Wirtschaft

Pionierwege: Von der Idee zu einem nachhaltigen Vermächtnis

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geschrieben von Carsten Lexa

Der Weg eines Start-ups ist im Grunde die Geschichte von Transformation, Widerstandsfähigkeit und Vision. Ausgehend von meinen eigenen Erfahrungen mit der Gründung von vier Unternehmen und meinen Erlebnissen als Wirtschaftsanwalt habe ich den Weg eines Start-ups von der Phase der ersten Idee bis zu einem Ende skizziert.

Ich hatte die Ehre die Eröffnungsrede für die aktuellen GoBio Gründergespräche halten zu dürfen – ausgerichtet vom Bundesministerium für Bildung und Entwicklung. Ausgehend von meinen eigenen Erfahrungen mit der Gründung von vier Unternehmen und meinen Erlebnissen als Wirtschaftsanwalt habe ich den Weg eines Start-ups von der Phase der ersten Idee bis zu einem Ende skizziert.

Der Weg eines Start-ups

Spoiler-Alarm: Die Reise endet nicht mit dem Verkauf. Für alle Gründungsinteressierten präsentiere ich nachfolgend die wesentlichen Inhalte meiner Keynote.

1. Die Innovationsphase

In dieser Anfangsphase kommen die Gründer:innen voller Enthusiasmus und Kreativität zusammen. Es ist eine Phase, die mit der Gründung einer Band vergleichbar ist – allerdings kommen die Personen nicht zusammen, um gemeinsam Musik zu machen, sondern um bahnbrechende Ideen „zu komponieren“. Die individuellen Perspektiven, Meinungen und Ansichten tragen zu einer aufregenden Atmosphäre der unendlichen Möglichkeiten bei.

Diese Phase hat jedoch ihre Herausforderungen. Die Fülle an Möglichkeiten kann nämlich leicht zu Entscheidungsschwierigkeiten führen. Und auch die Ressourcen, insbesondere in finanzieller Hinsicht, sind oft begrenzt, was Einfallsreichtum und Sparsamkeit bei der Umsetzung von Ideen erfordert. Zudem kann die Abstimmung der unterschiedlichen Visionen der Gründer:innen komplex sein.

2. Das Geschäftsmodell

In dieser Phase arbeitet das Gründerteam daran, die Ideen in ein konkretes Geschäftsmodell zu kanalisieren und sich gleichzeitig mit den komplexen, beispielsweise rechtlichen Rahmenbedingungen für das geplante Unternehmen auseinanderzusetzen. Die Kreativität aus der ersten Phase ist immer noch vorhanden, nun kommt jedoch Struktur dazu. Strategie ist nun das A und O und erfordert Präzision und Weitsicht.

Allerdings ist es auch Kräfte zehrend, eine Idee zu einem tragfähigen Geschäftsmodell zu verdichten. Die Suche nach der richtigen Marktanpassung gleicht der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Herausforderung besteht deshalb, ein Gleichgewicht zwischen Festhalten an der Innovation und den praktischen Erfordernissen des Marktes herzustellen.

Die Bestimmung der geeigneten Unternehmensstruktur und die Bewertung der Fähigkeiten der Gründungsmitglieder – mit sich daraus ergebenden Konsequenzen – sind schließlich die finalen Schritte, um den künftigen Erfolg zu sichern.

3. Die Startphase

Die dritte Phase ist durch den Übergang von der Theorie zur Praxis gekennzeichnet, da sich der Schwerpunkt des Handelns des Gründerteams auf die Produktentwicklung und Markteinführung verlagert. Es ist eine transformative Phase, in der sich die Vision in einem tatsächlichen Angebot zu verwirklichen beginnt.

Die Produktentwicklungsphase bietet jedoch die Möglichkeit, schon länger erkennbare Probleme endlich anzugehen und greifbare Lösungen anzubieten. Die Markteinführung selbst ist dann ein aufregendes Erlebnis, voller Vorfreude und Spannung.

Doch diese Phase ist auch mit Herausforderungen verbunden. Die technischen Hindernisse können beträchtlich sein. Das Navigieren durch das regulatorische Umfeld fügt eine weitere Ebene der Komplexität hinzu, die oft mit dem Lösen eines sich ständig ändernden Puzzles verglichen wird. Und die Ressourcenverteilung ist kritisch, da das Gleichgewicht zwischen Zeit, Geld und Personal für den Erfolg entscheidend ist.

4. Der erste Meilenstein

Die vierte Phase ist gekennzeichnet durch das Erreichen des ersten Umsatzes – ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg eines Start-ups. Das ist der Beweis für die Validierung durch den Markt! Das Feedback aus diesen ersten Verkäufen ist von unschätzbarem Wert, da es Einblicke und Hinweise auf die künftige Weiterentwicklung bietet. Das Erfolgserlebnis bei diesen ersten Verkäufen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Die ersten Kund:innen zu gewinnen kann jedoch eine ebenso große Herausforderung sein wie die Suche nach „perfekten Partner:innen“ in einem vielfältigen und oft skeptischen Markt. Die Preisstrategie ist von entscheidender Bedeutung und erfordert ein vorsichtiges Austarieren, um Wert und Attraktivität beim Produkt zu maximieren. Es ist von entscheidender Bedeutung, den Schwung nach dem ersten Erfolg beizubehalten, da der Weg noch lange nicht zu Ende ist und viele weitere Herausforderungen warten.

5. Unruhige Gewässer

In dieser Phase geht es darum, diejenigen Schwierigkeiten zu überwinden, die nach den ersten Verkäufen die Widerstandsfähigkeit des Start-ups auf die Probe stellen. Es ist aber auch eine Phase des Aufbaus von Widerstandsfähigkeit, vergleichbar mit einem strengen Bootcamp, das im Grunde den Kern des Unternehmens stärkt. Jeder Rückschlag ist eine Lektion, die zur Anpassungsfähigkeit und Problemlösungskompetenz des Teams beiträgt.

Diese turbulenten Zeiten bringen natürlich Hürden mit sich, die von möglichen Produktfehlern bis zu rechtlichen Herausforderungen reichen. Und auch finanzielle Belastungen, beispielsweise zu hohe und ungeplante Kosten, können Sorgen bereiten. Die Aufrechterhaltung des Marktvertrauens in solchen Zeiten ist von entscheidender Bedeutung und erfordert eine Mischung aus Transparenz und Optimismus.

6. Anfeuern der Rakete

Und dann ist er endlich da: Der Einstieg von Investor:innen markiert diese Phase. Sie birgt sowohl Aufregung als auch Komplexität. Der Zustrom von Finanzmitteln kann sich wie ein Rettungsboot anfühlen, das die dringend benötigten Ressourcen bereitstellt. Die Investor:innen bringen ergänzend noch eine Fülle von Kontakten und Erfahrungen mit, die das Netzwerk des Start-ups erheblich erweitern.

Allerdings kann es nun schwierig sein, die Visionen der Gründer:innen und der Investor:innen in Einklang zu bringen. Mit der Erhöhung der Finanzmittel steigen auch die Erwartungen, was zusätzlichen Leistungsdruck auf das Gründerteam ausübt. Die Aufrechterhaltung der Unternehmenskultur während dieses Wachstumsschubs ist entscheidend – wie die Pflege eines Parks inmitten einer rasanten Stadtentwicklung.

7. Neue Höhen erklimmen

Die Skalierung des Unternehmens ist vergleichbar mit der Beschleunigung von einem Spaziergang zu einem 100-Meter-Lauf. Diese Phase ist durch schnelles Wachstum und Expansion gekennzeichnet und hat so erhebliche Auswirkungen auf den Markt.

Die Stimme des Start-ups im Markt und gegenüber Wettbewerber:innen wird lauter und einflussreicher. Mit größeren Ressourcen bieten sich zahlreiche Innovationsmöglichkeiten, die eine verstärkte Auseinandersetzung mit der Richtung von Forschung und Entwicklung erfordern – aber auch zulassen.

Doch mit dem Wachstum kommt die Herausforderung, die Grundwerte und die Kultur des Unternehmens zu bewahren. Die betriebliche Komplexität nimmt zu, ähnlich wie das gleichzeitige Jonglieren mit mehreren Bällen. Die kontinuierliche Entwicklung des Marktes verlangt Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit des Start-ups. Führung wird mit der Expansion des Unternehmens immer wichtiger und erfordert ein effektives Management eines wachsenden Teams.

8. Grenzen überschreiten

Wenn das Start-up in der achten Phase in neue und internationale Märkte expandiert, sieht es sich mit einer Welt voller Möglichkeiten und Herausforderungen konfrontiert. In dieser Phase geht es um die globale Reichweite, in der Produkte und Ideen Kontinente überqueren. Jeder neue Markt eröffnet eine Fülle von Optionen, die mit unterschiedlichen Perspektiven und Bedürfnissen einhergehen.

Das Verständnis der kulturellen Nuancen jedes Marktes ist derweil komplex, aber entscheidend. Die logistische Komplexität nimmt bei internationalen Geschäften zu und erfordert eine sorgfältige Koordination. Die Aufrechterhaltung einer gleichbleibenden Produkt- oder Dienstleistungsqualität auf den verschiedenen Märkten ist schließlich eine weitere große Herausforderung.

9. Innovationskontinuum

Ist die Expansion geglückt, dann werden kontinuierliche Innovation und Anpassung in dieser vorletzten Phase zum „Herzschlag“ des Start-ups. Das Unternehmen entwickelt sich ständig weiter, ähnlich wie ein Chamäleon, das sich an die sich ständig verändernde technologische Landschaft anpasst. Das Start-up entwickelt sich vom Teilnehmer zum Branchen- oder Marktführer, der die Diskussion in der Branche mitgestaltet und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung im Unternehmen und damit im Markt fördert.

Die Herausforderung besteht in dieser Phase darin, Selbstzufriedenheit zu vermeiden und ein Gleichgewicht zwischen ständigen innovativen Ideen und deren praktischer Umsetzung in Produkte und Dienstleistungen herzustellen. Die Ressourcenzuteilung ist dabei von entscheidender Bedeutung und erfordert strategische Entscheidungen.

10. Vermächtnis und darüber hinaus

In der letzten Phase geht es nun darum, eine bleibende unternehmerische Wirkung zu erzielen und entsprechend die Zukunft zu planen. Das Start-up wächst über sich hinaus. Es wird für die Gründer:innen zu deren „Vermächtnis“. Es geht darum, eine Vision zu entwickeln, die weit über die unmittelbaren unternehmerischen Ziele hinausgeht und die langfristige Entwicklung und Ausrichtung des Unternehmens berücksichtigt.

Die Nachfolgeplanung ist dabei von zentraler Bedeutung, um einen reibungslosen Übergang im Rahmen der Unternehmensführung, aber auch bei den Anteilsinhaber:innen zu gewährleisten.

Zu den weiteren Herausforderungen gehören die Bewältigung von Veränderungen im Laufe der Zeit, die Aufrechterhaltung der Relevanz im bestehenden und der Übergang in neue Märkte sowie die Institutionalisierung einer Innovationskultur im Unternehmen, die über die Amtszeit der Gründer:innen hinaus Bestand hat.

Der Weg eines Start-ups: Fazit

Von der unstrukturierten Idee bis zum Aufbau eines dauerhaften Vermächtnisses bietet jede Phase ihre eigenen Herausforderungen und Chancen. Es ist ein Weg, der von Höhen und Tiefen, Erfolgen und Rückschlägen geprägt ist, aber vor allem vom Geist des Unternehmertums, nämlich dem immerwährenden Streben nach Innovation und Impact.

Der Weg ist zwar mit Hindernissen und Unsicherheiten gespickt, aber auch mit Momenten der Freude und des Triumphs. Es ist ein Weg, der Anpassungsfähigkeit, ständiges Lernen und Optimismus erfordert. Die Erfolge sind ebenso lohnend wie die Herausforderungen lehrreich.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Weg eines Start-ups eine „Feier des Unternehmergeistes“ ist, eine Erinnerung daran, was mit einer Vision, Entschlossenheit und der Bereitschaft, sich ins Unbekannte zu wagen, erreicht werden kann.

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Über den Autor

Carsten Lexa

Rechtsanwalt Carsten Lexa berät seit über 10 Jahren deutsche und internationale Unternehmen in allen Angelegenheiten wirtschaftsrechtlicher Art, z.B. bei Gründungen, Strukturierungen oder Vertragsgestaltungen aber auch zu rechtlich-strategischen Fragen. Darüber hinaus war er Weltpräsident der G20 Young Entrepreneurs Alliance (G20 YEA), Mitglied der B20 Taskforces und Rechtsbeistand der Wirtschaftsjunioren Deutschland. Bei BASIC thinking schreibt er über unternehmensrechtliche Fragen.