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Kaderplaner: Wieso? Weshalb? Warum? 5 Beispiele

Kaderplaner: Wieso? Weshalb? Warum? 5 Beispiele
geschrieben von Philipp Ostsieker

Wer sich „Matchplan“ nennt, muss auch „Kaderplaner“ erklären. Spaß beiseite, aber tatsächlich etablieren sich manche Begriffe, ohne dass sie jeder Fan wirklich greifen kann. Spätestens mit dem Ende der WM 2018 kommt der Fußball-Transfermarkt ins Rollen. Welche Rolle spielen die Kaderplaner dabei? Und wer sind bekannte Beispiele?

Früher war nicht alles besser, aber manchmal etwas einfacher. Die wichtigsten drei Menschen in einem Fußballverein waren Trainer, Manager und Präsidenten. Nicht jeder Klub ist noch ein Verein. Den Präsidenten haben oft Vorstands- oder Aufsichtsratsvorsitzende verdrängt. Pro Klub gibt es natürlich immer noch einen Cheftrainer. Sein Team hat sich allerdings um zahlreiche Spezialisten erweitert.

Bei typischen Fußball-Managern denken wir an Uli Hoeneß oder Rainer Calmund. Den etwas Jüngeren fallen Max Eberl, Michael Zorc oder Christian Heidel ein. Oft heißen diese nun „Sportdirektoren“, „Direktor Profifußball“ oder „Geschäftsführer Sport“. Sogar den „Vorstand Sport“ gibt es in einigen Klubs. In England kennen wir den „Teammanager“ als Manager und Trainer in Personalunion. Ähnlich tat es Felix Magath speziell beim VfL Wolfsburg.


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Warum gibt es Kaderplaner?

Doch DER Jobtitel der Neuzeit heißt „Kaderplaner“. Warum hat dieser Job so eine hohe Relevanz? Gehen wir zurück in die Jahre von Calmund, Hoeneß & Co….

In den 80er und 90er Jahren gingen Spielertransfers fast ausschließlich vom Trainer aus. Ottmar Hitzfeld ging etwa zu Uli Hoeneß und wünsche sich die Spieler X, Y und Z. Hoeneß setze dann alle Hebel in Bewegung, um die Wünsche seines Trainers zu erfüllen. Er kümmerte sich um die Verhandlungen von Ablösesumme und Gehalt. Er sprach mit den Spielerberatern oder Familien der Spieler. Die Aufgabenstellung war klar abgegrenzt. Sportliches: Trainer. Administratives: Manager.

Heute ist klar: Einerseits sind nicht alle Aufgaben so deutlich voneinander abzugrenzen. Gleichzeitig ist aber immer mehr Expertise für einzelne Themen notwendig. Im Verantwortungsbereich Sport ist das nicht neu. Es gibt Athletik- und Techniktrainer, Videoanalysten oder Ernährungsberater. Ex-Trainer Dragoslav Stepanovic (1991-93) staunte 2014 beim Training von Eintracht Frankfurt nicht schlecht. Stepanovic: „Da sind ja bald so viele Trainer wie Spieler auf dem Platz.“

Letztlich ist es ganz einfach. Ein Kaderplaner macht einen guten Job, wenn er dem Trainer einen sportlich erfolgreichen Kader zusammen stellen kann.

5 Beispiele für Kaderplaner im Profifußball

Nein, nicht jeder dieser Personen trägt offiziell den Titel „Kaderplaner“. Aber all die genannten Experten werden sehr häufig entsprechend betitelt. Wer die Funktion wie ausführt und wie sich die Kaderplaner unterscheiden, lest ihr im folgenden Abschnitt.

1) Michael Reschke

Klub: VfB Stuttgart, früher Bayern München, Bayer Leverkusen

Titel: Sport-Vorstand

Wer im Lebenslauf von Michael Reschke stöbert, findet diverse Job-Titel. Ein Auszug:

  • Technischer Direktor Bayern München
  • Manager Bayer Leverkusen
  • Leiter der Scouting-Abteilung Bayer Leverkusen
  • Leiter der Nachwuchs-Abteilung Bayer Leverkusen
  • Trainer U19 Bayer Leverkusen

Der FC Bayern holte Reschke 2014 als Technischen Direktor 2014 aus Leverkusen. In seiner Funktion als Chef-Scout beobachtete der 59-Jährige Spieler weltweit. In der Branche gilt er als „Super-Nase“, „Perlentaucher“ oder „Gehirn“. Sein Königstransfer: die Verpflichtung von Joshua Kimmich 2015 für 8,5 Millionen Euro vom VfB Stuttgart.

Interessant: Er verließ den Klub kurz nach der Verpflichtung von Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Dies sei nicht „als Flucht“ zu verstehen gewesen, betonte er. Allerdings hätte sich der erfahrene Reschke dem Neuling „Brazzo“ hierarchisch unterordnen müssen. Eine schwierige Vorstellung.

Mittlerweile ist Michael Reschke Sport-Vorstand beim VfB Stuttgart.

2) Sven Mislintat

Klub: Arsenal London, früher Borussia Dortmund

Titel: Leiter der Scouting-Abteilung

Nach dem Studium der Sportwissenschaften arbeitete Mislintat ab 2006 als Chefscout und Leiter Profifußball bei Borussia Dortmund. Er empfahl dem Verein Spieler wie Pierre-Emerick Aubameyang, Ousmane Dembélé oder Shinji Kagawa. Seit 2011 ist er ausgebildeter Fußballlehrer.

Zum 1. Dezember 2017 wechselte Mislintat als Leiter der Scouting-Abteilung (Head of Recruitment) zum FC Arsenal. Sven Mislintat ist ebenfalls Co-Founder des 2016 gegründeten, deutschen Start-ups matchmetrics GmbH.

3) Jonas Boldt

Klub: Bayer Leverkusen

Titel: Sportdirektor

36 Jahre alt

Jonas Boldt studierte BWL mit Schwerpunkt Sportmanagement und begann 2007 als Scout bei Bayer 04 Leverkusen zu arbeiten. 2009 wurde er Chefscout und Assistent von Sportchef Rudi Völler. Zu seinen wichtigsten Entdeckungen als Scout gehören Arturo Vidal und Dani Carvajal.

Nach dem Wechsel von Sportmanager Michael Reschke von Bayer 04 Leverkusen zum FC Bayern München wurde er zur Bundesligasaison 2014/15 dessen Nachfolger. Sein erster bedeutender Transfer war die Verpflichtung von Hakan Çalhanoğlu vom Hamburger SV. Bei Spielerverkäufen wie Çalhanoğlu, Philipp Wollscheid, Kevin Kampl, Chicharito, Ömer Toprak oder Admir Mehmedi hat Boldt jeweils ein Plus erwirtschaftet.

4) Johannes Spors

Klub: Hamburger SV, früher RB Leipzig, 1899 Hoffenheim

Titel: Leiter der Scouting-Abteilung

35 Jahre alt

Johannes Spors leitet seit Februar die Scouting-Abteilung beim HSV. Ab 2015 war er Chefscout bei RB Leipzig und zuvor bei der TSG Hoffenheim als Scout und Chef-Analyst angestellt, ehe ihn Ralf Rangnick nach Sachsen lockte.

Sports zum Einstand beim HSV: „Mein Job ist es, Dinge vorzubereiten, startklar zu machen und ab einem bestimmten Zeitpunkt dann auch umsetzbar zu machen. Da muss ich natürlich auch Gespräche mit potenziellen Kandidaten führen.“ […]

5) Ben Manga

Klub: Eintracht Frankfurt; früher VfB Stuttgart, 1899 Hoffenheim

Titel: Chefscout

44 Jahre alt

„Ich sehe mehr als andere“, sagte Ben Manga zur FAZ. Von 2003 bis 2011 war er als Scout für Alemannia Aachen tätig. Parallel dazu arbeitete er dort als Jugendtrainer. Von 2011 bis 2012 fungierte er als Scout für 1899 Hoffenheim. Bis 2016 arbeitete er als Scout für den VfB Stuttgart. Seit Juli 2016 ist Ben Manga Chefscout bei Eintracht Frankfurt.

Meistens ist er in Europa oder Südamerika unterwegs. Manga schaut sich interessante Spieler an, beurteilt sie und versucht den Kontakt herzustellen. Dann informiert er Vorstand Fredi Bobic, Sportdirektor Bruno Hübner sowie nun Adi Hütter.

Zwei Fragen stehen für ihn im Fokus: Mit welcher Perspektive könnte der Kandidat in den Kader passen? Wie viel könnte er dem Klub wert sein? Bei Eintracht Frankfurt gilt jedoch: Kein Spieler wird im Alleingang verpflichtet. Klubs wie die Eintracht sind auf einen engen Austausch angewiesen. Während Manchester City auf rund 60 Scouts setzt, muss Ben Manga mit etwa einem Zehntel auskommen.

Über den Autor

Philipp Ostsieker

Philipp Ostsieker ist Medien- und Digitalmanager aus Hamburg. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als selbstständiger Digital Content Strategist schreibt Philipp für BASIC thinking die Kolumne „Matchplan“, in der er über den Tellerrand blickt und durch die innovativen Ideen der Sportbranche führt.