Die Schufa will künftig unsere Kontoauszüge lesen, um die Kreditwürdigkeit besser zu bewerten. In Zusammenarbeit mit der Telefónica testet die Wirtschaftsauskunftei momentan den „Schufa Check Now“ mit ersten Nutzern. Welche Konsequenzen können daraus entstehen?
Die Schufa möchte Kunden helfen, die wegen einer schlechten Bewertung schwer an Kredite und Verträge kommen. Dazu testet die Wirtschaftsauskunftei mit O2-Kunden gerade den Schufa Check Now, wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Dabei wertet die Schufa systematisch die Kontoauszüge der jeweiligen Kunden aus. Die Teilnehmer müssen zuvor einwilligen, dass das Unternehmen die Daten zwölf Monate lang speichern und weiterverwerten darf.
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Schufa Check Now: Was sind die Pläne?
Bei der Schufa sind fast 68 Millionen Menschen gespeichert. An diejenigen mit einer schlechten Bewerung verkauft die Schufa den Check Now als Chance.
Mit Einblick in die Kontobewegungen könne die Schufa einen Kunden neu bewerten. Alle, die zuvor aufgrund schlechter Bonität beispielsweise keinen Mietvertrag erhalten haben, können anschließend noch einmal hoffen.
Der Haken an der Sache ist allerdings, dass Kunden der Schufa weitgehende Rechte einräumen. Die Auskunftei kann sehen, wie hoch das eigene Gehalt ist, welche Versicherungen man unterhält, wie viel man für seine Einkäufe ausgibt und so weiter.
In einer Pressemitteilung schreibt die Schufa, dass dabei ausschließlich das Tochterunternehmen Finapi in die Konten einsehen kann. Finapi ist Bafin-lizensiert, also von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht überprüft.
„Im weiteren Prozess analysiert die Schufa die bonitätsrelevanten Daten und übermittelt anschließend ausschließlich das Ergebnis an das Unternehmen. Auf dieser Basis kann das Unternehmen erneut prüfen, ob es nun doch einen Vertragsabschluss gewähren kann.“
Das beauftragende Unternehmen selbst erhalte „zu keiner Zeit“ Kontoinformationen wie Buchungen oder einzelne Kontostände.
Datenschützer warnen vor dem Schufa Check Now
Der von 2003 bis 2013 aktive Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar warnt vor Nachteilen für die Betroffenen. „Ich mache mich da wirklich nackig“, sagt er gegenüber der Süddeutschen Zeitung mit Hinblick darauf, der Schufa höchstpersönliche Finanzdaten offen zu legen.
So könne sie beispielsweise auch „Risikofaktoren“ wie Zahlungen an Glücksspiel-Unternehmen und Inkasso-Institute sehen. Niemand könne die „tatsächliche Reichweite dieser Einwilligung überschauen“, sagt Schaar.
„Wenn jemand sich an irgendwelchen Online-Wetten beteiligt, dann wird das sich sicherlich nicht positiv auf die Bonität auswirken.“
In der aktuellen Testphase mit dem Telefonanbieter Telefónica speichert die Auskunftei laut eigenen Informationen keine Daten.
Der Vertragspartner O2 erklärt gegenüber dem NDR: „Wir testen aktuell lediglich in einem Pilotprojekt mit einer geringen Zahl von weniger als 100 Nutzern die Nachfrage und Akzeptanz des Check-Now-Verfahrens der Schufa bei einigen unserer Kunden.“
Die Teilnahme sei freiwillig und setze die aktive Einwilligung des Nutzers voraus. Die Schufa biete das Verfahren „in komplett eigener datenschutzrechtlicher Verantwortung an“.
Thilo Weichert, der bis 2015 ebenfalls als Datenschutzbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein arbeitete, bezeichnet den Schufa Check Now auch als „hochproblematisch“, weil die Daten nur im Interesse der Schufa selbst verwendet werden würden. „Das ist für mich tatsächlich ein Horror“, sagt er.
Welche negativen Konsequenzen können für Bürger noch entstehen?
Die Schufa selbst hat bislang keinen Einblick in das Einkommen oder das Vermögen eines Menschen. Mit dem Check Now würde sich das ändern. Die Auskunftei könnte später sogar an Daten von Dritten gelangen, deren Buchungen in den Kontoauszügen zu sehen sind.
Theoretisch wäre es sogar möglich, mit den gesammelten Daten eigene Produkte zu entwickeln. Die Schufa wäre schließlich in der Lage, vollständige Profile zu erstellen.
Wie der Schufa Check Now letztendlich aussehen wird, ist noch offen. Die zuständigen Landesdatenschützer in Bayern stellen derzeit eine Prüfung an.
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