Egal, ob in einem internationalen Konzern oder in einem kleinen Familienunternehmen: Gesten der Anerkennung sind im beruflichen Alltag wichtig.
Kleine Aufmerksamkeiten haben das Potenzial, bestehende Beziehungen zu vertiefen und wichtiges Vertrauen aufzubauen. Gleichzeitig bewegen sich Unternehmen und Mitarbeitende allerdings stets auf einem schmalen Grat zwischen Wertschätzung und Unangemessenheit.
Welche Regeln gelten heute bei diesem Thema und wie lässt sich Schenken professionell gestalten, ohne in Grauzonen zu geraten? Der folgende Beitrag zeigt, worauf es ankommt.
Die Geschäftskultur in Deutschland
In Deutschland herrscht grundsätzlich eine Kultur der Klarheit und Verlässlichkeit. Pünktlichkeit, Präzision und Professionalität gelten als Standardwerte. Diese spielen auch bei den zwischenmenschlichen Gesten eine Rolle.
Geschenke sind nicht unüblich, sie stehen aber stets unter dem Anspruch, neutral, maßvoll und nachvollziehbar zu bleiben. Sie sollen Beziehungen pflegen, nicht beeinflussen. Deshalb wird von überhöhten oder allzu persönlichen Präsenten generell abgeraten.
Untersuchungen zeigen, dass rund zwei Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland Richtlinien für den Umgang mit Geschenken etabliert haben. Diese Vorgaben dienen auf der einen Seite der Rechtssicherheit, auf der anderen sollen sie auch vor Missverständnissen auf persönlicher Ebene schützen.
Angemessene Anlässe und Geschenkwert
Jubiläum, Weihnachtszeit oder die erfolgreich abgeschlossene Zusammenarbeit: Gelegenheiten für ein Präsent gibt es im Berufsleben viele. Entscheidend ist dabei jedoch, dass der Anlass erkennbar bleibt und das Geschenk zum Kontext passt. Steuerlich gilt in Deutschland ein Richtwert von 35 Euro pro Person und Jahr. Bis zu diesem dürfen Geschenke an Geschäftspartner als Betriebsausgaben abgesetzt werden.
Innerhalb dieses Rahmens lassen sich durchaus hochwertige, aber unaufdringliche Präsente finden. Beliebt sind unter anderem geschmackvolle Büroartikel, ausgewählte Literatur oder regionale Spezialitäten. Auch Geschenkgutscheine für Kultur- oder Gastronomieerlebnisse werden gerne eingesetzt, solange sie nicht den Eindruck erwecken, eine Gegenleistung zu erwarten. Generell lassen sich Gutscheine als flexible Möglichkeit nutzen, da sie den Empfängern einen gewissen Freiraum lassen und dennoch eine persönliche Note aufweisen.
Rechtliche Rahmenbedingungen und Compliance beachten
Nahezu jedes größere Unternehmen verfügt heute über Compliance-Regeln, die unter anderem klare Grenzen für Geschenke und Einladungen ziehen. Durch sie sollen Transparenz sichergestellt und Interessenkonflikte vermieden werden.
Im privaten Sektor bestehen in der Regel gewisse Spielräume. Dagegen verbieten viele öffentliche Institutionen die Annahme von Präsenten komplett. Ein kurzer Blick in die firmeneigenen Richtlinien oder eine Nachfrage bei der Personalabteilung verhindert unangenehme Missverständnisse.
Neben den rechtlichen Vorgaben spielen allerdings auch steuerliche Aspekte eine Rolle. Werden Geschenke dokumentiert und die Wertgrenzen eingehalten, bewegt man sich jedoch auf sicherem Terrain. Wird dieser Rahmen jedoch überschritten, drohen steuerliche Nachteile oder langfristige Reputationsschäden.
Kulturelle Unterschiede berücksichtigen
Im globalen Geschäftsleben variieren die Erwartungen außerdem erheblich. In einigen Ländern, wie zum Beispiel in Japan, ist das Ritual des Schenkens fest verankert und besitzt sogar mehrere Ebenen von Symbolik. In Nordeuropa stellt dagegen Zurückhaltung die Norm dar.
Auch innerhalb Europas gibt es Unterschiede: In Italien oder Spanien gelten Wein oder regionale Spezialitäten als üblich, in Deutschland wirkt ein solches Präsent hingegen schnell zu persönlich. Wer international tätig ist, sollte sich daher erst mit den jeweiligen Gepflogenheiten vertraut machen, bevor er eine Entscheidung für oder gegen ein Geschenk trifft.
Praktische Empfehlungen für den Berufsalltag
- Relevanz prüfen: Passt das Geschenk wirklich zu der individuellen Beziehung und zur Situation?
- Neutralität wahren: Keine allzu persönlichen Gegenstände sowie keine Produkte, die religiös oder politisch gedeutet werden könnten.
- Form beachten: Eine dezente Übergabe im passenden Moment, ergänzt durch eine handgeschriebene Karte, wirkt besonders authentisch.
- Rückmeldung beobachten: Zeigt der Empfänger Freude oder Dankbarkeit, bestätigt das den Wert der Geste.
Geschäftsgeschenke sind kein bloßes Beiwerk, sondern ein wichtiger Teil der professionellen Beziehungspflege. Wird sich an Wertgrenzen, Compliance-Regeln und kulturelle Unterschiede gehalten, lässt sich sowohl Respekt demonstrieren als auch eine starke Basis für eine langfristige Zusammenarbeit legen.