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Coworking für digitale Nomaden, Teil III: Schiff ahoi auf dem ersten Katamaran für Coworker

Coboat
geschrieben von Marinela Potor

Marinela Potor ist digitale Nomadin. Kein fester Wohnsitz, immer unterwegs, Leben auf Reisen. Für viele ein Traum, für andere ein Graus. Im Tagebuch einer digitalen Nomadin berichtet Marinela wöchentlich auf BASIC thinking von ihren Reisen, was es mit dem Leben aus dem Rucksack auf sich hat und warum es sich lohnen kann, auch mal über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Diesmal: Im (vorläufig) letzten Teil dieser Coworking-Reihe geht es um einen ganz speziellen Coworking-Space – auf einem Segelboot.

Hier ist Marinela aktuell: Medellín, Kolumbien

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Liebes Tagebuch,

dies ist die Geschichte von vier Männern, die auszogen, um ein Boot zu bauen. Genauer gesagt, ein Coworking-Segelboot – das Coboat. Im Frühjahr 2015 saßen Tommy Westlin, Karsten Knorr, und James Abbott in James Coworking-Space in Ko Lanta, Thailand, zusammen und während die segelbegeisterten Freunde so aufs Meer hinausblickten, dachten sie sich: „Warum bauen wir nicht einfach einen Coworking-Space auf dem Wasser?“ Gesagt getan: „Jetzt basteln wir also ein Boot“, sagt Gerald Schömbs, das vierte Gründungsmitglied im Coboating-Team. Damit zeigen sie, dass Coworking weder Grundmauern noch eine feste Adresse braucht. Ihre kreative Idee wurde dementsprechend als einer der innovativsten Arbeitsplätze der Welt ausgezeichnet.


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Ein Katamaran mit Anlaufschwierigkeiten

Doch das Basteln an dieser kreativen Idee war etwas komplizierter als ursprünglich gedacht. In den ersten Monaten arbeiteten die vier Gründer von vier verschiedenen Orten aus an dem Projekt. Dann trafen sie sich erneut, erinnert sich Schömbs: „Im November sind wir alle wieder in Thailand zusammen gekommen. Hier war dann der Plan, das Team zu bilden und von dort aus auch in See zu stechen. Ich sage, das war der Plan, weil es letztendlich ganz anders gekommen ist.“ Dabei war das Boot schnell gefunden. Ein Katamaran: 24 Meter lang, 9 Meter breit und 1,50 Meter Tiefgang. Doch die Umwandlung vom Katamaran zum Coworkingboot dauerte viel länger als geplant. Das Boot wurde komplett entkernt, die Kabinen umgebaut, der Motor ausgetauscht und ein spezieller WLAN-Satellit für Boote bestellt. So wurden aus den ursprünglich geplanten 6 Wochen Umbau, 6 Monate. Diese brachten nicht nur Umgestaltungen am Boot, sondern auch im Team. So musste James Abbott aufgrund der Verzögerungen aus dem Projekt aussteigen, einige Passagiere, die bereits Tickets gebucht hatten, mussten entschädigt werden oder ihre Reisepläne verschieben und auch die Crew fand sich neu zusammen. Doch nach diesen ersten Anlaufschschwierigkeiten kam das Projekt schließlich doch langsam aber sicher immer weiter voran und mittlerweile erstrahlt auch das Coboat in ganz neuer Pracht – bereit, sein Segelabenteuer bald zu beginnen.

Acht Passagiere kommen aufs Coboat, acht Freunde verlassen es

Was genau bedeutet das aber – ein Abenteuer für Coworker auf einem Segelboot? Zunächst einmal ist das Segeln auf dem Coboat wesentlich angenehmer als auf einem klassischen Segelboot. Die Doppelkojen wurden zu Einzelkojen umgebaut, sodass die Coworker auch genügend Privatsphäre haben. Darüber hinaus sorgen der Doppelrumpf und die Größe des Bootes dafür, dass die Passagiere nicht jede Welle spüren – wichtig für digitale Nomaden, die sich nicht ganz segelfest fühlen. Hinzu kommen natürlich auch der Salon und Konferenzräume, in denen die digitalen Nomaden zusammen arbeiten und sich austauschen können. Für alle, die sich auf dem Coboat mal so richtig austoben wollen, gibt es auch ein Trampolin. Ziel ist es, einen besonderen Arbeitsraum für kreative Menschen zu schaffen, damit es so auf dem Coboat nicht nur zu tollen Begegnungen, sondern auch außergewöhnliche Ideen entstehen. „Wir wollen, dass am Freitag acht neue Passagiere an Bord gehen und es am Ende acht Freunde wieder verlassen.“

Coboat

Insgesamt 20 Coworker haben Platz auf dem Katamaran. Die Reisen können in Wochenpaketen gebucht werden. Sieben Tage ist das Minimum, bleiben können Coworker so lange sie wollen. Ein Mal pro Woche ist dann „Landgang“. Das heißt, das Coboat legt am Hafen an, besorgt neuen Proviant (eine Köchin bereitet täglich Essen für die Reisenden vor) und die Passagiere können von hier aufs Boot dazu steigen oder ihre Segelreise beenden. Für jede einzelne Woche arbeitet das Team dann einen ganz individuellen Eventkalender aus, erklärt Gerald Schömbs: „Es wird Konferenzen oder Seminare geben, was genau, kommt dann aber auch sehr darauf an, wer an Bord ist, welche Interessen bestehen und wer welche Projekte vorstellen oder anbieten möchte.“

Neben dem regen Austausch und der eigenen Arbeit können die Cosegler aber auch tauchen oder schnorcheln gehen und wer Lust hat, mehr übers Segeln zu lernen, kann sich von der Crew einweisen lassen. Richtige Segelkurse wird es auf dem Coboat aber nicht geben. Das Coboat soll vor allem ein Ort sein, an dem digitale Nomaden mal so richtig ausspannen, aber auch konzentriert arbeiten und netzwerken können. Es bietet also eine Mischung aus Segelurlaub, kreativem Arbeiten und Sommercamp.

140 Euro kostet eine Nacht auf dem Coboat (Verpflegung und WLAN inklusive) und ist damit sicherlich nicht für Budgetreisende oder Backpacker geeignet. Doch das Coboat bietet auch dreimonatige Stipendien an: Wer das Team mit einer innovativen Idee begeistern kann, erhält im Gegenzug drei Monate freie Fahrt auf dem Coboat, um seine Idee in Ruhe umsetzen zu können. „In Zukunft kann ich es mir auch vorstellen, dass wir mal Experten einladen, die dann gratis mitfahren können. Es wäre sicher spannend einen Meeresbiologen auf dem Boot zu haben, die uns dann mehr über die Meereswelt, über die wir gerade segeln, erklären könnten.“

Eine Mission, die begeistert

Produktives Arbeiten auch auf hoher See garantiert das Team über einen Satelliten. „An Land gibt es ganz normale 3G- oder 4G-Verbindungen, aber auf See nutzen wir, wie auch Kreuzfahrtschiffe, Satelliten, die speziell für die Kommunikation auf hoher See entwickelt wurden.“

Coboat

Die ausgefeilte Technik hört aber nicht bei der WLAN-Verbindung auf. Den Gründern des Coboats war es auch wichtig, mit ihrem Projekt die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen. Dazu wurde beispielsweise der Benzinmotor des Bootes mit einem umweltfreundlichen batteriebetriebenen Elektromotor ausgetauscht, der durch Wind- und Sonnenenergie angetrieben wird. Die Macher sehen sich als Non-Profit.Unternehmen und wollen daher auch mit einem Teil ihrer Einnahmen lokale soziale Projekte unterstützen – alles andere soll ins Boot und in die Bezahlung der Crew fließen. „Wir sind ja alle schon fortgeschrittene Unternehmer und diesen reinen Spaßansatz, also einfach durch die Welt zu reisen, das haben wir schon gemacht und das ist auch schön, aber dieses Sinnstiftende erfüllt und begeistert einen dann nochmal zusätzlich.“

Wenn alles nach Plan läuft, soll das Coboat dann höchstwahrscheinlich im Frühling 2016 in See stechen.  Als erstes ist ein Törn durch Südostasien geplant, danach soll es weiter ins Mittelmeer und über den Atlantik bis in die Karibik gehen. Wer das Coworking also auch mal auf hoher See ausprobieren will, kann auch schon Tickets buchen.

Wie findet ihr die Idee? Würdet ihr auch mal gerne das Coboat als Coworking-Space ausprobieren? Was sind die verrücktesten Coworking-Spaces, in denen ihr bisher gearbeitet habt? Wie steht ihr generell zum Coworking? Ich freue mich wie immer auf eure Kommentar.

Bis nächste Woche, dann wieder aus irgendeinem Winkel der Welt,

Eure Marinela

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

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