Wirtschaft

Female Leadership: Warum Mut eine Leadership-Superpower ist

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Aus ihrem Macherinnen-Netzwerk zieht Marie-Christine Frank viel Energie. (Foto: Daniela Patricia Fotografie)
geschrieben von Dr. Marie-Christine Frank

Wir brauchen mehr Mut in der Führung. Genauer gesagt ist Mut sogar so etwas, wie eine Superkraft im Bereich des Female Leadership. Warum aber nicht alle das „Einfach machen“-Gen in sich tragen müssen, will ich euch erklären.

„Mutmacherinnen“ – unter dieses Thema hatte ich im Mai dieses Jahres den zweiten Digitalk meines Frauen-Netzwerks gestellt. Ich habe die „Macherinnen“ Ende 2019 in Köln gegründet, um den vielen engagierten und motivierten Kölnerinnen eine Plattform für Austausch, Vernetzung und Sichtbarkeit zu geben.

Ich liebe Geschichten von klugen, weltoffenen Menschen mit Weitsicht und Neugier. Lebenswege und Karrieren anderer Menschen faszinieren mich und ich habe das Glück, mich auch beruflich mit spannenden Menschen und ihren Storys beschäftigen zu dürfen.


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Erfolgsbeispiele für Female Leadership in der Krise

Mir begegneten in der Corona-Zeit unglaublich viele beeindruckende Geschichten von smarten Frauen. Einige dieser Geschichten haben es zu Bewegungen geschafft. #Stayonboard, #Coronaeltern und #Wirfürschule um nur drei davon zu nennen. Da waren so viele spannende Frauen, die ich besser kennenlernen wollte.

Ich wollte verstehen, woher sie ihren Mut nehmen und was Mut für sie ist. So brachte ich fünf Unternehmerinnen aus Köln zusammen und gemeinsam mit der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Henriette Reker, und 50 Teilnehmerinnen sprachen wir zwei Stunden lang über Mut.

Angst wohnt dem Unbekannten inne

Es ging um Mut im unternehmerischen Handeln und Mut beim Führen. In Krisenzeiten sicherlich noch relevanter. „Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst“, erklärte uns Andrea Hadrian, die CEO der Brotbackmanufaktur Dankebitte aus Köln.

Auch sie wusste nicht, was die Resultate ihres (mutigen) Handelns sein werden. Trotzdem hat sie die Entscheidungen getroffen, hat sich getraut, Personal aufzustocken und der hohen Nachfrage nach Brotbackmischungen nachzukommen, statt lange zu zögern und zu grübeln, ob es wohl gut gehen würde.

Angst schwingt bei allen Vorhaben mit, die außerhalb unseres Wissens-Horizonts und unserer Komfort-Zone liegen. Keiner von uns hat gerne Angst. Also, warum sollte ich mich der Angst aussetzen, fragte ich mich lange – vor allem in der Zeit, in der ich mich mit dem Thema Gründung auseinandersetzte.

Heute bin ich schlauer, bin stolz auf meine Erfolge und habe eine Antwort.

Mut als Motto – mit ungeahnter Bedeutung

Ich habe für mich das Jahr 2020 unter das Thema „Mut“ gestellt. Am 1. Januar habe ich bei LinkedIn darüber geschrieben. Damals war die Corona-Pandemie noch undenkbar und angesichts ihres Ausmaßes erscheinen mir die Gedanken, die ich Anfang des neuen Jahrzehnts formuliert habe, nichtig und unbedeutend.

Auch unsere Bundeskanzlerin, für mich übrigens eine absolutes Rolemodel und eine Vorreiterin in Sachen Female Leadership, hat in ihrer Neujahrsansprache aufgerufen zu „Mut, Zuversicht und neuem Denken“.

Sie forderte, „den anstehenden Wandel aktiv zu gestalten.“ Ob sie ahnte, wie passend ihre Worte werden würden?

Der Duden sagt, Mut ist die „Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält.“ Es geht darum, für seine Werte einzustehen, Vorhaben und Gedanken, auch dann, wenn man ihre Konsequenzen nicht absehen, oder nicht jeder diese Entscheidung nachvollziehen kann.

Auch Tatjana Kiel, die CEO von Klitschko Ventures, beschreibt Mut im Rahmen von Führung ähnlich: „Mut ist, risikobereit zu sein, im Sinne von Neues ausprobieren wollen, voranzuschreiten, und dabei auch bereit zu sein, zu scheitern und nicht alles persönlich zu nehmen.“

Sie findet im Gespräch mit mir schöne Worte zur Beschreibung von Skills für Female Leadership und betont dabei vor allem die Rolle der weiblichen Intuition: „To feel and see the invisible – Intuition zulassen, denn sie ist unsere ganz eigene evolutionäre Rationalität und Emotionaliät, entstanden aus all den Entscheidungen, die wir jemals getroffen haben.“

Bescheidenheit als Top-Skill im Female Leadership

Ihre Worte gefallen mir gut. Weibliche Intuition ist ein Thema, das ich mir unbedingt genauer ansehen will. Vielleicht schreibe ich später einmal darüber. Tatjana erzählt mir, dass ihre mutigste Entscheidung war, ein Kind zu bekommen.

Im weiteren Gespräch, das wir über Zoom zwischen Köln und Hamburg geführt haben, sprechen wir über Skills von Top-Leadern. Was macht Female Leadership für uns aus? Wir sprechen über (De)mut, Gemeinschaft(sgefühl) und Loyalität.

Frauen in Führung, die mich beeindrucken, kennzeichnet auch alle eine Form der Bescheidenheit, stelle ich fest. Ich meine damit Bescheidenheit im Sinne von Zuhören können, Feedback einholen und Wertschätzung – nicht im Sinne von Zurückhaltung und Verzicht.

„Bescheidenheit in der Führung heißt auch, zu akzeptieren, dass ich nicht alles weiß und jemand anderes in meinem Team besser ist als ich und ich dessen Meinung auch berücksichtige“, hat Nicole Neubauer, CEO von Metaberatung, im letzten Jahr einmal auf einem Netzwerktreffen gesagt.

Bescheidenheit, in meinen Augen auf jeden Fall ein Top-Leadership-Skill.

Ich habe bei LinkedIn hierüber geschrieben und mache an dieser Stelle gerne auf das interessante Gespräch aufmerksam, das ich unter anderem mit Nicole Neubauer geführt habe.

Wieviel Mut zum Gründen gehört und auch darüber hinaus im Unternehmertum weiterhin noch fast täglich relevant ist, ist mir nicht nur durch meine eigene Gründung bewusst geworden, sondern wird mir auch in jedem Gespräch mit den Frauen aus meinem Netzwerk klar.

„Mut gehört jeden Tag dazu“, sagt beim Digitalk auch die Kölner Oberbürgermeisterin, Henriette Reker, „denn Entscheidungen müssen getroffen werden.“ Sie führt eine Verwaltung mit ungefähr 20.000 Mitarbeitenden an.

Ich kann nur schlecht erahnen, wie viele Entscheidungen sie täglich zu treffen hat. Sicherlich kann sie viele davon in ihrer Tragweite auch nicht gänzlich abschätzen und muss sie trotzdem fällen.

New-Work-Konzepte als Ansatz zur Geschlechtergleichheit

Ich ziehe den Hut vor diesen Frauen, denn sie wachsen jeden Tag über sich hinaus und sind dabei enorm positiv eingestellt. „Ich bin zuversichtlich, dass Dinge gut werden“, sagt Anna Yona, die Gründerin von Wildling Shoes im Digitalk, mit ihrer besonderen Art.

Ihr Unternehmen, das an der Kölner Stadtgrenze erfolgreich nachhaltige Barfuß-Schuhe produziert, hat mittlerweile knapp 150 Angestellte und geht gestärkt aus der Krise hervor.

Das Besondere an Wildling: Anna Yona und ihr Mann, der mit ihr gemeinsam Wildling gegründet hat, haben das Unternehmen von Anfang an so aufgebaut, dass es komplett digital und remote arbeitet. Die Umstellung auf Home Office fiel daher in der Corona-Zeit nicht schwer.

Remote Teams waren bereits etabliert, Home-Office-Arbeitsplätze eingerichtet und digitale Arbeitsprozesse klar formuliert. Über 70 Prozent der Belegschaft von Wildling sind Frauen. Immer mehr Männer rücken nach, denn auch sie wollen die Vorteile dieses New-Work-Arbeitskonzeptes erleben und nutzen.

Für mich eine spannende und schöne Entwicklung. Ich hoffe, dass sich das Konzept von Wildling auf viele Unternehmen übertragen wird, denn damit kann eine positive gesellschaftliche Veränderung im Bereich modernen Familienlebens und von Rollen innerhalb von Paarbeziehungen angestoßen werden.

Kein falscher Aktionismus

Übrigens: Weder Anna noch ihr Mann haben BWL studiert, noch kamen sie aus Unternehmerfamilien. Umso beeindruckender, was sie aufgebaut haben.

Die Weitsichtigkeit von Anna und Andrea von Dankebitte, ihre Art und Weise, wie sie Unternehmen führen und weiterentwickeln sowie ihre positive Art zu denken, beeindrucken mich.

„Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt. Am Ende muss man es einfach machen. Unbedingt!“, rät Andrea im weiteren Verlauf des Talks. Und damit ist nicht gemeint, aktionistisch loszulegen, sondern überlegt ins Handeln zu kommen. Die Ärmel hochkrempeln und anpacken. Das ist auch meine Beschreibung einer „Macherin“.

Sowohl Andrea als auch Anna gehören für mich zu den mutigen und smarten Frauen der Kategorie „einfach machen“. Bei Beiden funktioniert diese Denke hervorragend. Ich wünsche mir, in diesem Punkt ein bisschen mehr so zu sein, wie sie. Ich muss mir aber eingestehen, dass mir das nicht leichtfällt.

Wenn ich beispielsweise eine Idee habe, schreibe ich sie erstmal runter, mache ich eine Mindmap, schlafe darüber, spreche mit meinem Berater-Team, das sich aus Freund, Freunden und „echten“ Beratern zusammensetzt. Dann mache ich ein Konzept und lege es nochmal zur Seite.

Machen? Ja! Aber einfach? Nein!

So ist das bei mir. Zum Schluss eines langen Prozesses, habe ich mich dann beispielsweise aber auch getraut und entschlossen, die „Drei Brueder“, meine Agentur zu gründen, und auch die „Macherinnen“ ins Leben zu rufen.

Das Mutigste, was ich jemals getan habe, war, mich vor 120 Frauen zu stellen, die zu meinen Events gekommen waren, und in Worte zu fassen, was mir das Netzwerk und ihr Dasein bedeutet. Zu welcher Kategorie gehört ihr? „Ich muss darüber nochmal nachdenken“ oder „einfach machen“?

Prof. Dr. Pascale Ehrenfreund, die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist Europas erfolgreichste Weltraum-Managerin. Sie ist im Bilde über alles, was am Himmel passiert, und ist dabei, wenn Raketen weltweit starten.

Pascale führt die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung Europas. Sie überzeugte mich beim zweiten Meetup der Macherinnen im DLR mit ihrem Humor, ihrem Wissen und ihrer Empathie-Fähigkeit. In meinen Augen ist das eine unschlagbare Leadership-Skill-Kombination. Nach dieser Frau wurde sogar ein Asteroid benannt.

Ich bedauere sehr, dass ihre Amtszeit im DLR bald zu Ende ist. Sie hat ihre Karriere übrigens nie strategisch geplant, berichtet sie mir, hat aber mutig alle Chancen, die sich ihr ergeben haben, angenommen, erzählt sie auch im Macherinnen-Podcast, den ich demnächst veröffentlichen darf.

Überzeugung als Grundlage für Erfolg und Female Leadership

„Mut ist Überzeugung und Risiko“, schrieb eine LinkedIn-Nutzerin im Januar unter meinen Beitrag. Überzeugung ist das Schlüsselwort für mich. Bist du überzeugt von dem, was du tust, und hast eine Leidenschaft dafür, dann kann es eigentlich nur gut werden.

Daher lohnt es sich, wenn du dich deiner Angst mutig entgegenstellst. Ein Risiko auf dich zu nehmen, um etwas umzusetzen, was dir wichtig ist, ist die Anstrengung und Angst wert, denn am Ende des Weges kann zum Beispiel dein eigenes Unternehmen, die neue Führungsposition oder ein neues Ehrenamt stehen.

Etwas, von dem du vielleicht niemals dachtest, es erreichen zu können. Das sehe ich bei den Frauen, die ich beruflich begleite, oder bei den Macherinnen, die ich kennenlernen darf.

„No risk no fun!“ stimmt leider und es gibt nichts Schöneres, als das wohlige Kribbeln, wenn du etwas Neues ausprobierst und geschafft hast. Für mich ist Mut ein absoluter Leadership-Top-Skill.

Setzen wir das Präfix „De“ noch davor, dann wird es für mich eine Leadership-Superpower. Mut kann man übrigens trainieren, wie einen Muskel, habe ich gelesen. Also: Let’s do it.

Ich freue mich auf Eure nächsten Mut-Ausbrüche. Lasst mich gerne teilhaben.

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Über den Autor

Dr. Marie-Christine Frank

Als Gründerin der Boutique-Agentur „Drei Brueder Kommunikation und Beratung" und eines Female Business-Netzwerks in Köln setzt sich Dr. Marie-Christine Frank für die Vernetzung und Sichtbarmachung von Macherinnen und Persönlichkeiten, die sich mit ihren Ideen, Unternehmen oder Projekten für eine bessere Zukunft starkmachen, ein. Marie-Christine Frank ist promovierte Soziologin mit dem Schwerpunkt Gender. Ihre Expertise aus dem Bereich der PR setzt sie vor allem für die Positionierung und das Personal Branding weiblicher CEOs ein.