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Exklusiv-Interview: Warum Nico Rosberg und Marco Voigt ein eigenes Event veranstalten

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Sven Krüger, Marco Voigt und Nico Rosberg (v.l.n.r.) stecken hinter dem Greentech Festival. (Foto: Franziska Krug/Getty Images for GREENTECH SHOW GmbH)
geschrieben von Philip Bolognesi

Es soll der Start werden für ein Event, das grüne Mobilität, nachhaltigen Konsum und zukunftsfähige Lebensstile in den Fokus rückt: Das Greentech Festival im Mai 2019 will ein Ausrufezeichen setzen. Dafür setzen sich die beiden Initiatoren Marco Voigt und der ehemalige Formel-1-Fahrer Nico Rosberg mit allen Kräften ein. Ein Interview.

Unter dem Motto „Celebrate Change“ wird das Greentech Festival zwischen dem 23. und 25. Mai 2019 am stillgelegten Berliner Flughafen Tempelhof Premiere feiern.

Zwar werden die Themen grüne Technologien und Nachhaltigkeit bereits in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eifrig diskutiert. Doch den Gründern Marco Voigt und Nico Rosberg geht das alles viel zu langsam.


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Doch welches Ziel verfolgen Voigt und Rosberg mit ihrer Konferenz? Woran mangelt es in Deutschland und wieso investiert der Ex-Formel-1-Weltmeister überhaupt in Start-ups? Darüber haben die beiden Gründer im Exklusiv-Interview mit BASIC thinking gesprochen.

BASIC thinking: Das Greentech Festival soll Zeichen setzen und das weltweit. Knapp 50.000 Besucher aus der ganzen Welt erwartet ihr. Ganz profan gefragt: Was wollt ihr beiden damit genau erreichen?

Nico Rosberg: Das Ziel ist die globale Plattform. Wir wollen, dass das Greentech Festival der ganzen Welt die besten grünen Technologien und die coolsten Ideen dazu präsentiert. Und das auf eine noch nie gesehene Art.

Marco und ich sind davon überzeugt, dass genau das enorm wichtig ist. Wir haben die einmalige Chance, Menschen zu begeistern und den grünen Wandel zu beschleunigen.

Wir müssen uns der Zukunft gemeinsam annehmen und das möchten wir im Rahmen unseres Festivals durch eine ganz besondere Stimmung gemeinsam mit Besuchern aus der ganzen Welt.

Marco Voigt: Genau, und es geht darüber hinaus – ausgehend von den grünen Technologien – darum, einen positiven Wandel zu beeinflussen. Das wollen wir auf ganz unterschiedliche Bereiche wie Fashion, Food und Lifestyle ausweiten. Auch Musik und Kunst – zum Beispiel wie Graffiti-Sprayer – werden einbezogen. Wir wollen also die gesamte Gesellschaft in allen Lebensbereichen adressieren.

Nico Rosberg: Es herrscht aktuell auch genau der richtige Zeitgeist: Immer mehr junge Leute denken über das Thema Nachhaltigkeit nach und beschäftigen sich intensiv damit.

Vor kurzem habe ich mich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos mit einigen Wissenschaftlern darüber unterhalten. Und ihr Ratschlag lautete: Es ist kurz vor 12 und wenn wir es jetzt nicht anpacken, wird es eventuell zu spät sein. Also: Zusammen anpacken, Dinge neudenken und umsetzen.

Norwegen als Vorbild und Treiber

Das Motto des Festivals lautet „Celebrate Change“. In diesen Worten höre ich auch einen recht deutlichen Appell, eine andere innere Haltung zum Thema Nachhaltigkeit einzunehmen. Mangelt es uns ein wenig an Optimismus?

Nico Rosberg: Ja, ich denke schon. Viele Unternehmen und Konzerne sind noch viel zu skeptisch. Wir wollen allen zeigen: Nehmt eine andere Haltung dazu ein. Das wollen wir versuchen, zu erreichen.

Wir haben Zugang zu Technologien, die nicht mehr ein schwacher Kompromiss zu unseren bisherigen Produkten und Gewohnheiten sind. Es sind tolle und vor allem positive Alternativen. Das ist auch unser Anspruch – und deswegen „Celebrate Change“.

Marco Voigt: Das passt natürlich auch nach Berlin. Deswegen haben wir auch die Hauptstadt bewusst gewählt: „Tue etwas Gutes und rede darüber!“ Es geht darum, Dinge in Bewegung zu setzen.

Wir wollen eine Bewegung initiieren, die von hier aus in die ganze Welt getragen wird. Daher suchen wir mittelständische wie große Unternehmen, Start-ups und so weiter. Mobilität, Energie, Fashion, Food: Macht mit, kommt vorbei! Wir stellen euch keine Hürden in den Weg.

Jeder, der sich angesprochen fühlt, ist gerne eingeladen, vorbei zu kommen und mitzumachen.

Norwegen ist das Partnerland des Greentech Festivals. Was denkt ihr, warum allgemein die skandinavischen Länder beim Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit anderen Ländern wie Deutschland den Rang ablaufen?

Nico Rosberg: Ja, diese Länder sind einfach schneller und weiter als wir hier in Deutschland. Oslo wurde vor kurzem zur grünsten Stadt Europas gewählt. Dort ist jedes zweite Auto elektrogetrieben.

Marco Voigt: Aber nicht nur E-Mobilität wird dort ordentlich gepusht. Auch im Food-Bereich passiert dort sehr viel. Das Thema Ernährung hat dort einen ganz anderen und viel höheren Stellenwert als bei uns in Deutschland.

Zu unserem Festival passt Norwegen daher perfekt. Man muss sich das einfach mal vor Augen führen: Oslo ist 2019 die europäische Umwelthauptstadt und wird bei uns hier in Berlin präsent sein.

Nico Rosberg: Kronprinz Prinz Haakon von Norwegen wird auch dabei sein sowie eventuell auch Prinz Albert von Monaco. Ob er das wegen der Terminüberschneidung mit dem Formel-1-Grandprix hinbekommt, müssen wir abwarten.

Aber wir sind sehr stolz, diese internationalen Persönlichkeiten dabei haben zu können. Und das spricht natürlich auch für die Dringlichkeit dieser Bewegung.

Von Festivals und Brücken

Marco, du bist Gründer von Green Window, einem Marktplatz für grüne Lifestyle-Produkte und Dienstleistungen. Du giltst als Querdenker, der alteingesessene ökologische Denkansätze über Bord wirft. Wie macht sich dieses Querdenken beim Greentech Festival bemerkbar?

Marco Voigt: Ich denke, das liegt am neuen Ansatz, den wir gemeinsam mit dem Festival umsetzen wollen. Wir geben einen bestimmten Rahmen vor. Durch die Partnerschaft mit der Formel E setzen wir zwar einen Schwerpunkt im Bereich der Mobilität. Aber wir wollen ganz bewusst alle Lebensbereiche einschließen.

Wie Nico bereits vom Weltwirtschaftsforum berichtet hat, wird dort natürlich viel geredet. Aber es passiert anschließend nichts. Querdenken beim Greentech Festival bedeutet, ganz unterschiedliche Menschen zusammenzubringen: Wissenschaftler, Start-ups und auch Prominente aus anderen Bereichen. Schließlich können daraus ganz wunderbare Dinge entstehen.

Nico Rosberg: Wir wollen ganz konkrete Lösungen in den Konferenzen erarbeiten und anschließend verfolgen, was daraus geworden ist. Dazu dient die Plattform Green Window, die dann auch positiven Druck erzeugen soll, damit weiter an diesen Ideen von allen Seiten gearbeitet wird.

Und wie soll das funktionieren?

Nico Rosberg: Die Start-ups können dort eine gute Hilfestellung für die Konzerne und Unternehmen sein. Die Kleinen sind schneller, aktiver und risikofreudiger. Aber gemeinsam können sie etwas Großes erreichen, was schnell bei uns im alltäglichen Leben umgesetzt werden kann.

Marco Voigt: Das Festival ist das eine. Aber wir wollen nach diesen drei Tagen etwas in den Händen halten. Das Thema Nachhaltigkeit hat es verdient, jeden Tag behandelt zu werden.

Ich kenne sehr viele Unternehmen, die sich nicht richtig trauen, mit diesem Thema nach vorne zu gehen. Ihnen wird auch oft „Green Washing“ unterstellt. Deswegen wird diese Plattform auch Brücken zwischen den Akteuren schlagen. Das würde ein reiner Event-Veranstalter so nicht leisten können.

Wir haben allerdings auch mit Nicos Hilfe Verbindungen in die Industrie, in die Wirtschaft, zu den Vordenkern, sodass wir dieses Thema ganz anders angehen können.

Nico Rosberg über seine Investoren-Tätigkeit und die Formel E

Nico, du investierst seit einiger Zeit in unterschiedliche Start-ups. Darunter ist zum Beispiel das Münchner Start-up Lilium Aviation, das Flugtaxis entwirft. Was spricht in diesem konkreten Fall dafür, dass diese Idee in einem stark reglementierten Land wie Deutschland irgendwann real wird?

Nico Rosberg: Ich bin davon überzeugt, dass das einfach eine fantastische Lösung ist. Und für fantastische Lösungen werden später auch die entsprechenden Regeln kommen. Da bin ich mir ganz sicher.

Lilium hat den Vorteil, global Fuß zu fassen. Und wenn Deutschland ein wenig länger benötigt, diese Entwicklung umzusetzen, wird es dafür in anderen Länder, wie zum Beispiel in Singapur, schneller verwirklicht werden.

Außerdem bist du Gesellschafter der Formel E, der Rennserie für Formelwagen mit Elektromotor, die seit 2014 besteht und im Rahmen des Greentech Festival den Berlin E-Prix austragen wird. Kannst du dir vorstellen, nochmal ins Auto zu steigen und dort eine komplette Saison zu fahren, mit dem Ziel, die Formel E ein wenig mehr zu pushen?

Nico Rosberg: Nein, aktuell nicht. Ich hatte vor kurzem die Möglichkeit, Team-Manager zu werden. Aber ich komme gerade aus einem Leben, das komplett auf Vollgas ausgelegt war. Und als Team-Manager wäre das Leben genauso.

Da kannst du nicht nur Halbgas geben oder gewisse Freiheiten erhalten. Und Freiheit ist im Moment sehr wichtig für mich. Daher bin ich sehr glücklich, so wie es gerade ist.

Am Ende noch eine Frage: Fährst du aktuell ein E-Auto?

Nico Rosberg: Ja, zuhause in Monaco fahre ich ein elektrisches Carsharing-Mobil, den Renault Twizzy. Der ist so kompakt. Dem reicht sogar ein Motorradparkplatz – eine wunderbare bequeme und effiziente Möglichkeit der Fortbewegung.

Nico, Marco: Vielen Dank für das Interview!

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Über den Autor

Philip Bolognesi

Philip Bolognesi war von 2018 bis 2020 in der Redaktion von BASIC thinking tätig. Er hat Kommunikationswissenschaften studiert und ist zertifizierter Social-Media-Manager. Zuvor hat er als freiberuflicher Online-Redakteur für CrispyContent (Serviceplan Berlin) gearbeitet und mittelständische Unternehmen in ihrer Online-Kommunikation beraten. Ihn trifft man häufig im Coworking-Space Hafven in Hannover.