist der extrovertierte Deutsche mehrfach vorbestraft und fiel in der Vergangenheit immer wieder dadurch auf, sich augenscheinlich nicht ganz an das Gesetz zu halten.


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Die Cloud erhält Zuwachs

Nun steht also Mega ins Haus. Das Konzept ist einfach wie genial: genau wie bei Megaupload steht es jedem Internetnutzer frei, Daten aller Art und jeder Größe auf die Mega-Server zu laden. Offenbar sind 50 Gigabyte Online-Speicher kostenfrei. Allerdings unterscheidet sich die Weitergabe der Dateien etwas. So geben die Mega-Macher an, dass die hochgeladenen Bits und Bytes schon beim Transfer über den Browser verschlüsselt werden. Abschließend erhält der Uploader einen einzigartigen Entschlüsselungs-Key – es ist an ihm, den Schlüssel all denen zu geben, die auf die bereitgestellten Daten zugreifen dürfen. Mega ist aus dem Schneider. Gibt dem Nutzer jegliche Verantwortung in die Hand. Hat keinen Zugriff auf die Daten, sondern agiert folglich nur als verteilender Cloud-Dienstleister. Klingt für den Jura-Laien plausibel. Ob mit geltendem Recht vereinbar müssen (und werden) allerdings Experten prüfen.

Der Mega-Uploader – exklusive Vorschau bei Twitter

Mega ist die neue graue Wolke im weltweiten FilesharingDatennetz. Extrem simpel und gleichzeitig ausgeklügelt. Durch die inaktive Rolle wird Behörden jeglicher ermittlungstechnischer Wind aus den Segeln genommen. Denn dadurch, dass die Schlüssel bei Mega nicht zwischengespeichert werden, sind die Daten – ob illegal oder nicht – für Außenstehende nicht verwertbar. Im Falle einer Razzia kämen Ermittler so zu keinem Ergebnis. Mega clever.

Mit befleckter Weste in den Kampf

Schmitz ist ein Macher, das muss man ihm lassen. Er stellt sich als Heilsbringer und Weltverbesserer dar, gibt sich rebellisch. Und steht doch mit einem Fuß im Gefängnis. Man darf nicht vergessen, mit welchen Projekten sich Schmitz in der Vergangenheit teure Villen und prunkvolle Anwesen verdiente – und kann Schmitz nur wünschen, dass ihm sein stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein nicht zum Verhängnis wird. Schließlich ist ihm niemand geringeres als das US-Justizministerium auf den Fersen. Sich die Großen und Mächtigen zu Feinden zu machen mag tatsächlich revolutionär und mutig sein. Allerdings bietet eine beschmutzte Weste denen, die Schwächen suchen, eine willkommene Angriffsfläche.

Bilder: Screenshot von Kim.com / twitter.com/KimDotCom

Über den Autor

Michael Müller

Michael tritt seit 2012 in über 140 Beiträgen den Beweis an, trotz seines Allerweltnamens real existent zu sein. Nach Abschluss seines Wirtschaftsstudiums arbeitete er einige Jahre als PR-Berater, bevor er 2016 als Tech-Kommunikator bei einem deutschen Spezialglas-Hersteller einstieg.

21 Kommentare

  • Eigentlich mag ich den Kerl überhaupt nicht, aber dass er sich hinstellt und den Behörden mit ausgestreckter Zunge den Mittelfinger präsentiert, finde ich dann doch irgendwie….sympathisch? Mir fehlt das richtige Wort.

  • Was soll mit geltendem Recht nicht vereinabr sein? Clouddienste oder Verschlüsselung? Gibts zu Dutzenden im Internet und wird ständig gefeiert. Und nun stellst du die rechtliche Frage? Ein wenig wirr dein Pamphlet.

    • War Megaupload denn etwas anderes? Man wird sehen. Meine Ansicht allerdings: „Das Konzept hat jedenfalls das Zeug dazu, die rechtliche Grauzone hinter sich zu lassen“. Wer so viele potente Feinde hat wie Schmitz, wird mit Sicherheit nicht nur einmal juristisch durchleuchtet…

  • Juristisch total unerheblich ob nun verschlüsselt oder nicht. Bisher wurden geheime Links geteilt, jetzt halt Verschlüsselungskeys, das ist Jacke wie Hose. Die Ermittler wissen so, was auf den Servern ist, und Mega muss es löschen. Sonst Ärger. Und wenn ein Gericht befindet, Mega biete seinen Dienst unter der Hand gerade für illegale Dateien, dann spielt die Verschlüsselung genauso wenig eine Rolle wie die ‚geheimen‘ Links zuvor.

  • Wo ist denn der Unterschied zwischen Clouddiensten und Sharehoster , doch eigentlich nur „Wer“ diese Dienste betreibt.
    Wenn Apple oder Google einen Cloudmusik Dienst anbieten und dafür Millionen von illegalen Musikdatein quasi „Legalisieren“ und sogar Qualitativ „Aufwerten“ passiert nichts, hätte dieses ein kleiner Sharehoster auch dies auch nur Angekündigt wäre er mit Klagen überzogen worden.
    Ebenso kann ich selbt in der Microsoft Cloud ein DVD oder BR Rip verschlüsselt ablegen und mit meinen Freunden Teilen, wenn dieser gut Verschlüsselt ist kann es wohl kaum jemand wirklich Überprüfen.
    Daher fordern Clouddienste von Microsoft , Google oder Apple letztendich genauso illegales Filessharing wie ein Sharehoster wenn auch in geringeren Umfang und nicht ganz so „Plakativ“ bzw mit besseren Anwälten.

  • @Michael Müller
    Ist denn Dropbox, Wuala oder Gdrive was anderes? Du hast da ein seltsames Weltbild. Wie war das noch, alle sind gleich, einige gleicher.

    Jetzt bringst mich soweit den Dicken noch zu verteidigen.

    • Habe ich denn in diese Richtung irgendeinen Vergleich gezogen? Bisher doch nicht. Ich konkretisiere meine Ansicht aber gerne an dieser Stelle 🙂 In meinen Augen wandert alles was Kim Schmitz in Zukunft starten wird zunächst einmal in der rechtlichen Grauzone. Eben weil er unter verstärkter Beobachtung von sehr, sehr mächtigen Instanzen steht. Ob nun Mega (US-Justiz), das baldige Megabox (RIAA, Plattenfirmen) oder Megakey. Irgendwem pinkelt Schmitz seit geraumer Zeit immer vor die Füße – wodurch womöglich selbst völlig legale Dienste zunächst einmal äußerst kritisch beäugt werden. Ich maße mir aber nicht an dies zu bewerten, bin schließlich kein Jurist. Ich bin aber sehr, sehr gespannt, wie es mit allen neuen Schmitz-Angeboten weitergehen wird.

  • @JSG:
    Es macht schon einen Unterschied. Sicher kann immer noch eine Behörde kommen und sagen, dass Datei XYZ illegal ist und gelöscht werden soll. Jedoch kann man MEGA nicht mehr vorwerfen, dass Sie nichts gegen die illegalen Dateien tun würden. So gab es bisher ja immer Forderungen, dass Sharehoster proaktiv ihre Festplatte nach illegalen Dateien absuchen und diese automatisiert löschen sollten. Dies ist im Falle von MEGA nicht mehr möglich. Somit ist MEGA in gewisser Weise aus dem Schneider.

    Mal davon abgesehen sehe auch ich keinen Unterschied zwischen MEGA und Boxcrypter in Kombination mit einem beliebigen Cloud-Dienst. So richtig revolutionär ist Herrn Schmitz Projekt also nicht.

  • @Michael Müller

    „….wodurch womöglich selbst völlig legale Dienste zunächst einmal äußerst kritisch beäugt werden.“

    Dann könnte man wohl gleich das ganze Internet „äußerst kritisch beäugen“ denn der Sinn dieses Netzes besteht nun einmal im Austausch und Teilen von Daten.
    Die eigentliche Frage ist doch ob Urherrechtsgesetze aus Analog Zeiten noch in die Netzwelt passen und das sie nicht mehr „Passen“ sollte doch fast jedem klar geworden sein außer den Verwertern und ihrer Lobby.

    @Bill
    Ich habe ja nicht behauptet das sie keine Verträge haben , nur das sie es Dürfen und wohl auch die „Macht“ dazu haben.
    Andere wohl keine „Verträge“ bekommen, dabei kann man und sollte man das Internet nicht Aufteilen in ein Apple, Microsoft oder Google Netz wenn es auch viele gern sehen wollen.

    • Man muss das Internet sogar kritisch beäugen! Der Sinn dieses Netzes besteht natürlich im Austausch von Daten, allerdings sicher nicht dazu geschütztes Material gegen den Willen des Erzeugers (Musiker, Filmemacher, etc.) zu verteilen – dafür existieren nunmal etliche Schutzrechte. Möchte jetzt aber keine Grundsatzdiskussion über Internet oder Urheberrecht von der Stange brechen. Möchte damit nur zeigen, dass man speziell beim Urheberrecht auf sehr verschiedene Arten argumentieren kann. Was zeigt: die Frage, ob das Urheberrechtgesetz noch in die heutige Netzwelt passt, ist alles andere als klar.

  • @Michael Müller
    Gibt es denn ihrer Meinung nach „ungeschütztes Material“ oder gilt nicht längst auch hier das Recht des Stärkeren, so das sich zb. Facebook, Google oder andere einfach das Material oder Daten ihrer Mitglieder oder Nutzer per AGB „Aneignen“, wärend Verstöße von Nutzern sofort sanktioniert werden.
    Nein, mit einem streng ausgelegten bestehenden Urheberrecht für alle Nutzer wäre das heutige Internet gar nicht möglich, denn das Netz beruht auf gemeinsame Werte und kann nur im freien Austausch funktionieren, also muß jeder von seinen Forderungen dafür ein Stück weit zurücktreten oder wir entwickeln das Netz wieder zurück zu einem fast reinen Konsummedium wie der TV-Glotze.
    Das Kopieren von geschützten Material wie Musik oder Filme ist kein Internet Phänomen sondern existiert seit es Aufzeichnungs- und Abspielgeräte dafür gibt, vermutlich sind auch eher diese daran „Schuldiger“ als das gescholtene Netz oder früher der Schulhof, Postschließfach ect.

  • Mika B., ich fühle mich so alt wenn ich gesiezt werde…

    Nunja, ich denke Persönlichkeitsrechte kann man schlecht mit Urheberrechten vergleichen. Man geht ja einen Vertrag mit Google oder Facebook ein, dessen AGB klärt, dass die über die in Anspruch genommenen Services erhobenen Daten verwertet werden DÜRFEN. Dem wird explizit zugestimmt. Mit künstlerischem Urheberrecht kann man das nach meiner Ansicht schwer vergleichen, ist das Filmstudio oder die Plattenfirma doch eben in Besitz der (Urheber)Rechte und darauf aus, diese zu verwerten.

    Aber wie schon gesagt, ich möchte mich jetzt nicht zu einer Diskussion zum sehr komplexen und auf vielfache Art interpretierbaren Urheberrecht hinreißen lassen. Das war nun wirklich nicht Ziel des Textes 😉

  • Leute wie Schmitz sind dafür verantwortlich dass weltweit jeder Internetnutzer unter Generalverdacht gestellt und mit unsinnigsten Gesetzen belastet wird. Web ist mehr als dümmliches Xtreme-Filesharing, denn der normale berufstätige Mensch hat sicher keine Zeit sich am Tag 3 Filme und 2 Games reinzuziehen. Das dieser Großkotz auch noch damit reich und nich beachtet wird, ist einfach nur ein weiteres Armutszeugnis unserer Gesellschaft. Kann mich auch nicht erinnern dass Schmitz je was hilfreiches oder wertvolles für die Menschheit getan hat.

  • @Roger
    „Leute wie Schmitz…“ nutzen wohl eher menschliche Schwächen aus und bedienen lediglich ein Bedürfniss, denn es wird ja nie jemand gezwungen…“Menschlich“ als „Großkotz“ kann man aber von ihm Halten was man will..
    Ich gehe sogar so weit zu Behaupten das Filesharing, was übrigens in Deutschland erst seit 2003 Verboten ist und heute schon mit den „Schlimmsten Verbrechen“ dank ständiger „medialer Gehirnwäche“ gleichgesetzt wird, das Internet erst zu dem gemacht hat was es Heute ist.
    Denn die Leute haben sich vor 10-15 keinen (teuren) Anschluß zugelegt wegen der schönen Webseiten von „Sony und Co“ oder ein paar priv Urlaubsfotos, sondern meist gerade wegen Napster oder Emule.
    Selbst die damals noch Großen Computerzeitschriften hatten monatliche Aufmacher was und wo es denn alles im Netz für Lau gibt und Telcos verdienten sich „Dumm und Dämlich“ wenn ihre Kundschaft mit der ISDN Leitung ohne Flat bei Napster Songs saugte oder tauschte.
    Ein Urheberrechtlich „Sauberes“ Internet wäre wohl als ein verbesserter Bildschirmtext(Btx) wargenommen worden und hätte sicher eine ganz andere Entwicklung vor allem Verbreitung genommen, vielleicht gebe es dann heute auch kein Facebook oder andere Netzdienste.

  • @ Mika B.
    …so isses.

    Beispiel Thema Musik:

    Als ich vor 37 Jahren meinen ersten Radio-Kassettenrecorder hatte, habe ich doch auch jeden angesagten Titel aus dem Radio auf Tonbandkassette mitgeschnitten. Hat damals keinen interessiert. Im Gegenteil. Die beste Qualität hatten damals die Schallplatte. Doch die konnte man sich ja nicht auf der Strasse unter den Arm klemmen und mit seinen Kumpels hören …

    Bei den irrationalen Konzertpreisen die heute aufgerufen werden und den damit verbundenen Gewinnen, müßte das Saugen, verbreiten und somit publizieren der jeweiligen Musik kostenlos sein. Ist es doch die ideale Werbetrommel für denjenigen, oder?

    Ich finde, solange man geshartes Material privat nutzt, sollte es kein Problem sein. Anders sieht es aus, wenn man den gesaugten Stoff (Software, Musik, etrc) gewerblich einsetzt und damit dann seine Kohle verdient. Da finde ich, sollte man an den Grundsatz des Geben und Nehmens denken, oder?

  • Unterschied zwischen Kim Schmitz aka Kim Dotcom zu BP, Coca Cola, Apple & CO ?

    Einen moralischen Unterschied macht es für mich nicht, diese Konzerne umgehen gerne unsere Steuergesetze, lassen in diversen Parlamenten Gesetze zu ihren Gunsten hinbiegen, „outsourcen“ ihre Produktion gerne dorthin wo es keine Arbeitnehmerschutzgesetze und/oder Umweltschutzgesetze gibt. „Testen“ Gesetze gerne bis zu ihren Grenzen (wie „unser“ Kim auch) aus usw. Ohne jeden
    Zweifel – Kopien von Inhalten anzufertigen ist Unrecht – aber die Balance zwischen
    den einzelnen Verstößen ist schon lange nicht mehr gegeben, jeden Monat brennt
    irgendwo in Bangladesch eine Bekleidungsfabrik inklusive einen Teil der Beleg-
    schaft ab und niemand tut etwas, während man bei ein paar MP3 ein Riesengezeter veranstaltet.

    N.S.: Nein, ich bin kein Nutzer von „Sharehostern“ und kein P2P – Tauscher,
    und nochmals Nein dieser Dienst (Mega) interessiert mich nicht, mir
    reichen schon die „normalen“ Cloudangebote, und ein 3. Nein ich brauch
    die angeblichen „Raubkopier-Amnestie“ nicht alle meine Musikstücke
    sind legal erworben oder selbst unter Ubuntu von meinen gekauften
    Audio-CDś gerippt und lagern auf meinem NAS.