Meta hinkt der Konkurrenz im KI-Wettstreit hinterher. Aus purer Verzweiflung versucht Unternehmenschef Mark Zuckerberg Spezialisten mit unmoralischen Gehältern anzuwerben – bislang vergebens. Denn: Die Probleme von Meta lassen sich nicht allein mit Geld beheben. Ein Kommentar.
Mark Zuckerberg hat die Rekrutierung von KI-Experten zur Chefsache erklärt – und wirft mit unmoralischen Angeboten um sich. Sein Versprechen: sieben- bis achtstellige Jahresgehälter, ein KI-Superlabor und bis zu 100 Millionen US-Dollar Unterschriftsbonus. Das geht aus einem Bericht des Wall Street Journal (Paywall) hervor.
Demnach soll Zuckerberg persönlich zahlreiche renommierte KI-Spezialisten angeschrieben haben – per Mail und per WhatsApp. Darunter: die OpenAI-Mitgründer John Schulman und Ilya Sutskever sowie Bill Peebles, einer der Forschungswissenschaftler des Unternehmens, der die Video-KI Sora leitet.
Mark Zuckerberg verspricht KI-Entwicklern Millionen-Gehälter
Was im ersten Moment vielleicht wie ein finanzieller Paukenschlag in der KI-Branche wirkt, entpuppt sich letztlich als purer Verzweiflungsakt. Zumal das Umgarnen von KI-Talenten durch Mark Zuckerberg fast schon an die mitunter absurden Transfergeschäfte aus der Sportwelt erinnert.
Der Meta-Chef soll die kontaktierten KI-Experten etwa in seine privaten Villen eingeladen und mit uneingeschränkter Unterstützung geworben haben – einem Stammplatz im Kader des Facebook-Konzerns. Zuckerbergs ungewöhnlicher Rekrutierungsstil zeigt jedoch vielmehr, wie sehr das Unternehmen unter Druck steht. Denn: Meta hinkt im KI-Wettstreit der Konkurrenz hinterher.
Mit Llama hat das Unternehmen zwar ein spannendes KI-Modell an den Start gebracht, das sich vor allem aufgrund seines Open Source-Ansatzes abheben soll. So richtig funktionieren will das aber noch nicht, da Meta bei der Weiterentwicklung nicht mithalten kann. Das angekündigte Spitzenmodell Llama 4 Behemoth verzögert sich etwa um mehrere Monate.
Hinzu kommt, dass die sogenannte Meta AI, die das Unternehmen in Facebook, Instagram und WhatsApp integriert hat, viele Nutzer schlichtweg nervt. Denn die KI-Funktion wird als wenig hilfreich empfunden und lässt sich nicht deaktivieren. Kurzum: Meta scheint es gar an dem nötigsten zu fehlen, nämlich einer klaren KI-Strategie.
Geld ist nicht gleich Innovation
Viele KI-Experten, die von Mark Zuckerberg kontaktiert wurden, hielten seine Angebote für einen schlechten Scherz. Einerseits, weil die kolportierten Summen, die im Raum stehen, absurd hoch sind, dass sie unglaubwürdig erscheinen. Andererseits, weil sie die pure Verzweiflung Zuckerbergs offenbaren.
Berichten zufolge soll es etwa interne Unstimmigkeiten zwischen Metas derzeitigem KI-Chef Yann LeCun und Mark Zuckerberg hinsichtlich der aktuellen LLM-Ansätze geben. OpenAI konterte die Abwerbungsversuche seiner Mitarbeiter wiederum gelassen. Einerseits mit eigenen Angeboten und Gehaltsanpassungen.
Andererseits mit der dem Vorwurf, dass Zuckerberg keine sinnvolle Strategie verfolge. Der Hintergrund: Meta investierte allein im Jahr 2025 rund 99 Milliarden US-Dollar in Rechenzentren und KI-Chips. Der Markt reagierte jedoch nervös – und der Aktienkurs fiel prompt.
Denn Mark Zuckerberg versucht sich ein KI-Image für Meta mit Geld zu erkaufen. Sein Vorgehen wirkt jedoch nicht glaubwürdig, sondern vielmehr wir ein Turmbau zu Babel. Unterm Strich bleibt daher allenfalls eine riskante Wette, die mehr nach Symptombekämpfung denn Strategie anmutet. Doch im KI-Wettstreit braucht es letztlich vor allem Verantwortung, Vertrauen und Visionen – und nicht nur ein dickes Portemonnaie.
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