Unsere neue Reihe „Kontrovers unterwegs“ greift Mobilitätsthemen auf, über die sich trefflich streiten lässt. Thema heute: Bahnfahren in Deutschland. Es diskutieren: die beiden Chefredakteure des Mobility Mag. Während Marinela die Reise auf Schienen hierzulande als „teuer, umständlich und unzuverlässig“ beschreibt (zum Beitrag), findet Ekki Kern seine Reise im ICE und Regionalexpress meist – „entspannt“ und nicht selten sogar „kostengünstig“, wie hier zu lesen ist.
Als ich 18 geworden bin, hätte ich das nie gedacht: Dass ich in nicht allzu ferner Zukunft auf meinen Golf verzichten könnte. Zu schnell war mein Fahrzeug, zu praktisch, und einfach zu sehr Auto, um den Zug zu nehmen.
Zehn Jahre später steht mein Auto die meiste Zeit dort, wo es keiner braucht: Auf der Straße, oft ungünstig geparkt (vor allem für diverse Fußgänger), immer zu weit weg von der Wohnung. Kurzum: Ich fahre nur noch Bahn. Wie kam es dazu?
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Es müssen tatsächlich die Benzinpreise gewesen sein, die so kurz nach dem Abi einfach zu teuer für mich waren. Und es waren die Sparpreise der Bahn, die es damals schon gab, und die, buchte man rechtzeitig im Voraus, schon damals günstig waren.
Wir befinden uns, wohlgemerkt, noch in Prä-Fernbus-Zeiten. Die Bahn sah damals noch keinen größeren Anlass, auf die Dumpingpreise der Flixbus-Flotte näher einzugehen. Dies geschah erst im Laufe des Jahres 2014. Ein Jahr war der liberalisierte Fernbusmarkt da alt. Und er hatte der Bahn schon den ein oder anderen jungen Mitfahrer abgerungen. Auch mich. Zumindest ein bisschen.
Als der Fernbus noch jung war
Doch nach meinen ersten Fernbusreisen damals, die mich quer durchs Land führten und die oft aufgrund von Staus in etwa so lange dauerten wie ein Transatlantik-Flug, stieg ich schnell wieder auf den ICE um. Den ich überhaupt sehr gerne mag. Das viele Holz, die nette Beleuchtung, das Gemütliche (auch im Gegensatz zu den Fernzügen anderer Bahnen, wie etwa dem RailJet der ÖBB). Darüber hinaus fährt er ruhig, bietet mir als Fahrgast mehr Platz als Bus oder Auto, hat ein nettes Restaurant zum Kaffeetrinken – und kostet tatsächlich oft gar nicht so viel, wie viele denken.
Gerade dann, wenn man wie ich öfters von einem deutschen Regionalbahnhof in die Welt startet, lohnen sich die 29-Euro-Sparpreise ziemlich schnell. Denn bucht man eine RE-Verbindung allein, bekommt man die ganze Breitseite des DB-Tarifsystems zu spüren. Mit Sparticket hingegen ist die Anfahrt zum Fernverkehrsbahnhof günstig eingepreist.
Oft günstig unterwegs
Auch die 19-Euro-Sparpreise von Stadt zu Stadt und die „Europa-Spazial“-Tickets nutze ich sehr gerne. Auf vielen Strecken scheinen die Kontingente so großzügig, dass auch bei relativ spontaner Buchung noch interessante Angebote übrig sind.
Hat die Bahn auf einer Strecke einmal kein Kontingent mehr übrig, hilft es auch, die Reise in Strecken zu stückeln – und einen Teil zum Beispiel mit dem Fernbus zurückzulegen.
Also, liebe Autofahrer: Fahrt einfach mal wieder Bahn, umsteigen auf die Straße könnt Ihr jederzeit wieder!
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