Tätä, da ist sie nun online, die deutsche „Huffington Post“. Mit Werbung im Livestream der Pressekonferenz und einer saftigen Verspätung hieß es gegen halb 11 dann: #HalloHuffPost. Mit Investitionen von drei Millionen Euro in den ersten zwei Jahren und dem erklärten Ziel, in wenigen Jahren die Weltherrschaft zu übernehmen, will die „HuffPo“ den Mix aus eigenen, beigesteuerten, geschenkten und übersetzten Inhalten schaffen und damit zum Erfolgsmodell für modernen Journalismus werden. Wir haben mal geschaut, wie das Netz auf den lang erwarteten Start reagiert hat.
Spott für den ersten „Splash“, den Aufmacher
Das ist ein Coup: Huffingtonpost.de ist gestartet – und hat Titel-Grafiker von @turi2 abgeworben. #halloHuffPost pic.twitter.com/EFZzSlzd93
— NDRnetzwelt (@NDRnetzwelt) October 10, 2013
Man muss nicht an Tag 1 den Journalismus neu erfinden. Aber das hier als Aufmacher? Ernsthaft? #huffpostde pic.twitter.com/FIUeauZYY4
— Annett Meiritz (@annmeiritz) October 10, 2013
… und auch sonst kommt die HuffPo nicht gut weg
#winning! RT @martingiesler Ich lache mich weg: „Whats the name of the Website?“, fragt der Editorial Director Jobatey. #HuffPostDE
— Daniel Bröckerhoff (@doktordab) October 10, 2013
Oh, der Walmart des deutschen Journalismus ist an den Start gegangen. #HuffPostDE
— Mathieu von Rohr (@mathieuvonrohr) October 10, 2013
#huffpostde aufs erste: sieht noch billiger aus als die bild
— Ines Pohl (@inespohl) October 10, 2013
#huffpostde kurz durchgeschaut: Linkgeiz überall, keine URLS zu Blogs der Kommentierenden, keine Links nach außen auf "Blogpostings" = Fail!
— ClaudiaBerlin (@HumanVoice) October 10, 2013
Für Genießer: Die zwei schönsten Webseiten der Welt. #HuffPostDE pic.twitter.com/FSUg8yPnY3
— Imre Grimm (@ImreGrimm) October 10, 2013
Sieht ein bisschen so aus, aus würden auch unbezahlte Webdesigner für die #HuffPostDe arbeiten. http://t.co/9F4tLT2lh3
— Jörg Breithut (@joergbreithut) October 10, 2013
Obermann wirbt für die Telekom, Becker für seine Biografie, von der Leyen für ihre Politik. Schöner neuer Journalismus. #HuffPostDe
— Jürgen Vielmeier (@leidartikel) October 10, 2013
Dennoch: Es gibt auch viele nette Willkommens-Grüße…
Kritikpunkte hin oder her: Ich wünsche den Kollegen von @HuffPostDE einen guten Start & viel Spass beim Medienzukunft gestalten #HuffPostDE
— Anita Zielina (@Zielina) October 10, 2013
http://t.co/WcDb65VVfe ist eine wertvolle Erweiterung der Medienlandschaft + wird Bloggern nutzen. Alles Gute zum Start! #HuffPostDE
— Florian Hohenauer (@fhohenauer) October 10, 2013
… na gut, sooo viele jetzt auch nicht.
Kurzum: Die „Huffington Post Deutschland“ wurde im Social Web nun „liebevoll“ entjungfert – und wird sich den Spott wohl auch weiterhin gefallen lassen, wenn sie nicht wenigstens die Grafiker anständig bezahlt. Andererseits ist das Design ja an das US-Original angelehnt und daher keine Überraschung. Was aber das Online-Magazin mit seiner Aufmacher-Geschichte als großen Wurf präsentiert, ist doch in Wahrheit ein großer Witz, bei dem sich selbst BILD-Redakteure zum Fremdschämen in die Kaffeeküche verziehen. „Regiert endlich!“ mit einem Foto aus den Vor-Photoshop-Zeiten? Bitte nicht mehr davon.
Eine erste, relativ faire Bewertung fällt trotzdem nicht leicht: Schließlich braucht eine neugestartete Seite auch erst einmal ein wenig Anlaufzeit, bis sie sich füllt. Dennoch hätte man nach all dem Trommelwirbel doch ein wenig mehr erwartet. Bislang finden sich noch zu viele übersetzte und von „Focus Online“ beigesteuerte Inhalte. Die Gastbeiträge von Ursula von der Leyen, René Obermann und Co. sind mittelschwer verunglückte PR-Schwurbelletten und Texte wie „Die neue Sprache ohne Worte <3 … Die Smiley-Revolution“ oder „Wie gut kennen Sie Ihr iPhone?“ sind inhaltlich kaum wertvoller als das altbekannte Lorem Ipsum.
Dennoch: Jetzt heißt es erst einmal abwarten. Und schauen, was die Redaktion in den nächsten Tagen so auf die Beine stellt. Herausgeber Cherno Jobatey verspricht uns schließlich eine Bereicherung des „Medien-Regenbogens“ mit „mehr Farben“. Geben wir ihm einfach noch ein paar Tage Zeit, zu zeigen, was er damit meint.