Wirtschaft

Warum wir Scheitern endlich als Chance begreifen müssen

Failure, Scheitern, Kultur des Scheiterns
Wann gehört das Scheitern endlich auch in Deutschland zu unserer Kultur? (Foto: Pixabay.com / geralt)
geschrieben von Carsten Lexa

Die Veränderungen unserer Zeit sind dynamisch. Bei vielen Entscheidungen können wir jedoch die Folgen nicht immer vollständig einschätzen. Deshalb kommt es zu Fehlentscheidungen. Ist das schlimm? Wie wäre es, wenn wir ein Scheitern als Chance begreifen?

Entscheidungen haben Konsequenzen

Entscheidungen bedeuten, zwischen mehreren Optionen zu wählen. Die Entscheidungen sollen zu konkreten Zielen führen. Wir wissen aber oftmals nicht, welches Ergebnis tatsächlich eintreffen wird.

Ich denke man kann als Konsequenz sagen: Wenn Erfolg das Erreichen von Zielen ist, dann ist das Scheitern das Nicht-Erreichen von Zielen.


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Nun ist es jedoch in unserer Gesellschaft so, dass niemand gerne scheitert. Jedoch kann bei all dem, was wir tun, um etwas Bestimmtes zu erreichen, etwas dazwischen kommen.

Das können zufällige Veränderungen, neue Geschäftsmodelle und Technologien oder sogar neue gesellschaftliche Bewegungen sein. Man kann also sagen, dass Entscheidungen immer unter Unsicherheit getroffen werden.

Fehlende Kultur des Scheiterns

Trotzdem haben wir unsere Probleme mit dem Scheitern. Das gilt sowohl persönlich und gesellschaftlich als auch in Bezug auf Start-ups. Gescheiterte Unternehmen und Gründer, deren Geschäftsidee nicht am Markt ankam, oder Geschäftsführer, die eine Insolvenz durchführen mussten, werden oftmals stigmatisiert.

Scheitern ist bei uns ein Tabuthema.

Tatsächlich jedoch sind Erfolg und Misserfolg zwei Seiten einer Medaille. Zum Erfolg gehört stets die Möglichkeit des Scheiterns. Doch im Misserfolg liegt gleichzeitig die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu machen, die zu neuen Erfolgen führen können.

Unsere Gesellschaft ist jedoch so erfolgsorientiert, dass sie verlernt hat, mit Misserfolgen umzugehen. Viele Menschen fallen nach einem Moment des Scheiterns in ein Loch und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Drei Tipps für besseren Umgang mit dem Scheitern

Ich möchte euch ein paar Tipps mitgeben, wie wir besser mit Misserfolgen umgehen können:

  1. Wir sollten erkennen, dass ein Scheitern nicht nur negativ ist, sondern dass man daraus lernen kann. Die Entscheidung, lernen zu wollen, sollte eine bewusste sein und bedarf Zeit. Diese Zeit sollten wir ihr geben.
  2. Wir sollten lernen, über Misserfolge zu sprechen. Hilfreich ist es, wenn es dazu für Gründer spezielle Treffen gibt, in denen über Misserfolge gesprochen werden kann. Ein Beispiel sind dafür die sogenannte „Fuck-up Nights“. Dabei erzählen Gründer, was bei ihren Unternehmen schief gelaufen ist.
  3. Wir sollten verstehen, dass Scheitern weh tut. Dies zum Ausdruck zu bringen, sollte ein Ziel zur Bewältigung der Emotionen sein, die mit dem Scheitern einhergehen. Viele junge Unternehmer sind der Ansicht, dass diese Emotionen unterdrückt werden müssen. Vielmehr müsse man sich „hart“ präsentieren. Unterdrückte Emotionen haben jedoch die Tendenz, zu einem späteren Zeitpunkt hervorzubrechen.

Ein Appell

Lasst uns versuchen, das Scheitern als Möglichkeit zum Lernen zu begreifen. Lasst uns versuchen, eine Kultur des positiven Umgangs mit dem Scheitern zu schaffen. Wenn uns das gelingt, wird es uns auch gelingen, mehr Gründer hervorzubringen. Das würde mir für Deutschland als Land der Innovationen gut gefallen.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit 20 Jahren Unternehmen im Wirtschafts-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er ist Lehrbeauftragter für Wirtschaftsrecht, BWL und Digitale Transformation sowie Buchautor. Lexa ist Gründer von vier Unternehmen, war Mitinitiator der Würzburger Start-up-Initiative „Gründen@Würzburg”, Mitglied der B20 Taskforces Digitalisierung/ SMEs und engagiert sich als Botschafter des „Großer Preis des Mittelstands” sowie als Mitglied im Expertengremium des Internationalen Wirtschaftsrats. Er leitete als Weltpräsident die G20 Young Entrepreneurs´Alliance (G20 YEA). Bei BASIC thinking schreibt Lexa über Themen an der Schnittstelle von Recht, Wirtschaft und Digitalisierung.