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Der seltsame Markenstreit zwischen General Motors und Ford

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General Motors
geschrieben von Marinela Potor

Die beiden US-Autobauer General Motors und Ford haben sich endlich in der Frage um die Begriffe Blue Cruise und Super Cruise geeinigt. Dahinter steckt ein seltsamer Markenstreit. Wir erklären dir die Hintergründe.

Die Autogemeinschaft verstand die Welt nicht mehr, als Autobauer General Motors im August 2021 Konkurrent Ford verklagte. Kurze Zeit später holte Ford dann zur Gegenklage aus.

Sowohl GM als auch Ford arbeiten an (teil-)autonomen Technologien in ihren Fahrzeugen. Doch beim Rechtsstreit geht es nicht um die Technologie, sondern ums Markenrecht.

Denn General Motors „handfreie“ Fahrtechnologie heißt „Super Cruise“. Ford nennt seine Technologie „Blue Cruise“. Und genau um diese Begriffe ist ein sehr bizarrer Markenstreit zwischen Blue Cruise und Super Cruise entbrannt.

Blue Cruise vs. Super Cruise: Namen zu ähnlich?

General Motors führte den Begriff Super Cruise erstmals im Jahr 2017 in einigen Cadillac-Modellen ein. Ford wiederum stellte seine Blue-Cruise-Technologie im April 2021 vor. Die Namen seien sich viel zu ähnlich, sagte GM und leitete ein entsprechendes Markenrechtsverfahren gegen Ford ein.

In einem Statement begründete GM dies damit, dass das Unternehmen den Begriff seit vielen Jahren nutze, ihn markenrechtlich habe schützen lassen und „Cruise“ zudem sehr eng mit General Motors verbunden sei. Wenn andere Unternehmen das Wort für ähnliche Technologien nutzen, würde darum bei den Verbraucher:innen Verwirrung entstehen.

Kein anderes Unternehmen hat das Recht, „Cruise“ im Bereich der automatisierten Fahrtechnologie zu verwenden.

Das schlechte Image des Autopilot

Tatsächlich habe Ford sogar zunächst einen ganz anderen Namen in Betracht gezogen, „Active Drive Assist“ und diesen als Teil seiner Marke „Co-Pilot360“ launchen wollen.

Doch aufgrund von Image-Bedenken rund um den Begriff „Pilot“ habe man dann zu Blue Cruise umgeschwenkt. Das behauptet jedenfalls GM und spielt damit vermutlich auf die verschiedenen Tesla-Unfälle rund um den Autopiloten von Tesla an.

Diese Vorwürfe ließ Ford nicht sehr lange auf sich sitzen und konterte mit einer Gegenklage. Ford sagte, viele Autobauer würden das Wort „Cruise“ schon sehr lange nutzen. Auch Autofahrer:innen würden seit Jahrzehnten verstehen, was das Wort bedeute. Mit dem Wort „Blue“ (blau) habe man sich zudem auf Fords blaues Logo bezogen.

Was hat es mit dem Begriff „Cruise“ auf sich?

Im Zentrum des Streits zwischen Blue Cruise und Super Cruise steht offensichtlich der Begriff „Cruise“. Übersetzt bedeutet das in etwa „entspanntes Fahren“ oder auch „Törn“ und ist ein gängiges englisches Wort im Zusammenhang mit Autofahren.

Darüber hinaus ist „Cruise Control“ seit Jahrzehnten der Standard-Begriff in den USA für die automatische Geschwindigkeitsregelanlage in Autos.

Es ist daher sowohl einleuchtend, warum beide Autobauer beim Wort „Cruise“ gelandet sind, als auch bizarr, wie ein Markenstreit um ein derart mondänes Wort entbrennen kann.

Autobauer kurz vor Einigung

Seit dem Sommer verhandeln Ford und GM. Nun scheint endlich eine Einigung der beiden Autobauer aus Detroit in Sicht. So sagte General Motors gegenüber der Detroit Free Press, dass man den Rechtsstreit freundschaftlich beigelegt habe, nannte aber keine Details zu den Namen.

Ford deutete gegenüber Freep an, dass das Unternehmen möglicherweise den Namen Blue Cruise behalten werde.

In einer offiziellen Erklärung heißt es, dass die zwei Unternehmen „im Begriff seien, sich zu einigen.“ Sie würden demnach ihre Lösung in den kommenden 60 Tagen einem Gericht vorlegen. Autofahrer:innen können sich damit endlich wieder auf die Technologien konzentrieren.

Blue Cruise vs. Super Cruise: Die Technologien im Vergleich

General Motors Super Cruise bietet verschiedene teilautonome Features und Assistenzsysteme.

So kann Super Cruise zum Beispiel ein langsamer fahrendes Auto überholen, ohne dass man selbst das Lenkrad anfassen muss. In bestimmten definierten Bereichen können Autofahrer:innen ihre Hände auch komplett vom Steuer nehmen.

Blue Cruise soll wiederum Ende des Jahres in erste Ford-Modelle integriert werden. Blue Cruise ist mit verschiedenen Kameras und Radar-Systemen ausgestattet. Auch hier gibt es vorher kartierte Bereiche (wenn auch weniger als bei Super Cruise), in denen man die Hände vom Steuer nehmen kann.

Weder Blue Cruise noch Super Cruise sind vollautonome Systeme. Das bedeutet, dass Fahrer:innen selbst im Assistenzmodus aufmerksam das Verkehrsgeschehen beobachten und gegebenenfalls das Steuer übernehmen müssen.

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Über den Autor

Marinela Potor

Marinela Potor ist Journalistin mit einer Leidenschaft für alles, was mobil ist. Sie selbst pendelt regelmäßig vorwiegend zwischen Europa, Südamerika und den USA hin und her und berichtet über Mobilitäts- und Technologietrends aus der ganzen Welt.