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Tesla sagt, „Autopilot ist sicher“ – jetzt ist wieder jemand gestorben

Tesla Model 3
Tödlicher Unfall im Tesla Model 3. War der Autopilot Schuld? (Foto: Tesla)
geschrieben von Marinela Potor

Das ist innerhalb von drei Jahren der zweite tödliche Unfall, bei dem der Autopilot von Tesla eine Rolle gespielt haben könnte. Ist das System wirklich so sicher wie Tesla behauptet?

Der Autopilot von Tesla ist sicher. Das behauptet das Unternehmen und allen voran CEO Elon Musk immer wieder. Er sei sogar viel sicherer als menschliche Fahrer, sagte Musk auf einer Konferenz in Oslo.

Mit dem Autopiloten passierten 50 Prozent weniger Unfälle als ohne, also sei er „fast doppelt so gut wie eine Person“, behauptete Musk. Einige bezweifeln das.


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Nun starb vor wenigen Tagen ein weiterer Tesla-Fahrer. Kurz danach wurde bekannt: Er hatte seinen Autopiloten aktiviert.

Zwei Unfälle, gleiches Problem?

Der erste tödliche Unfall erfolgte am 7. Mai 2016. Der 40-jährige Joshua Brown fuhr in seinem Tesla Model S auf einer Autobahn in Florida, als er mit einem quer fahrenden LKW kollidierte und starb.

Fast genau drei Jahre später war es Jeremy Beren Banner, der ebenfalls auf einem Highway in Florida in seinem Model 3 nach einem Zusammenprall mit einem kreuzenden LKW ums Leben kam.

Beide Autofahrer hatten zur Zeit des Unfalls ihre Autopiloten aktiviert. Der Begriff „Autopilot“ ist dabei irreführend. Anders als bei einem Autopiloten im Flugzeug, hat die Version von Tesla lediglich Autonomielevel zwei.

Das bedeutet, dass das System nur einige ausgewählte Funktionen selbstständig übernehmen kann, wie etwa eine bestimmte Geschwindigkeit einhalten, die Spur beibehalten oder automatisch einparken.

Andersherum bedeutet es aber nicht, dass man sich als Fahrer entspannt zurücklehnen und die Verkehrslage aus dem Auge verlieren darf. Das ist leider etwas, das nicht jeder Tesla-Fahrer einhält oder versteht.

Im Fall von Joshua Brown und Jeremy Beren Banner kommt noch hinzu, dass die Systeme nicht identisch waren. Brown fuhr mit der Technologie der israelischen Firma Mobileye. Nach dem tödlichen Unfall 2016 trennten sich die Wege der Unternehmen. Seitdem entwickelt Tesla seine Autopiloten selbst.

Dennoch ist auffällig, wie ähnlich die Unfälle sind. Woran liegt das?

Autopilot war nicht Schuld

Nach Browns Unfall vor drei Jahren sagte Tesla, die Kamera des Autopiloten habe den weißen LKW gegen den weißen Himmel nicht erkannt, beziehungsweise es als Straßenschild interpretiert.

Das offizielle Gutachten der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) war dennoch der Meinung, dass die Schuld wahrscheinlich beim Fahrer lag.

Erstens war Brown zu schnell unterwegs. Zweitens habe er nicht richtig verstanden, inwieweit er sich auf den Autopiloten verlassen dürfe. Drittens war er abgelenkt, wenn auch nicht klar ist, warum.

Die NHTSA warf Tesla dennoch vor, dass der Autopilot sich in gewissen Situationen zum Schutz der Fahrer selbst deaktivieren müsse. Ein weiteres Problem: Das System sei lausig, wenn es darum gehe, die Aufmerksamkeit der Fahrer zu gewinnen.

Obwohl Tesla also nicht die Schuld für den Unfall bekam, hätte das Unternehmen drei wichtige Botschaften mitnehmen sollen:

  1. Der Autopilot hat Probleme damit, querstehende Laster als Fahrzeuge zu erkennen.
  2. Tesla-Fahrer tendieren dazu, den Autopiloten zu überschätzen.
  3. Das System muss Fahrer noch deutlicher dazu auffordern, wieder zum Lenkrad zu greifen.

Hat Tesla geschlampt?

Wenn man sich nun den aktuellen Unfall anschaut, wirkt es so, als habe Tesla in keinem dieser Punkte nachgebessert. Raj Rajkumar von der Carnegie Mellon University sagte deshalb gegenüber The Verge: „Im Kern wiederholt sich das gleiche Ereignis nach drei Jahren wieder. Das scheint darauf hinzudeuten, dass diese Probleme noch nicht angegangen wurden.“

Mit anderen Worten: Tesla hat möglicherweise geschlampt.

Denn zum einen fällt auf, dass es sich bei dem Unfall schon wieder um einen LKW handelte, der quer zur Fahrbahn stand.

Tesla hat sich zu diesem Thema bislang nicht konkret geäußert, aber ein Tesla-Fahrer stellte das Szenario selbst nach und stellte ebenfalls fest: Sein Autopilot erkannte den querstehenden LKW nicht.

Das mag am Radar liegen oder auch daran, dass der Autopilot nicht versteht, dass ein querstehendes Fahrzeug ein Hindernis ist.

Die Tatsache, dass Teslas Autopilot dies nicht erkennt, könnte wiederum daran liegen, dass ihm das Szenario nie beigebracht wurde. Denn ein Autopilot kann nur das „sehen“ und entsprechend darauf reagieren, wenn man es vorher programmiert.

Ob und inwiefern all das eine Rolle beim Unfall von Jeremy Beren Banner spielte, ist aber noch unklar. Der offizielle Bericht steht noch aus. Bislang weiß man nur, dass Banner mit 68 Kilometer pro Stunde unterwegs war und den Autopiloten etwa zehn Sekunden vor dem Unfall aktiviert hatte.

Danach ist im System zu erkennen, dass der Fahrer seine Hände acht Sekunden lang nicht am Lenkrad hatte.

Ob die Schuld am Unfall beim Fahrer oder beim Computer lag, weiß man aber noch nicht.

Behörden sollten Autopilot unter die Lupe nehmen

In jedem Fall, sei Teslas Autopilot nicht sicher genug, um von Fahrern aktiv auf der Straße genutzt zu werden, kritisierte die US-Verbraucherorganisation Consumer Reports.

In einem offiziellen Statement hieß es: „Diese Unfälle scheinen mit einer gewissen Häufigkeit bei Tesla-Fahrzeugen vorzukommen und nicht bei anderen Marken mit ähnlicher Technologie. Die National Highway Traffic Safety Administration sollte untersuchen, ob der Tesla Autopilot wirklich ein Ausnahmefall ist.“

Egal, wer am Ende Schuld hatte, all das sind keine guten Schalgzeilen für Tesla. Das Unternehmen hatte erst vor Kurzem gesagt, es wolle bis 2020 Robotertaxis auf die Straße bringen.

Doch nun sind Verbraucher verunsichert und Aktionäre offenbar auch. Die Tesla-Aktie ging nach dem tödlichen Unfall prompt auf Talfahrt. Der Unfall ist zwar nicht der einzige Grund dafür, geholfen hat es aber sicherlich nicht.

2019 scheint schon jetzt ein schwieriges Jahr für Tesla zu werden.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.

1 Kommentar

  • Aber es gibt genug Fälle, wo Teslas den Fahrern das Leben gerettet hat. Einfach bei Youtube nach „Tesla saves life compilation“ suchen.