Social Media Wirtschaft

Start der deutschen „Huffington Post“: Das Netz reagiert mit Spott, Skepsis und ein wenig Zuneigung

geschrieben von Tobias Gillen

Tätä, da ist sie nun online, die deutsche „Huffington Post“. Mit Werbung im Livestream der Pressekonferenz und einer saftigen Verspätung hieß es gegen halb 11 dann: #HalloHuffPost. Mit Investitionen von drei Millionen Euro in den ersten zwei Jahren und dem erklärten Ziel, in wenigen Jahren die Weltherrschaft zu übernehmen, will die „HuffPo“ den Mix aus eigenen, beigesteuerten, geschenkten und übersetzten Inhalten schaffen und damit zum Erfolgsmodell für modernen Journalismus werden. Wir haben mal geschaut, wie das Netz auf den lang erwarteten Start reagiert hat.

Spott für den ersten „Splash“, den Aufmacher

… und auch sonst kommt die HuffPo nicht gut weg

Dennoch: Es gibt auch viele nette Willkommens-Grüße…

… na gut, sooo viele jetzt auch nicht.

Kurzum: Die „Huffington Post Deutschland“ wurde im Social Web nun „liebevoll“ entjungfert – und wird sich den Spott wohl auch weiterhin gefallen lassen, wenn sie nicht wenigstens die Grafiker anständig bezahlt. Andererseits ist das Design ja an das US-Original angelehnt und daher keine Überraschung. Was aber das Online-Magazin mit seiner Aufmacher-Geschichte als großen Wurf präsentiert, ist doch in Wahrheit ein großer Witz, bei dem sich selbst BILD-Redakteure zum Fremdschämen in die Kaffeeküche verziehen. „Regiert endlich!“ mit einem Foto aus den Vor-Photoshop-Zeiten? Bitte nicht mehr davon.

Eine erste, relativ faire Bewertung fällt trotzdem nicht leicht: Schließlich braucht eine neugestartete Seite auch erst einmal ein wenig Anlaufzeit, bis sie sich füllt. Dennoch hätte man nach all dem Trommelwirbel doch ein wenig mehr erwartet. Bislang finden sich noch zu viele übersetzte und von „Focus Online“ beigesteuerte Inhalte. Die Gastbeiträge von Ursula von der Leyen, René Obermann und Co. sind mittelschwer verunglückte PR-Schwurbelletten und Texte wie „Die neue Sprache ohne Worte <3 … Die Smiley-Revolution“ oder „Wie gut kennen Sie Ihr iPhone?“ sind inhaltlich kaum wertvoller als das altbekannte Lorem Ipsum.


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Dennoch: Jetzt heißt es erst einmal abwarten. Und schauen, was die Redaktion in den nächsten Tagen so auf die Beine stellt. Herausgeber Cherno Jobatey verspricht uns schließlich eine Bereicherung des „Medien-Regenbogens“ mit „mehr Farben“. Geben wir ihm einfach noch ein paar Tage Zeit, zu zeigen, was er damit meint.

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.

9 Kommentare

  • sorry, aber die häme angesichts der huffpo deutschland lässt sich auch schlecht unterdrücken.
    mit aol gehört die originale huffpo wenigstens einem internet konzern dem man halbwegs zutraut ein online nachrichten portal aufzubauen; sie ist linksliberal einzustufen (womit sie wohl am ehesten den typischen netzjunkie trifft) und hat massenweise bekannte kolumnisten und autoren die ohne zweifel viele leser anziehen.

    was haben wir in deutschland? einen rechtskonservativen ableger des fdp-haublatts focus, das am eröffnungstag problemlos die bild zeitung im niveaulimbo abfertigt, und mit illustren autorengrößen wie boris becker oder frau von der leyen ankommt?

    was kommt als nächstes? macht die gema einen musik-streaming dienst auf mit heino und helene fischer als aufhänger?

  • Das ist jetzt aber nicht ganz fair, wenn man schreibt „Wir haben mal geschaut, wie das Netz auf den lang erwarteten Start reagiert hat.“.

    Die Twitter Post stammen doch praktisch alle von klassischen Journalisten oder etablierten Vollzeitbloggern. Das Tageszeitungsredakteure kein gutes Haar an so einem Konzept lassen, ist ja nun durchaus zu erwarten, oder? Schliesslich ist das ja direkte Konkurrenz.

    Auch wenn sicherlich Konzept und Aufamchung der Seite nicht nach jedermanns Geschmack sind, so sollte man doch bei einem Artikel, der die Reaktion des Netzes widerspiegeln soll, Reaktionen von einer etwas repräsentativeren Auswahl an Twitter Usern auswählen.

    • Ehrlich gesagt haben wir überhaupt nicht darauf geachtet, ob die Tweets nun von Vollblut-Bloggern, Journalisten oder Lieschen Müller kamen. Es ging uns um die Inhalte. Darüber hinaus sehe zumindest ich es nicht so, dass Blogger oder Journalisten automatisch auf die HuffPo einprügeln, während der ganze Rest jubelnd auf die Seite klickt. Schließlich bietet das Format ja durchaus Chancen – und das US-Original ist nicht umsonst sehr erfolgreich. Die deutsche Variante hat viele offenbar einfach nur enttäuscht.

      Warum diese Meinungen nun besonders verzerrend und damit unfair sein sollten, ist mir nicht klar. Ohnehin: Wenn du so ein Fass aufmachst, dann müsste man noch weiter gehen. So haben wir z. B. ja nur Twitter berücksichtigt. Repräsentativ sollte und konnte das also nie werden. Davon abgesehen: Wie willst du feststellen, welche Auswahl für Twitter-Nutzer repräsentativ ist?

  • Die HuffPost gleich am ersten Tag zu zerreißen? Ach, dass schickt sich nicht und ihr sofort einen politischen Stempel aufzudrücken ist vielleicht ein wenig verfrüht.

    Ich mag das Urgestein und bin guter Dinge, dass die deutsche Ausgabe sich nicht zu weit davon entfernen wird. Ich denke jeder Blogger würde Promis in Anspruch nehmen, um den eigenen launch durchzuführen.

    Also wachsam bleiben, aber Ball flach halten.

  • Da ich das US-Original durchaus schätze war ich gespannt. Aber das hier jetzt hat ja wohl nichts, aber auch gar nichts mit dem Original zu tun.

    Während das Original absichtlich als linksliberales Gegengewicht gegen Fox und Co positioniert ist, sind es bei der deutschen Ausgabe vor allem Vertreter des neoliberalen und konservativen Lagers. Daher für Freunde des Originals schon mal null interessant.

    Aber woran könnte das liegen? Na klar. Ist ein Focus-Projekt. Und wir erinnern uns, dieses Magazin sollte als konservatives Gegenstück zum Spiegel etabliert werden (als der Spiegel noch liberal war 😉 ). Wenn mensch sich zB beim Focus die RSS-Feed-Headlines anschaut, dann hat mensch das Gefühl, die Bild-Feeds zu lesen. Passt ja durchaus, denn ideologisch gesehen ist der Focus das Wochenmagazin für Bild-Leser mit Schulabschluss.

    Und erst das Design… So 1999.

    Ein riesen Fail, viel Geld versenkt. So wird das nix… Da wurde eine erfolgreiche Marke nur dem Namen nach umgesetzt. Inhaltliche Ausrichtung, Fehlanzeige. Während im US-Original ein Kevin Smith (Dogma, Clerks) schreibt, sind es in der deutschen Variante Zensursula und Bobbele sowie viele LobbyistInnen der verschiedensten Colour. Ich könnte weinen.

  • Gut, dass ihr drüber schreibt – sonst hätt ich den Start gar nicht mitbekommen. Und wenn ich mir den Quatsch ansehe, hat sich mein „Interesse“ an der Huffington Post mit dem wegklicken dieses Artikels hier wieder erledigt …

  • Design so 1999?
    Naja…nicht wirklich.
    Allerdings wäre das mal ne Abwechslung. Dann müsste man sich nicht immer über die nervigen social media share buttons aufregen.
    Ne Nachrichtenseite ala Craigslist wäre definitiv mal ne Idee.
    Was ebenfalls nervig ist, ist die Tatsache, dass man ständig nen Account erstellen oder seine email rausgeben muss um nen Kommentar zu verfassen.

    Und wo wir gerade beim Thema Design sind.
    Wann wird basicthinking eigentlich mal für kleinere Bildschirme optimiert,
    Ist echt nervig.

  • Ich finde die HuffPost schon immer ziemlich gut…aber die deutsche Version strotzt nur so von Internetanbindung und Bewertung und hat auch alle LOGOS drauf, von FB, bis Twitter und mehr. Jedoch kann man nur per FB antworten, was mir, als Nichtuser, weil schon lange ausgestiegen, praktisch garnix bringt !!!
    Warum kriegen die keinen TWITTER-Kommentar oder per G-Plus hin, obwohl mit allen Verbindungen geworben wird ???

    Das ist wie bei NEULAND mit Merkel, viel Wind und NIX dahinter !!!

    …schönen Start in 2014 !!!