In der Serie „Start-up-Check!“ nehmen wir regelmäßig die Geschäftsmodelle von Start-ups unter die Lupe. Wer steckt hinter dem Unternehmen? Was macht das Start-up so besonders und was gibt es zu kritisieren? Heute: Neura Robotics.
Start-ups: Das klingt nach Erfindergeist, Zukunftstechnologien, neuen Märkten. Doch in der Realität erweisen sich viele der Neugründungen oft als eine Mischung aus einer E-Commerce-Idee, planlosen Gründern und wackeligen Zukunftsaussichten.
Dabei gibt es sie durchaus: die Vordenker, die an den großen Problemen tüfteln und Geschäftsmodelle revolutionieren. Diese zu finden und vorzustellen, ist die Aufgabe des Formats Start-up-Check. Heute: Neura Robotics – ein ambitionierter Anbieter intelligenter humanoider Roboter aus Metzingen.
Wer steckt hinter Neura Robotics?
- Standort: Metzingen, Baden-Württemberg
- Gründung: 2019 von David Reger
- Produktpalette: Kognitive Service- und Haushaltsroboter (MiPA), humanoide Roboter (4NE1), industrielle Cobots (MAiRA etc.)
- Finanzierung: Series B im Januar 2025 über 120 Millionen Euro. Zuvor: 55 Miollionen US-Dollar im Juli 2023
- Die Vision: Mensch und Maschine verschmelzen
David Reger verfolgt eine klare Vision: Roboter sollen künftig nicht mehr isoliert arbeiten, sondern direkt mit den Menschen interagieren – verständlich, lernfähig und intuitiv bedienbar. Mit Hilfe von Sensorik, Künstlicher Intelligenz und einer ganzheitlichen Systemarchitektur entwickelt Neura Maschinen, die sich flexibel auf ihre Umgebung einstellen können.
Sie sollen dabei stark und robust genug für die Industrie sein, gleichzeitig aber auch feinfühlig genug für den Einsatz im Alltag, beispielsweise in der Pflege. Herzstück ist das sogenannte „Neuraverse“ – eine offene Plattform, über die Roboter kontinuierlich dazulernen und neue Fähigkeiten integrieren können, ähnlich wie bei einem App-Store.
MiPA und 4NE1: „Wir sind die Roboter“
Am 24. Juni 2025 präsentierte Neura zwei Roboter:
- MiPA (My intelligent Personal Assistant) ist ein modularer Haushalts- und Serviceroboter mit KI-Steuerung, Sprach- und Gestenerkennung, kraftsensitiver Wahrnehmung (beispielsweise um ein Glas fassen zu können, ohne es zu zerbrechen) und umfassender Umweltanalyse. Der Preis soll bei rund 9.999 Euro liegen, Vorbestellungen sind bereits möglich.
- 4NE1 (gesprochen „For Anyone“) dagegen kommt diversen humanoiden Androiden aus Star Trek, Star Wars und Co. schon sehr nahe. Der Roboter ist etwa 1,80 Meter groß, 80 Kilogramm schwer und verfügt über eine künstliche Haut, die taktile Signale bereits vor Berührung erkennt. Er reagiert auf Sprache, Emotionen und verfügt über einen Kopf mit Display.
Nichts Neues? Von diversen Messen oder Demonstrationen sind Roboter wie diese natürlich hinlänglich bekannt. Die beiden Modelle markieren nun aber den Einstieg kognitiver Robotik in das eigene Zuhause. Keine Science-Fiction mehr, sondern echte Science zum Anfassen.
Ein weiterer Meilenstein für Neura Robotics ist die Ende Juni 2025 bekanntgegebene Kooperation mit Vodafone. Gemeinsam wollen beide Unternehmen Roboter entwickeln, die über 5G in Echtzeit mit Plattformen und der Cloud kommunizieren – nahezu ohne Latenz.
Dies ist nicht nur für vernetzte Robotik essenziell, sondern bildet auch eine zentrale technologische Grundlage für autonomes Fahren. Was mit 4G aufgrund zu hoher Verzögerungen nicht möglich war, lässt sich mit 5G erstmals in Echtzeit realisieren – sei es im Haushalt, in der Industrie oder auf der Straße.
Skalierung & Herausforderungen
Große Pläne bedeuten große Hürden:
Serienreife: Mit dem eigenen Fertigungssystem „Neura Hive“ will das Unternehmen humanoide Roboter effizient produzieren.
Regulatorik: Vom Smart Home bis zur Pflege – jede Anwendung verlangt eigene Sicherheits- und Zulassungsprozesse.
Nutzerakzeptanz: Humanoide Roboter im Alltag werfen Fragen nach Vertrauen, Ethik und Datenschutz auf. Wettbewerb: Ob Tesla (Optimus), Boston Dynamics oder Agility Robotics – Neura muss sich gegen Schwergewichte behaupten.
Fazit: Neura Robotics zeigt Mut zur Zukunft
Nach der Series-B-Finanzierung über 120 Millionen Euro und mit Hilfe von Investoren wie Kawasaki, Nvidia, Hanwha oder SAP hat Neura ein solides Fundament gelegt. Ziel ist es, bis 2030 fünf Millionen Roboter weltweit auszuliefern. Dabei setzt das Unternehmen auf ein eigenes, vollständig integriertes Ökosystem – von Hardware über Software bis zur KI.
Neura Robotics bringt Roboter auf ein neues Level: lernfähig, empathisch, interaktiv und bereit für reale Umgebungen. Mit MiPA und 4NE1 zeigt das Unternehmen, dass humanoide Roboter mehr sein können als technische Spielerei.
Entscheidend wird sein, wie gut die Umsetzung im Alltag gelingt. Doch eines steht fest: Kaum ein deutsches Start-up steht derzeit so exemplarisch für die Schnittstelle von KI, Robotik und Zukunftsfantasie wie Neura.
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