Kühlen statt heizen: Moderne Fußbodenheizungen übernehmen nicht nur im Winter die Wärmeversorgung, sondern sorgen im Sommer auch für angenehme Frische. Wir erklären dir, wie Fußbodenheizungen ganz einfach zur Klimaanlage werden.
In den heißen Sommermonaten sehnen sich die Deutschen nach Kühlung. Eine aktuelle Studie zeigte, dass 16 Prozent der Befragten deshalb eine mobile Klimaanlage in ihrer Wohnung haben. Knapp 12 Prozent nutzen eine fest verbaute Klimaanlage.
Nur die wenigsten wissen jedoch, dass sie ihre Fußbodenheizung auch zur Kühlung nutzen können. Denn wenn kaltes Wasser durch die Rohre fließt, entzieht das dem Raum Wärme.
Fußbodenheizungen als Klimaanlage: So gehts
So einfach, wie das Prinzip klingt, ist es auch: Was den Raum im Winter angenehm erwärmt, kann ihn im Sommer auch kühlen. Dafür braucht es eine sogenannte reversible Wärmepumpe. Sie versorgt das Heizsystem mit Energie und wird in der warmen Jahreszeit auf Kühlbetrieb umgestellt.
Der Aufbau der Klimaanlage bleibt gleich. Das unter dem Boden liegende Rohrsystem wird mit Wasser durchströmt, das von der Pumpe angetrieben wird. Die Steuerung regelt weiterhin die Temperatur sowie die Durchflussmenge und Kühlzeiten.
Passive versus aktive Kühlung
Es gibt zwei Kühlvarianten: die aktive und die passive Kühlung. Bei der passiven Kühlung arbeitet die Wärmepumpe nicht aktiv. Stattdessen schleust sie von Natur aus kühleres Wasser aus dem Erdreich oder dem Grundwasser durch das Heizsystem.
Diese Variante gilt als besonders energiesparend. Allerdings erreicht sie nur eine geringe Kühlung, vor allem, wenn der Raum große Fensterflächen besitzt und die Sonne direkt einstrahlen kann. Trotzdem verbessert auch dieser kleine Temperaturunterschied das Raumklima deutlich spürbar.
Die aktive Kühlung ist im Vergleich dennoch leistungsfähiger. Statt auf natürliche Temperaturunterschiede zu setzen, erzeugt die Wärmepumpe über ein spezielles Vier-Wege-Ventil aktiv Kälte, indem sie wie ein Kühlschrank arbeitet. So können Nutzer die Raumtemperatur auch an heißen Tagen senken.
Zwar steigt dann der auch der Energiebedarf. Die Kühlung bleibt dennoch nachhaltiger, als es bei einer herkömmlichen Klimaanlage der Fall wäre.
Fußbodenheizungen als Klimaanlage: Welche Temperaturen sind möglich?
Wer sich dafür entscheidet, Räume per Fußbodenheizung zu kühlen, sollte realistische Erwartungen an das System haben. Bei der passiven Kühlung kann die Raumtemperatur im Regelfall um bis zu drei Grad Celsius gegenüber der Außentemperatur gesenkt werden. Das klingt zwar wenig, reicht in vielen Fällen aber aus, um Hitzeschübe zu dämpfen.
Aktive Systeme können auch niedrigere Vorlauftemperaturen bis zu 16 Grad Celsius erzielen. Je nach Heizsystem und Gebäudeeigenschaften lässt sich ein Raumklima zwischen 20 und 22 Grad Celsius erreichen – auch an heißen Tagen.
Bei beiden Varianten sollte die Vorlauftemperatur des Kühlwassers zwischen 16 und 20 Grad Celsius liegen, um Kondenswasser, Schimmel und Materialschäden unter dem Fußboden zu vermeiden. Um das zu verhindern, ist eine Taupunktüberwachung wichtig.
Sie erkennt, wenn sich die Oberflächentemperatur dem kritischen Punkt näher und lässt das System entsprechend eingreifen. Viele moderne Wärmepumpen verfügen bereits standardmäßig über diese Funktion.
Vorteile und Nachteile der Kühlung über den Fußboden
Die Fußbodenheizung als Klimaanlage bietet einige Vorteile. Sie arbeitet ohne Ventilatoren, Zugluft oder trockene Luft. Damit arbeitet sie lautlos und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Besonders bei passiver Kühlung arbeitet das System energieeffizient, hält die Betriebskosten niedrig und verringert den CO2-Fußabdruck.
Die Kühlung erfolgt gleichmäßig über die gesamte Bodenfläche und braucht keine zusätzlichen Geräte. So bleibt die Technik unsichtbar, platzsparend und optisch ansprechend. Außerdem lässt sich das System sowohl zum Heizen im Winter als auch zum Kühlen im Sommer nutzen – eine gute Doppelnutzung.
Zu den Nachteilen gehören die begrenzte Kühlleistung bei passiver Kühlung, eine langsame Reaktionszeit bei Temperaturänderungen und dass die Raumluft nicht entfeuchtet wird. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Kondenswasser bildet.
Wer künftig per Fußbodenheizung Kühlen möchte und schon ein entsprechendes Heizsystem besitzt, kann oft mit vertretbarem Aufwand auf passives Kühlen umrüsten. Der größte Eingriff betrifft in der Regel die Wärmepumpe. Wichtig ist in jedem Fall eine fachgerechte Planung und Beratung durch Fachkräfte.
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