PV-Anlagen gelten als wichtiger Baustein der Energiewende. Ihr Einfluss auf Natur und Artenvielfalt wird allerdings immer wieder diskutiert. Aktuelle Studien liefern neue Informationen zum Einfluss von Solarparks auf Umwelt und Ökosysteme.
Solarparks gelten als wichtiger Bestandteil im Kampf gegen den Klimawandel. Sie tragen maßgeblich zur Reduzierung von Treibhausgasen bei. Allerdings geht der Bau einer Photovoltaikanlage stets mit einem Eingriff in die Landschaft einher. Denn Solarpark nehmen große Flächen ein. Das lässt immer wieder die Fragen aufkeimen, welche Auswirkungen sie auf Umwelt und Ökosysteme haben.
Umwelt: Haben Solarparks einen negativen Einfluss auf die Artenvielfalt?
Zu den häufigsten Argumenten gehört, dass sich Solarparks negativ auf die Artenvielfalt auswirken würden. Aktuelle Studien liefern dazu neue Erkenntnisse. So zeigte die Forschung des Biologen Tim Peschel, dass PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen die Flora und Fauna positiv beeinflussen.
Die Arbeit wurde im Auftrag des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft e.V. (bne) veröffentlicht. Im Zuge dessen untersuchten die Forscher 2024 30 PV-Freiflächenanlagen in zehn Bundesländern.
Die Studie basiert auf 100 Einzeluntersuchungen und insgesamt 40 Untersuchungsberichten mit Arterfassungen zur Pflanzenwelt, zu Vögeln, Tagfaltern, Heuschrecken, Fledermäusen und Reptilien. In geeigneten Solarparks mit Gewässern untersuchte das Team auch Amphibien und Libellen.
„PV-Freiflächenanlagen bieten in der strukturarmen Agrarlandschaft für viele Arten ein Mosaik neuer, offensichtlich geeigneter Lebensräume“, so Peschel. Und weiter: „Zunehmend werden sie von Tieren und Pflanzen als Lebensraum entdeckt und genutzt. Das dort vorhandene Nahrungsangebot ist für Vögel und Fledermäuse eine elementare Voraussetzung, um sie als Lebensraum dauerhaft nutzen zu können.“
Positive und Negative Auswirkungen von Solarparks auf die Umwelt
An der britischen Lancester University untersuchte ein Forschungsteam die Auswirkungen von Solarparks auf Ökosysteme in unterschiedlichen Ländern. Für eine Metastudie analysierten die Wissenschaftler 194 Publikationen. Dabei identifizierten sie 306 positive und 316 negative Einflüsse.
Die britische Studie zeigt, dass es weniger Pflanzenwachstum unter Solarmodulen gibt. Ursache dafür ist vor allem die reduzierte Sonneneinstrahlung und das veränderte Mikroklima. Außerdem ist der Boden unter den Panels stärker verdichtet, was die Wasseraufnahme und das Wurzelwachstum beeinträchtigt.
Dennoch glauben die Wissenschaftler, dass sich die negativen Effekte durch clevere Gestaltung und Management abmildern lassen. So würde eine Erhöhung der Modulhöhe und größere Abstände den Lichteinfall und das Pflanzenwachstum fördern. Die gezielte Ansaat von schattentoleranten Pflanzenarten unter und zwischen den Modulen kann außerdem die Ökosystemfunkionen verbessern.
Solarparks: Standortauswahl für Einfluss auf die Umwelt entscheidend
Die Studien aus Deutschland zeigen: Vor allem auf vormals intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen können Solarparks die Artenvielfalt fördern. Der Verzicht auf Dünger und Pestizide schafft Rückzugsräume für Insekten, Vögel und Kleinsäuger.
Werden jedoch ökologisch wertvolle Flächen wie Moore, Wälder oder extensives Grünland überbaut, kann die Biodiversität leiden. Fachverbände wie der NABU empfehlen daher, solche Standorte zu meiden.
Außerdem gibt es globale Unterschiede: In trockenen Regionen können Solarparks das Mikroklima positiv beeinflussen, während in Wüstengebieten negative Effekte wie erhöhte Bodentemperaturen auftreten können.
Wissenschaftler bleiben positiv, aber realistisch
Die deutschen Forscher ziehen ein positives Resumé: Gerade weil Solarparks inmitten der Agrarlandschaft entstehen, würden sie über Jahrzehnte aktiv die Biodiversität vor Ort und damit in Deutschland stärken.
Bereits heute entstehe der Großteil der PV-Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen. Deshalb sind diese auch Untersuchungsgegenstand der deutschen Studie gewesen.
Für hohe Artenvielfalt im Solarpark ist neben der Bauweise auch die richtige Flächenbewirtschaftung entscheidend, beispielsweise durch Mahd und Mahdgutabfuhr oder durch schonende Beweidung.
Die Forscher an der Universität in Lancester befinden Solarparks ebenfalls als wichtig für den Klimaschutz. Sie betonen aber auch, dass ihre langfristigen Auswirkungen auf Pflanzen und Böden noch nicht abschließend geklärt sind.
Weitere Forschung und Zusammenarbeit von Wissenschaft, Industrie und Politik sind notwendig, um die Anlagen so zu gestalten, dass sie sowohl zur sauberen Energiegewinnung als auch zum Erhalt gesunder Ökosysteme beitragen.
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