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NASCAR: Viel mehr als ein „Redneck-Sport“!

NASCAR: Weitaus mehr als ein "Redneck-Sport"
Pexels
geschrieben von Philipp Ostsieker

NASCAR? Das sind doch die Südstaaten-Typen, die stundenlang im Kreis fahren! Nicht ganz falsch, aber nur ein kleiner Teil der Wahrheit. Denn mittlerweile ist die National Association for Stock Car Auto Racing (NASCAR) eine extrem innovative Organisation. Die Digitalisierung im Motorsport ist zumindest hier im vollen Gange.

Live-360-Grad-Ansichten, Fans können sich selbst in die direkte Umgebung der Fahrer „teleportieren“. Science Fiction? Nein, sonders das Setting beim Finale der NASCAR Cup Series Championship. Virtual-Reality-Erlebnisse sind mittels Smartphone oder VR-Headset kein Problem.

Zugegeben, beschäftigen wir uns hierzulande mit NASCAR, dann vermutlich im Rahmen von US-Filmen oder -Serien. Die Älteren erinnern sich an „Tage des Donners“. Die Jüngeren denken an „Ricky Bobby“ oder die erfolgreiche Pixar-Reihe „Cars“.


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In diesem Jahr spielten Adam Driver und Channing Tatum die Hauptrollen in „Logan Lucky“.  Beim legendärsten NASCAR-Rennen der Welt überfallen die beiden eine Bank. Damit hält sich die Handlung nah an die Ursprünge des Motorsports.

NASCAR: Der Ursprung liegt im Alkoholschmuggel

Die Geschichte der NASCAR begann in der Zeit der Prohibition in den USA. Die Erzeugung, der Verkauf und die Versendung alkoholischer Getränke für menschlichen Genuss waren verboten.

Das Resultat waren große Schmugglerringe, deren Fahrer nachts selbsthergestellten Alkohol durch die USA transportierten. Die Schmuggler frisierten ihre Autos, um den Streifenwagen der Polizei entkommen zu können.

Aus der Not machten sie eine Tugend. Die „Bootleggers“ starteten die ersten Autorennen an den Wochenenden. Offiziell ging es 1936 los. Für den Gewinner des Daytona Beach Road Course gab es eine Kiste Zigarren oder eine Flasche Alkohol. Einer der Fahrer war Bill France senior. France sah finanzielles Potenzial in den Rennen und plante, eine Rennserie zu gründen.

Aufgrund des Zweiten Weltkriegs stockte die Umsetzung seiner Pläne bis 1947. Am 14. Dezember gründete Bill France senior in Daytona Beach mit verschiedenen Veranstaltern die NASCAR-Rennserie. Das erste offizielle Rennen des heutigen NASCAR Sprint Cup fand am 19. Juni 1949 auf dem Charlotte Speedway in Charlotte, North Carolina statt.

NASCAR: Nicht immer digital & innovativ

Fast 70 Jahre später ist der Sport immer noch hoch relevant. Aber die Organisation musste durch einige Schwächeperioden. Trotz kontinuierlicher Expansion verpasst es die Verantwortliche lange Zeit, NASCAR weiterzuentwickeln.

Dies wurde insbesondere Mitte der Zweitausender deutlich. Interessant: 2003 folgte Brian France seinem Vater als neuem CEO. Die NASCAR ist also ein Familienunternehmen. Gut für Tradition, oftmals hinderlich für Innovationen. Die Verantwortlichen bildeten eine mehr oder weniger geschlossene Gesellschaft. Entsprechend trafen sie auch ihre Entscheidungen.

2007 sorgte etwa das „Car of tomorrow“ für großen Unmut bei den Teams, Fahrern, Fans und Sponsoren. Und es war nur eines von vielen Beispielen mangelnder Kollaboration.

Zwischen 2005 und 2010 sanken die Einschaltquoten um 30 Prozent. Gleichzeitig sanken die Zuschauerzahlen bei den Rennen selbst um 22 Prozent. Zudem beendeten wichtige Sponsoren wie Jim Beam ihr Engagement. Speziell Sponsoring und TV-Rechte waren zu diesem Zeitpunkt die Eckpfeiler der NASCAR-Erlöse.

Viele Verantwortliche schoben es auf den wirtschaftlichen Abschwung. Brian France aber war sich sicher, dass NASCAR sich neu erfinden müsste.

Wie gelang der innovative Wandel?

Wie so oft klingt im Nachhinein alles simpel und logisch. Doch France musste sich diverser Baustellen annehmen. Ein wichtiger Baustein war das Projekt EVOLVE:

  • Establish an integrated marketing communications department
  • Vision for digital and social media success
  • Overall assessment of event experience
  • Learn about the next-generation fan
  • Velvet rope (building superstars)
  • Emerge ready for the future

Im Rahmen von EVOLVE wurden vier strategische Säulen analysiert:

  1. die Fans als Kernkapital, vor allem im Vergleich mit anderen Sportarten
  2. Möglichkeiten hinsichtlich Digital und Social Media in der Sportindustrie
  3. das Ausmaß der Star-Power unter den NASCAR-Fahrern
  4. das Fan-Erlebnis an Renntagen

Der Motorsport-Verband kann seit Jahrzehnten auf eine sehr loyale Fan-Basis bauen. Allerdings versäumten es die NASCAR-Verantwortlichen auch lange, ihre Zielgruppen zu diversifizieren. Das war und ist bitter nötig, denn sowohl das traditionelle Familienbild als auch die Einstellungen zu Automobilen hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert.

So verändert NASCAR den Motorsport

Daher hat die Führungsspitze etwa die Gruppen der Hispanics, Kinder sowie der Generation Y fokussiert, um den Verlust ihrer klassischen Zielgruppe zu kompensieren. Die Maßnahmen in aller Kürze:

  • Weiterentwicklung der Star-Power von etablierten und aufstrebenden Fahrern
  • Steigerung des Fan Engagements bei Kindern und jungen Erwachsenen
  • Aufbau einer multikulturelle Fangemeinde, etwa durch eine spanisch-sprachige Website sowie maßgeschneiderte Inhalte für die Zielgruppe
  • Verbesserung des Erlebnisses am Renntag bzw. an der Rennstrecke

Rund um diese grundlegenden Entscheidungen ist die NASCAR sehr aktiv, regelmäßig neue Themen zu testen. Im Fokus: die digitale Transformation des Motorsports.

Die Macher adaptieren neue Technologien, um ihre Rennen fairer und sicherer zu gestalten. Gleichzeitig nutzen sie Tools, um ihre Veranstaltung im Super Bowl-Format 38 Mal im Jahr von Stadt zu Stadt zu bringen. Bei Hendrick Motorsports, dem zwölffachen Champion der NASCAR Cup Series, nutzen Ingenieure Technologie, um Sekundenbruchteile von Boxenstopps und Rundenzeiten abzugreifen.

NASCAR und Microsoft arbeiteten zusammen, um eine Rennmanagement-App für Windows 10 zu entwickeln, mit der Daten und Videos in der Azure Cloud-Plattform gespeichert werden. Die App kombiniert sechs Datenkategorien in einem Bildschirm: historische Daten, Timing und Scoring, Pit Road Officing, Video-Wiedergabe und Fahrzeugpositionierung. Und dies ist nur ein Ausschnitt der zahlreichen Aktivitäten.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.

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