Europa will unabhängiger werden und die Batterieproduktion massiv ausbauen – doch das hat einen hohen Preis. Allein für die Herstellung von Batteriezellen könnte bis 2050 ein zusätzlicher Strombedarf im dreistelligen Terawattstunden-Bereich entstehen.
Für das Gelingen der Energiewende sollen erneuerbare Energien in den kommenden Jahren enorm ausgebaut werden. Doch sowohl die Wind- als auch die Sonnenenergie unterliegt starken Schwankungen.
Um diese Schwankungen auszugleichen und die Stromversorgung auch nachts oder bei Windflauten sicherzustellen, wird auch der Aufbau eines Großspeichernetzes zwingend notwendig sein. Doch auch für die Elektrifizierung des Straßenverkehrs werden in Zukunft Batteriekapazitäten benötigt.
Vor allem die Herstellung der derzeit vorherrschenden Lithium-Ionen-Batterien ist jedoch von kritischen Rohstoffen sowie globalen Lieferketten abhängig. Um diese Abhängigkeiten und Engpässe reduzieren zu können, wachsen die Bestrebungen, Lieferketten nach Europa zu verlagern.
Forscher der Universität Münster und der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle haben nun errechnet, was die Verlagerung der Batterieproduktion nach Europa für den Stromverbrauch bedeuten würde.
So viel Strom benötigt eine europäische Batterieproduktion
Die EU will im Bereich der Batterieproduktion unabhängiger werden. Vor allem Importe sollen dabei reduziert werden. Bis zum Jahr 2030 sollen deshalb zehn Prozent der wichtigen Rohstoffe, wie beispielsweise Lithium oder Nickel, aus heimischen Ressourcen stammen.
Zusätzlich hat die EU festgelegt, dass 90 Prozent der in Europa genutzten Batterien und Speicher aus EU-Produktion stammen sollen. Dafür soll auch die Recyclingquote steigen, die ein Viertel des jährlichen Rohstoffbedarfs abdecken soll.
All diese Vorhaben werden jedoch den Energiebedarf wiederum deutlich ankurbeln. Sollte die europäische Batterieproduktion bis zum Jahr 2050 tatsächlich autark arbeiten, werden dafür laut den Forschungsergebnissen 250 Terawattstunden Strom benötigt.
Diese Zahl gelte jährlich ab 2038, allerdings nur, wenn in den kommenden Jahren die Recyclinginfrastruktur deutlich ausgebaut wird. Aktuell liege die Zahl gerade einmal bei 3,5 Terawattstunden.
Berechnungsgrundlage für den Stromverbrauch
Für ihre Berechnung sind die Wissenschaftler davon ausgegangen, dass in der EU bis zum Jahr 2050 rund 140 Millionen Elektroautos zugelassen sind. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 waren weltweit rund 55,8 Millionen Elektroautos zugelassen.
Neben dem benötigten Strom für die Batterieproduktion werde hierfür ein zusätzlicher Bedarf in Höhe von jährlich zwischen 200 und 250 Terrawattstunden für das Laden der Elektrofahrzeuge zusammenkommen.
Gleichzeitig fallen laut den Forschern allerdings rund 90 Terawattstunden weg, die aktuell für die Gewinnung und Aufbereitung fossiler Brennstoffe benötigt werden. Insgesamt werden demnach ab dem Jahr 2040 für die Nutzung von Elektrofahrzeugen und für stationäre Energiespeicher insgesamt zwischen 450 und 500 Terawattstunden Strom benötigt.
Zusätzlich haben die Forscher Batteriegroßspeicher mit einer Kapazität von 160 Gigawattstunden für ihre Berechnungen angenommen. Vor allem die Gewinnung von Rohstoffen wie Lithium, Nickel oder Kobalt werde den Energiebedarf in Europa stark ankurbeln. Bergbau und Raffinerien könnten dabei zu Beginn fast die Hälfte des gesamten Energiebedarfs einnehmen.
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