Das US-amerikanische Robotik-Unternehmen Figure AI hat mit dem Figure 03 die neuste Version seines humanoiden Roboters präsentiert. Er soll im Haushalt, als Paketbote und in Logistikzentren zum Einsatz kommen. Kritiker bemängeln den Nutzen solcher Roboter – vor allem aufgrund von Problemen mit der Feinmotorik.
Figure 03: Humanoider Roboter für den Haushalt
- Figure AI wird unter anderem von Microsoft unterstützt. Im Februar 2024 kündigte das Unternehmen eine Partnerschaft mit OpenAI an, nur um sich ein Jahr später wieder zu trennen. Figure AI erklärte jedoch, dass man einen „großen Durchbruch“ bei seiner Robotik-KI erzielt habe. Mitte September 2025 gab Figure bekannt, dass es in einer Finanzierungsrunde über eine Milliarde US-Dollar erhalten habe. Der Wert des Unternehmens wird auf 39 Milliarden US-Dollar geschätzt.
- Der Figure 03 ist 1,68 Meter groß, wiegt 60 Kilogramm und soll bis zu 20 Kilogramm Nutzlast tragen und bewegen können. Er verfügt über einen Akku mit einer angegebenen Betriebsdauer von bis zu fünf Stunden. Der Roboter kann induktiv auf einer Matte über seine Füße geladen werden. Der Preis soll bei rund 10.000 Euro plus 100 Euro monatlich liegen. Ein Video zeigt die Fähigkeiten des Figure 03.
- Die menschliche Hand verfügt über rund 17.000 Tastrezeptoren und ist äußerst komplex. Humanoide Roboter reichen daran nicht heran. Figure-Konkurrent Tesla scheitert mit seinem Optimus bislang offenbar an der nötigen Feinmotorik. Eigentlich wollte das Unternehmen bis Ende 2025 rund 5.000 Einheiten produzieren. Der Start verzögert sich aber. In einem Video machte der Tesla Optimus keine gute Figur.
Humanoide Roboter: Show vs. Realität
Humanoide Roboter wie der Figure 03 wirken futuristisch, doch ihr praktischer Nutzen ist begrenzt. Für 10.000 Euro und 100 Euro monatlich sind sie für den Durchschnittshaushalt schlicht zu teuer. Denn: Solange die Feinmotorik unzureichend bleibt, sind die Fähigkeiten eingeschränkt und der Haushaltstraum eine teure Vision.
Experten warnen vor Jobverlusten in Logistik, Pflege und Service, während die Roboterindustrie noch an den Grundlagen scheitert. Es droht ein Szenario, in dem Unternehmen Milliarden investieren, ohne dass Roboter die Arbeit menschlicher Hände wirklich ersetzen können.
Statt Milliarden in Showroboter zu stecken, wäre eine Fokussierung auf unabhängige Forschung und präzise Feinmotorik deutlich effektiver. Der aktuelle Hype könnte also Ressourcen verschwenden, bevor greifbare Fortschritte erzielt werden. Und dennoch: Die Fortschritte im KI-Bereich und in der Robotik sind enorm.
Solange Unternehmen nur teure Spielzeuge herstellen, prallen futuristische Hoffnungen auf die harte Realität: Hohe Kosten und die Risiken für Arbeitsplätze bremsen die Roboterrevolution. Sicherheitsforscher bemängeln zudem fehlende Normen für humanoide Maschinen. Auch Ethiker stellen Fragen: Was, wenn der Roboter falsch entscheidet oder gehackt wird?
Stimmen
- Figure AI-Chef Brett Adcock offenbart in einem Interview ambitionierte Pläne: „In den nächsten 10 Jahren wird das größte Unternehmen der Welt ein Hersteller humanoider Roboter sein. Jeder Haushalt wird einen Humanoiden haben. Wir gehen davon aus, dass es Milliarden von ihnen geben wird. Sie werden im Gesundheitswesen eingesetzt werden und schließlich auch im Weltraum, wo sie beim Aufbau von Kolonien helfen werden.“
- Laut dem renommierten Robotikforscher Rodney Brooks verschwenden Unternehmen wie Figure AI Geld, da die menschliche Hand zu komplex für einen Roboter sei: „Wenn die großen Technologieunternehmen und Risikokapitalgeber, die ihr Geld in groß angelegte humanoide Trainingsprogramme stecken, nur 20 % davon ausgeben und stattdessen alles an Universitätsforscher geben würden, würden sie meiner Meinung nach schneller an ihre Ziele kommen.“
- Tesla-Chef Elon Musk ist von humanoiden Robotern überzeugt, weist in einem Interview aber auch auf die Risiken hin: „Ich denke, dass KI und humanoide Roboter die größte wirtschaftliche Rendite bringen werden, weil sie uns ermöglichen, quasi unendlich viele Produkte und Dienstleistungen zu produzieren. Es wird einen Punkt geben, an dem kein Job mehr benötigt wird. KI wird alles erledigen können. Die Frage ist, was machen wir dann?“
Figure 03: Nur ein Prestigeobjekt?
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob humanoide Roboter tatsächlich unsere Helfer oder nur teure Staubfänger bleiben. Es benötigt weitere Fortschritte in Feinmotorik, KI-Steuerung und Akkutechnik, damit Roboter Pakete, Wäsche und vielleicht sogar pflegerische Tätigkeiten zuverlässig erledigen können.
Investoren werden weiter Milliarden investieren, getrieben vom Traum der automatisierten Effizienz. Gleichzeitig dürften Haushalte und Unternehmen ihre Geldbörsen nur zögerlich öffnen, solange der Nutzen hinter den Kosten zurückbleibt. Der Figure 03 bleibt deshalb vorerst eher ein Prestigeobjekt.
Strategische Fehlentscheidungen könnten sich zudem rächen. Denn: Wer die Grundlagen überspringt und auf Showeffekte setzt, verschwendet Zeit und Geld. Der Wettlauf um humanoide Roboter wird ein Balanceakt zwischen Vision, Technik und marktwirtschaftlicher Vernunft.
Letztlich könnten die kommenden Jahre zeigen, dass die Revolution nicht in Millionen Haushalten stattfindet, sondern in Laboren und Logistikzentren.
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