Wo kann man gut ausgehen, will jemand meine alten Schulbücher haben, kennt jemand einen Gitarrenlehrer? Solche Fragen und Angebote kennt man von Aushängen an Schwarzen Brettern. In Zeiten der digitalen Vernetzung sind sie ein Auslaufmodell. Ein schwäbisches Start-Up will mit seiner App „hoomn“ die Schwarzen Bretter wiederbeleben. Wir haben den Gründer Manuel Schulze zu den Plänen und Herausforderungen befragt.
Hoomn ist ein deutscher YikYak-Klon, oder?
Nein, hoomn ist die deutsche Antwort auf Yik Yak. Unser Fokus liegt darauf Menschen miteinander zu verbinden, die sich weiterhelfen. Es geht nicht darum, obszöne, sinnfreie oder beleidigende Inhalte zu verbreiten.
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Wie sorgt ihr dafür, dass eure App nicht mit Spam oder zweifelhaften Angeboten zugemüllt wird?
Zum Einen haben die User die Möglichkeit jemanden als Spammer zu markieren, dann können wir sein Gerät sperren. Zum Anderen gibt es bei uns keine “like”- oder “comment”-Funktion, sodass Nutzer keine öffentliche Bestätigung bekommen können – ein großer Unterschied zu Yik Yak beispielsweise.
Gibt es bei euch automatisches Filtersystem, um unangebrachte Posts im Vornherein zu unterbinden?
Wir haben aktuell kein automatisches Filtersystem. Aber sobald ein User einen Post als unangebracht meldet, bekommen wir eine Warnmeldung, nehmen den Post gegebenenfalls raus und sperren das jeweilige Gerät. Bisher funktioniert das einwandfrei.
Hoomn lebt davon, dass möglichst viele Menschen mitmachen. Wie wollt ihr das hinkriegen?
Wir gehen Stadt für Stadt vor. Wir konzentrieren zur Zeit alle unsere Marketingaktivitäten auf München. Sobald wir dort eine kritische Masse an Usern gewonnen haben, geht es zur nächsten Stadt.
Durch welche Marketing-Aktionen versucht ihr, eure App bekannt zu machen? Werdet ihr euch teuer Traffic bzw. Downloads erkaufen oder geht ihr andere Wege?
Als junges Start-Up ist es uns nicht möglich viele Downloads teuer zu erkaufen, daher lassen wir uns kreative Marketing-Ideen einfallen, wie zum Beispiel die „Wohnheim-Challenge“: Hier können Wohnheime ein Party-Sponsoring im Wert von 300 Euro gewinnen, wenn Sie am meisten Stimmen für Ihr Wohnheim mobilisieren können. Abgestimmt wird natürlich in der App.
Ich vermute mal, hinter der Bezeichnung „hoomn“ steckt der Begriff „Human“. Könnt ihr mir erklären, warum Start-Ups eigentlich immer Zungenbrecher und schwer zu merkende Namen wählen?
Haha – es gibt schon manche verrückte Start-Up oder Produktnamen.
Was man aber nicht vergessen darf – es gibt auch immer weniger “normale” Begriffe, die man sich noch als Marke schützen lassen kann. Und hoomn bietet uns die Möglichkeit für einige Wortspielereien, die wir in Zukunft noch ausprobieren werden.
An welche Wortspielerein habt ihr gedacht?
Okay, ein paar Beispiele verrate ich: „München hoomt!“, „Pretty hoomn“, „Super-hoomn“ oder „hoomnize it“.
Ihr habt euren Sitz in Stuttgart. Die Schwaben-Metropole ist bekannt für große Automobil-Firmen, aber nicht unbedingt für Start-Ups. Oder täuscht dieser Eindruck?
Es gibt zwar auch eine wachsende Start-Up Szene hier in Stuttgart, die ist aber natürlich kein Vergleich zu Berlin oder München.
Welche Vor- und Nachteile ergaben sich für euch, dass ihr eben in Stuttgart und nicht in einem Start-Up-Hotspot wie beispielsweise Berlin sitzt?
Ein großer Vorteil ist, dass wir uns voll und ganz auf unser Produkt und die Vermarktung konzentrieren können. Es gibt hier viel weniger Ablenkung als in Berlin. Auch ist die Loyalität der Mitarbeiter hier wesentlich höher. Ein Nachteil ist eventuell der schwierigere Zugang zu Investoren, aber dass muss man abwarten.
Ein Start-Up zu sein, bedeutet, dass man rasant wachsen will bzw. muss – wie wollt ihr das bewerkstelligen?
Wir arbeiten gerade mit Hochdruck an der iOS-Version. Sobald diese steht werden wir versuchen zunächst Teile des deutschen Marktes zu erobern und kümmern uns parallel um weitere Finanzierungsmöglichkeiten um damit dann die Internationalisierung voranzutreiben.
Viel Erfolg und vielen Dank für das Interview.
Bilder: hoomn