Smartphones lenken ab. Statt ein Handy-Verbot einzuführen, ermuntern US-amerikanische Universitäten ihre Studenten lieber mit einer gamifizierten App zu mehr Aufmerksamkeit.
Skat statt Latein
Ach, wie habe ich in der Schule Latein und Geschichte gehasst. Wie öde. Stundenlang langweiliger Input, auf den ich und manche Mitschüler keinen Bock hatte. Deswegen haben wir uns früher die Zeit vertrieben, indem wir unter der Tischbank „Schiffe versenken“ oder Skat spielten.
Statt Spielkarten oder Stift und Papier wird heutzutage das Smartphone gezückt, um sich abzulenken. Die sind natürlich für Lehrer und Professoren, die ihren Zöglingen etwas beibringen wollen, ein Dorn im Auge. Deswegen gibt es in einigen Schulen ein Handy-Verbot.
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Belohnung per App
Da Verbote meistens schlecht ankommen und die Einhaltung meist schwer zu kontrollieren ist, haben US-amerikanische Universitäten einen sympathischeren Weg gewählt: Sie führten beispielsweise in der California State University und Penn State University eine App namens „Pocket Points“ ein. Die funktioniert nach dem Gamification-Prinzip.
„Pocket Points“ erkennt, ob die Studenten im Zimmer ihr Smartphone benutzen. Bleiben diese aus, kriegt man alle 20 Minuten Punkte gut geschrieben. Je mehr Studenten gleichzeitig die Finger von ihrem Handy lassen, desto schneller werden die Punkte kumuliert. Die verdienten Pocket Points können die Studenten bei örtlichen Pizzerien oder Bagel-Läden einlösen.
Gute Idee?
Die Idee scheint bei den Schülern und Studenten ganz gut anzukommen. Die iOS-App besitzt eine durchschnittliche Bewertung von 3,5 Punkten. In den Kommentaren melden einige zu Wort, welche die App auch in ihrer Schule haben möchten.
Einerseits gefällt mir die Idee von „Pocket Points“. Denn sie schlägt die Smartphone-Nutzer quasi mit ihren eigenen Waffen: Wenn man sein iPhone mal ungenutzt lässt, gibt es dafür virtuelle Punkte aufs Handy. Eine moderne, spielerische Art der Erziehung. Ein Konzept mit Potential, das sicherlich auch hierzulande Erfolg haben könnte.
Andererseits: Braucht es wirklich Apps, um zur Aufmerksamkeit aufzufordern? Sollten nicht gerade Studenten, die erwachsen und hoffentlich auch reif sind, wissen, warum sie einen Kurs besuchen?
Was denkt ihr?
Bilder: Pixelio, Pocket Points
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Nichts gegen solche spielerischen Massnahmen. Aber sollte nicht eher gefragt werden, wie man den Unterricht so gestalten kann, dass Lernende dran bleiben, dass das Lernen Spass macht und nicht nur das Punktesammeln für Nicht-Ablenkung?
Bausteine einer Lösung existieren ja: projekt-basiertes, technologie-unterstützes, kollaboratives, kompetenz-orientiertes … Lernen.
Klingt das zu idealistisch?
Re: Fr. Dehler
Ich als Dozent kann natürlich versuchen meinen Stoff interessanter zu gestalten, als die Inhalte die die Studis stattdessen in ihren Telefonen anklicken. Aber der Dekan würde mir sicher etwas erzählen, wenn ich alle 20 Sekunden Katzenbilder hochhalte oder CandyCrush-Plingplong-Geräusche einspiele, damit die frontalen Informationsblöcke an moderne Rezeptionsgewohnheiten angepasst werden …
Re: Dozent
Ich glaube nicht, dass CandyCrush-Plingplong-Geräusche ihre Vorlesung interessanter machen. Ebenso wenig glaube ich, dass Frau Dehler mit projekt-basierten, technologie-unterstützen, kollaborativen, kompetenz-orientierten Lernen Katzenblider meinte. Obwohl das ein oder andere Bild manchen Studenten wieder wachrütteln und wieder ein wenig Blut ins Oberstübchen pumpen könnte.
Wenn ich mir an unserer Universität die ein oder andere Vorlesung anschaue bzw den Vortragsstil des ein oder anderen Dozenten, dann gibt es da enormes Verbesserungspotential. Teilweise sind ja sogar die Inhalte über Jahrzente nicht überarbeitet worden.
Für viele Dozenten ist Lehre eher eine unangenehme Last und hindert sie an der viel wichtigeren Forschung. Das humboldtsches Bildungsideal ist vielerorts schon vor langem über Bord gegangen. Ich weiß, dass ist einfach gesagt in finanziell desaströsen Zeiten, in denen man von externen Geldgebern abhängig ist. Aber selbst der Mittelbau ist lehrtechnisch manchmal eine Katastrophe, weil man lieber einen Forscher als einen passionierten Lehrenden einstellt.