In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Was steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Concular.
Start-ups: Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen leider oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.
Dabei gibt es sie durchaus: die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Sie zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Das PropTech-Start-up Concular.
Was ist Concular?
- Branche: PropTech (Property Technology)
- Gründer: Dominik Campanella (Mitgründer & CEO) und Julius Schäufele (Mitgründer & CPO)
- Gründung: 2020, Stuttgart
- Ziel: Förderung der zirkulären Bauwirtschaft
Die Bilanz des Bausektors fällt ernüchternd aus: Rund 50 Prozent des Rohstoffabbaus, 35 Prozent des EU-Abfalls und 36 Prozent aller Treibhausgasemissionen gehen auf sein Konto. Gebäude verbrauchen in Europa rund 40 Prozent der Energie – und das bei oft kurzer Nutzungsdauer und wenig Wiederverwertung, wie eine Studie der Deutschen Energie-Agentur sowie Angaben der EU-Kommission zeigen. Wer also nachhaltig wirtschaften will, muss umbauen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Das Start-up Concular setzt sich seit seiner Gründung im Jahr 2020 für eine zirkuläre Bauwirtschaft ein. Mithilfe digitaler Materialpässe und eines breiten Partnernetzwerks fördert das Unternehmen die Wiederverwendung von Bauteilen und Materialien, um den Bausektor nachhaltiger, ressourcenschonender und klimafreundlicher zu gestalten.
Das Leistungsportfolio des Start-ups umfasst unter anderem strategische Beratung zum zirkulären Bauen, softwaregestützte Tools sowie die ganzheitliche Organisation von Rückbau, Wiederverwendung und Logistik. So begleitet das Unternehmen seine Partner von der Planung bis zur Umsetzung.
„Unser Ziel ist es, Materialkreisläufe zu schließen. Das klare Narrativ ist: 40% des CO2-Ausstoßes und 60% des Abfalls stammen aus dem Bauwesen, die Hälfte davon durch die Herstellung der Materialien“, betont Dominik Campanella, Mitgründer von Concular, in einem Interview mit DETAIL.
Unterstützung durch Investoren und Kooperationspartner
An Bord sind bereits namhafte Investoren wie STRABAG, Hagedorn und KVL Bauconsult. Daneben unterstützen Kooperationspartner wie TRIQBRIQ und die Lindner Group das Start-up.
Außerdem engagiert sich Concular aktiv in Initiativen wie Architects4Future und German Zero: „Es gibt viele Initiativen wie Architects4Future oder German Zero, die wir unterstützen. Sie zeigen Gesetzesvorschläge auf, zum Beispiel wie die Musterbauordnung aussehen müsste oder wie die Bauprodukteverordnung verändert werden kann,“ so Campanella.
Conculars Einsatz wird honoriert: So erhielt das Unternehmen 2022 beispielsweise den PropTech Start-up & Scale-up Europe Award, verliehen von der EU-Kommission und der European PropTech Association. In diesem Jahr wurde das Start-up mit dem SET Award ausgezeichnet, verliehen von der Deutschen Energie-Agentur.
Effizienz und Nachhaltigkeit
Eine der zentralen Stärken von Concular liegt in der Entwicklung digitaler Gebäuderessourcenpässe: Sie dokumentieren, welche Materialien verbaut wurden, bewerten deren Wiederverwendbarkeit und berücksichtigen dabei sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Faktoren. Damit schafft das Unternehmen Transparenz entlang des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes.
Die Materialpässe lassen sich zunehmend in gängige BIM-Modelle (Building Information Modeling) integrieren – also in digitale Gebäudemodelle, die sämtliche Informationen über ein Bauwerk bündeln. Das ist ein wichtiger Schritt, um zirkuläre Prozesse direkt in die Planung einzubetten.
Parallel bringt sich Concular in die Erarbeitung von Normen wie der DIN SPEC 91484 ein, die Standards für digitale Gebäuderessourcenpässe definiert. Damit setzt das Start-up wichtige Impulse für die Standardisierung der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen.
Concular: Praktische und strukturelle Herausforderungen
Doch auch Concular agiert nicht im luftleeren Raum: Die begrenzte Verfügbarkeit wiederverwendbarer Materialien stellt das Start-up vor ebenso praktische wie strukturelle Herausforderungen. Und der Markt zieht nach – mit Konkurrenten wie Madaster wächst der Wettbewerb um Standards und Marktanteile im zirkulären Bauen.
Während Madaster stärker als Register und Dokumentationsplattform fungiert, positioniert sich Concular deutlich praxisnäher: Neben der Datenbereitstellung begleitet das Unternehmen auch Rückbauprojekte, koordiniert Logistik und berät strategisch – ein operativer Ansatz, der die reale Umsetzung von Kreislaufwirtschaft in Bauprojekten erleichtern soll.
Zudem arbeitet Concular an offenen Schnittstellen und interoperablen Datenstrukturen. Ziel ist es, Materialdaten plattformübergreifend nutzbar zu machen – unabhängig davon, ob ein Projekt mit Concular, Madaster oder einem anderen System arbeitet. Das entspricht der langfristigen Vision: eine gemeinsame digitale Infrastruktur für zirkuläres Bauen zu schaffen.
Um sich in diesem Umfeld zu behaupten und den Paradigmenwechsel im Bauwesen weiter voranzutreiben, entwickelt Concular praxisnahe Leitfäden und setzt auf Kooperation statt Isolation. Die große Vision bleibt dabei immer im Blick, wie Dominik Campanella erklärt: „Unser Ziel ist es, Materialkreisläufe zu schließen.“
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