US-Präsident Donald Trump will sensible Gesundheitsdaten von Patienten in den USA mit Tech-Unternehmen wie Apple oder Amazon per App teilen. Das soll den Zugang zu medizinischen Informationen erleichtern. Ist das praktisch oder problematisch, fragt sich US-Kolumnistin Marinela Potor.
Wenn es um persönliche Daten von US-Bürgern geht, hat die aktuelle Trump-Regierung wenig Bedenken. Steuerdaten, Listen von Lebensmittelhilfe-Empfängern oder die ethnische Zugehörigkeit von Studenten: Sensible Informationen werden in der Regel ohne Sorge und häufig auch ohne große Schutzmaßnahmen gesammelt, extrahiert und genutzt.
Daher überrascht Trumps neueste Daten-Initiative nicht. Der US-Präsident möchte künftig Gesundheitsdaten in den USA an private Tech-Unternehmen weiterleiten. Die Idee: Patientendaten, die über die Bundesgesundheitsbehörde Centers for Medicare and Medical Services hereinkommen, sollen über neue Apps an Tech-Konzerne wie Google, Amazon oder Apple weitergeleitet werden. Auch größere Gesundheitsorganisationen wie die Cleveland Clinic oder CVS Health sollen mit einbezogen werden.
Die Initiative will sich zunächst auf Diabetes und Gewichtsmanagement konzentrieren sowie Technologien wie Conversational AI, QR-Codes und Apps einbinden. Diese sollen Patienten dabei helfen, Termine zu vereinbaren oder ihre Medikamente nachzuverfolgen.
Das Centers for Medicare and Medical Services wird den Prozess beaufsichtigen und Daten werden nur weitergeleitet, wenn Patienten dem per Opt-in zustimmen. Der Vorstoß sorgt für Lob bei Big Tech sowie Gesundheitskonzernen und für Sorgen bei Datneschützern.
Datensilos im Gesundheitswesen
„Es ist höchste Zeit für ein Tech-Update im Gesundheitswesen“, sagte Trump im Zusammenhang mit der Initiative. Geoff Cook, CEO des digitalen Fitnessservices Noom, bestätigt dies: „Im Moment hast du Datensilos.“
Da ist durchaus was dran. Gesundheitsdaten in den USA von einer Arztpraxis zur anderen oder gar zwischen Krankenhäusern weiterzuleiten ist zermürbend.
Noch schlimmer ist es, wenn die Informationen zwischen verschiedenen Bundesstaaten vermittelt werden müssen, sagt Tomislav Mihaljevic, CEO der Cleveland Clinic. Hier gelten oft andere Regulierungen, die Systeme sind nicht kompatibel oder es ist unklar, wer die Informationen in welcher Form an wen weitergeben darf.
All das kann nicht nur Patienten zur Verzweiflung bringen, sondern auch Behandlungen verzögern.
Es gibt also durchaus einen Bedarf, unkomplizierter und schneller an Gesundheitsdaten zu kommen. Eine App, die Gesundheitsversorgern den Zugriff vereinfacht, bringt Vorteile für alle Seiten. Das Problem ist also weniger das „Ob“, sondern eher das „Wie“ – und genau dabei haben Datenschützer bei Trumps aktuellen Plänen Bedenken.
Gesundheitsapps in den USA: Datenweitergabe könnte Nutzern schaden
So sagt etwa Lawrence Gostin, Rechstprofessor an der Georgetown University:
Patienten in ganz Amerika sollten sich große Sorgen darüber machen, dass ihre Gesundheitsdaten genutzt werden, um ihnen und ihren Familien zu schaden.
Während Tech-Konzerne versichern, dass sie die Daten schützen und im besten Interesse der Nutzer verwenden wollen, gibt es keine verpflichtenden Absicherungen dazu, wie sie diese verarbeiten und speichern werden oder was genau mit den Informationen der persönlichen Krankengeschichte passieren wird.
Und ob die Daten bei den Regierungsbehörden besser aufgehoben sind, ist auch fraglich. So befürchtet Jeffrey Chester von der Interessengruppe Center for Digital Democracy, dass damit Tür und Tor zur Monetarisierung von sensiblen Gesundheitsdaten geöffnet werden. Auch traut er den Datenschutzmaßnahmen der Regierung nicht: „Die Bundesregierung hat wenig getan, um Gesundheitsapps in den USA oder Telemedizin zu regulieren.“
Das ist noch milde formuliert. Erst vor wenigen Wochen hat die Trump-Regierung medizinische Daten aus dem Pool von 140 Millionen Medicare- und Medicaid-Empfängern an Einwanderungsbehörden weitergeleitet, um Abschiebungen zu erleichtern. Das ist potenziell genau der gleiche Datenfundus, der nun auch an Big Tech über die neuen Gesundheitsapps weitergeleitet werden soll.
Und auch der Chef des Centers for Medicare and Medical Services, Mehmet Öz, weckt in dem Fall kein Vertrauen. Der Kardiologe stand mehrmals unter Verdacht, zwielichtige Gesundheitsprodukte mit gefälschten Daten vermarktet und verkauft zu haben.
Da können Millionen US-Amerikaner, deren Daten bei den Bundesgesundheitsprogrammen Medicaid und Medicare liegen, nur hoffen, dass das aktive Opt-in zum Teilen ihrer Gesundheitsinformationen respektiert wird.
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