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Subtiles Druckmittel oder legitime Gegenwehr? Amazon sperrt Kundenkonten nach „übermäßigen“ Retouren – Hintertür im Widerrufsrecht?

Ein dicker Pluspunkt von Online-Bestellungen ist das gesetzlich verbriefte 14-tägige Widerrufsrecht beim Erwerb einer Ware. Zwar tauschen längst auch viele Vor-Ort-Händler Fehlkäufe anstandslos um, einen Anspruch auf die Rückabwicklung des Kaufs gibt es aber nur bei Fernabsatzverträgen. Beträgt der Warenwert zudem mehr als 40 Euro, muss der Internetverkäufer aktuell auch die Versandkosten tragen. Was im Einzelfall sprichwörtlich ein Fall für die Portokasse ist, kann aus einer Makroperspektive über schwarze oder rote Zahlen am Quartalsende entscheiden. Beispiel Zalando: Das Schuh- und Modehaus ächzt seit jeher unter gigantischen Rücklaufquoten – jedes zweite bestellte Produkt kommt im Schnitt wieder zurück. Die wohl überwiegend weibliche Kundschaft schätzt es eben, gleich mehrere potenzielle Lieblingsschuhe bequem nach Hause ordern zu können, aus denen dann ein oder zwei Paare ausgewählt werden. Der Rest geht halt retour.

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Allerdings ist es ja nicht so, dass die Käufer allein von der großzügigen Widerrufsregelung profitieren. Für die Unternehmen ist der problemlose Umtausch schließlich auch ein gewichtiges Kauf- und Werbeargument – ich möchte sogar behaupten, dass der oft bejubelte Boom im Online-Handel in weiten Teilen der unkomplizierten und risikolosen Rückgabe bestellter Ware zu verdanken ist. Nun mag es sicher auch auf Kundenseite das ein oder andere schwarze Schaf geben, das etwa einen 700-Euro-Anzug immer nur kurz vor der nächsten Hochzeit im Freundeskreis bestellt, dort intensiv „anprobiert“ und anschließend wieder zurückschickt. Und natürlich läuft ein solches Verhalten dem eigentlichen Gedanken des Widerrufsrechts zuwider, sodass sich ein Kunde wohl auch nicht wundern muss, wenn der Händler ihm irgendwann nichts mehr verkaufen will. Also selbst schuld?

Amazon zieht überraschend die rote Karte

In dem skizzierten Extremfall sicherlich, die Mehrheit der Käufer dürfte aber schon aus Bequemlichkeits- und Zeitgründen wenig für derartige Scharaden übrig haben. Und dennoch kann es offenbar jedem von uns passieren, dass der Händler plötzlich die rote Karte zieht. Auch bei Amazon, das seinen Aufstieg und seine Popularität nicht zuletzt einem lange einzigartigen Service verdankt. Umso brüsker wirkt das rüde Vorgehen des Branchenprimus‘, das gestern Abend bei Stadt Bremerhaven zur Sprache kam – und welches mich ehrlich überrascht hat. Caschy zitiert dort aus einer E-Mail des Konzerns an einen Kunden, in der diesem lapidar mitgeteilt wurde, er habe zu viele Artikel zurückgeschickt und werde daher gesperrt. Aus die Maus.


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Eine Vorwarnung soll es nicht gegeben haben. Und dies scheint kein Einzelfall zu sein – in den dort vorhandenen Kommentaren sind weitere Berichte gleicher Art zu lesen. Am bittersten ist ein solcher Rauswurf dabei ausgerechnet für die besonders treuen Kunden, die etwa nicht nur bevorzugt bei Amazon eingekauft haben, sondern beispielsweise auch ihre MP3s dort lagern oder – durchaus brisant – einen Kindle-Reader oder ein Kindle-Tablet besitzen. Denn diese Geräte werden damit quasi wertlos – das Erwerben neuer E-Books oder von Apps über den Amazon-Store ist ja ohne Kundenkonto nicht mehr möglich. Wer aus dem eng gestrickten Ökosystem auf diese Weise verstoßen wird, dürfte sich schlagartig hilflos fühlen, macht es doch die selbstgewählte Abhängigkeit von einem Anbieter schmerzhaft bewusst.

Details Mangelware

Weitere Details zum Amazon-Kehraus sind leider Mangelware. Unklar ist etwa, seit wann Amazon diese Praxis an den Tag legt, wie viele Kunden betroffen sind und was als kritisches Limit für eine Kontensperrung angesehen wird. Wir haben natürlich versucht, Antworten auf diese Fragen zu bekommen – Amazon reagierte auf unsere Anfrage allerdings leider nur mit einer auch an andere Medien verschickten Standardantwort. Demnach sei das Verhalten der betroffenen Käufer nicht „verbrauchergemäß“ gewesen. Sprecherin Christine Höger verweist zudem darauf, dass sich Amazon an Personen richte, die in „haushaltsüblichen Mengen“ bestellen. Dies werde sowohl in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen als auch auf den Amazon-Hilfeseiten kommuniziert. „Maßnahmen wie eine Kontoschließung nehmen wir nur in Ausnahmefällen nach eingehender und umfassender Prüfung vor, wenn eindeutig feststeht, dass bei dem betroffenen Konto kein Einkaufs- und Retourenverhalten eines Verbrauchers vorliegt“, so Höger weiter. Soll wohl heißen: Die Betroffenen haben sich regelmäßig ganze Schiffscontainer liefern lassen und dann festgestellt, dass ihr Keller doch nicht zur Lagerung ausreicht.

Also wirklich alles nur gewerblich agierende Hardcore-Retourer, die den Bogen überspannt haben? Erste Stimmen zeichnen ein anderes Bild. Aktuell ist die Lage aber noch unübersichtlich. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) sieht das Vorgehen Amazons jedenfalls nicht unkritisch. Auf unsere Anfrage erklärt Jutta Gurkmann, Expertin für Wirtschaftsrecht beim vzbv, Händler seien zwar grundsätzlich frei darin, Kunden abzulehnen und Kundenbeziehungen zu beenden, dies dürfe aber nicht dazu führen, dass das Widerrufsrecht der Kunden ausgehebelt werde. Die Verbraucher müssten bedenkenlos Waren entsprechend der gesetzlichen Regelungen zurücksenden können. „Problematisch ist die Beendung der Kundenbeziehung, wenn Verbraucher durch eine Kontosperrung nicht mehr an ihre gekaufte Musik oder Bücher kommen. Der Zugriff auf die Daten muss gewährleistet sein“, betont Gurkmann. Laut den vorliegenen Informationen ist das zwar gegeben, nichtsdestotrotz wird ein an Amazon gebundener Kindle-Reader ab dem Tag der Sperrung praktisch wertlos.

„Nicht im Sinne des Gesetzgebers“

Der eigentliche Knackpunkt bleibt aber wohl die Frage: Können Amazon-Kunden Waren „bedenkenlos“ zurückschicken, wenn sie befürchten müssen, irgendwann – selbst nach vielen Jahren – plötzlich gesperrt zu werden? Der auf IT-Recht spezialisierte Rechtsanwalt Sebastian Dosch verweist ebenfalls darauf, dass dies nicht im Sinne des Gesetzgebers sei. Auch handle es sich beim Vorgehen Amazons möglicherweise um einen Verstoß aus wettbewerbsrechtlicher Sicht. So könne hier eine Einflussnahme auf die Entscheidungsfreiheit des Kunden nach § 4 Nr. 1 UWG vorliegen. Eine Klärung ist daher allerdings ausschließlich Verbraucherverbänden oder Amazon-Konkurrenten vorbehalten. Sollte sich herausstellen, dass die Sperrung eben doch über spezifische Einzelfälle hinausgeht, dürften die Chancen nicht unbedingt schlecht stehen, dass sich Verbraucherschützer des Themas annehmen.

Amazon sollte allerdings nicht zuletzt aus eigenem Interesse schnellstens für Klarheit sorgen und eindeutige Angaben zu den Hintergründen der Sperrungen machen. Bisher wirkt das Ganze wohl nicht nur auf mich wie ein Damoklesschwert, das jederzeit überall fallen kann. Betroffenen rät Dosch, mit Amazon in Kontakt zu treten und zu versuchen, die Sperrung rückgängig machen zu lassen. Rechtssicherheit kann aber wohl nur ein höchstinstanzliches Urteil bringen. In ein paar Jahren wissen wir mehr – wenn sich denn ein Kläger findet.

Bild: returns / Shutterstock

Über den Autor

Christian Wolf

Christian Wolf wird am Telefon oft mit "Wulff" angesprochen, obwohl er niemals Bundespräsident war und rast gerne mit seinem Fahrrad durch Köln. Er hat von 2011 bis 2014 für BASIC thinking geschrieben.

25 Kommentare

  • Genau das ist der Grund warum ich mir keinen Kindle kaufe oder mich auf Gedeih und Verderb einem Konzern ausliefere. Anstatt an einigen großen Konzernen zu hängen, lieber auf viele kleine und am besten Open Source.
    Kein Microsoft, Google, Apple und wie sie alle heißen.
    Aber die Leute wollen es ja bequem a la Amazon und wundern sich dann wie abhängig sie werden.
    Das gleiche mit Prism. Dem Großteil der Leute geht das doch am Arsch vorbei.
    Ihnen kann ja nichts passieren. Nur wenn dann mal Pannen auftreten und sie irgendwie ins Visier kommen geht das Geschreie los.

    • Wenn es Dich dann irgendwann mal getroffen hat, darfst du uns gern eine Mail schreiben ;-).

  • Also ich kenne in meinem Freundeskreis Leute die bestellen die gleichen Schuhe in 4 Größen und schicken die unpassenden 3 zurück. Das ist natürlich ein unmögliches Kundenverhalten.

    Deshalb verstehe ich Amazon schon, als Ladenbesitzer kann ich nervigen Kunden auch jederzeit den Service verwehren bzw. Hausverbot geben. Ich glaube auch nicht das Amazon das Widerrufsrecht aushebeln will, sondern einfach die Leute, die auch bei Mc Donalds endlos Servietten und Kaffeeumrührteile mitnehmen weils umsonst ist, ausbremsen.

  • Das Problem ist nicht die Sperre für Käufer von Waren, sondern die Ausweitung auf alle anderen verbundenen Konten (Kindle, Kindle Highlights, Audible.de, Shelfari, AWS, S3). Amazon hat eine marktbeherrschende Stellung und agiert hier offensichtlich unverhältnismäßig.

    Dazu kommt dass Amazon mit dem Rücksendezentrum wirbt, und auch noch freiwillig bis zu 30 Tagen Rücknahmen gewährt. Beim Rücksenden heisst es dann „Danke dass Sie unser Rücksendezentrum nutzen!“. Wie soll ich als Kunde bitteschön daraus ableiten dass das eigentlich unerwünscht ist??

    Na klar gibt es Kunden die solche Regelungen mit Vorsatz misbrauchen, aber darüber zu diskutieren ist genauso dämlich wie alle HarzIV-Bezieher als faul zu bezeichnen.

    Wenn ein Händler Probleme mit Kunden hat sollte er sich zunächst um eine einvernehmliche Lösung bemühen. Ohne Vorwarnung zu sperren ist inakzeptabel und widerspricht dem Geist des Widerrufsrechts – das ist wie ein „Geheimgericht“ dass Dich jederzeit erwischen kann.

    Alternativen gäbe es genug: Dialog mit den Kunden, Malus wegen verschlechtertem Zustand bei Gutschrift, Abschaffung der 30-Tage-Regel.

  • Amazon nutzt auf den ersten Blick das Recht auf Vertragsfreiheit, kann also selbst wählen, mit dem Sie einen Kaufvertrag abschließt. Daran ist nichts verwerflich.

    Auch wenn ich Amazon nach Möglichkeit meide, muss man sich auch mal die schwarzen Schafe auf Kundenseite anschaue.

    Die Entwertung von Geräten und die Blockade von Büchern und Musik ist das eigentliche Problem.

  • „Amazon sollte allerdings nicht zuletzt aus eigenem Interesse schnellstens für Klarheit sorgen und eindeutige Angaben zu den Hintergründen der Sperrungen machen.“

    Das wird Amazon sicherlich nicht machen, die lassen sich ja nicht in die Karten schauen, ist ja bekannt.

  • Amazon kann zu diesem Fall direkt halt nichts sagen, das wird unter Datenschutz fallen. Und als Shopbetreiber muss ich sagen, glaube ich das Märchen vom Kunden, der das alles gar nicht verstehen kann nicht. Dafür erleben wir selber zu viel.

    Aber es ist doch wie immer im Leben: das Widerrufsrecht ist gut so wie es ist, verbraucherfreundlich und angemessen, weil man eben nun mal online die Ware nicht so richtig prüfen kann.

    Aber es wird dann halt immer gleich ausgenutze und exzessiv verunstaltet: der gleiche Artikel in 5 Farben und jeweils 3 Größen. Da ist von vornherein klar, was nachher passieren wird. Aber es „kostet ja nicht“. *Kreisch*

    Es wird Zeit mal darüber zu diskutieren, was das für Kosten verursacht, die sich am Ende in erhöhten Preisen für uns alle widerspiegelt.

  • Meiner Meinung nach völlig in Ordnung! Jedem steht es frei, mit wem er Geschäfte machen möchte. Auch den Kunden, mit denen Amazon nicht mehr zusammenarbeiten will. Es gibt schließlich unzählige Mitbewerber. Interessanter Weise bekommt man dann zu hören: „Aber bei Amazon klappt das zurücksenden doch so gut“. Da kann man sich nur noch mit der flachen Hand an die Stirn schlagen…

    Schmarotzer, die die teure SLR nach dem Urlaub, oder den 60“ TV nach der WM zurücksenden, gibt es mehr als man denkt und die machen Produkte für alle anderen teurer, weil die Retoursendungen nicht mehr regulär verkauft werden können.
    Das die Leute aber SO dreist sind, Ware zigfach bestellen und dann nach missglücktem Weiterverkauf (Ebay?) den Rest einfach zurückschicken, hätte ich nicht gedacht.

    Das Buch- oder Musiksammlungen ihren Wert verlieren, wird von DRM-Kritikern von je her bemängelt und sollte jedem bekannt sein. Das ist auch der Grund, warum ich mir nie einen so verdongelten Reader kaufen würde, auch wenn ich die Dinger wirklich praktisch finde. Wer es dennoch tut, darf sich hinterher nicht beschweren.

    Das Amazon darüber schweigt, wann man genau rausfliegt, finde ich auch OK. Denn sonst gäbe es wieder Schlaumeier, die immer haarscharf an der Grenze handeln.

  • Da im Text auch der Name Zalando fiel: Hat sich das Kundenverhalten möglicherweise in den letzten Jahren generell verändert? Hat sich eine Art Zalando-Rücksendungs-Mentalität entwickelt, die nun auch auf Amazon überschwappt? Amazon mag sicherlich viele Kundenservicestandards und Bequemlichkeiten beim Online-Shoppen und Shoppen allgemein eingeführt haben, aber dies gilt eben auch für die Konkurrenz oder ganz andere Händler im Web. Mag sein, dass Zalando und Co. etwas losgetreten haben, was Amazon nun auslöffeln muss.

    Trotzdem sollte Amazon bitte tunlichst differenzieren: Schickt nun jemand ratzfatz 10 von 10 Produkten zurück oder nur 10 von 100 im Laufe mehrerer Jahre – da besteht ein himmelweiter Unterschied! Und Amazon sollte da nicht nur nach der Zahl der Retouren gehen und Leute automatisch sperren, sondern sich das Verhalten des betreffenden Kunden genauer ansehen.

  • Leider gibt Amazon keinerlei Zahlen bekannt, also lässt sich über die Verhältnismäßigkeit nur spekulieren.

    Allerdings hat die Firma in der ich arbeite wegen diesem Kundenverhalten den Online-Shop eingestellt. Was soll ein Händler mit aufgerissener, angetesteter und zurückgegebener Waren anstellen? Der Wertverlust der durch das „Testen“ der Ware entstand bleibt bei dem Händler.

    Einem Schuh oder einer Hose sieht man nicht ab ob sie noch jungfräulich ist oder nicht, aber einem Notebook oder einem Fernseher sieht man es an.

    Schwieriges Thema. Ich denke es ist wie mit allem: 95% der Leute nutzen das System so wie es angedacht ist, aber es gibt nunmal auch die 5%, die es maßlos übertreiben – und an denen wird es wohl mal wieder liegen.

    Gruß
    Marc

  • Auch wenn ich lieber wieder Sebastian als Christian heißen möchte, danke erst einmal für die Verlinkung auf meinen Blog. Mir ist hier noch ein Urteil aus dem Jahre 2004 aufgefallen – ein wettbewerblicher Prozess, in dem der Otto-Versand ähnlich (aber eben nicht gleich) wie Amazon reagiert und einzelne Verbraucher auf die Schwarze Liste geschrieben hatte. Das Gericht fand das in Ordnung.

    Allerdings hatte Otto dabei die Kriterien offen gelegt (mehr als 50% Retouren) und auch eine Warnung verschickt, bevor es dann zur endgültigen Sperrung kam.

    Problematisch an der ganzen Sache ist die feste Quotierung, wie ich finde. Wenn man Kleidung bestellt (Schuhe, Hosen etc.), so kommt man häufig gar nicht darum herum, sich mehrere Größen zusenden zu lassen. So macht man es ja auch im Ladengeschäft: Wenn 98 nicht passt, passt eben 102 – da nimmt man eben beide Hosen mit in die Umkleide. Die passende wird dann behalten, die andere zurückgelegt – oder im Versandhandel eben zurückgesandt. Da kommt man schnell auf eine 50%-ige Quote.

    • Huch, wie komme ich denn auf einen Namen wie Christian? 😉

      Sorry, wird gleich geändert. 🙂

  • Zum Thema Zalando: Das Geschäftsmodell beruht doch auf der Möglichkeit Ware zurückzusenden. Denn gerade Schuhe müssen passen (naja, meine Ansicht als Mann). Also werden sie in mehreren Größen bestellt. Und mehrere Modelle – damit man besser vergleichen kann. Und der Hauptteil der Bestellung geht anschließend zurück.
    Ohne diese Möglichkeit ließen sich Schuhe sicherlich viel schlechter über das Internet verkaufen.
    Da mit das allerdings zu doof und umständlich ist, kaufe ich weiterhin im Laden.

  • @ RA Sebastian Dosch

    so isses.

    Das ganze Online Geschäft ist doch krank. Alles ist billiger, billiger, billiger. Wieso eigentlich? Eigentlich müßte es doch bei normalem Kaufverhalten teurer sein. Denn die 50% Quote halte auch ich in bestimmten Bereichen (Klamotten, Schuhe, etc) für völlig normal. Kein Händler im Laden könnte es sich leisten, nach Eröffnung erst in 5 Jahren schwarze Zahlen zu schreiben. Insofern hält sich mein Mitgefühl und Verständnis für Amazons Krokodiltränen in Grenzen.

  • Also ehrlich gesagt hätte ich von Basic Thinking etwas weniger Sensationsmache erwartet. Und einen kritischeren Blick.

    Ich will das auch begründen.

    Hier wird bei den Rücksendungen von Einzelfällen geredet. Es ist aber gängige Praxis. Das Kunden 5 CPUs bestellen, um zu testen, welche sich am besten übertakten lässt. Oder 5 DVD Player um zu sehen welcher der beste ist. 5 DVD Brenner um die Brände zu Scannen. Also auch durchaus 5 mal desselben um Produktionsschwankungen zu umgehen.!!!

    Viele nutzen das Rückgaberecht, um kostenlos zu Hause Produkte vergleichen zu können. Da bestellt man eben schon mal 5 TVs. 5 Rasierer und 5 Kaffeemaschinen. Wie oft steht in Forum, wenn jemand zu Produkten fragt. Bestellt doch alle, kannst ja alles Zurückgeben. Statt mal etwas zu recherchieren. Was ja heute wirklich simpel ist. Zu fast allen findet man Infos.

    Wenn das eben zu Normalität wird, wer soll das bezahlen. Da wird dann auch massiv Neuware zu Gebrauchtware. Also massive Wertverluste stellenweise.

    Dieselben regen sich aber dann auf, wenn die Ware schon mal offen war. Dann ist Polen offen. Nur soll man den Kram wegwerfen?

    Nicht zu vergessen die Leute, die mal eben das Zelt, den Rucksack, das Energiemessgerät ausleihen. Es gibt sehr vieles, was man nur kurz braucht. Das hat alles massiv zugenommen.

    Immer nach dem Motto wo man missbrauchen kann wird missbraucht. Und man benutzt Amazon als kostenlosen Ausleihservice. Und für Gratis Proben. Das hat System. Von wegen Einzelfall.

    Kommen wir zu dem Cachy Blog. Ich halte die meisten Aussagen da für gelogen.

    Begründung:

    Wirtschaftlich wäre es dumm von Amazon. Kunden die Gewinne bringen, zu kicken. Glaubt wirklich einer, der Händler kickt profitable Kunden? Die bekommt er ja nie wieder. Also da darf man schon mal stark zweifeln.

    Wenn ein Kunde 4000 Euro Umsatz bringt und hat 500 Euro Retourkosten wäre das dumm, den Kunden zu kicken. Ganz simpel. Da hätte der Kaufmann den Beruf verfehlt.

    Überlegt mal wie stark man Retouren muss um Gewinne aufzufressen das ein Unternehmen sich gezwungen sieht, Kunden zu kicken?

    Ich glaube also, die Werte wo Amazon Konten sperrt, sind extrem hoch. Die, wo sich da beschweren. Das ist der Klassiker. Die Regen sich nun auf, weil ihnen in ihr Asoziales verhalten gepfuscht wird. Klar freut die das nicht.

    Kleidung ist aber was anderes.!!!!!!!
    Da gab es immer ein Umtauschrecht. Lange vor der 14 Tage Regelung, weil Kleidung auch immer anders ausfällt. Nicht jede Größe ist dann auch die Größe. Das weiß jeder. Ich glaube auch nicht das man wegen Kleidung gekickt wird. Sei den man lässt sich das LKW weise liefern und macht mit 20 Hausfrauen ein Anprobierwochenende.

    Das Problem ist eben, das die Kunden nicht mehr im Internet Recherchieren, sondern sich die Waren massenhaft schicken lassen und dann auf der Couch vergleichen. Massenware Neuware in Gebrauchtware verwandeln. So war das Rückgaberecht aber nicht gedacht.

    Also die anprobier Kabine nach Hause zu verlegen. Und das Kaufhaus kommt nach Hause.

    Machen wir uns mal nix vor. In keinem Laden kann man CPUs probe einbauen. Oder Waschmaschinen probewaschen. Kassemaschinen probe Kochen. Rasierer probe Rasieren. Die Grafikkarte kann man bestenfalls mal aus der Verpackung nehmen. Oft aber nicht mal das. Ich habe auch noch nie im Laden DVD Brenner probegebrannt. Den Herd probegekocht.

    Im Internet würde man sogar das Kondom Probe wichsen. 🙂

    Viele glauben das Rückgaberecht gibt Narrenfreiheit. Und das Kaufhaus hat gefälligst zu einem nach Hause zu kommen.

    Sorry etwas drastisch.

    • Danke für deinen ausführlichen Kommentar. Dass du den Text für Sensationsmache hältst, ist schade, aber dein Eindruck. Ich kann aber nur sagen, dass es natürlich so ist, dass es Kunden gibt, die das Ganze ausnutzen. Keine Frage – ich habe das ja auch oben erwähnt. Allerdings halte ich es dann a) für gefährlich, wenn einfach ohne (!) Vorwarnung Konten gesperrt werden – denn dies macht die Sache sehr undurchsichtig und unberechenbar und b) von Amazon keine Angaben zum Umfang der angeblich so „übermäßigen“ Retouren gemacht werden. Und es ist nun einmal so, dass es Kunden gibt, die sagen, sie wären zu Unrecht gesperrt worden. Ob das nun stimmt oder nicht.

      Darüber hinaus ist es eben schon eine subtile Art, um Kunden unter Druck zu setzen (siehe auch den Kommentar von RA Dorsch) – ob gewollt oder nicht – ein gesetzlich garantiertes Recht nicht zu nutzen. Angesichts solcher Reaktionen überlegt sich der ein oder andere vielleicht das nächste Mal doch, ob er eine Sache zurückschickt – aus Angst, morgen für seinen Kindle keine Bücher mehr kaufen zu können. Alles möglich. Zudem frage ich mich, warum Amazon ausgerechnet jetzt damit anfängt. Oder gibt es das Phänomen schon länger und keiner hat es gemerkt? Viele Fragen sind offen und ich finde, Amazon würde hier und auch sonst etwas Transparenz gut zu Gesicht stehen. 🙂

  • Ach ja zu den MP3 und Kindel Sache. Der Account bleibt, aber man kann eben nix mehr kaufen. Schon ist das rechtens.

    Noch kann sich ein Händler seine Kunden aussuchen.

  • Ich meine, dass tatsächlich die Sperrung von mit dem Konto verbundenen Services das größte Problem sind. Interessant wäre auch zu wissen, wie dir Kriterien von Amazon für einen Ausschluss genau aussehen, auch wenn wir hier kaum auf öffentliche Daten hoffen können.

  • Amazon ist nicht so dumm und sperrt profitable Kunde. Ich als Kunde der im Zweifel die gekaufte wäre eher behält auch wenn sie nicht 100prozentig meinen Vorstellungen entspricht finde das völlig legitim das garantiert mir eine gewisse Preisstabilität. Ich bin nicht bereit auch noch die Versandschmarotzer zu finanzieren. Der Kunde ist eben nur König wenn er sich auch so verhält.

  • @Chrstian Wulf

    Im computerbase Forum hat sich einer gemeldet, der war betroffen. Der hatte eine Vorwarnung. Also sind die Aussagen, es geschieht ohne Vorwarnung mit Vorsicht zu genießen.

    Ich glaube das auch nicht, das keine Vorwarnung kommt. Es kann ja nur im Interesse von Amazon sein. Ihre Kunden zum Ändern ihres verhalten zu bewegen. Der rauswurft ist ja wirklich das allerletzte Mittel für einen Händler.

    Das ist wie, wenn Leute in Kneipen Hausverbot bekommen. Da muss man schon mehr tun als ein Glas umzukippen. 🙂

    Hier erwarte ich echt mehr Zweifel.

    Das Amazon keine Angaben macht ist klar. Geschäftsgeheimnisse.
    Außerdem nennt man eine Grenze. Nutzen die Kunden eben das System bis zu dieser Grenze aus. Das Verhalten von Amazon ist vollkommen klar und logisch.

    Und zum rechtlich Garantierten gesetzt. Es ist ja SO, nun nicht garantiert. Man nutzt es aus.

    Sind wir doch mal ehrlich. Man sollte eine Ware recherchieren. Diese bestellen und wenn Sie dann wirklich nicht gefällt zurücksenden.

    Da kommt man bei 200 Bestellungen vielleicht auf 1-5 Retouren. (Kleidung mal ausgenommen)

    EINE Ware. Es wird aber eben anders genutzt. Man bestellt gleich 5 um das Warenhaus nach Hause zu holen. Es werden Produktionsschwankungen ausgetestet.

    Ich kenne Leute. Die bestellten Ware und das dauerte 5 Tage und ging Retour. Weil es zu lange gedauert hat. Die bestellen dann noch mal dasselbe um zu sehen ob die Ware diesmal schneller kommt. Quasi dem Händler es mal zeigen. Dasselbe hatte er gemacht weil ein Händler den 5 Gutschein ablehnte.

    Das ist für mich eher ein Fall für eine Anzeige. Oder CPUs auf übertaktbarkeit zu testen.

    Ich verwahre mich dagegen zu sagen dazu hat man ein Rechtliches Verbrieftes recht. Und solche Sachen gibt es immer mehr. Gibt ja auch keine Restriktionen.

    Amazon wird das nun machen, weil es überhandgenommen hat. Es hat sich eben eingebürgert. In einigen Foren wird berichtet das auch Mindfactory Kunden schon gekickt hat. Es ist ja auch nicht so, das die Händler nicht schon lange klagen.

    Ich sage das einfach mal so. Ich käme nie auf die Idee mir massig Waren liefern zu lassen, um Sie zuhause probe zu testen. Ok, wenn ich was kaufe und es war ein Griff ins Klo tausche ich auch. So war das auch gedacht.

    Ich fange aber nicht an. 5 Tabletts oder anderes zu bestellen. Also gleich in den wissen bestellen, das 4 Retour gehen. So was finde ich asozial.

    Übrigens. Die Firma kann dann auch keinen Schadensersatz nehmen. Das geht nur theoretisch.

    Amazon wäre dann mit 90% der Kunden im Clinch. Allein der Aufwand und die Kosten. Und man muss beweisen das die Verschlechterung, nicht auf die In Augenscheinnahme zurückzuführen ist. Was kaum möglich ist. Ein Händler kann sich also quasi nicht wehren. Gegen die massenweise Waren entwertung.

    Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten als die Asozialen zu kicken. Einfach anfangen die Kosten auf die Kunden zu legen. Dann überlegt man es sich 3 mal ob man die Ware will.

    Oder der Gesetzgeber ändert was am Gesetz.

    Und ja das ist ein Warnschuss. Wenn die Kunden nicht mal kurz innehalten und Reflektieren was sie da tun. Wird es passieren das alle Händler nachziehen.

  • Wenn ich da an die automatische Abschaltung der neuen Fernseher denke: Jedes Gerät hat das heute, und bei fast jedem Gerät liest man in den Rezensionen, dass es deshalb zurückgeschickt wurde, weil der Käufer sich nicht die Mühe gemacht hat, das zu prüfen.

    Nur als Beispiel.

  • Ehrlich gesagt, aus Händlersicht kann ich das absolut nachvollziehen. Es gibt einfach zuviele Kunden, die dieses Gesetz hemmungslos ausreizen bis zum geht-nicht-mehr.
    Da werden Kleidungsberge im Wert von Tausendern bestellt, um damit „Zalandoparties“ an den Wochenenden zu feiern, mit der Absicht, diese komplett nach der Party zurückzuschicken…
    Wäre ich Onlinehändler, ich würde Kunden, die diesbzgl. extrem auffällig wären, auch sperren. Oder nur noch gegen Vorkasse beliefern. Sorry.

    Lg, Annemarie

  • Ich betreibe auch einen Online-Shop und kann da Amazon absolut nachvollziehen. Es ist zwar wirklich nur eine einstellige Prozentzahl an Kunden, die das Rückgabesystem missbrauchen, aber auch das dürfte sich bei Amazon summieren. Inzwischen handel ich ähnlich wie Amazon und sperre die Kundenkonten auch.

    Der ganze Artikel ist wirklich sehr auf Sensationsmache getrimmt.
    Zum Beispiel wird ein Kindle ja nicht wertlos, wenn das Amazon-Konto wegfällt. Man kann durchaus noch Bücher dafür kaufen und drauf lesen – es ist nur nicht mehr ganz so simpel.

    • „Zum Beispiel wird ein Kindle ja nicht wertlos, wenn das Amazon-Konto wegfällt. Man kann durchaus noch Bücher dafür kaufen und drauf lesen – es ist nur nicht mehr ganz so simpel.“ Und das soll wie gehen, ohne Kopierschutzmaßnahmen zu umgehen? Abgesehen davon, dass der simple Kauf über das Gerät nicht mehr funktioniert.